Spitze Fingernägel bohrten sich leicht in seinen Hals.
"Was soll das werden?" fauchte die Elfe die er aus Versehen zu Boden gestoßen hatte. Ohne auf eine Antwort zu warten schleuderte sie ihn einfach gegen die nächstbeste Wand. So schnell er konnte nahm er wieder seine Menschengestalt an und flehte:
"Bitte, ich will nur raus..." Das alles war ihm zu viel er wollte doch einfach nur zurück zu seiner Familie. Er hatte doch bloß eine Bleibe für die nächsten Tage finden wollen und nun schmerzte ihm jeder Knochen. Warum war das Schicksal so hart zu ihm?
"Rühr dich ja nicht dort weg!" zischte ihn die Elfe an. Mit einem Satz sprang sie zur Tür und Grub einer der Wachen ihre Finger in den Hals, doch diesesmal richtig. Das Blut spritze in hohem Bogen heraus und färbte den Zimmerboden rot. Langsam bekam es Arachael mit der Angst. Wo war er denn jetzt bloß wieder hineingeraten. Panisch sah er sich nach einem Fluchtweg um und entdeckte ein Fenster. Erst jetzt bemerkte er den Hünen, ein Zimmer weiter. Eine merkwürdig unnatürliche Aura ging von ihm aus. War das etwa der Hexer von dem Nohab erzählt hatte? Langsam gewann sein Fluchtreflex die Oberhand. Er sammelte sich und spähte nach der Elfe. Doch die war zum Glück gerade anderweitig beschäftigt. Arachael sprang auf und wechselte dabei die Form. Mit einem Satz war er beim Fenster. Aber einfach so wollte er auch nicht verschwinden. Er wusste das dieses Haus Böse war, er fühlte es. Mit seiner Magie setzte er die morsche Holzverkleidung in Brand.
"Möge das Feuer das Böse reinigen." dachte er noch während er durch das Fenster nach draußen sprang. Er bremste seinen Flug mit Magie und landete schließlich auf der Straße, inmitten verdutzer Passanten. Suchend sah er sich nach seiner Familie um und sah sie schließlich unter einem kleinen Vordach warten. Schnell rannte er zu ihnen. Fragend sah ihn Tisif an, doch Arachael konnte nur traurig den Kopf schütteln.
"Wir müssen uns wohl etwas anderes suchen." Seine Schwester nickte verständnissvoll.
"Na los!" versuchte sie die beiden jüngeren zu animieren.
"Wer als erstes ein Gasthaus findet bekommt eine Extraportion zum Mittag."
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Zufrieden seufzend lies sich Edeasse auf ihrem Thron nieder. Bis jetzt schien alles nach Plan zu verlaufen. Der Vampirwald war nur so gepflastert mit tödlichen Fallen. Die speziellen Eingreiftrupps standen bereits an der Grenze bereit um, sobald die Bannmauer gefallen war, unbemerkt das feindliche Gebiet zu infiltrieren. Die Armee hatte sich bereits versammelt und wartete nur noch auf den Marschbefehl.
"Shyris." Ein rot glühendes Augenpaar glamm in der Finsterniss auf.
"Ja, Herrin?" "Wie verlief deine Mission?" Ein junges Mädchen trat vor den Thron und kniete nieder.
"Zu ihrer vollsten Zufriedenheit. Ich konnte den Elfen sowie einige weitere Söldner erfolgreich anwerben." Ein brutales Grinsen stahl sich auf das Gesicht des Mädchens. So voller Hass und animalischer Freude das es so gar nicht zu ihrer zierlichen Gestalt passen mochte.
"Der Elf wird die Armee infiltrieren und die restlichen Söldner werden sich bei Kriegsbeginn versammeln und die nun unbewachten Elfenländereien verwüsten. Aber," und für einen kurzen Moment verschwand ihr Lächeln,
"Ich habe im Verlauf meiner Mission auch zwei Drachen gesehen die allem Anschein nach auf der Seite des Feindes kämpfen." "Das könnte in der Tat problematisch werden falls es zu einer offenen Schlacht auf dem Boden kommen sollte. Zusammen mit den Engeln, dem Dreck der Lüfte, könnte es zu verheerenden Verlusten unter den Bodentruppen kommen." stimmte Edeasse zu. Einen Moment lang verfielen sie in Schweigen. In Edeasse arbeitete es. Plötzlich lachte sie wissend auf.
"Ich hab schon eine Idee. Der Anführer der Drachen der für seine Treue ausgezeichnet wurde, wie war nochmal sein Name?" "Loreath?" "Ja, genau. Loreath. Schick ihn zu mir." "Ganz wie sie wünschen, Herrin." "Ausgezeichnet. Das wäre für den Moment alles." Shyris verneigte sich noch einmal tief und verschwand dann geräuschlos in der Dunkelheit. Eine Weile saß Edeasse still auf ihrem Thron und hing ihren Gedanken nach. Sie ging im Kopf verschiedene Strategien und Frontverläufe durch bis ihr plötzlich einfiel dass das Essen vermutlich schon aufgetischt war. Sie sprang auf und verließ eilig den Thronsaal.
Indigo wartete bereits auf sie und funkelte Edeasse wütend an als sie durch die Tür trat.
"Wie hab ich ihn denn jetzt schon wieder verärgert." Sie seufzte während sie sich auf ihrem Stuhl niederließ und zu den Speißen griff. Während sie damit begann ihr Steak in mundgerechte Stücke zu zerteilen, mit einem Messer das mehr an ein Folterinstrument erinnerte als an Besteck, gab sie den Wachen sowie den Dienern den Befehl den Raum zu verlassen.
"Lasst uns bitte allein." befahl sie förmlich. Wie geheißen verließen alle außer Indigo und ihr den Raum. Leise fiel die Tür ins Schloß und Edeasse wandte sich an den Drachen.
"Indigo..." ein wütendes Funkeln,
"Such dir nen anderen Spitznamen aus wenn er dir nicht passt." erklärte sie gereizt.
"Aber ich weigere mich dieses unaussprechliche etwas in den Mund zu nehmen." Indigo wollte etwas entgegnen aber Edeasse fuhr ungeniert fort.
"Nun zum eigentlichen Grund der trauten Zweisamkeit: Mit jeder Stunde die verstreicht rückt der Krieg ein ganzes Stück näher. Ytinsul wird zu einem Schlachtfeld werden wie es die Welt noch nicht gesehen hat und ich möchte dass du deinen Anteil an ihrer Verwüstung leistest. Indir... Du weißt du bedeutest mir viel und ich schätze es sehr dass du bereit bist mir bei meinem Vorhaben zu helfen. Aber," Sie fokussierte ihn mit ihren grünen Augen.
"Du nützt mir nichts wenn du einfach machst was du willst." Nun wurde es Ernst. Sie sprach die folgende Worte langsam und mit bedacht aus, so als hätte sie Angst sonst etwas zu zerstören.
"Ich möchte dass du dich dazu bereit erklärst meinen Befehlen und denen Rilhonas, meiner obersten Heeresführerin, folge zu leisten. Selbstverständlich werden wir dir so viel Freiheit lassen wie nur irgendwie möglich." Sie sah den Drachen lange an, mit einem leicht flehenden Ausdruck im Gesicht.
"Verstehe doch bitte. Ein Drache der nach belieben ins Kriegsgeschehen eingreift ist ein unkalkulierbares Risiko. Sowas schadet mehr als dass es nützt"