Lythra stand am Waldrand und starrte auf die, vor ihm liegende Stadt. Montera streckte sich vor ihm aus. Wie ein Geschwür überwucherten Bauten aus Stein und Lehm die sonst so ebene Fläche. Lythra wurde unruhig, sein Blick war angespannt und auf die weiten Ausläufe der Stadt gerichtet, deren Ende sich am Horizont bloß erahnen ließ. Vor den Toren herschte rege Betriebsamkeit, dutzdende von Wagen, Menschen und Tieren warteten darauf in die Stadt zu gelangen. Lythra wurde zunehmend nervöser und fluchte still.
"Sieh nur wie fröhlich sie sind" zischte Soraka. In ihrer Stimme lag blanker Hohn aber auch ein Hauch von Neid. Lythra knurrte zustimmend.
"Was denkt Skart sich dabei? Uns während des Erntedankfests nach Montera zu schicken ist doch Irrsinn. Er weiß genau wie sehr ich das hasse." Lythra wurde immer panischer.
"Wir schlagen einfach Nachts zu, wenn der Abschaum schläft und sind in Null komma nichts wieder raus aus diesem Höllenloch" versuchte Soraka ihn zu beruhigen.
Tatsächlich begann Lythra sich zu beruhigen, seine Atmung normalisierte sich wieder, er schloss die Augen, ließ sich ins Gras sinken und lauschte der Stille mit den entfernten Geräuschen der hektischen Großstadt. Einige stunden später,als es bereits Abend geworden war und die ersten Lichter in der Stadt angingen, stand er auf. Lange ließ er seinen Blick über die Stadt schweifen. Schließlich riss er sich von dem Anblick los und drehte sich um.
"Mach dich bereit in zwei Stunden brechen wir auf" sagte er und ging zurück in den Wald. Soraka lächelte in freudiger Erwartung.
Die Nacht war bereits hereingebrochen, die Vögel hatten ihren Gesang eingestellt und sich zur Ruhe gelegt und das geschäftige Treiben in der Stadt verebbte allmählich. Angespannt schlich Lythra durch die engen Gassen des Stadtrands. In die Stadt selbst zu kommen war nicht im entferntesten ein Problem gewesen da die Stadtwachen am Tor zu dieser Zeit nur anhand ihrer Rüstungen und Embleme von den bessoffenen Pennern in der Gosse zu unterscheiden waren.
Scheinbar durfte zu diesem Fest, selbst die sonst so pflichtbewusste Stadtwache ihre Prinzipien über den Haufen werfen.
"Sei nicht so angespannt, nehm ein paar Kräuter und such dir ein Hotel"
"Ja, das wird wohl das Beste sein" Er kramte in einer Seitentasche und zog schließlich den gesuchten Beutel heraus. In ihm lagen einige Pflanzensamen. Die Samen waren von einer exotisch wirkenden Pflanze deren Name Lythra nicht kannte. Sie blühte an kleinen fließenden Flüssen und Seen. Das kauen der Samen beruhigte den Körper und benebelte die Gedanken weswegen sie den meisten als Droge bekannt ist.
"Ich versteh dich ja" meinte Soraka
"dennoch ist es mir unangenehm das du jedes Mal diese Droge nehmen musst nur um ein normales Gespräch führen zu können. Wo wir schonmal hier sind solltest du den Umgang mit Menschen trainieren" Sorakas Stimme hatte einen flehenden Unterton, der so ungewohnt war das er Lythra völlig aus dem Konzept warf und ihn zu der Überzeugung brachte das er es zumindest versuchen müsste, auch wenn ihm bei dem Gedanken unwohl war.
Langsam begannen die Samen ihre Wirkung zu entfalten. Ein Gefühl sanfter Taubheit breitete sich in seinem Körper aus, begleitet von einer angenehmen und beruhigenden Wärme. Er trat aus der Gasse hinaus auf die Hauptstraße. Trotz der späten Stunde herschte auf der Straße reges Leben, Kartenleser, Akrobaten, Wahrsager und Feuerspucker aber auch Dirnen und Schwarzhändler boten ihre Waren oder Talente veil. Das Geschäft mit den Feiernden, angesteckt von empathischer Freude und somit jegliche Vorsicht vergessend, schien gut zu laufen. Lythra hatte schon fast das Gasthaus auf der anderen Straßenseite erreicht als er angesprochen wurde.
"Verdammt" dachte er, noch bevor die Worte verklungen waren. Er drehte sich um und vor ihm stand eine junge Frau, höchstens ein paar Jahre älter als er selbst.
"Verzeihen Sie junger Mann" sprach sie ihn an
"Ich bin ein Flüchtling aus einem Kriegsgebiet im Osten, ihr hättet nicht zufällig ein wenig Geld übrig damit ich in der Lage bin den morgigen Tag zu überleben?" Lythra erkannte die Lüge noch bevor sie ausgesprochen hatte, man konnte es in ihren Augen lesen, zudem mochte ihre Kleidung billig und schäbig sein, sie selbst war es jedoch nicht. Ihr Haar war gebürstet und gekämmt, ihre Haut von schmutz beinahe unberührt.
Lythra griff in seinen Mantel zog ein paar Silberstücke heraus und ließ sie in ihre geöffneten Hände fallen. Offenbar war sie damit jedoch noch nicht zufrieden.
"Ich habe auch Kinder wissen sie?" merkte sie mehr als deutlich an. Lythra warf ihr einen hasserfüllten Blick zu, der sie augenblicklich zusammenfahren ließ, langsam griff er unter den Mantel. Panisch rannte die Betrügerin davon. Lythra ließ die Hand wieder sinken und betrat das Gasthaus.
Das Gasthaus war noch gut besucht und Lythra brauchte einige Zeit bis er sich durch Randalierende, Betrunkene und randalierende Betrunkene zum Wirt durchgekämpft hatte.
"Haben Sie noch ein Zimmer frei?" "Ja, ihr habt Glück Herr, eines ist noch frei" "Der typische Standartspruch um den Preis in die Höhe zu treiben" Ohne ein Widerwort zahlte er den, immerhin nur leicht überteuerten Preis, und begab sich auf sein Zimmer.
"Abschaum" schimpfte Soraka
"nur Betrüger und Lügner, Schänder und Mörder""Sind wir den anders?" fragte Lythra nachdenklich? Soraka schien kurz zu überlegen bevor sie erwiederte:
"Wir haben keinen so niederen Beweggrund wie Reichtum oder Macht""Das ist wohl war..." Eine Zeit herschte Stille bis schließlich Soraka das Schweigen brach.
"Die Zielperson?" "Ein Händler, hat scheinbar im Namen der Inquisition, nutzlose Waffen an uns verkauft. Scheinbar wohnt er im Inneren Bereich der Stadt. Gegenüber seines Hauses ist ein Waffengeschäft mit dem Namen "Des Schurken Tod". "andere Feinde?" "Scheinbar ein paar unterdurchschnittliche Leibwächter, nichts was uns Probleme machen sollte." "Wann schlagen wir zu?" "Wir werden uns morgen nachmittag nach einem geignetem Platz umsehen von dem aus ich ein gutes Schussfeld habe. Wenn alles zusammenpasst könnten wir es gleich morgen beenden sonst warten wir halt noch ein, zwei Tage." "Was machen wir morgen Vormittag?" "Ich werde tun um was du mich gebeten hast" murmelte er ein wenig verlegen. Er ließ sich auf das Bett fallen, zog sich die Decke über den Kopf und schlief, um der unangenehmen Situation zu entkommen, sofort ein.