Vor wenigen Wochen beendet.
Wir haben es hier mit einer Kurzgeschichtensammlung zu tun, die man nahezu allesamt als Fabeln bezeichnen kann. In den meisten Fällen wird dabei entsprechend aus der Sicht des porträtierten Tieres (neben Haustier-Klassikern wie Hund, Katze, Ratte und Pferd eigtl. der ganze Zoo) erzählt und fabeltypisch weisen die Vierbeiner menschliches Verhalten auf, haben einen Verstand und ein Bewusstsein und können in menschlicher Sprache denken (wenn auch nicht sprechen). Bei den Stories handelt es sich meistens um Krimis mit Merkmalen des Abenteuerromans und manchmal auch des Dramas, allerdings kommen auch schon mal Thriller vor, die sogar Charakteristika von Horror-Literatur aufweisen. Wie es für Fabeln nahezu üblich ist, schließen die Geschichtchen mit einer (in manchen Fällen bedenklichen) Moral ab: der Mensch ist der Böse - in allen Fällen.
Dadurch ergibt sich auch schon die größte Schwäche der Kurzgeschichtensammlung: Patricia Highsmith schafft es viel zu selten, von einem immer gleichen Schema abzukommen: Wir haben als Hauptperson das Tier der Wahl, aus dessen Perspektive geschrieben wird, einen guten Menschen, meist Bezugsperson des Tiers, und einen bösen. Der Konflikt stapelt sich im Verlauf der Erzählung und artet dann in einem Todeskampf zwischen Mensch und Tier aus - wobei das Tier immer gewinnt. Die Natur rächt sich sozusagen am Menschen, und das zieht sich durch das gesamte Buch. Das mag bei der ersten Shortstory noch interessant sein, aber schon bei der zweiten war zumindest ich betrübt, dass hier stilistisch so wenig variiert wurde. Die wenigen Geschichten, die mal aus dem Schema ausbrechen (z.B. der erzählerisch sehr stark an King erinnernde Thriller "Tag der Abrechnung" oder "Aufzeichnungen eines achtbaren Kakerlaken", in denen eine Schabe recht heiter aus ihrem Leben erzählt) können dabei am meisten überzeugen. Der Schreibstil Highsmiths ist insgesamt ziemlich kurz gehalten und konzentriert sich nur aufs Wesentliche, Ausschweifungen gibt es keine. Dadurch sind die Geschichten flott erzählt, allerdings auch anspruchslos.
Am Ende des Tages muss man konstatieren, dass man aus der Grundidee wesentlich mehr hätte machen können. Fabeln finde ich grundsätzlich interessant, aber wenn es sich bei fast allen Geschichten doch nur um eine Variation der vorherigen handelt, langweilt das. 6/10.