Sich Marisas Worte durch den Kopf gehen lassend, schaute er die Dämonin an. Ihr Meister könnte als ein paar Antworten haben...möglicherweise. Das war zwar ziemlich vage, aber er wollte dem zumindest nachgehen. Jedoch ohne dafür gleich in die Hölle zugehen, sei es es nun lebend oder tot.
„Ok, wenn du einen Weg kennst wie ich mit deinem Meister reden kann, ohne das ich ihm leibhaftig vor Augen treten muss, dann soll mir das recht sein...nur, die Sache warum Michele schweigt...sollte klar sein oder?“ Marisa zuckte mit den Achseln „...erkennst du sie wirklich nicht? Denk mal an den Stadtpark...und wenn ihr dort umgebracht habt?“ Die Dämonin überlegte einen Augenblick und dann schien es ihr wieder ein zufallen. „Ja, genau dieses Mädchen ist sie...und wenn du es wissen willst, die Seele ihres Bruders ist nun jener Teil von mir der meine dämonischen Kräfte ausmacht. Folglich hast du dir nun zwei Personen ins Haus geholt die nicht unbedingt gut auf dich zu sprechen sind. Also sei bitte so gut und...sage nichts mehr das sie verärgern würde.“
Der Nephelim wandte sich ab und zu seiner Freundin „Wie lange glaubst du wird es dauern...?“
„Ich weiß nicht, solange eben eine Höllenfürst?“ „Jap.“ „...braucht um meine Fragen zu beantworten. Sind nicht viele, aber da ich nicht weiß ob er sie überhaupt beantwortet...ich schätze mal ein paar Minuten.“
„Dann beeile dich, weil ich kann mich nur noch schwer zurück halten...“
„So sehr willst du sie umbringen...“
„Kannst du Idiot das dir denn nicht vorstellen? Sie mich und meine Würde verletzt, meinen geliebten Bruder getötet und ist ungeschoren davon gekommen, ja ich will sie am liebsten tot sehen...aber ich weiß das bringt uns momentan nicht weiter, also mach hin...“
Mit einem Kuss wandte er sich wieder von ihr ab und schritt auf die Dämonin zu die immer seelenruhig auf ihrem Stuhl saß. David wusste nicht was in ihr vorging und wenn man ihn gefragt hätte wollte er das auch gar nicht so genau wissen.
„So, wenn du nichts dagegen hast, würde ich es gerne bei deinem Chef versuchen. Ob er mir nun antwortet oder nicht ist meine Sache...“
Marisa schien den Jungen vor sich noch einen Augenblick zu mustern, ehe sie den Anhänger den sie bis vor kurzem noch getragen hatte, in die Hand nahm und ihm zu warf.
„Leg ihn um und konzentriere einen kleinen Teil deiner Kraft darauf...der Rest sollte dann von selbst laufen....“
Gesagt getan, doch zunächst geschah nix, so das David schon glaubte die Dämonin hätte ihn verarscht, doch dann erfasste ein seltsames Gefühl seinen Kopf und etwas schien ihn fort zu ziehen, nach unten....weit nach unten. Bis er schließlich in einem Raum wieder zu Sinnen kam. Dar Raum war jedoch eher ein Zimmer, das ziemlich Stilvoll eingerichtet war und in dem eine Person saß bei der David die Nackenhaare aufstiegen.
„Nervös? Muss du nicht sein junger Nephelim...komm näher.“ ein paar Schritte später konnte David ein Gesicht erkennen. „Sieh sehen ja aus wie ein Mensch...“
„Ja warum auch nicht? Es macht die Geschäfte einfacher und beugt unliebsamen Überraschungen vor.“ Ähnlich wie die Einrichtung, war auch sein Gegenüber stilvoll gekleidet.
„Verzichten wir auf eine Vorstellung und kommen gleich zum Punkt?“ fragte David vorsichtig aber ohne Angst. „Auch wenn es sich nicht gerade höflich ist, denke ich doch das es in unserem Fall hier praktischer ist und weniger Nachwirkungen hat.“
Nachdem David sich gesetzt hatte, schwiegen die beiden eine Weile. Er wusste zwar nicht wie es bei seinem Gegenüber war, aber David fand auf Anhieb keinen Anfang für ein Gespräch
„Somit kam er wie zuvor angekündigt gleich zum Punkt
„Können sie mir jemanden nennen der mir Helfen kann meine Kräfte weiter auszubauen?“
„Wofür brauchst du sie denn?“
„Einfach dafür um mir die Typen vom Leib zu halten die mich tot sehen wollen oder der Meinung sind ich müsste für sie arbeiten...und vielleicht...“
„Ja?“
„Aus persönlichen Gründen, die nichts mit dem zuvor genannten zu tun haben...“
„Nun gut, dann wolle wir doch einmal sehen...eine Person die dir helfen kann deine Kräfte zu steigern...“
Der Mann schaute ihn an, schien zu überlegen und deutete dann mit seinem Finger auf ihn.“
David tat ihm das nach und deutete mit seinem Zeigefinger auf seine Brust, wofür er ein leichtes Kopfnicken des Mannes bekam. „Aber wie soll ich mir selbst etwas bei bringen, wenn ich doch nicht einmal weiß was ich kann?“
„Ich meinte damit auch nicht dich, sondern den anderen...den anderen Teil von dir, der der sich die ganze Zeit versteckt. Sowohl vor dir, als auch vor dem Rest der Welt...willst du nicht sachte mal heraus kommen. Sich nicht zu zeigen obwohl über einem selbst geredet wird, ist schon ziemlich...“
„Was? Was ist das...hm? Glaubst du wirklich ich tauche auf, nur weil du das willst? Ach komm schon, wir beide wissen dass das falsch ist...“
David wollte seine Augen und Ohren nicht trauen. Sein Mund bewegte sich quasi von alleine und auch seine Gedanken schienen irgendwie anders zu laufen, quasi in zwei verschiedenen Bahnen.
„Es sollte reichen, das ich diesem Kind hier geholfen habe gegen Lilith zu überleben.“
„Diesem Kind? Du bezeichnest dich selbst immer noch als Kind...hoho...sehr interessant.“
„Mein Gott du weißt wie ich das meine...diesem kindlichen Teil von mir eben. Je weniger er weiß umso besser, denn umso weniger wird auch von meinen wahren Kräften drei gesetzt, was wiederum nur seinem Schutz dient. Ich werde ihm nichts bei bringen, Punkt aus und Ende...damit ist unser Gespräch hier beendet. Sollte der Junge jetzt nicht gehen, dann mach ich es...“
Damit zogen sich die anderen Gedanken in seinem Kopf zurück und David war wieder vollends Herr über seinen Körper...oder besser gesagt, über ihren Körper.
„Und was mach ich nun? Ich hab keinen Bock mich einfach geschlagen zu geben?“
„Fürs erste wirst du das wohl oder übel...aber ich gebe dir einen Tipp, bearbeite ihn weiter, dann wird er schon irgend wann einlenken.“
Damit erhob sich David, verbeugte sich leicht vor dem ihm unbekannten Mann und verabschiedete sich auch von diesen „Keine Ahnung ob wir uns noch einmal wiedersehen werden, aber haben sie trotzdem Dank...“
Dann nahm er den Anhänger von seinem Hals und kehrte so in die wirkliche Welt zurück. Dort angekommen fand er aber nur Marisa vor, von Michele war keine Spur zu sehen.
„Wo ist sie?“ war seine erste und knappe Antwort an die Dämonin. Sie deutete nur auf die offene Kirchentür, durch welche David auch sofort hinaus sprintete und seine Freundin an der Wand stehen sah, die Hände vor dem Gesicht.
Er konnte sich zu nächst keinen Reim darauf machen, es sah nicht so aus als sei sie verletzt oder das sie einen Kampf gehabt hatte. Trotzdem sickerte etwas durch ihre Hände. Im ersten Augenblick hielt der Nephelim es für Tränen, doch dann sah er die rote Färbung und zog Michele die Hände auseinander. Blut. Es lief ihr in Strömen aus Schreck und Angst geweiteten Augen und ebenso als kleines Rinnsal aus den Nasenlöchern.
„Was ist passiert fragte der Junge vorsichtig und nahm das Mädchen in den Arm um ihr zittern zu beruhigen „Sie ist wieder hier...nicht als einfache Manifestation...sondern richtig in Fleisch und Blut.“ Wer?“ „Na Lilith du Vollidiot, Luzifers rechte Hand...sie ist in dieser Bar im Hafen die neutrales Gebiet darstellt und hat dort...und hat dort...“ „Ein Massaker angerichtet stimmts?“
Die Frage kam prompt und weniger von David als fiel mehr von seinem anderen Ich. Doch Michele verstand dies seltsamerweise sofort und nickte daher nur. Dann müssen wir dort hin bevor es zu spät für mein Vorhaben ist.“ „Aber dann liefern wir uns doch praktisch aus. Immerhin will sie und doch haben...“
„Und du Naivling glaubst wirklich ich würde es zu lassen das sie dich und die kleine hier gefangen nimmt? Sei nicht dumm, nicht ihr geht dort rein, sondern nur ich...außerdem ist das Personal dieser Bar mehr als nur fähig. Also halt jetzt die klappe und überlasst mir für die nächste Zeit das handeln.“ Sofort übernahm sein zweites Ich auch die Kontrolle und schob Davids Gedanken einfach beiseite. Dieser war nun quasi gefangen im eigenen Körper, doch da er dagegen nichts machen konnte, fand er sich damit erst einmal ab. Sein zweites Ich ging noch einmal zum Eingang der Kirche, blickte zu Marisa hin und warf ihr dann den Anhänger auf den Schoß. „Danke für die nette Unterhaltung mit deinem Chef, hat mich gefreut ihn wieder zusehen, hoffentlich hat sich nichts an seiner Einstellung gegenüber dem Lichtbringer geändert, trotz das einige Jahrhunderte seit unserem letzten Mal rum sind...also dann, bis bald...“
Damit verschwand er wieder aus ihrem Sichtfeld, sprengte fast seine Flügel aus dem Rücken und griff ihm losfliegen nach Micheles ausgestreckter Hand. Er hievte sie auf seinen Rücken und stieg dann auf. „Halt dich gut fest Kurze, das wird jetzt etwas heftig...“ Und tatsächlich musste sich die Nephelimin fest halten und an seine Schultern klammern, damit der Wind sie nicht von Davids Körper fegte. Innerhalb von Sekunden waren sie im Harfen angekommen und Michele wartete dann am oberen Eingang. Jedoch ging der Auserwählte nicht sofort weiter, er schien zu warten, vielleicht konzentrierte er sich auch auf etwas, doch das war nicht wirklich von seinem Gesicht abzulesen.
Mit einem Mal starrte er wieder nach vorne und ging weiter. Die Tür drückte es beim aufschwingen in die Betonwand gleich daneben und auch der Türsteher schien ihn nicht wirklich aufhalten zu wollen. Zumal sowohl seine eine als auch seine andere Seite diesen Test ja schon bestanden hatten.
Noch bevor er auch nur den ersten Fuß in die Bar gesetzt hatte, hörte er schon ihre Stimme
„Ach sie an...du hier?“ David trat in das Sichtfeld der Anwesenden. Mitten ihm Raum blieb er stehen und machte auch keinen Hehl aus seiner Anwesenheit, denn seine Aura war alles andere als unterdrückt. Der Nephelim lies ihr eher noch freien Lauf. „Tja Kindchen...normalerweise würde derjenige der so dermaßen nach Prügel und Bestrafung schreit, diese bestimmt auch bekommen...aber leider Gottes bin ich wegen etwas anderem hier. Genauer gesagt wegen dem das du hier an die Wand verteilt hast...oder hattest du vor sie ebenfalls einzusammeln?“
Der Junge hielt nun einen Arm von sich gestreckt und schloss die Augen. Sofort sammelte sich ein kleines Licht auf der Handfläche und er schien irgend etwas zu murmeln. Gleich darauf hörte man verschiedene Namen von ihm in scheinbar allen möglichen Sprachen und es begannen über all im Raum Illumina herum zu schweben. Diese sammelten sich in seiner Hand und wenig später, waren sämtliche Seelen die durch Liliths Hand gestorben waren, bei ihm versammelt.Als golden schimmernde, flüssige Kugel, knapp über seiner Handfläche. „Quartiert euch für eine Weile ein, es kann noch etwas dauern bis ihr zurück könnt...“
Gesagt getan, in winzigen Strömen, sickerten die Seelen der einzelnen durch seine Haut und seine Augen, sogar durch seinen Mund in seinen Körper. Nach dem sie alle verschwunden waren, zuckte Davids noch einmal kurz mit dem Genick und lies es dabei hörbar knacken.
„So, gibt es noch irgend etwas zu tun Bruno?“
„Abgesehen davon das du jetzt sachte Mal das weite suchen solltest...nein, nicht das ich wüsste meinte der Siegelmeister mit leicht angespannter Miene. „Dann ist ja gut...lass dich nicht all zu dolle von den Kindern Ärgern ja...“
„Von wegen Kindern...“ der Auserwählte hob noch einmal seine Hand zu dem Barkeeper und ging dann langsam wieder aus dem Raum. An dem Türsteher vorbei und nach draußen an die frische Luft. Er blickte zu Michele, deutete ihr das sie aufsteigen soll und verließ mit ihr die Stadt Richtung Süden, wobei ihr Ziel noch hinter den Alpen lag.