Die grelle Morgensonne schien durch das Fenster in Juris Zimmer und weckte die kleine aus ihrem Schlaf. Gerade vor ein paar Tagen hatte sie die Möbel so umgestellt, dass sie genau so durch die Sonne geweckt wird, anstatt dass das unsympathische Rasseln des Weckers sie aus dem Schlaf reißt.
Seit dem Vorfall im Kleidergeschäft waren nun zwei Wochen vergangen. Ihr Schusswunde scheint in der Zwischenzeit zum größten Teil verheilt zu sein. Nachdem man sie von dem Arzt zurückgebracht hatte durfte Juri die ersten Tage mal komplett Ruhen, sie glaubt sogar dass man ihr irgendwelche Beruhigungsmittel untergejagt hatte, so müde wie die Tage war, zu ihrem Glück schien aber niemand ihren Zustand ausgenützt zu haben.
Obwohl sie wach war blieb sie wie auch die letzten Tage noch etwas länger in Gedanken versunken im Bett liegen.
An der Tür klopfte es und John fragte durch die Türe ob sie fertig sei. „
Ich komme gleich...“ rief sie durch die Tür, stand auf, zog sich ihre Klamotten an und lehnte sich an die Fensterbank. Bei einem Blick über die Slums konnte man es nicht erkennen, aber die letzten zwei Wochen hatte sich viel verändert. Odysseus und seine Bande hatten in der kurzen Zeit erschreckend viel Einfluss erlangt, und wenn man den Gerüchten glauben schenkt, hätten selbst die großen Barone Angst davor sich mit ihm anzulegen.
Eigentlich wollte sie vor 10 Tagen endgültig die Bande verlassen. Die wenigen Sachen die sie hatte, und noch eine Flasche von dem teuersten Whiskey der in der Bar stand hatte sie schon gepackt und kehrte zu der Bar von Markus zurück, musste jedoch feststellen, dass diese vollständig abgebrannt war. Von Markus selbst war keine Spur, auch die Leute in der Umgebung wussten nicht ob er abgehauen oder in den Flammen draufgegangen ist. Dies war ein schwerer Schlag für die kleine, da er in all den Jahren, wo sie sich mehr oder weniger alleine durch das Leben kämpfte, die einzige Person war der sie vertraute, und nun war er verschwunden und ihr altes Versteck abgebrannt.
Da sie nicht wusste wo sie nun hin sollte, kehrte sie wieder zu Odysseus zurück. Seitdem betrübt sie ein Unbehagen, doch nach außen hin versuchte sie das durch ihr ständiges Lächeln und fast schon übertriebene Fröhlichkeit zu verdecken. Gestern hatte man sie gefragt ob sie wieder ganz normal im Alltag der Bande mitmachen wolle. Da Juri nicht wusste was sie sonst tun sollte, und immerhin geht es hier gar nicht mal so schlecht, willigte sie ein. Daher will sie John jetzt auch nicht lange warten lassen. Die kleine klatschte in die Hände, packte ihre Sachen und machte sich auf den Weg nach draußen.
Auf dem Weg durch die Slums war es relativ ruhig. John wusste ganz genau dass der Verlust Juri ziemlich zusetzte, auch wenn sie es nach außen hin nicht zeigte, aus diesem Grund hatte er extra diese sichere Route für die Patrouille gewählt. Generell waren eigentlich alle Mitglieder der Bande sehr freundlich zu Juri. In den letzten Wochen wurde dafür gesorgt dass es Juri an nichts mangelte, so konnte sie sich auch recht rasch von der Verletzung erholen. In der Zwischenzeit hatte sie sogar den Jungen, welcher sich tatsächlich etwas in Juri verknallt hatte, näher kennengelernt, jedoch musste er auch sehr schnell eine klare Abfuhr von Juri einstecken. Dies hielt aber die anderen nicht davon ab den kleinen Hashiro weiter zu ermutigen am Ball zu bleiben, bislang aber ohne großen Erfolg. „
Diese Gruppe ist scheinbar wirklich was besonderes. Überall in den Slums existiert nur Gewalt, Hass und Angst. So einen Zusammenhalt wie hier habe ich noch nie erlebt, nicht einmal bei meinen Jungs bevor...“ Ihre Gedanken schwiffen ab und sie sah in den klaren Himmel. „
Vielleicht ist das alles gar nicht so schlecht. Bis auf die blonde Schlampe scheint eigentlich alles zu passen...“
Während sie in ihren Gedanken schwelgte kam ihr Yumiko in den Sinn. Seitdem sie Juri vor zwei Wochen zum Arzt gebracht hatte, hatten sie sich nur noch einmal kurz gesehen. Die Wahnsinnige hatte doch tatsächlich das schwarze Kleid reinigen lassen und er Juri zurückgebracht. Auf wenn sie nie vor hat es jemals zu tragen, so hängt es jetzt in ihrem Kleiderkasten und sticht im Vergleich zu den restlichen Kleidungsstücken, welche alle den selben dunklen, eng anliegenden und frei beweglichen Kleidungsstil besaßen, auf. Juri musste unbedingt mal wieder bei ihr vorbei schauen, immerhin sah sie in ihr eine gute Freundin, obwohl sie sie auch erst seit ein paar Wochen kannte. Außerdem spielte sie mit dem Gedanken, ob sie Yumiko nicht fragen sollte, ob sie nicht ihr Diebesgut bei ihr unterbringen könnte. An der Tatsache, dass sie jedes mal ihre Sachen in der Basis aushändigen muss, hat sich nichts verändert, sehr zu Juris Ärgernis.
Es war bereits Mittag als John und Juri von ihrer Patrouille wieder im Versteck ankamen. Nachdem sie Bericht erstattet und etwas gegessen hatte wollte sich Juri gleich auf den Weg zu Yumikos Wohnung machen, doch John bat sie hier zu bleiben. Wie es Aussah ließ Odysseus die Ganze Bande versammeln. Auf die Frage ob etwas los sei konnte nicht einmal John genaueres sagen...