Sinneseindrücke stürmten auf Krieg ein und bedrängten ihn. Die Hitze des Feuers. Schreie der im Feuer gefangenen und verendenden. Beissender Rauch, der in die Lunge glitt und das Atmen schwer machte. Das Aufeinandertreffen der verschiedenen Truppen. Hitze. Sengende Hitze überall. Durchaus nicht unangenehm.
Krieg schritt langsam den Stahlträger entlang, der wie ein kleines Überbleibsel zwischen den tosenden Feuermassen hervorragte. Seine Klinge rammte er in diesen und besah sich das Schlachtfeld. Erregung erfasste ihn. Er hatte es anfangs nicht für möglich gehalten, dass sie etwas derartiges solchermassen bewerkstelligen konnten. Doch Lilith hatte mit ihm und Hunger wahrlich die versprengten Nephilim gesammelt und ihnen Hoffnung gegeben. Und sogar noch mehr als Hoffnung: Ein greifbares Ziel, etwas, für das sie Kämpfen konnten, ein Ziel, dass es wert war dafür zu sterben. Denn sie waren auf große Schwierigkeiten gestoßen, größer, als sie es für möglich gehalten hatten. Vor allem die Stärke der Inquisitionstruppen überraschte ihn.
Flammen leckten an seinem Umhang, doch das kümmerte ihn nicht weiter. Sein Blick war noch feuriger, noch explosiver als das Inferno um ihn herum.
"Ich denke du hast es gespürt. Ich muss aufbrechen mein edler Freund. Bringe das hier zu einem Ende und sorge dafür, dass so viele unserer Schützlinge nach Hause gelangen wie möglich." rief Lilith ihm zu, bevor sie sich wieder erhob und davonsauste.
Fast hätte Krieg gelächelt, doch seine Gedanken waren vollkommen auf die Schlacht gerichtet. Einzig ein Nicken gab er ihr als Antwort, als Zeichen dass er sie verstanden hatte.
Um den Auserwählten würde sie sich kümmern. Er war hier, um den Kampf zum Feind zu tragen.
Mit einem gewaltigen Satz sprang er vom Stahlträger ab, es schien fast als ob er fliegen würde. Das Schwert mit beiden Händen fassend, führte er kurz vor seinem Aufprall einen gewaltigen Schwung aus, der das Schiff erneut erzittern liess. Mehrere Soldaten des Vatikans wurden auseinander gerissen oder von der schieren Wucht des Angriffs weggeschleudert. Mit weiten Schwüngen wütete Krieg seinem Namen getreu in der Mitte des Gefechts, während die Inquisitoren alle Mühe hatten, ihre Soldaten wieder in Formation zu peitschen. Doch allen war klar, dass sie hier auf verlorenem Posten standen.
Der Angriff hatte sie vollkommen überraschend getroffen. Natürlich hatten sie einen Angriff aus der Luft erwartet, aber dass der apokalyptische Reiter wie eine Bombe auf ihrem Schiff einschlug, während er die Geschosse der Flak's getrost ignorierte, hatte sie erschüttert. Als sie sich dem Reiter zugewandt hatten, hatte er dem Schiff selbst schweren Schaden zugefügt und für genügend Ablenkung gesorgt, dass der Rest der Truppen zuschlagen konnte.
Die Nephilime hatten sich von Anfang an besser geschlagen, als er erwartet hatte. Mit Lilith als treibender Kraft hinter ihnen und Krieg als Vorreiter (zumindest, nachdem sie ihre Angst ihm gegenüber einigermassen überwunden hatten) waren sie zusammengeschweißt worden, und nun kämpften sie, um der Auslöschung entgegenzuwirken.
Mit einem Ruck (oder besser gesagt, mit einer Kugel, die ihm am Torso zerschellte) war er wieder in der Gegenwart. Mit einem kräftigen Hieb seines linken Armes zertrümmerte er den Schädel des Schützen, der ihm aus nächster Nähe den Schuss verpasst hatte, und schwang gleichzeitig seine Klinge gegen anrückende Soldaten.
Der Kampf war so gut wie gelaufen, und Krieg gestattete sich den Luxus eines siegessicheren Lächelns.
Mit einem roten Aufglühen ballte sich seine Aura um ihn, als er seiner ganzen Energie freien Lauf liess. Die Nephilim wussten sofort, was das hiess, und gewannen noch mehr Zuversicht. Sie wussten, dass Krieg nun anfangen würde, ernst zu machen.
Krieg hob beinahe gemächlich sein Schwert, während die Kugeln auf seinen Leib einhämmerten. Er genoss den Schmerz, für ihn gehörte er schlichtweg zum Kampf dazu. Wie ein Blitzschlag fuhr sein Schwert hinab, um dem nächststehenden Soldaten zu spalten. Doch selbst bei diesem brauchte es trotz diesem Treffer mehr, um ihn sofort umzubringen. Im Sterben gab er noch ein paar Schüsse ab, doch Krieg packte sein Sturmgewehr und hielt dieses einfach in die Richtung der Umstehenden. Die Technologie hatte diese Leute fast schon zu Monstern gemacht.
Krieg riss seine Klinge wieder hoch, während sie einen sichbaren Spalt in den Boden riss. Ein lautes, schallendes Lachen entschlüpfte seiner Kehle. Es war Krieg! Es war Krieg! Und er gedachte, ihn zu gewinnen.
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Über den Wolken ballte sich ein Licht zusammen. Nach und nach formte sich die Gestalt des weissen Reiters, der auf seinem Ross hoch über den Wolken stand. Mit unergründlichem Blick maß er die Lande unter ihm. Er hatte sein Kommen gespürt. Die Zeit der Unentschlossenheit war vorbei, jetzt, da der Auserwählte wieder hier war. Er setzte sich langsam in Bewegung. Jetzt, wo dieser wieder da war, konnte er sich wieder auf seine Aufgabe konzentrieren. Er
musste sich auf seine Aufgabe konzentrieren. Aber erst musste er sich davon überzeugen, dass es dem Jungen gut ging.
So ritt er langsam zum Auserwählten.