"Eigentlich.", wiederholte Andrew nur, und machte sich dann daran, die Räumlichkeiten genauer zu durchsuchen. Sicher, alle Ritte konnten Hinweise suchen und finden, sie wussten wonach sie Ausschau halten mussten, doch betraf das nur Hinweise nach einem Besucher und unter Umständen waren die nicht zu übersehen. Andrew hatte da eine andere Ausbildung genossen und die hatte sich so eingebrannt bei ihm, das er die Art wie er suchte gar nicht mehr bewusst anwandte. Wenn man nicht wusste wonach man aber suchte, war selbst die Nadel im Heuhaufen leichter zu finden.
Andrew steckte die Notiz einfach in seine Tasche und fing auch an, sich umzusehen. Irgendwie fand Andrew das Haus und die Einrichtung passend zu dem, was auf der Notiz stand. Als Abteilungsleiter in so einem Pharmakonzern wird man sicherlich nicht reich, aber man verdient genug um sich so ein beschauliches Häuschen leisten zu können. Andrew nahm sich ein anderen Zimmer vor, was sich als kleine Kammer herausstellte. Jacken, Schuhe und einige Kartons mit irgendwelchen privaten Habseligkeiten ließen sich hier finden. Der Staub auf dem Zeugs was in der Kiste war, ließ nur den Schluss zu das diese schon länger hier stand. Die war lange nicht mehr angerührt worden.
Li war währenddessen in der Küche angekommen. Andrew hingegen fasste die Treppe ins Auge.
"Ich werde mich mal oben umsehen." Ohne Antwort zu erwarten schritt er die Treppe hoch und fand sich auf einen kleinen Flur wieder, von dem einige Türen abgingen.
Die erste Tür führte ihn ins Badezimmer. Es fand sich nun nichts außergewöhnliches hier. Das Rasierwasser was Andrew fand stank, wie er fand, aber ansonsten hatte er hier nichts außergewöhnliches. Andrew verließ das Badezimmer nach nicht mal zwei Minuten, und ging in den nächsten Raum. Das Schlafzimmer. Auf dem ersten Blick war alles ganz normal. Das Bett war nicht gemacht und es sah aus, als wenn heute morgen - oder vor drei Tagen - jemand einigermaßen überhastet das Zimmer verlassen hatte. Andrew machte den Kleiderschrank auf und sah zuerst Krawatten die an der Schrankinnentür über einem Bügel hingen. Auch das Innere des Schrankes war wie erwartete. Hemden und Sakkos hingen fein säuberlich auf Kleiderbügel. Unter den Sakkos hingen die dazu passenden Hosen. Andrew schloss die Tür wieder und sah sich weiter um. Auf dem Nachtisch neben dem Bett stand ein Telefon in seiner Ladestation. Andrew ging die wenigen Schritte zu dem Nachttisch und nahm das Mobilteil aus seiner Station. Ein kurzes Piepen signalisierte Andrew, das es nun auf Akkubetrieb lief.
Andrew sah sich den Telefonspeicher an, schaute sich die Nummer an die zuletzt gewählt wurden und diejenigen die reingekommen waren. Eine Mengen Nummer doch der letzte Anruf war vier Tage alt. Alles was danach hier versucht hatte anzurufen wurde nicht beantwortet und auch kein Gespräch ging raus. Der letzte Anruf war am Vorabend seines Verschwindens getätigt worden, die Nummer war eine aus L.A.
Andrew legte das Telefon wieder zurück und sein Blick fiel auf den Notizblock der daneben lag. Zuerst sah er nur oberflächlich hin, doch irgendwas passte damit nicht. Der letzte Zettel wurde hastig abgerissen, aber so fest wie geschrieben wurde, war auf dem darunter befindlichen Zettel noch ein Abdruck zu sehen. "Na wollen wir doch mal sehen, was wir da haben.", murmelte Andrew vor sich hin. Er nahm den Block in die Hand, faste in die Innentasche seiner Jacke und holte einen Bleistift hervor. Es ist schon erstaunlich, das man mit so einem einfachen und simplen Mittel mitunter wichtige Informationen wiedergewinnen kann. Als Andrew fertig damit war, den Bleistift vorsichtig über das Papier gleiten zu lassen, konnte er sehr gut erkennen, was auf dem Zettel stand. Am Abend seines Verschwindens wollte er sich noch mit jemanden treffen. Es war doppelt Unterstrichen, nur leider fehlte ein Name und der Ort. Lediglich das Datum und die Uhrzeit waren mit den Worten 'Treffen, wichtig' notiert.
Damit alleine konnte man noch nicht viel Anfangen, aber es war schon mal ein Hinweis, das er sich nicht nur zum Abendessen treffen wollte. Andrew riss den Zettel ab, faltete ihn und steckte ihn in seine Tasche. Sollte die Polizei hier noch auftauchen - wenn sie nicht schon da gewesen war - dann musste sie nicht unbedingt wissen, das hier schon jemand gewesen war der nicht hätte hier sein sollen. Andrew verließ das Zimmer wieder und wollte gerade in den nächsten Raum, als er von unten Li hörte, die am Fuße der Treppe stand.
"Andrew, hab hier was. Bei seiner Post waren auch Kontoauszüge seiner Bank dabei, sonst nichts besonderes."
"Aha. Und was ist an seinem Konto so besonders?", wollte der Agent wissen.
"Entweder hat er im Lotto gewonnen und lässt es sich nun in Raten auszahlen oder aber er hat einen Zweitjob. Schaus dir mal an."
Andrew ging die Treppe hinunter, nahm Li die Auszüge aus der Hand die sie ihm hinhielt und sah sie sich genau an. "Hm..." Er griff erneut in seine Tasche und nahm sein Smartphone heraus. Er fotografierte die Auszüge und verschickte die Fotos umgehend. Im Anschluss wählte er eine Nummer und nach dem zweiten Klingen nahm auch schon jemand ab. "Scott, ich bins. Check mal die Kontobewegungen auf den Auszügen die ich dir geschickt hab. Name ist Chrysler Shan, arbeite bei F. Hoffmann-La Roche AG hier in L.A. Wird seid drei Tagen vermisst, melde dich wenn du was hast. Bis dann."
Das Smartphone verschwand wieder in der Tasche. "Und der Rest?"
"Bei der Post nichts weiter, Werbung, Rechnungen und so weiter."
"Oben ist nichts mehr, bist du hier schon fertig?"
Li nickte mit dem Kopf in Richtung einer Tür am Ende des Flures. Dort war sie also noch nicht drin. Beide gingen auf den Tür zu und öffneten diese. Dahinter verbarg sich ein Arbeitszimmer. Es war groß, sehr groß und hier herrschte das totale Chaos. Auf einer Ledercouch an einer der Wände stapelten sich Aktenordner, das große Bücherregal auf der anderen Seite war halb leer geräumt und die Bücher auf dem Boden gestapelt oder lagen einfach auf einem Haufen rum.
Man konnte meinen, hier hätte jemand etwas gesucht, aber der geübte Blick von Andrew sagte ihm, das der Bewohner selbst dieses Chaos zu verantworten hatte. Mit prüfenden Blicken gingen die beide weiter in den Raum, bewegten sich langsam und sahen hier und da etwas genauer hin, doch nichts was von Interesse war. Auf dem großen Schreibtisch lagen jede Menge Unterlagen, nicht unbedingt sehr aufgeräumt aber eine gewisse Art von Ordnung ließ sich dann doch erkennen. Der Computer blinkte, was hieß das er sich nur im Stand By Modus befand. Andrew holte ihn aus selbigen wieder heraus. Zu seiner Überraschung musste er sich nicht mal Anmelden, was ihm seltsam vorkam. Der Bildschirm flackerte auf und was ihm schnell ins Auge fiel, war ein Ordner mit dem Namen 'Projekt V-Serum'. Doch war der Ordner leer und das war dann doch mehr als nur merkwürdig. Auch Li sah sich um, fand bei den Notizen auf dem Schreibtisch nichts von Interesse und sah daher Andrew über die Schulter. Auch sie sah was er sah und runzelte die Stirn. "Was soll denn das?"
"Ich hab keine Ahnung. Entweder war doch schon jemand hier und derjenige war gut, oder aber unsrer Vermisster hat die Daten gelöscht. Irgendwas sagt mir nämlich, das der Ordner mal eine Menge Inhalt hatte. Aber mal was anderes, irgendwas was auf einen Besucher hin weißt?"
Li schüttelte nur den Kopf. Damit war für Andrew die ganze Sache hier auch erledigt.
"Keine Besucher, ich denke damit sind wir dann auch fertig. Soll die Polizei sich darum kümmern, ich werd da mal was in die Wege leiten. Ich..." In dem Moment klingelte sein Smartphone.
"SMS von Liam." er lass den Text und sah sich das Bild an, hielt es dann Li hin damit sie es auch sah. Für sie war das eigentlich nur zu Info, denn Andrew konnte sich nicht vorstellen, das sie sich der Sache annehmen würde. Grad als er Das Smartphone wieder wegstecken wollte, piepte es erneut. Diesmal war es Hel. "Nochmal die beiden, sie haben auch eine Kamera gefunden. Ich denke wir sollten die beiden abholen, die will ich mir mal ansehen."
Li zuckte mit den Schultern, was so viel bedeutete das sie damit einverstanden war. Andrew antwortete ihr und sagte, das er sich auf dem Weg machen würde, die beiden abzuholen. Er würde in zwanzig Minuten da sein, wenn es der Verkehr denn zulassen würde.
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