Und es geht weiter
Chapter 7: Dschungelfieber
Nackt und etwas verschwitzt schliefen sie ein.
Helena blinzelte und öffnete schließlich die Augen. Sahari war noch immer eng an sie gekuschelt. Behutsam nahm sie Saharis Arm von sich und legte ihn zur Seite.
Sanft streichelte Helena ihre Wange und gab ihr einen flüchtigen Kuss.
Sahari wachte lächelnd auf. Schweigsam zogen sich die beiden Mädchen an. Es gab nichts zu sagen.
Ohne jegliche Zuversicht drückte Helena probehalber die Klinke - und war sehr erstaunt als die Tür sich tatsächlich öffnen ließ. Erwartungsvoll spähte sie auf den unzureichend beleuchteten Gang und als sie niemanden sah, gab sie Sahari ein Zeichen. Diese schnappte sich schnell beide Rucksäcke, und folgte Helena, welche Sahari einen der Rucksäcke abnahm und sich aufsetzte.
Sie öffneten die anderen Kajüten. Sie waren alle leer. Auch von der Mannschaft fehlte jede Spur. An Deck wehte ein kräftiger Wind, der die Kälte erbarmungslos in jeden kleinsten Spalt der Kleidung drückte. Sahari und Helena wühlten in ihren Rucksäcken nach dem Umhang und er hielt trotz des leichten Stoffes erstaunlich warm.
Über eine gefährlich wankende Holztreppe gingen sie daraufhin von Bord. Wo auch immer sie waren - es sah hier völlig anders aus als auf Tounin. Trotz des wilden Küstenwindes standen hier unzählige Palmen. Das Schiff war auf einen nahezu weißen feinsandigen Strand gelaufen und weit und breit gab es keine Anzeichen von Zivilisation. Staunend liefen die Mädchen am Strand entlang.
Überall waren Schuhabdrücke zu sehen, die meisten führten in den saftiggrünen Dschungel, der sich hinter den ersten Palmen auftat.
Was sollen wir jetzt machen? Weiter am Strand lang gehen, oder auch tiefer rein?
Ich hab keine Ahnung, gab Helena zu.
Nicht sicher wozu sie ihn brauchen würde, holte Sahari ihren Kompass heraus.
Sie Mädchen sahen sich ratlos an, und entschieden sich, aufgrund des barschen Windes, in den Dschungel zu gehen.
Zwar sorgte der Kompass dafür, dass sie sicht nicht verliefen, dennoch hatten beide Mädchen das Gefühl, im Kreis zu gehen.
Sahari hatte sich einen armlangen, stabil aussehenden Stock gesucht und kämpfte sich damit durch die Vielzahl von Farnen und anderem Gestrüpp.
Im Gegensatz zum Strand war der Dschungel sehr warm und schwül und die Mädchen hätten ihn am Liebsten ausgezogen, doch das Gestrüpp würde ihnen die Arme und Beine zerkratzen und der Mantel diente als Schutz.
Nach einer Weile hörten sie gedämpfte Stimmen.
Sie näherten sich diesen, und sahen zwei Mädchen. Das eine von ihnen lag auf ihrer Iso-Matte. Das andere Mädchen redete besorgt auf sie ein.
Hey, was ist los?, machte sich Sahari bemerkbar.
Das redende Mädchen zuckte vor Schreck zusammen und drehte sich um.
Ihr blasses Gesicht glänzte und ihre hellbraunen Haare fielen ihr wirr in die Stirn.
Kommt nicht näher!, schrie sie hysterisch und schwenkte bedrohlich das Klappmesser.
Hey, komm schon lass das, wir wollen euch doch gar nichts tun., sagte Helena beruhigend.
Das blasse Mädchen ließ daraufhin das Messer fallen und brach in Tränen aus.
Mary
, und dabei wies sie auf das liegende Mädchen Mary wurde von einer Schlange gebissen und jetzt stirbt sie!
Sahari hockte sich zu Mary. Sie sah sehr schwach aus und ihr Gesicht schien zu glühen.
Okay, wo wurde sie gebissen und wie lange ist das her? Wie sah die Schlange aus?
Helena setzte sich zu dem weinenden Mädchen und streichelte deren Hand um sie zu beruhigen.
Es
es war vor etwa einer halben Stunde..., brachte diese mühsam und unter Tränen heraus.
Weiter so., ermutigte Helena sie.
Sie wurde an der Wade gebissen
an der linken. Ich hab keine Ahnung wie die Schlange aussah. Irgendwie schwarz oder so. Ich hab sie nur flüchtig gesehen. Sie richtete ihren Blick auf Mary. Bitte
ihr müsst ihr helfen!
Sahari dachte angestrengt nach und sammelte ihre Gedanken.
Okay, Helena, geh mit ihr Holz sammeln. Ich bleib derweile bei Mary und versuch sie abzukühlen.
Gehorsam erhoben sich die beiden Mädchen und gingen los.
Sahari zog Mary, die in einer Art Delirium zu sein schien, den Schuh und den Strumpf aus. Diesen schnürte sie fest um Marys Wade, oberhalb des Bisses. Glücklicherweise war dieser nicht tief, da die Schlange noch zusätzlich in den Strumpf gebissen hatte. Sie befeuchtete ein Stück ihres Mantels mit dem mitgebrachten Wasser und wischte damit über die Wunde.
Nachdem sie ihren Mantel erneut befeuchtet hatte, legte Sahari den nassen Teil auf Marys heiße Stirn.
Sie redete leise, unwirsches Zeug.
Sahari wusste nicht wie weit das Gift sich schon ausgebreitet hatte, dennoch umschloss sie mit ihren Lippen die Wunde und begann mit aller Kraft zu saugen.
Sie fühlte das warme, leicht nach Eisen schmeckende Blut und hatte Mühe sich nicht zu übergeben. Dennoch setzte sie die Prozedur fort, bis ihr Mund nahezu von Blut gefüllt war, und spuckte es aus.
Dasselbe tat sie noch zwei weitere Male, danach wischte sie erneut mit der nassen Mantelecke darüber und verband die Wunde mit Marys anderer Socke.
Helena hatte bereits ein paar einzelne Stöcke gesammelt und versuchte die unangenehme Stille zu brechen.
Wie heißt du eigentlich?
Das Mädchen sah sie verwundert an, als hätte sie die Frage nicht begriffen, doch schließlich antwortete sie phlegmatisch: Anne. Anne Kammps
Nach einer Weile kehrten sie mit Stöcken beladen zurück.
Anne ließ die Stöcke fallen und setzte sich zu Mary. Diese hatte sich beruhigt, sie schlief.
Sahari hatte sich inzwischen den Mund mit Wasser ausgespült. Helena legte ihre Sammlung an Holz zu dem Übrigen, schob es zusammen und kramte nach ihrem Feuerzeug, mit dem sie nach einiger Zeit das Holz entzünden konnte.
(to be continued)