Der Differenzfeminismus basiert hingegen auf der Idee, dass es zwischen Frau und Mann Unterschiede gibt (ob die natürlich oder kulturell bedingt sind, spielt nur sekundär eine Rolle) und dass die Erfüllung der Gleichberechtigung und Gleichstellung nur durch die Anerkennung und Akzeptanz der Andersartigkeit des weiblichen Geschlechts gelingen kann. Frauen sollten sich also wie Frauen verhalten dürfen, aber trotzdem die gleichen Rechte, die gleichen Chancen und die gleiche Behandlung wie Männer erfahren, und keinen Diffamierungen oder Sexismus ausgesetzt sein.
Frauen sind anders als Männer, und das ist auch gut so. Statt Weiblichkeit zu unterdrücken, zu belächeln oder sonstwie herabzusetzen, sollte die Gesellschaft sie stattdessen als gleichwertige Alternative akzeptieren.
Ich würde dir in diesen Ausführungen überall zustimmen, allerdings muss man kein Feminist sein, um Gleichberechtigung unabhängig von Unterschieden zu befürworten.
Ich sehe diese Ausprägung des Feminismus aber auch nicht als wortführend. Nahezu jede feminisitsche Kraft, die etwas zu sagen hat, zielt darauf ab, Unterschiede zwischen den Geschlechtern zu leugnen und sie einzuebnen. Da wäre zum Beispiel der "Girls' Day" zu nennen, der ja ganz explizit zum Ziel hat, Mädchen für typische "Männerberufe" zu gewinnen. Hinterher geht der größte Teil der Teilnehmerinnen aber wie von Zauberhand trotzdem wieder in "Frauenberufe". Weitere Arten von institutionalisiertem Feminismus wie Gleichstellungsbeauftragte oder Gender-Lehrstühle verfolgen das gleiche Ziel.
Auch nicht falsch verstehen: Wenn ein Mädchen Schweißerin werden will, dann soll sie Schweißerin werden. Mich stört, dass von staatlicher Seite Einfluss genommen wird auf privateste Entscheidungen der Bürger wie die Berufswahl oder das Familienleben. So wurde das Elterngeld bspw. ja genau für den Zweck eingeführt, dass Mutter und Vater zu möglichst gleichen Teilen Erziehungszeit nehmen, denn nur was gleich ist, ist gerecht und fortschrittlich.
Auch ist es kritisierenswert, dass in dieser Debatte nur noch mit Kollektiven gearbeitet wird. Das Grundgesetz schreibt aber keine Gleichstellung verschiedener Gruppen vor, zwischen denen Unterschiede zu nivellieren seien, sondern es garantiert Grundrechte von Individuen. Ich als Individuum, das halt zufällig ein Mann ist, habe die gleichen Rechte wie ein anderes Individuum, das zufällig eine Frau ist. Wenn nun plötzlich nicht mehr individuelle Leistung und Eignung die entscheidenden Kriterien sind bspw. für eine Einstellung, sondern die Zugehörigkeit zu einer Gruppe, dann ist das kein Fortschritt, sondern eine Rückkehr zum mittelalterlichen Ständestaat.
Obwohl die Frauenbewegung und der Feminismus viel für die Gleichberechtigung der Frau getan haben, ist das Ziel noch nicht erreicht: Die politische Gleichberechtigung hat nur Industrienationen wie Deutschland erreicht, im Rest der Welt sieht es anders aus. Gesellschaftlich ist die Frau immernoch nicht gleichgestellt (≠ gleichberechtigt). Beispiele diesbzgl. wie die unterschiedliche Bewertung promiskuitivem Sexualverhaltens aufgrund des Geschlechts wurden bereits genannt.
Ich habe die Frage schon einmal in diesen Thread gestellt: Wann ist das Ziel denn erreicht? Leider habe ich darauf keine Antwort bekommen.
Keine Frage, dass so einige Länder auf der Welt da massiven Nachholbedarf haben, was Gleichberechtigung angeht, aber Deutschland oder der Westen insgesamt, gehört nicht dazu.
Gleichberechtigung ist einer der Eckpfeiler unserer Gesellschaftsordnung und soll es auch bleiben. Aber Gleichstellung ist etwas anderes, nämlich Ergebnisgleichheit in Gegensatz zur Chancengleichheit. Und beides widerspricht einander. Wenn der Staat Gleichstellungspolitik betreibt, also auf ein Ergebnis hinarbeitet, bei dem Männer und Frauen möglichst ähnliche Lebensläufe haben, muss er zwangsläufig die Chancengleichheit untergraben. Du hast ja selbst geschrieben, dass Männer und Frauen unterschiedlich sind, aber demzufolge ist dann eben auch nicht davon auszugehen, dass Männer und Frauen in jeder Lebenslage eine Normalverteilung von 50:50 hätten und die momentane "Abweichung" nur durch Diskriminierung zustande käme. Ich halte Gleichstellung dementsprechend nicht für ein erstrebenswertes Ziel.
Auch interessant finde ich den folgenden Artikel über die Messung von Geschlechter-Benachteiligung:
https://www.sueddeutsche.de/wissen/index-gleichberechtigung-geschlechter-1.4279237. Besonders hervorstechend hier der Satz "Der GGGI [Global Gender Gap Index] kann also trotz aller erzielten Fortschritte niemals ein anderes Ergebnis liefern, als dass Frauen es insgesamt noch immer schwerer haben als Männer." Und an dieser Stelle komme ich auf meine Frage zurück, wann das Ziel denn nun erreicht sei: Offenbar niemals.
Da machst du es dir imo zu einfach. Besonders beim Fettgedruckten. Man kann Frauenfeindlichkeit auch als Nicht-Feminist erkennen und benennen. Das ist nicht Feministen vorenthalten.
Dieser Satz von mir war bezogen darauf, dass hier im Thread jemandem Frauenfeindlichkeit vorgeworfen wurde, ohne dafür ein konkretes Beispiel oder eine Definition von Frauenfeindlichkeit zu liefern.
Grundsätzlich: Ja, selbstverständlich kann man Frauenfeindlichkeit als Nicht-Feminist erkennen.
In meinen Augen sogar besser als als Feminist...
Trotzdem stehe ich zu dieser - zugegeben polemischen - Aussage auch im Allgemeinen, denn die Definition von Frauenfeindlichkeit heute ist nun wirklich mehr als wachsweich. Von feministischer Seite wurde beispielsweise die alte Straßenverkehrsordnung als frauenfeindlich gebrandmarkt. Warum? Wegen dem Gebrauch des generischen Maskulinums, da war doch tatsächlich von Radfahrern und Fußgängern die Rede. Dass damit eben nicht primär Männer gemeint sind, sondern es sich um geschlechtsneutrale Gruppenbezeichnungen handelt, habe ich an anderer Stelle im Forum schon erklärt; aber grammatische Feinheiten schaden wohl nur, denn es könnte sich dadurch ja herausstellen, dass der eigene Kampf für das Gute und Gerechte in Wahrheit in erster Linie nur Schattenboxen ist.
Ich halte hingegen die Frauenquote für frauenfeindlich, weil sie Frauen per Gesetz zu kindähnlichen Wesen degradiert, die ohne Hilfe nichts zustande bringen.
Die kompletten Gender-"Wissenschaften" befinden sich gerade auf einem Rückzugsgefecht
Ach, ich wünschte, das wäre so. Leider sehe ich dafür aber keine Anzeichen. In Norwegen wurden zwar den Instituten tatsächlich die staatlichen Forschungsgelder gestrichen, aber über das Land hinausgehend sehe ich leider diesbezüglich keine Fortschritte.