Lythra war gerade beim provisorischen Verbinden der Wunden als plötzlich eine Stimme ertönte:
"Taleroth.. ich weiß nicht warum.. aber das war der letzte Fehler deines Lebens!"
Die Stimme lies all den Kampfeslärm und das Geschrei verstummen. Sie war klar und schneidend. Lythra fuhr herum.
In der Mitte des Platzes stand Lord Martin, ein Hüne, über 2 meter hoch. Flügel wuchsen ihm aus den Rücken. Er sah furchterregend und majestätisch zugleich aus.
"Was zur Hölle..." entfuhr es Lythra. Selbst Soraka war sprachlos. Wütend warf sich Lord Martin einer der Mentarinen Taleroths entgegen.
Doch bevor das Schwert sein Ziel erreichte verschwand sie mitsamt Taleroth und dessen anderen Anhängern.
Fassungslos stand Lythra auf dem Dach. Er konnte nicht glauben was gerade geschehen war. Lord Martin lebte. Er thronte in der Mitte des Platzes und schien ihn beinahe zur gänze auszufüllen.
In der Luft lag eine Spannung, als wäre sie mit Energie geladen. Martin lies seinen Blick über den Platz schweifen. Lythra fluchte. Er legte der fremden Frau eine Hand unter die Knie und eine unter den Hals und hob sie vorsichtig empor. Leichtfüßig sprang er vom Dach und flüchtete durch die engen Seitengassen. Er musste so schnell wie möglich weg von diesem Platz.
"Was machen wir jetzt mit dem Fräulein?" meldete sich Soraka. "
Was weiß ich." stieß Lythra angestrengt hervor, während er durch die engen Gassen hetzte,
"nach diesem Massaker wird kaum ein Arzt für sie zeithaben. Ich werde sie wohl ersteinmal ins Gasthaus bringen." Leichtfüßig und trotz des ungewohnten Ballasts kam Lythra schnell vorran. Nach zehn Minuten hatte er das Gasthaus erreicht. Er eilte die Treppe empor, sorgsam darauf achtend das er mit dem Kopf der Frau nicht an Ecken und Wänden anstieß. Er kramte mit seiner rechten Hand nach dem Zimmerschlüssel sodass der Körper der Frau kippte und sie beinahe mit dem Kopf auf den Boden aufgeschlagen wäre hätte Lythra sie nicht im letzten Moment noch aufgefangen. Er schloss unter allerlei Flüchen und Verwünschungen die Tür auf, trat hinein und hievte die Frau auf sein Bett. Die Tür trat er einfach zu sodass sie krachend ins Schloss fiel.
Er wusch sich kurz mit einem Eimer Wasser der in seinem Zimmer zu ebendiesem Zweck stand. Ein Zimmermädchen musste ihn noch heute früh ausgetauscht haben, das Wasser war frisch und klar. Er wusch auch die Verbände der Frau. Während er sie erneut verband betrachtete er sie genauer. Sie hatte ein hübsches Gesicht, das stellenweise hinter Haaren verborgen war, auf ihrem Gesicht prangten einige Rußflecken. Irgendwie kam sie ihm bekannt vor. Er betrachtete ihre Kleidung. Scheinbar hatte sie eine unerfreuliche Begegnung mit dem Feuermentar auf dem Platz gehabt. Ihre Kleidung war angesengt und klimmte an einigen Stellen.
Plötzlich fiel ihm auf das ihm die Kleidung irgenwie bekannt vorkamm. War das etwa die Kleidung des Nachthimmels? Er dachte zurück aber ihm fiel niemand ein den er kannte und der zudem Mitglied des Nachthimmels war. Nachdenklich lies er seinen Blick zurück in ihr Gesicht wandern. Sie sah friedlich aus, ruhig und freundlich. So wie man es von einem Mitglied des Nachthimmels erwarten würde. Haarstränen fielen ihr ins Gesicht. Vorsichtig hob er seine Hand und strich ihr behutsam und sanft, als wäre sie eine zerbrechliche Puppe, die Haare aus dem Gesicht.
Plötzlich brauste ein Wind auf und er wurde in einen Strudel der Erinnerungen gezogen.
Er stand in einer Bar, gerade 15 Jahre alt und noch kein Mentar. Zu dieser Zeit, nach dem Tod seiner Mutter, war er planlos umhergeirrt. Geprägt von seinem Hass auf die gesammte Menschheit, hatte er schließlich in einer kleineren Stadt einen schmutzigen Auftrag von einem Händler akzeptiert um an ein wenig Geld zu kommen. Er sollte einem anderen Händler auflauern, ihn umbringen und ausrauben. Es sollte wie ein normaler Raubüberfall aussehen. Lythra war dem Händler in eine Bar gefolgt in der sich dieser gerade betrank. Lythra saß alleine an seinem Tisch und
kaute gelangweilt auf seinem Brot herum als jemand den Stuhl aus dem Tisch hervorzog und sich darauf niederließ. Wütend fuhr er herum und rechnete mit einigen Halsabschneidern die ihn zu einem Glücksspiel auffordern wollten oder auf einen kostenlosen Drink auswaren. Zu seiner Überraschung saß auf dem Stuhl jedoch eine junge Frau und lächelte ihm fröhlich entgegen. Lythra wusste nicht wie er reagieren sollte. Sie auffordern zu gehen, eine junge, hübsche Frau? Das wäre wohl ziemlich merkwürdig und auffallend. Bereits jetzt bedachten ihn einige Bargäste mit neidischen Blicken. Er fluchte. So schwer hatte er sich seinen Auftrag nicht vorgestellt. Verkrampft lächelte er zurück. Man merkte dass sie bereits ein wenig getrunken hatte den sie lallte leicht während sie ihn fragte:
"Würdest du mir einen Moment deine Aufmerksamkeit schenken? Es ist wirklich wichtig." Er nickte knapp. Sie gluckste vergnügt und gab dem Mann an der Schenke ein Zeichen ihnen beiden ein Bier zu bringen.
"Alsoo..." begann sie,
"Der Nachthimmel..."
Plötzlich brach hinter ihr ein Tumult aus. Lythras Zielperson stritt sich heftig mit einem anderen Mann. Scheinbar ging es dabei um ein verschüttetes Bier. Die beiden Männer stießen sich unter lallenden Flüchen und Drohgebärden gegenseitig durch den Schankraum. Nach einem Stoß begann Lythras Zielperson zu straucheln und knallte gegen den Rücken der Bedienung die Lythra und der Dame gerade das Bier bringen wollte. Vor Schreck lies diese die Krüge fallen die auf dem Boden aufschlugen zu zerschelllten. Das Bier spritze ungehemmt in alle himmelsrichtungen und vermischte sich mit dem Dreck und Staub auf dem Boden.
Der Händler versuchte unter Anstrengung sich aufzurappeln scheiterte jedoch an seinem beeinträchtigten Gleichgewichtssinn. Blind tastete er nach Halt und fand ihn am Rock der Dame die Lythra gegenübersaß. Mühsam versuchte er sich daran hochzuziehen. Lythra musterte die Frau. Sie zitterte, allerdings nicht vor Angst sondern vor Wut. Ihre Stimme bebte als sie leise zischte:
"Nehm sofort deine dreckigen Finger von meiner Kleidung." Der Mann lachte nur in seiner geistigen Umnachtung und dachte nicht daran von seinem Vorhaben abzulassen. Plötzlich meinte Lythra auf der Kleidung der Frau kleine Flammen züngeln zu sehen. Er blinzelte ungläubig. Tatsächlich war es im Schankraum plötzlich erdrückend warm und schwül. Ein leichter Geruch von verschmortem Stoff lag in der Luft.
*Ratsch* Eine Naht riss und plötzlich stand der gesammte Schankraum in Flammen. Flammen schossen die Wände empor und bedeckten die gesammte Decke. In wenigen Sekunden hatte sich der schwüle Schankraum in die Hölle auf Erden verwandelt. Panik brach aus. Jeder drängte Richtung Ausgang. Lythra suchte den Händler konnte ihn aber zwischen Flammen, Fliehenden und umgeworfenen Inventar nicht ausmachen. Auch er musste raus, sofort! Er eilte zum Ausgang und stieß alle die ihm im weg waren brutal zur Seite. Alles andere war vergessen er musste erst einmal raus und abhauen. Es war keine Frage dass ein Mentar dass verursacht hatte was bedeutete das bald auch die Inquisition auf den Plan treten würde. Er drängte sich aus der Bar heraus und meinte noch ein hysterisches Frauenlachen zu vernehmen. So schnell er konnte lief er aus der Kleinstadt in den nahen Wald.
Erschöpft lies er sich ins Gras fallen. Die Frau war der Feuermentar gewesen daran hatte er keinen Zweifel. Ein dämonisches Grinsen stahl sich auf seine Lippen. Menschen waren zu Asche verbrannt wie trockenes Laub. Auch sein Opfer war vermutlich verbrannt was wohl hieß er würde keine Belohnung bekommen allerdings war ihm der Anblick von Menschen die in sekundenbruchteilen zu Asche zerfielen Belohnung genug. Asche war nichts weiter als Dreck, Menschen waren nichts weiter als Dreck. Welch passende Art zu sterben.
Wieder umfing ihn rauschender Wind und er fand sich in seinem Zimmer im Gasthaus wieder. Die Frau war immernoch bewusstlos aber sie war ohne Zweifel jene Feuermentarin aus der Bar. Vorsichtig deckte er sie zu. Er stellte plötzlich fest das seine Kehle staubtrocken war und so begann er damit seine Taschen und Schränke nach Wasservorräten zu durchsuchen.