Tokyos 78 Jahre alter Gouverneur Shintaro Ishihara sagte nun, dass er nicht mehr die Kandidatur für eine vierte Amtszeit als Tokyos Gouverneur antreten wird.
Zuvor hat er offenbar angedeutet, er würde antreten, aber sein Sohn - der in bester Tradition japanischer Vetternwirtschaft erblicher Demokratie auch der Generalsekretär der LDP ist -
teilte letztens einigen Parteifreunden mit, dass sein Vater nicht vor hat, für eine Wiederwahl anzutreten.
Ob er überhaupt die Wahl gewinnen könnte, ist eine andere Geschichte. Man sollte jedoch nur vorsichtig optimistisch sein, dass sein Mangaverbot zurückgezogen wird - Die LDP, mit der er stark verbunden ist, unterstützt das Verbot mit aller Macht und ist randvoll mit Zensur-befürwortenden autoritären Konservativen, während die größte Oppositionspartei, die angeblich liberale DPJ,
sich dem Verbot angeschlossen hat, nachdem selbiges noch drakonischer formuliert wurde.
Die anderen Parteien und Kandidaten sind auch nicht besonders beruhigend: Die Koumeito stammen aus einem Buddhistischen Kult mit streng moralischem Charakter, und die unabhängige Kandidatur des reichen Restaurant-Unternehmers Miki Watanabe ist ebenfalls hinfällig, nachdem er sich bereits dazu äußerte, was er wegen des Verbots machen würde.
Watanabes Aussage im Bezug auf das Verbot lautete, dass "eine Wiederherstellung des Vertrauens und die Inbetrachtnahme einer Revision nötig ist". Seine Pro-Geschäft Ausrichtung sind im Anbetracht der Dinge viel versprechend, aber die Art, auf die er seine Aussage überbrachte, sind alles andere als vertrauenerweckend. Sein erster Tweet im Bezug auf das Thema:
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"Ich lese normalerweise keine Erwachsenen-Manga, also fragte ich meine Sekretärin, mir 4 beispielhafte Exemplare zu kaufen und las sie. Und ehrlich gesagt, wurde mir bei dem Inhalt schlecht."
[Seine Wortwahl "Erwachsenen-Manga" deutet an, dass er 18+ Ero-Mangas bekommen hat, die von dem Verbot in keiner Weise betroffen sind, was auf ein bodenloses Niveau der Kenntnisse und Nachforschungen auf diesem Gebiet hindeutet.]
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Er macht mit der Verachtung von Meinungsfreiheit weiter:
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"Ich verstehe nicht, wieso Menschen totale Freiheit als 'Meinungsfreiheit' verteidigen. Ich denke, dass das Mangaverbot definitiv die richtige Wahl war."
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Allerdings änderte er bald seine Einstellung, als er bemerkte, dass ihn das wohl so einige Stimmen kosten könnte. Seine Antwort auf die Beschuldigungen als "Neo-Ishihara":
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"Ich entschuldige mich für meine Kommentare zu dem Mangaverbot, die auf einem Missverständnis basierten. Ich denke, die Wiederherstellung des Vertrauens der Industrie in die Regierung ist genauso wichtig wie die Möglichkeit zur Revision des Gesetzes.
Viele Menschen machten sich plötzlich Sorgen um mich und waren so freundlich, mir die Situation in Emails zu erklären. Ich danke euch vielmals. Ich sprach von einer Situation, in der ich etwas gegen exzessiv schädliche Materialien unternehmen wollte. Es sieht aber nicht so aus, als ob das hier die strittige Frage wäre. Ich wusste nicht genug über das Thema, über das ich sprach."
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Seine Aussagen ergeben ein verstörendes Bild seiner Kandidatur im Bezug auf viele Aspekte: Angefangen bei seiner Bereitschaft, Aussagen über Themen zu machen, über die er überhaupt nichts weiß, über das Fehlen sämtlichen Wissens zu der ganzen Angelegenheit und die klare Präferenz für politische Schicklichkeit bishin zur Unterstützung der Meinungsfreiheit oder der Verlagsindustrie.
Nur Akira Koike, der Kandidat der japanischen Kommunistenpartei, hat zweifelsfrei ausgesagt, dass er das gesamte Gesetz als Ganzes rückgängig machen wird, wenn er gewählt würde. Man darf allerdings selbst den stärksten Gegnern des Verbots die Zweifel verzeihen, ob es die Wahl eines totalen Kommunisten ins Amt wert ist, nur um dieses Verbot loszuwerden - in Anbetracht des Rests seiner politischen Agenda.
Die Wahl findet im April statt und wurde als eine "Jeder-darf-gewählt-werden"-Wahl bezeichnet. Wer also gewählt wird, ist völlig offen. Es ist jedoch schon jetzt klar, dass keiner der Kandidaten sich Ishihara in Bezug auf seine demente Feindlichkeit gegenüber Manga, Meinungsfreiheit und Ausländern auch nur annähert. Somit dürfte selbst das Worst-Case-Szenario eine Verbesserung darstellen.