Gerade eben:
Kick-Ass:
Der Comic war ein wahrer Gipfelstürmer. Er war ungewöhnlich erzählt, ungewöhnlich brutal und mit einer gewissen Moral ausgestattet, was Menschen tun, wenn sie Zeugen von Verbrechen werden. Obwohl er sich stets etwas Humor behielt, war er von der Thematik ein durchaus ernster und anspruchsvoller Comic. Junge Heranwachsende und Minderjährige wurden mit der grausamen Tatsache konfrontiert, dass sie in einer Welt voller Korruption und Verbrechen einen Scheißdreck ausrichten können. Und obwohl die Gewalt regelrecht zelebriert wurde, war sie doch immer fördernd für die eigene Dramaturgie und zeigte in jedem Fall die Verzweiflung derjenigen, die sich selbst für die gute Sache aufopfern. Zivilcourage lautet das Zauberwort und die Moral des ersten Comic-Buches. Selbstjustiz ist nicht die Lösung, sie schafft nur weiteres Leid. Aber absolute Zivilcourage kann einem helfen, ein glücklicherer Mensch zu werden, weil man für das richtige einsteht.
Und nach der Lektüre dieses einzigartigen, nicht perfekten, aber ungemein schockierenden und berührenden Comics waren alle meine vorherigen Erwartungen für den Film weggefegt. Denn wie kann ein Film in seinen Trailern so nach reinem Spaß aussehen und sich dabei selbst nicht wie ein Verräter an der eigenen Vorlage vorkommen?
Meine Erwartungen wurden wie erwartet nicht erfüllt, schlimmer noch, meine schlimmsten Befürchtungen sind eingetreten. Nicht nur, dass der Film als brutal gilt aber nicht mal im Ansatz die grafische Brutalität seiner zeichnerischen Vorlage erreicht, ist er auch noch ein hemmungsloser Trittbrettfahrer, der sich selbst ohne Scham prostituiert, um einer größtmöglichen Masse zu gefallen. Aus einem nachdenklich stimmenden Comic wurde eine langweilige Kackwurst von Comicverfilmung gemacht. Ich mache mir nicht die Mühe, hier die Unterschiede zwischen Comic und Film aufzuzählen, aber sie sind enorm und beeinträchtigen das gesamte Seherlebnis. Ob die an Batman, Sunshine und Ennio Morricone angelehnte Filmmusik, die albernen populistischen Kostüme, oder der gewaltreduzierte Plot, hier wurde überall gestrichen, gekürzt und verändert, um einen angepassten Film für angepasste Leute zu schaffen. Gerade genug Tabubruch, um Gesprächstthema zu sein,aber viel zu wenig Tabubruch, um die Vorlage zu erreichen.
Natürlich hatte ich vor, den Film ohne Ernst zu schauen, aber das war, bevor ich die Comics gelesen habe. Und jetzt kann ich nur dazu sagen, dass es für mich die größte Enttäuschung bisher dieses Jahr war...
2/10 für die halbwegs akzeptable Folterszene