Einen Momet blieb es still bevor die Stimme des Drachen durch das unterirdische Höhlensystem donnerte:
"EDEA! Schwing deinen Hintern hier her!" "Edea" der Drache war der einzige der sie so nennen durfte ohne sofort geröstet zu werden. In seiner Nähe fühlte sie sich frei und unbeschwert. Er war der einzige in dessen Anwesenheit sie soetwas wie Schwäche oder Verletzlichkeit zeigte. Die einzige Person in deren Anwesenheit sie gelegentlich sogar wieder zum Kind wurde. Nach einem kurzen Fußmarsch erreichte sie schließlich den riesigen Körper der stolzen Kreatur. Noch immer konnte sie sich nicht an dem leuchtenden Blau seiner Schuppen sattsehen. Als ihr Blick sein Gesicht erreichte funkelte sie ihn finster an. Selbst er sollte ihr doch einen gewissen Respekt entgegenbringen.
"Vergiß es!" erklärte er als er hätte er ihre Gedanken erraten.
"Du hast angefangen. Wann läßt du endlich diesen idiotischen Namen weg? Du weißt doch wie ich heiße." "Der ist zu lang" erklärte Edeasse finster
"und schwer auszusprechen. Außerden beschreibt er schön deine Farbe." "Ja ja schon gut. Du willst also einen Krieg anzetteln ja?" "Nicht ich." erklärte die Dämonin mit einem grausamen Lächeln auf den Lippen und etwas hochmütig fuhr sie fort:
"Ich bringe ihn nur zu ende." "Mir ist das eigentlich egal was du machst und aus welchen Gründen. Ich würde nur mitmachen wenn ich Engel töten kann." Soetwas hatte Edeasse schon erwartet. Sie seufzte tonlos. Das eine so mächtige Kreatur so sturr sein musste. Eine Schande! So viel verschwendete Kraft. An ihrer Seite hätte er der Herscher der Drachen werden können. Ganze Länder hätte sie mit ihm erobern können. Aber allein sein Zugeständniss ihr gegen die Engel zu helfen war ein großer Schritt richtung Endsieg.
"Aber mit vergnügen!" erklärte sie dem Drachen mit einem angedeutetem Lächeln.
"Soviele du kannst. Du würdest also mitmachen?" "Solange du mich machen läßt was ich will und nicht einen vermeintlichen Kommandanten vor die Nase setzt, bin ich dabei." "Und noch eine Hürde." stellte sie resigniert fest. Ein Drache der wild das Schlachtfeld verwüstete und vermutlich auch die eigenen Truppen in Brand setzte war so nutzlos wie ein nasser Kerzendocht. Aber sie hatte keine Lust jetzt mit ihm darüber zu streiten.
"Wir müßten aber gleich zurück." begann sie während ihr Blick langsam an seinem langen Rücken entlangwanderte. Sie setzte ein verführerisches Lächeln auf und fuhr mit liebevoller Stimme fort:
"kannst du m.." "Vergiß es ganz schnell junge Dame!" unterbrach er sie sofort.
"Eimal reicht. Ich lasse mich nicht als Reittier benutzen!" Doch so schnell würde sie nicht aufgeben.
"Och bitte Indirianos." flehte sie ihn an. Sie versuchte sich sogar an seinem unaussprechbaren Namen verhaspelte sich aber. Zusätzlich versuchte sie es mit einem graziösen Augenaufschlag doch keine der unzähligen Verführungstricks schien bei ihm zu wirken.
"NEIN !" war seine vernichtende Antwort.
"Ach bittööö." schmollte sie doch der Drache blieb hart.
"NEIN! Verdammt nochmal. Benutze deine Magie." "Wenn ich das noch könnte würde ich das auch tun." log sie ihm frech ins Gesicht.
"Aber ich bin den ganzen Weg mit Magie hierher. Jetzt bin ich einfach nur ausgepowert. Bitte Indigo!" Es verwunderte sie beinahe selbst wie selbstverständlich ihr diese Lüge über die Lippen ging. Aber wer kein guter Lügner war konnte auch kein Land regieren.
"Hör auf zu betteln. Ich trage dich aber reiten ist nicht." "Na Immerhin." freute sie sich. Langsam erhob sich der Drache und breitete seine Flügel aus. Edeasse streckte die Arme aus und schloss die Augen. Sie spürte den Windstoß als sich Indigo in die Lüfte erhob, fühlte wie sich sanft die todbringenden Klauen um ihren Oberkörper schlossen und ihn vorsichtig emporhoben. Sie verlor den Boden unter ihrern Füßen und genoss das Gefühl der Schwerelosigkeit. Mit einigen Flügelschlägen hatte der Drache die gesammte Höhle durchquert und war aus ihr heraus ins helle Tageslicht geschossen. Edeasse wagte es nicht die Augen zu öffnen sie spürte den kühlen Nordwind im Gesicht, fühlte die warmen Strahlen der Sonne auf ihrer Haut, lauschte dem kräftigen Flügelschlag Indigos. Sie wusste das sie jede Sekunde, jeden Augenblick genießen musste denn schon sehr bald würde für persönliche Sentimentalitäten kein Platz mehr sein.
Viel zu schnell erreichten sie ihr Schloß. Das Auftauchen des Drachen sorgte für einen gehörigen Aufruhr. Sanft setzte Indigo im Schloßhof auf und stellte Edeasse auf die Füße. Kaum das sie sich ihre Kleidung glattgestriffen hatte rief sie den herbeieilenden Dienern auch schon ihre Befehle zu.
"Das hier ist Indirianos," wieder verschluckte sie sich beinahe beim Aussprechen des Namens.
"Er ist ab heute mein Ehrengast. Richtet ihm eines der Gästezimmer her und sorgt dafür das er immer genug Essen hat und ein guter Tropfen Wein bereitsteht." "Sehr Wohl, Herrin." erklang es ergeben aus mehreren Kehlen, die Diener machten sofort auf der Stelle kehrt und Edeasse wandte sich wieder ihrem Gast zu.
"Herzlich Willkommen in meinem Schloss. Fühl dich ganz wie zu Hause. Bewege dich auf dem Schlossgelände wenn möglich nur in Menschen oder Zwischengestalt. Wenn du willst kannst du dich auch ein wenig herumführen lassen, frag einfach einen der Bediensteten. In etwa einer halben Stunde gibt es Essen im Speißesaal. Du bist herzlich eingeladen und während dem Essen würde ich gerne die Einzelheiten des Krieges mit dir besprechen. Bis dahin musst ich mich leider entschuldigen, aber ich werde bereits erwartet." Mit diesen Worten wandte sich Edeasse von Indigo ab, trat durch das Tor und machte sich auf den Weg zum Thronsaal.