Habe ich denn eine Definition geliefert?
Mir ist schon klar, dass es offene Beziehungen gibt, die auch funktionieren. Unter einer offenen Beziehung verstehe ich aber tatsächlich mehr als ab und zu in den Zwinger zu gehen oder nur Sex mit 3 oder mehr Personen zu haben. In jener offenen Beziehnung, die ich persönlich nicht für gut befinden kann, findet Sex ohne den eigentlichen Partner/in statt, möglicherweise auch ohne sein Wissen. Auch wenn es die Regeln dieser Beziehung erlauben, glaube ich nicht, dass man seine Gefühle dennoch "unter Kontrolle" hat. Diese haben nämlich eher die Tendenz, nicht willkürlich gesteuert werden zu können.
Da spricht ein Mensch, der keine Erfahrung hat zu einem Menschen, der sogar ärztlich attestiert der Inbegriff von Emotionskontrolle ist.
Jeder kann seine Gefühle in einem gewissen Maß kontrollieren und lenken. Und natürlich spielt die Biochemie beim Sex eine Rolle - das kann man nicht verneinen. Aber den Unterschied zwischen Anziehung/Bedürfnis nach Nähe und Liebe sollte man doch bitteschön kennen, sonst ist man nicht beziehungsreif, egal ob für eine offene oder eine geschlossene Beziehung.
Darüber hinaus macht deine hier nachgelieferte Definition noch weniger Sinn. Wenn wir über offene Beziehungen reden müssen wir über alle reden - egal, ob sie funktionieren oder nicht. Du kannst dir nicht nur das raus suchen, was deine These unterstützt und alles andere verleugnen.
In meinen Augen ist es nur ein Vorwand um keine Regeln zu brechen. Vielleicht liebt man sich ja in irgendeiner Weise. Doch wie weit geht diese Liebe und vor allem: was genau will man mit dieser Beziehung erreichen?
Vertrauen schafft man sich indem man es einfach als "legal" definiert. Kann man dabei wirklich von Vertrauen sprechen?
Ja, denn wenn der Partner einen wirklich liebt, wird er immer wieder zu einem zurückkommen, selbst wenn es andere Menschen geben mag, die womöglich sogar besser sind oder mehr zu bieten haben. Ich gehe sogar noch weiter und sage, eine Beziehung ist nur dann vertrauensvoll, wenn man dem Partner alle Möglichkeiten einräumt. Anhand dessen, was er freiwillig aufgibt erkennt man erst, wie sehr er einen liebt. Denn machen wir uns nichts vor - theoretisch kann jede(r) von uns mit jedem/jeder eine Beziehung haben. Es ist also eine rein persönliche Wahl, mit wem man diese auch wirklich eingeht.
Ich als Partner habe bei einer freiwilligen Wahl nicht die Befugnis, dann auch noch Anforderungen aufzustellen, was man gefälligst zu tun und zu lassen hat, damit man mit mir zusammen sein darf. Denn es ist ein Geschenk, wenn überhaupt jemand mit einem zusammen sein will. Und es ist einfach erbärmlich immer nur auf das zu gucken, was man selber haben will, anstatt dieses Geschenk anzunehmen. Dadurch definiert sich wahre Liebe - wie sehr man bereit ist, einem anderen Menschen seine Freiheit zu lassen.
Aus einer Beziehung (so sehe ich es, weil ich das anstrebe) sollte eine Familie entstehen.
Dann ist eine Beziehung für dich nur Mittel zum Zweck. Das ist legitim, man kann es so sehen. Dann ist eine offene Beziehung auch wirklich nichts für dich.
Eine Beziehung aber nur an den Aspekt Familie zu knüpfen verdrängt das, worauf es am meisten ankommen sollte, nämlich die Liebe in den Hintergrund (mal davon abgesehen, dass es auch noch andere Aspekte, wie Vertrauen, Gemeinsamkeiten, Hobbys, mitunter sogar Sex ebenfalls verdrängt). Das sollte dir dann bewusst sein.
Meine Form von Beziehung wäre das nicht.
An dieser Stelle wirft man doch aber nicht seine Beziehung, das Zusammenleben oder ein Elternteil für die Kinder in die Waagschale. Das wäre in meinen Augen sehr verantwortunglos und daher denke ich, dass eine ernsthafte Beziehung keine offene sein kann.
Eine ernsthafte Beziehung kann keine sein, die fremdgehen in irgendeiner Weise fördert. Dazu gehört bereits, dass sie kein Verlangen an anderen dadurch schürt, weil man in der Beziehung etwas vermissen muss.
Manche umgehen dieses Problem, indem sie den Sex auf das reduzieren, was er ist (nämlich eine biochemische Interaktion zweier Lebewesen miteinander) und ihn generell erlauben. Manche stellen sich diesem Problem, indem sie miteinander reden und gemeinsam für solches Verlangen Ventile und Auslebungsmöglichkeiten suchen. Die allermeisten aber verdrängen diese Tatsachen einfach und machen sich selbst und der Partnerin etwas vor, indem sie sich selbst beschränken, einengen und darüber hinaus unglücklich in ihrer Situation werden oder sich sogar in Lügen und Täuschungen verstricken. Deswegen sind für mich die allermeisten Beziehungen auch nicht ernsthaft.
Ich muss deinem entschiedenen Widerspruch zärtlich widersprechen^^
Basiert unsere Diskusiert denn nicht auf unterschiedliche Grundhaltungen?
Wie du das auf die Funktionsmechanismen aller Beziehungen beziehst, verstehe ich nicht. Unsere Definitionen bzw. Erwartungshalten sind doch einfach nur verschieden.
Grundmechanismen einer Beziehung könnte ich jetzt auch in psychologischen Studien und dicken Wälzern von renomierten Wissenschaftlern recherchieren. Aber ich begnüge mich erst einmal mit der Feststellung, dass zu jeder in unserem Verständnis gesund funktionierenden Beziehung gewisse Grundlagen gehören, die damit als allgemein angesehen werden können. Dazu gehören u.a. Liebe, Vertrauen, Anziehung, Gemeinsamkeiten und Sexualität.
Entsprechend kann man jede Beziehung inhaltlich auf die Ansammlung ihrer faktischen Grundlagen reduzieren. Es geht hier also nicht um eine subjektive Argumentationsgrundlage, sondern um eine im weitesten Sinne objektive. Subjektiv wird es erst in dem Moment, wo man die Grundlagen und die für deren Aufrechterhaltung notwendigen Funktionsmenchanismen interpretiert und festlegt.