Als die Gefallenen unerhofft zu ihrem Herrn zurückkehrten, blieb Gerechtigkeit an Ort und Stelle, während Luzifer zu alter Kraft erstarkte. Schweigend stand er da, in Licht gehüllt, während sich Finsternis ausbreitete. Dann, langsam, begann sich Licht weiter von ihm auszubreiten. Das Licht wurde nach und nach von weiteren Farben durchzogen, wie ein Prisma, dass alle Farben erstrahlen liess.
Hunger hatte gerade die heranrasenden Münder Gulaiels abgewehrt, als sich dieser auch schon wieder zurückzog. Hunger spuckte auf den Boden, und seine Aura breitete sich wieder aus, stärker denn je, sodass einige Dämonen, die sich in Sicherheit gewähnt hatten und dem Schauspiel ihres wiedererstarktem Herren widmeten, verschlungen wurden. Aus dem Boden fraß sich sein Ross hinaus, zugleich schwang er sich darauf und galoppierte zu seinem weissen Bruder.
Krieg stiess sein Schwert nach seinem schwarzen Bruder, der es an seiner Sense abgleiten liess und sich unter der Wucht hinwegduckte. Nach wie vor nagte die Aura der Leere an ihnen Beiden, während sie wilde Hiebe austauschten und verhinderten, dass ihnen irgend jemand näher kam. Als Gerechtigkeits Licht heller erstrahlte, hielten Beide inne, unweigerlich wussten sie was es bedeutete. Tod war wie gelähmt, er taumelte einige Schritte zurück, während auch Krieg von ihm abliess und sich auf sein Ross schwang. Auch er ritt zu Gerechtigkeit zurück, während Tod sich langsam mit der zitternden Hand an die Stirn fasste.
"Nein... noch nicht! Noch ist es nicht soweit! Ich bin noch nicht soweit! Fangt nicht an... Fangt nicht an, ich bitte euch. Fangt nicht an!" flüsterte er vor sich hin, wurde gegen Ende immer eindringlicher.
Gerechtigkeit unterdessen war ebenfalls auf sein Ross gestiegen, vollkommen von Licht umhüllt, dass in der Dunkelheit des Höllenfürsten wie ein Kerzenlicht erschien, aber eben immer noch leuchtete. Ein verzehrendes Braun mischte sich dazu, als Hunger durch die Reihen der Dämonen geritten kam, seinem Bruder zur Seite. Krieg sprengte wie eine Naturkatastrophe durch das Gedränge, er hinterliess Flammen, der Boden sprühte Funken unter den Hufen seines Rosses, die Dämonen um ihn wurden von der schieren Wucht seiner Schläge pulverisiert. Seite an Seite standen die drei Reiter da, und blickten schweigend zu den Monstern hinauf. Es schien wie ein Replika der damaligen Ereignisse... Krieg zog die Krone von seinem Kopf und reichte sie seinem weissen Bruder. Dieser zeigte ein Lächeln auf dem Gesicht, als er die Krone an sich nahm, das daraufhin aber wieder erlosch. Weder Hunger noch Krieg teilten diese Regung. Als Gerechtigkeit diesen Teil seiner Essenz wieder an sich nahm, verstärkte sich das Licht.
Gerechtigkeit liess sein Ross vortreten. Mit donnernder Stimme sprach er
"Weisser Reiter bin ich, gegeben wurden mir der Bogen und die Krone, und ausziehen tue ich um sieghaft zu sein und zu siegen!
Komm! Bruder, roter Reiter des Krieges, an meine Seite. Dir, der dir das Schwert gegeben wurde mit der Macht, den Frieden von Erden zu nehmen.
Komm! Bruder, brauner Reiter des Hungers, an meine Seite. Dir, der dir die Waage gegeben wurde und der Hunger, der nie versiegt.
Komm! Bruder, schwarzer Reiter des Todes, an meine Seite. Dir, der dir die Sense gegeben wurde und das Ende, das du mit ihr einleitest."
Als sie solcherart aufgerufen wurden, traten Krieg und Hunger an seine Seite, und schlussendlich schritt Tods Ross aus der Finsternis, selbst der schwarze Reiter konnte sich seiner Stimme nicht wiedersetzen. Dieser sah Gerechtigkeit nur an, mit flehender Stimme sagte er
"Bruder... du weisst, was ich will! Erbarme dich!"
Gerechtigkeit sah ihn an, und schüttelte traurig den Kopf.
"Deinen Wunsch zu erfüllen vermag ich nicht, kein Reiter soll einen anderen Reiter vernichten."
Erneut schritt der weisse Reiter vor, wendete sein Ross und sah zu seinen Brüdern.
"Dies ist das Ende, egal auf welche Weise. Siegen wir mit dem Himmel und den Nephilim, so ist es vorbei, kehren wir doch zu unserer Wacht zurück und Gott allein wird bestimmen, wie unsere Taten bewertet werden. Siegt Luzifer, so ist der Zeitpunkt unserer Aufgabe gekommen, und wir müssen das Ende einleiten. Ob wir dann noch stark genug sind, weiss ich nicht... aber dieses Risiko möchte ich eingehen. Meinetwillen, euretwillen, der Welt willen. Kämpfen wir. Kämpfen wir, und siegen wir!"
Mit diesen Worten formierten sich die Reiter, ihre Auren wurden eins im Prisma ihres ersten Bruders. Erst langsam, dann mit zunehmender Schnelligkeit donnerten sie auf die Feinde zu, und der Macht der vereinten Reiter konnte sich noch niemand entgegenstellen.