Krieg stand noch einige Zeit draussen, nachdem Hunger bereits wieder hineingegangen war. Seitdem er einen Teil seines Bruders empfangen hatte, hatte er sich wieder etwas beruhigt. Langsam dämmerte es ihm, was dieser beabsichtigt hatte, sich alleine gegen einen übermächtigen Gegner entgegenzuwerfen.
Er atmete tief ein und schritt langsam zurück in den Bunker, bedächtig, nachdenklich, und immer noch den tiefen, stechenden Schmerz bekämpfend, den Gerechtigkeits Ableben in ihm hinterlassen hatte. Im Hineingehen bemerkte er noch nicht einmal, dass ihn sämtliche Nephilim vorsichtige, mitleidige Blicke zuwarfen. Es musste sie zutiefst erschüttert haben, beide Reiter derartig verzweifeln zu sehen. Dass er Äusserlich wieder ruhiger war, sagte aber noch lange nichts über seinen inneren Zustand aus. Und da sie alle bereits Geliebte Personen verloren hatten, wussten sie um den Schmerz, der ihm zu Schaffen machte.
Als er mit jemandem zusammenstiess, murmelte er nur kurz
"Tschuldige" und wollte weitergehen. Erst nach Sekunden bemerkte er, dass es Lilith war. Er blinzelte, und drehte sich um.
"Oh- hab dich gar nicht kommen sehen. Ist etwas?" fragte er etwas leiser als sonst. Insgeheim erfreute er sich zwar an ihrer blossen Gegenwart, aber den Schmerz vertrieb auch das nicht.
Er ballte seine Faust und schlug zu. Von seinem eigenen Hieb getroffen, wurde er mit der Schulter voran nahezu zurückgeworfen. Er schüttelte den Kopf.
"Wie kann ich helfen?" fragte er mit nun festerer Stimme.
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Tod lauschte. Er hatte die Augen geschlossen und alle Sinne von der Aussenwelt abgeschottet, um sich in sein Innerstes zu vertiefen. Er war vollkommen in sich vertieft, als er die Augen öffnete. Er befand sich mitten in einer verschneiten Landschaft mitten in Sibirien. Und gleich würde die Patroullie der Engel kommen. Sie würden nicht wissen, dass er kam. Natürlich nicht. Niemand ausser den allermächtigsten war dazu noch in der Lage. Denn seine Kräfte hatten das Stadium des Todes überwunden.
Nun annulierte er, liess sie zu "Nichts" werden.
Sie starben nicht mehr. Sie würden ganz einfach aufhören zu exisitieren.
Um die dafür erforderliche Leere zu erreichen, war große Konzentration nötig. Um seine eigene Präsenz damit zu unterdrücken, zusammen mit seinen Emotionen und Gedanken, war noch schwieriger.
Aber er hatte 10 jahre Zeit gehabt, und war nun in der Lage dazu. Zumindest zeitweilig.
Über sich sah er die Engel fliegen. Er sprang.
Es war schnell vorbei. Der erste Engel, der von seiner Kraft erfasst wurde, verschwand schlichtweg, als er getroffen wurde. Während die anderen herumwirbelten, wurde der Zweite annuliert. Es war ein furchtbarer Anblick.
Anders als seine eigentliche Kraft hüllte Finsternis seine Opfer ein, bis sie im Nichts der Schwärze versunken waren. Als die Schwärze verflogen war, fand sich nichts mehr. Schwächere Wesen vergassen sogar, dass sie das Opfer gekannt hatten. Der verbliebene Engel entschied, dass er sein Leben so teuer wie möglich verkaufen musste. Er lieferte sich einen kurzen Schlagabtausch mit dem Reiter, den er jedoch verlor und die Sense in den Brustkorb gerammt bekam.
Finsternis umhüllte auch ihn, und kurz darauf war auch seine Existenz ausgelöscht.
Während Tod einfach reglos verharrte- immerhin gab es nichts mehr, was man betrachten könnte- zuckte sein Körper nach vorne. Für einen kurzen Moment bildeten sich Flecken reinster Finsternis auf seinem ganzen Körper, und die Gedanken und Emotionen, die unterdrückt gewesen waren, kehrten gemeinsam in einem Mahlstrom aus Empfindugen zurück. Bis es nach ein paar Sekunden vorbei war.
Tod atmete heftig. Es hatte bodenloses Entsetzen in ihm ausgelöst, nahezu selbst annuliert zu werden.
Das war der Preis für die Macht der Finsternis, die er nun besass- sie verschonte niemanden, auch nicht ihn selbst.
Er drehte sich um, und machte sich auf in Richtung Hölle. Luzifer würde ihn bereits erwarten, da war er sich sicher.
Immerhin war Gerechtigkeit nun tot, und zweifelsohne würde es den Versucher reizen ihn damit aufzuziehen.