Ich bin sprachlos... Nun ja, so gut wie.^^
Nun ist die wahre Natur von Gus zum Vorschein gekommen, er scheint mir der wahre Star dieser Episode zu sein. Scheiß auf Dexter oder Jekyll, wer ein wirklich kaltblütiges Monster sehen will, muss diesen Kerl gesehen haben, wie er (passend satanisch im schwarzen Anzug, rotem Hemd und roter Krawatte) einem Dämon gleich seine Dominanz demonstriert und dabei eine Aura verspürt (diese Augen...), die meiner Meinung nach unerreicht im TV ist. Wirkte er in den Staffeln davor noch wie ein pedantischer Möchtegern-Drugkingpin, der besser im Fastfoodgeschäft aufgehoben zu sein scheint, hat er nun ein für alle mal klargestellt, was für ein Tier er sein kann. Und wenn Viktor nur Opfer einer Machtdemonstration war, die dazu diente, Jesse und Walter ihre Grenzen zu zeigen, so hat diese ihre Wirkung voll erzielt. Ich bin noch immer baff... Sagenhafte Stelle. Und diese Details, oh, ich könnte ins schwärmen geraten... Die Kameraperspektive, die Farbgebung, die stoische Gelassenheit, mit der Gus agiert, obwohl er innerlich zu kochen scheint (und nach dem Mord wirkt er wie ausgewechselt, obwohl sich kaum was in seiner Mimik zu ändern scheint. Viktors Tod war wohl gleichsam ein "Ventil", damit Gus wieder normal sieht und zu seiner alten oberflächlichen Ausgeglichenheit zurückkehrt). Die bedrohliche Atmosphäre, untermalt durch die spärliche Musik, die Soundeffekte, die Geräusche seiner Schuhe, die auf dem Parkett unnatürlich laut klingen, usw. usf.
Die Pilotepisode agiert auf einem ungeahnten Niveau und übertrifft damit nicht nur alle meine Erwartungen, sondern setzt gleichsam riesige Hoffnungen in den Rest der Staffel. Eine wirklich monströse Folge... Abgesehen von Gus kongenialer Performance agieren auch die restlichen Schauspieler wieder hervorragend. Man merkt deutlich, wie sehr Aaron Paul mit der Serie gewachsen ist und diese Folge liefert uns das beeindruckende Ergebnis einer Entwicklung, die wohl von nur wenigen anderen Jungdarstellern in diesem Alter erreicht werden dürfte. Vollkommen apathisch scheint er schon mit allem abgeschlossen zu haben, was da auch auf ihn zukommen mag. Aber wen verwundert das, kämpft er doch seit seinem Zusammentreffen mit Walter immer und immer wieder mit Schicksalsschlägen. So ist es nicht verwunderlich, dass er zwar geschockt ist, aber ganz im Gegensatz zu Walter die ganze Situation gut zu verkraften scheint. Jesse hat sein Schicksal akzeptiert, was es ihm ermöglicht, damit umzugehen. Und so kommen wir zu Bryan Cranston, der seinen Charakter spielt, als ginge es um sein Leben. Bravurös meistert er den Drahtseilakt einerseits ein arrogantes Arschloch zu sein, dass sein Leben über das Leben aller anderen stellt, andererseits aber der verzweifelte, kaputte Familienmensch, der doch "nur" das Richtige tun will. Doch merken wir schon in der ersten Episode, dass er fast verschwunden ist, dieser sanftmütige ängstliche Walter und Platz gemacht hat für Heisenberg, der zwar noch nicht Gus Tiefenniveau erreicht hat, aber mit unerbittlicher Konsequenz alles zu zerstören scheint, dass ihm in den Weg kommt. Die Nuancen in seiner Mimik sind unglaublich zahlreich, sie wechseln in Bruchteilen zwischen mitleidserregendem Häufchen Elend und kaltblütiger Härte, wenn es darum geht, Entscheidungen zum vermeintlichen Wohl aller zu treffen. Sollte diese Folge und ihre Schauspieler bei den noch kommenden Preisverleihungen leer ausgehen, fresse ich einen Kehrbesen mit Metall-Schaft. Ebenso überschwänglich wie die betreffenden Szenen im Labor lässt sich freilich nicht der Rest der Folge loben. So wundere ich mich noch immer, wie Skyler in der kurzen Zeitspanne von einer Nacht so offensichtlich zunehmen konnte.^^
Auch Maries Frisur scheint mir doch merklich anders zu sein und Walts Bart ist in den paar Stunden auch reichlich buschiger geworden. Aber das ist Krümelkackerei, zugegeben. :P
Zur Handlung an sich lässt sich nur sagen, dass es genau die unausweichliche Konsequenz ist, die Walter so beharrlich und impertinent heraufbeschwört. Viktors Tod wirkt in dem Zusammenhang nicht fehlplatziert, die Beweggründe sind zahlreich. Erst einmal scheint Gus trotz seiner Rage dennoch zu begreifen, dass er einen Chemiker wie Walt nicht einfach umbringen kann, ohne sein Geschäft zu gefährden. Dennoch steht ihm die Mordlust nur so in den Augen und er muss Walt einfach in seine Schranken weisen, ist dieser nunmehr doch Profi darin, ebensolche zu überschreiten und mit Gewalt zu durchbrechen. Zudem hat Viktor, der mir geradezu eifersüchtig auf die beiden Methfabrikanten zu sein scheint, und sich sichtbar über ihren bevorstehenden Tod freut, ein Sakrileg begangen, indem er Walt (und möglicherweise auch Gus) vergeblich zu beweisen versucht, dass er zu mehr taugt, als nur Wache zu stehen und Leute herumzukutschieren. Es ist nur Chemie, korrekte Chemie, die Schritte sind gleich. Und dennoch vergreift sich kein Tellerwäscher am Kochtopf des Chef de Cuisine. Sein Tod war nicht nur Machtdemonstration eines rot-sehenden Gus, sondern gleichwohl Bestrafung für Viktor (für sein unüberlegtes Auftauchen am Tatort und sein herumpfuschen im Labor) und Möglichkeit für Gus, runterzukommen. Ja, es musste einer sterben und ich bin ehrlich froh, dass es "nur" Viktor ist.^^
Bleibt noch ein letztes Wort zu Walter zu sagen, dem man die Panik deutlich ansieht, als er am Ende der Folge die Straße entlang geht. Er scheint nun endgültig realisiert zu haben, wie tief er in der Scheiße sitzt. Aber wie wir es gewohnt sind, dürfte er nicht umhin kommen, sich noch tiefer reinzureiten.
Überwältigend, schlicht und einfach überwältigend!