Olaf555
Scriptor
Er wollte zwar so schnell wie nur möglich aus diesem Raum verschwinden, hätte aber nie in seinem Leben gedacht, dass es so schnell und abrupt gehen würde. Genau wie die anderen, ist auch er durch eine Erschütterung unsanft geweckt worden und ein schwarzes Loch hatte sich unter seinen Füßen aufgetan und ihn verschluckt. Nyubi hatte noch verzweifelt versucht, wie eine Katze, die vor einem gefüllten Wasserbecken stand, dem schwarzen Nichts zu entkommen, jedoch nahm er nur kleine Holzsplitter mit sich, die er mit seinen Klingenhandschuhen vom Boden abgekratzt hatte.
Anfangs dachte er, es wäre nun endgültig aus mit ihm und der Fremde, der auch seine Finger in den vorherigen Angelegenheiten hatte, schien nun genug von den Spielereien der Gruppe zu haben und machte nun kurzen Prozess mit ihnen. Anstatt eines harten Aufpralles oder einem endlosen Fliegen im Nichts, durchflog er aber etwas Klebriges, bevor schlussendlich in der gleichen Substanz hängen blieb. „Verdammt, was ist denn nun schon wieder los? So langsam habe ich genug!“, fluchte er laut und versuchte sich zu befreien. Es war stockfinster und Nyubi konnte keine Geräusche wahrnehmen, außer sein wildpochendes Herz, dass er glaubte, die einzige Geräuschquelle hier zu sein. Er wusste noch nicht einmal, ob er sich in einem Raum befand oder ob er irgendwo in der Finsternis weggesperrt war. Normalerweise hatte er keine Probleme im Dunkeln zu sehen, aber irgendwas schien sein Sichtfeld zu bedecken. „Hihi, was haben wir denn hier schönes?“, erklang es im Schatten und der Katzenmensch schreckte auf. Sein Kopf ging erst ruckartig nach links und dann nach rechts, um die Quelle auszumachen. Doch vergeblich, denn das schnippische Gelächter hallte hin und her. Nun wusste er zwar, dass er sich in einem Raum befand, machte seine Lage aber nicht wirklich besser. „Einen genervten Kater …“, nuschelte er nur leise, kaum hörbar vor sich her. „Ohoh, etwa jemanden aus dem Volke Myou? Hach, das ist ja schon Ewigkeiten her.“ Eine euphorische Stimme war kurzzeitig genau vor ihm zu hören, die sich dann aber wieder abrupt entfernte und ihn musternd von allen Seite zu betrachten schien. Verdammt! Wo bin ich hier nur wieder hineingeraten?
„Ich würde mich ja vielleicht genau so sehr freuen wie Ihr, wenn ich denn Euer Gesicht sehen könnte und Ihr mich von diesem Zeug befreien könntet.“, antworte er so freundlich wie es ging, seine miese Laune unterdrückend, und versuchte sich mit mehr Kraft aus der Substanz zu befreien. Aus der Ferne konnte er plötzlich ein leichtes klackerndes Geräusch wahrnehmen, das aber nach kurzer Zeit abrupt endete und er eine Handfläche auf seiner Brust spüren konnte. „Na wer wird denn hier so ungeduldig sein? Eine Dame braucht auch ihre Vorbereitungsphase. Besonders dann, wenn sie schon so lange keine männlichen Besuch mehr hatte.“ , spielend tippte sie mit ihrem Finger auf seine Brust und wanderte langsam hinab bis zu seinem Bauchnabel, woraufhin sie sich anschließend wieder laut lachend von ihm entfernte. Ein kräftiger Ruck durchfuhr seinen Körper, als ob gerade jemand das Bettlaken unter ihm weggezogen hätte und er fiel wieder in die Dunkelheit. Dieses Mal aber war der Sturz nur kurz, dagegen jedoch gröber. Denn anstatt wieder in der selbigen Substanz aufgefangen zu werden, fiel er hart auf einen Steinboden. Einen Schmerzensschrei ließ er nicht aus, sondern sog nur scharf die Luft ein. Die unsanfte Landung hatte seine linke Schulter ziemlich mitgenommen, da er sich nicht ordentlich abrollen konnte. Hoffentlich habe ich mir nichts gebrochen. , dachte er sich nur mit einem schmerzverzogenem Gesicht und bewegte seine verletzte Schulter leicht. Sie gab sofort einen stechenden Schmerz vor sich, der jedoch ertragbar war. „Hihi, eine Katze, die wie ein nasser Sack auf den Boden gefallen ist, sieht man auch nicht alle Tage.“ , ertönte wieder die nervige Stimme entfernt und Nyubi knirschte als Antwort nur unzufrieden mit den Zähnen. Die Lage hatte sich für ihn nicht geändert. Er konnte sich zwar nun freier bewegen, aber er konnte immer noch nichts sehen. Auf sein Gehör konnte er sich auch nicht verlassen, da die Frau die Räumlichkeit ausnutze und er somit keine genaue Position ausmachen konnte. „Verzeiht mir, dass ich Euch keine wunderbare Einlage präsentieren konnte. Aber wärt Ihr so freundlich und würdet den Schleier der Dunkelheit lüften? Ich möchte die wunderschöne Frau hinter der lieblichen Stimme erkennen.“, log er um beide Katzenohren und versuchte der Fremden zu schmeicheln, sodass sie ihm ein kleinen Vorteil geben würde. Denn die Stimme fand er einfach nur kratzig und penetrant in seinen Ohren. Das Aussehen mochte er sich in Anbetracht der Situation und dem Votum gar nicht erst vorstellen. Alleine bei dem Gedanken lief ihm einen kalten Schauer über den Rücken. „Ach ja, die Myous sind so gewitzt wie immer.“, seufzte sie enttäuschend aus, weil sie anscheinend die Lüge heraushören konnte. „Aber meine Kinder und ich haben Gefallen an dir gefunden, weshalb ich dir ein wenig entgegen kommen möchte.“ Ein Schnippen schallte durch den Raum und Nyubi gewann allmählich wieder an Sicht, was den grünlichen Fackeln zu verdanken war, die sich eins nach dem anderen durch Magie entzündeten.
Vor ihm erstreckten sich so langsam ein gewaltiger Raum voller Spinnenweben, verschiedenen Knochenbergen und mehrere Tunnel, die ins Ungewisse führten. Im Zentrum jedoch türmte sich ein besonderer Berg an Knochen auf, der mit glitzernden Spinnenweben verziert war und auf der Spitze ein Thron zu sehen war, in dem eine schlanke Frau saß. Rote Augen sahen auf ihn herab und ein boshaftes Lächeln umspielte die Lippen der Fremden, die spitze Stelzen trug und hinter ihrem Rücken man so etwas wie stachelige Füße erkennen konnte. Schwarzes, gepflegtes Haar hing ihrem Rücken hinab, das bis zu ihren Füßen zu gehen schien. Ihr Körper schien dem von normalen Menschen zu ähneln, aber anstatt Kleidung zu tragen, schien sie eine zweite dicke, schwarze Haut zu haben, die sich eng um ihren Körper legte und somit manche Stellen besonders betonte. „Genauso schön, wie du mich vorgestellt hast, Katzenmensch?“, erklang die Stimme erneut sarkastisch und ein Kichern entwich ihren Lippen. „Genauso schön, wie ich es mir vorstellt habe. In der Tat.“ , log er und musste bei dem Anblick schlucken. Er hatte es hier eindeutig mit Spinnen zu tun. Nervige, kleine Geschöpfe, die ständig überall ihre Spinnenfäden spannen mussten und rundum irgendwo herumkrabbelten. Es hatte ihn immer Unmengen an Zeit gekostet, die nervigen Produkte dieser Geschöpfe in der Residenz Rodwigs zu entfernen, weshalb er oftmals weniger Zeit hatte, um sich seinen Studien zu widmen. „Hach, warum müssen Männer immer lügen, um das Herz einer Dame zu erobern?“, säuselte sie vor sich und stützte ihr Kinn schmollend auf einer Handfläche, den Blick nicht von dem Gast lassend. Wenn du nur ein Herz hättest … , scherzte der Katzenmensch verzweifelt in Gedanken und verzog leicht einen Mundwinkel unzufrieden nach unten. „Ich bitte Euch. Ich würde Euch doch niemals anlügen, werte Dame. Schließlich habt ihr mich herzlich empfangen.“ Nyubi verneigte sich ehrenvoll vor der Fremden und verharrte unterwürfig in dieser Position. „Nun ja, ihr kennt jedenfalls Anstand und versteht schnell. Dann hat sich mein erster Eindruck wohl doch nicht getäuscht. Sagt, wie lautet euer Name, Myou?“ , antworte sie erstaunlicherweise Ernst. „Nyubi Kaneko nennt man mich. Auch wenn ich nicht glaube, dass mein Name eine Bedeutung in Eurer Gegenwart spielt.“ Seine Geste hatte sich immer noch nicht verändert und der Katzenmensch schaute weiterhin auf den Boden, um seinen niederen Wert zu präsentieren. Schließlich glaubte er, dass in der Frau noch eine Menge Kraft stecken würde und sie ihn mit Leichtigkeit besiegen würde. „Ach was, bei mir hat jeder Gast den selbigen Stellenwert. Also brauchst du dich auch nicht zu verneigen, sondern leiste mir Gesellschaft, Nyubi.“Einladend erhob sie sich von ihrem Thron und schaute ihn mit flammenden Augen an. „Mich nennt man im Übrigen Virgillia, die Spinnenkönigin. Schön nicht wahr?“, erwähnte sie nebenbei ihren Namen, während sich der Mann durch den mit Spinnenfäden verzierten Knochenberg bewegte. „Wie so alles, ist auch Euer Name schön.“, erwiderte er und stand in nur wenigen Augenblicken vor ihr. Von der Ferne hatte er gar nicht einschätzen können, dass sie zwei Köpfe größer war wie er. Doch sie schien es nicht zu stören, sondern sie lächelte ihn nur warm an und fuhr mit ihrer Handfläche über seine Ohren, die bei der plötzlichen Berührung leicht zuckten, und umrundete ihn erneut musternd. „Hach, es ist wirklich schon Ewigkeiten her, etwas anderes Lebendiges hier zu haben, anstatt diese muffigen Menschen, denen es nur nach Weib, Gold und Ruhm geht.“ Langsam legten sich ihre langen Finger von hinten auf seine Brust und ihre linke Wange schmiegte sich an seine. „So warm und pulsierend.“ Ein Seufzen entwich ihren Lippen und Nyubi stand nur angespannt da. Er wusste, dass er sich bildlich in einem Spinnennetz befand und eine falsche Reaktion die wahre Natur der Erschafferin herbeirufen würde. Also versuchte er so gut es ging mitzuspielen, damit sie ihn vielleicht doch gehen ließ und legte seine Hände auf ihrige, das mit einem kindlichen Lachen entgegnet wurde. „Hmm, ich könnte mich glatt daran gewöhnen. Aber das wird mir wohl nicht genug sein.“, sagte Virgillia und löste sich aus dem zärtlichen Griff. Mit einem warmen Lächeln drehte sie sich einmal um ihre eigene Achse und fand sich kurze Zeit später wieder vor den Augen des Mannes, der sie ein wenig verständnislos anblickte. Allerdings beugte sie sich nun vor ihm leicht hinunter und bewegte ihren Kopf immer weiter Richtung des seinigen. Nyubi hatte eine ungefähre Vorahnung was nun kommen würde und spielte deshalb mit. Was sollte schon ein Kuss ausrichten? Gift konnte sie ja schlecht über ihre Lippen absondern oder? Außerdem wenn er nun einen Rückzieher machen würde, dann wäre seine Vorgeschichte komplett entlarvt und Virgillia würde ihn gnadenlos zermalmen. Bevor aber ihre Lippen auf seine treffen konnten, spürte er einen Finger auf seinem Mund und hörte ein liebliches Gelächter. „Ich würde mich dir ja gerne hingeben, aber meine Kinder werden einfach zu schnell eifersüchtig und wollen, trotz meines Status als Königin, dass ich mit ihnen meinen Schatz teile.“ Die Spinnenkönigin legte kurz ihre Handfläche auf seinem Brustkorb und stieß ihn anschließend leicht weg, sodass er das Gleichgewicht verlor und den Knochenberg hinabrollte. Kinder!? Verdammter Mist, ich habe vergessen, dass sich diese elendigen Krabbelviecher so schnell wie Staub vermehren. Aus der Ferne konnte er nur noch erkennen, wie Virgillia ihm einen Handkuss zu warf und sich dann anschließend wieder gutgelaunt auf ihren Thron niederließ. Was er doch für ein Narr war, nur eine Sekunde daran zu denken, durch schöne Worte hier rauszukommen. Bei dem Drachen hätte es auch nicht funktioniert, also warum sollte es dann ausgerechnet bei einer Spinnenkönigin klappen!?
Fluchend erhob er sich wieder und klopfte sich den Dreck von seiner Kleidung. „Das war aber nicht sehr nett von Euch.“, meckerte er gezwungen freundlich. Die Wut versuchte er so gut es ging zu unterdrücken. „Verzeiht mir Nyubi, bist du in Ordnung? Weißt du ich bin eben so manchmal ein richtiges Schussel.“ Verlegen scheuchte sie seinen Blick. Ist es nicht ein wenig zu spät süß zu wirken!? Jedoch blieb ihm keine Zeit weitere Gedanken daran zu verschwenden, denn er konnte hinter sich knackende Geräusche wahrnehmen, die von zerbrechenden Knochen stammen musste. Als er sich vorsichtig in die Richtung umdrehte, konnte er in dem grünen Fackelschein mehrere Umrisse erkennen, die sich vorerst langsam auf ihn zubewegten. „Viel Spaß mit meinen Mädchen. Aber wehe du gehst mir fremd!, scherzte sie auf dem Thron und sah ihn erwartungsvoll mit ihren roten Augen an, während sich die erste Spinne, die ungefähr 2 Meter größer war wie er, auf ihn sprang und versuchte mit den Beinen ihn niederzudrücken. Nyubi wurde zwar mit umgerissen, konnte aber sich aber von der Chelicere rechtzeitig retten, in dem er sie mit beiden Händen aufhielt, bevor diese sich in seinen Brustkorb graben konnten. „Wie … zur … Hölle … soll ich … erkennen, was ein Männchen … und was ein Weibchen ist!?, rief er genervt unter der Spinne zu Virgillia, die sich das ganze Spektakel freudig ansah. „An ihren Füßen.“, antworte sie nur knapp und leckte sich über die Lippen, als ob sie dort etwas Süßliches schmecken würde. „Ah ja, an ihren … Füßen. Ich verstehe … REIN GAR NICHTS! Mit seiner ganzen Kraft stemmte er sich gegen die Kieferklauen, bis er wieder auf seinen Füßen stand und er nach vorne ausweichen konnte. Die Klauen stießen durch den plötzlichen nicht mehr vorhandenen Gegendruck nach vorne in den Boden, wohin gegen sich eine schmerzlich nach links drehte. Der Katzenmensch konnte einen merkwürdigen Laut wahrnehmen, dass wohl als Schmerzensschrei gedeutet werden konnte. Allerdings hatte er kein Mitleid für die Kreatur, ließ seine Klingen aus seinen Handschuhen fahren und entfernte erstmal die die Beine, die ungefähr so breit waren wie er und rammte anschließend seine Faust in den Kopf der Bestie, sodass diese nach kurzer Zeit verstarb. Klebriges, grünes Blut klebte an seiner Kleidung und hing vereinzelt an seinem Gesicht herab, das durch das Abtrennen der Körperteile zustande gekommen war. „Ohoh, du bist anscheinend nicht nur ein guter Redner, sondern weißt dich auch noch zu wehren. Schließlich hast du Rona besiegt, die schon mehrere hundert schwer bewaffnete Krieger besiegt hatte. , lobte Virgillia ihn anerkennend und lächelte ihn wieder charmant an. Jedoch würde ihm ein einfaches Lob nicht aus dem Schlamassel helfen, denn es waren bereits mehrere, hunderte auf den Weg zu ihm, um ihn auseinander zu nehmen. Manche Spinnen seilten sich noch von den Decken herab, manche kamen aus den Tunneln und andere wiederum setzten schon zum Angriff an. Unter ihnen waren Geschöpfe unterschiedlicher Größe vorhanden. Einige waren kleiner, wie Rona, andere wiederum genauso groß wie sie oder sogar noch ein klein wenig größer. „Ihr wisst von all Eueren Kindern die Namen?“, fragte er ungläubig und ging vorsichtig einige Meter zurück, um Abstand zum Gegner aufzubauen. „Wo denkst du nur hin? Den Namen habe ich soeben einfach nur erfunden!, antwortete sie amüsiert über die Tatsache, dass sie in Wirklichkeit nur einen winzigen Bruchteil der Spinnen kannte und ihn somit nur erneut auf den Arm genommen hatte. Nyubi wusste nicht, ob er ebenfalls darüber lachen sollte oder sich lieber in eine Ecke verkriechen sollte. Die Entscheidung wurde ihm aber bereits abgenommen, als sich mehrere kleine Spinnen auf ihn stürzten, die er aber mit seinen Waffen mit Leichtigkeit in mehreren Hälften teilen konnte. Wenn sie weiterhin nur in solchen kleinen Wellen angreifen würden und nicht wieder diese dicken Brocken auf ihn stürzten, hatte er sogar eine geringe Chance auf Erfolg.
Zu seinem Glück verblieb das Angriffsmuster für kurze Zeit so wie er es sich erhofft hatte. Mehrere Krabbeltiere fielen somit seinen Klingen zum Opfer. Aber es kamen immer mehr Spinnen in den Raum und drängten ihn langsam gegen eine Wand, die mit Spinnennetzen versehen waren. Wenn sie ihn noch weiter bedrängen würden, dann hängt er irgendwann wie am Anfang im Netz fest und dann könnten sie sich einen Festschmaus erlauben. Eine weitere große Spinne, die die ungefähre Größe wie Rona hatte, stellte sich ihm gegenüber und holte mit einem ihrer Beine aus, um Nyubi damit zu zerstampfen. Der Katzenmensch reagierte aber noch in letzter Sekunde, lehnte sich zurück und versuchte kurz darauf sich so gut es ging hinten abzustoßen, sodass er unter dem Geschöpf hindurch rutschen konnte. Das Unterfangen gelang ihm auch, aber ihm stellte sich ein weiterer Gegner, der gleichen Größen in den Weg und stieß ihn grob in einen der Tunnel. Virgillia beobachtete das ganze begeistert und klatschte wie wild, als sie den Katzenmenschen in eine der Tunnel fliegen sah. „Klasse! Wunderbar! Du langweilst mich wahrlich nicht, Nyubi. Los! Zeig mir MEHR!, rief sie von ihrem Thron hinunter, in ihrem Augen spiegelte sich Wahn wider. Der Myou war zwar nicht tot, musste aber ziemliche Prellungen in den Kauf nehmen, die später mit Sicherheit von einem Facharzt angesehen werden müssten. Allerdings hatte er keine Zeit sich von so etwas zu behindern lassen, also sprintete er durch die endlosen Gänge, die ungefähr so groß waren, dass er und ein paar Spinnen der kleineren Art hindurchkommen würde. Er musste dennoch auf die Spinnenweben aufpassen, die sich in den Tunnel befanden, nicht das er sich darin noch verfing oder er Signale abgab, wo er sich nun befand. In einem der Bücher von Rodwigs stand nämlich, dass Spinnen sofort erkennen würden, wo sich das Opfer befindet, wenn eine kleine Bewegung in ihrem Netz stattfand. Fürchterliche und nervige Gegner aus der Sicht des Mannes. Nun waren zwar die Feinde lebendig und nicht mehr Untote, was er zuvor angemeckert hatte, aber diese Lage fand er auch nicht sonderlich besser.
Nyubi irrte nun schon länger in den Gängen umher und entschied sich bei der nächsten Kreuzung links abzubiegen, jedoch verfing sich sofort sein Oberköper und seine Beine in einen der Netze. Die Arme blieben erstaunlicherweise unangetastet. „Verdammte Scheiße!“, fluchte er und fuchtelte wie wild umher, in der Hoffnung, die Substanz würden ihn somit freilassen. Allerdings kam er einfach nicht los von diesem Zeug, egal wie fest er zog. Durchtrennen konnte er die Netzte auch nicht, vermutlich war es das Werk von Virgilla selbst, die wieder irgendeinen nervigen Zauber gewirkt hatte.
In den Gängen konnte er nun auch eindeutig mehr Bewegungen wahrnehmen, die sich in seine Richtung bewegten. Schweißperlen rannen seine Stirn hinab, da sein Körper wusste, dass wenn sie hier rechtzeitig ankommen würden, es aus für ihn war. Also wühlte er hektisch in seinen Lederbeutel auf der Suche nach etwas Brauchbaren. Geld, Gewürze und all den ganzen Kram konnte er ertasten, aber nichts was ihm in der jetzigen Situation helfen würde. Bestechung klappt immerhin nur bei Menschen und nicht bei hungrigen Spinnen, die gerade auf der Jagd waren. Die Geräusche wurden immer lauter in seinen Ohren und Nyubi griff in seinen letzten Lederbeutel, in dem er auch sofort etwas raues ertastete. Das Seil!, schoss es ihm durch den Kopf und ergriff sofort den Gegenstand. Aber was sollte er nun damit anstellen? In der Nähe war nichts woran er es binden konnte, um sich dann selbst hinauszuziehen. Erneut blickte er sich wie ein geistig Verwirrter um, der die Orientierung verloren hatte, bis er aus den Augenwinkeln eines seiner Kurzschwerter erblickte. Das könnte klappen! Neue Hoffnung blühte in ihm auf, als er das Schwert aus der Scheide zog, das Seil daran befestigte und es an der nächst möglichen Wand neben ihn reinpresste. Nun legte er beide Hände an den Knoten und versuchte das Gewicht seines Oberkörpers über das Schwert zu beugen, sodass er mehr Kraft aufwenden konnte, wie zuvor. Knirschend unter der Last schnitt sich das Schwert leicht in das Gestein hinein, aber auch Nyubi befreite sich Stück für Stück aus dem Netz. „Meine Güte! Damit sollten sie neue Häuser bauen. Das klebt ja!“ Fluchend über seine missliche Lage linste er nach links aus die Kreuzung hinaus, um dort die ersten Gegner ankrabbeln zu sehen. „Oh oh oh! Jetzt aber schnell!“ Mit einem Gebrüll lehnte er sich so stark wie nur möglich nach vorne und stützte sich zeitgleich auf den Knoten ab. Krachend zerbrach die bereits beschädigte Klinge unter Last, aber auch der Myou konnte sich aus dem Spinnennetz befreien und landete hart auf dem Boden. Erschöpft durch den Akt kämpfte er sich stützend an einer Wand hoch, als schon die erste Spinne ihre Klauen in seinen Knöchel grub. Wie durch einen Pistolenschuss war er wieder fit, nahm den Fuß an dem das nervige Teil hing und schmetterte diesen gegen die Wand, sodass die Spinne zermatscht wurde. Grünes Blut schlug ihm entgegen, was er nur mit einer flüchtigen Handbewegung aus seinem Gesicht entfernte und die anderen Ankömmlinge mit seinen Klingenhandschuhe erledigte, bevor er erschöpft in die Hocke ging und seinen Körper gegen eine Wand ruhen ließ. Sein linker Fuß pulsierte gefährlich, was wohl ein Anzeichen dafür war, dass sich das Gift langsam in seinem Körper ausbreitete. Wenn er jedenfalls wüsste, um welche Art es sich hierbei handeln würde, dann könnte er mögliche Gegenmaßnahmen ergreifen, aber er hatte keinen blassen Schimmer um welche Spinnen es sich hierbei handelte. Vielleicht Vogelspinne? Geiselspinne? Ach er wusste auch nicht. Er wusste nur eins und zwar dass er schnell aus diesen Tunneln hinausmusste. Noch mal in solch ein Netz wollte er nicht gefangen werden, denn die zuvor verwendete Kraft nun mit dem vergifteten Bein, würde er sicherlich nicht schaffen. Seufzend erhob er sich, nahm das Seil erneut an sich und band es dieses Mal an das andere Kurzschwert. „Dann wollen wir mal mit der Jagd beginnen!“, machte er sich selbst Mut und atmete einmal tief aus, bevor er sich wieder durch die Gänge schlug.
Er wusste nicht wie viele Spinnen er auf den Weg erledigt hatte, aber es waren eine Menge gewesen, bis er wieder an einen Ausgang ankam und einen Überblick über den Raum erlangen konnte. Inzwischen hatten sich mehrere von der großen Sorte an verschiedene Eingänge verteilt oder streunten irgendwo umher. Andere wiederum sponnen neu Netze oder reparierten sie. Virgillia konnte er in dem grünen Fackelschein nur schwach erkennen, aber sie hatte, seit dem er in die Tunnel geflüchtet war, nicht ihre Position gewechselt. Entweder war sie so selbstsicher, dass er ihr nichts anhaben könnte oder es war nur eine Falle, um ihre Beute anzulocken. Wie dem auch sei, den dicken Fisch wollte er sowieso noch nicht angreifen. Dafür waren die anderen in zu einer großer Zahl vertreten. Als er sich ein wenig weiter hinausbeugte, um zu schauen, wie weit es von seiner erhöhten Position hinunterging, kam ihm sofort ein großes Spinnenbein entgegen und streiffte seine linke Wange. „Ich bin verwundert, dass du noch lebst, Nyubi. Weißt du eigentlich, dass du einen Großteil meiner Kinder ermordet hast? Ich weiß nicht so recht, ob ich dir das verzeihen kann.“, richtete die Spinnenkönigin die Worte an ihn, ohne sich umzudrehen. Sie wusste anscheinend von Anfang an, wo er sich befand und vor allem in welchem Zustand. „Ermordert ist so ein hartes Wort. Sie waren mir nur zu aufdringlich geworden, sodass ich mich wehren musste. Außerdem hattet Ihr gesagt, ich solle Euch nicht fremdgehen. Penibel gesehen habe ich das somit auch getan.“, gab er feixend als Antwort zurück, während er sich erneut ein wenig in den Tunnel zurückzog, um Anlauf zu nehmen. Das Schwert mit dem Seil hatte er immer noch in seiner rechten Hand. An ihr war ebenfalls ein dicker Knoten festgebunden, sodass er die Waffe werfen und ohne viel Mühe zurückholen konnte. Wurfdolche würden hier nämlich nicht viel ausrichten können. Höchstens ein Auge ausstechen von acht, was nicht sonderlich hilfreich war. „Ich bin erfreut, dass du weiterhin noch so viel Kraft hast, um meinen Kindern zu trotzen und um mich zu unterhalten. Aber genug ist genug!“ , rief sie befehlerisch und eine Fackel nach der anderen erlosch. Düsternis in Form von Magie legte sich in dem Raum erneut nieder und ein schallendes Gelächter hallte durch die Gegend. Sich allerdings nun Gedanken - wie er am besten vorzugehen hatte - zu machen, würde nichts bringen, also schloss er die Augen und rannte angespannt aus der Tunnelöffnung hinaus, die Waffen einsatzbereit. Nun konnte er sich nur noch auf seinen Geruchs- und Hörsinn verlassen.
Kurz als er abgesprungen war, kam ihm auch schon große Spinne entgegen, die ihn zuvor mit ihrem Bein getroffen hatte. Dieses Mal aber schlug Nyubi rechtzeitig das angreifende Bein zur Seite und zerschlitzte ihren Bauch, indem er sich mehrmals um seine eigene Achse drehte, um den ersten Gegner zu passieren. Der Katzenmensch befand sich immer noch in ungefähr 30 Metern Höhe, als sich der nächste Gegner hörbar abseilte, während der vorherige in die Tiefe zu stürzen schien. Noch bevor das große Krabbeltier ihn erreichen konnte, vernahm er ein klapperndes Geräusch ungefähr 10 Meter neben sich, das wohl von den aneinanderschlagenden Klauen stammte. Nyubi holte also mit seiner rechten Hand aus und warf es blind in diese Richtung. Das Seil wackelte ungeduldig im Flug hin und her, bis er einen tierischen Aufschrei hörte, das Seil sich spannte und seinen Absturz abrupt enden ließ. Er wusste nicht, was er genau getroffen hatte, aber der gepanzerte Rücken konnte es schon mal nicht sein, denn sonst wäre sein Schwert einfach abgeprallt. Also musste er das Geschöpf im Kopfbereich getroffen haben, was durch das wilde hin und her bewegen verdeutlicht wurde. Der Myou hatte schwer zu kämpfen, dass er nicht abstürzte, während er flink das Seil hinaufkletterte, um der anderen Spinne zu entkommen, die sich von oben abseilte. Als er seinem Ziel zum Greifen nahe kam, hörte das Geschöpf plötzlich auf zu zappeln und entschied sich für einen Gegenangriff. Du wirst doch nicht!, schoss es ihm durch den Kopf, was seinen Gedanken jedoch nach wenigen Augenblick bewahrheitete. Die Spinne hatte sich von ihrem Netz abgedrückt und flog ihm nun entgegen, um ihn unter sich zu zermalmen. Du verfluchtes! Nyubi versuchte verzweifelt das Schwert aus dem Auge des Tieres zu ziehen, das von einem weiteren Zappeln und Aufschrei begleitet wurde. Stirb doch gefälligst leise oder gib mir mein Schwert wieder!, fluchte er innerlich und spürte plötzlich an seinen Füßen den Unterleib der Spinne. Sie schien schneller zu fallen wie er, weshalb ihr Unterkörper ihn bereits eingeholt hatte. Das kam ihm allerdings gerade ganz recht, denn nun konnte er sich dort abstützen, in dem er einen Klingenhandschuh in das weiche Fleisch schlug und mit der anderen Hand feste an dem Seil zog, was dieses Mal auch glückte. Das Schwert schnitt sich an dem Kopf der Spinne entlang und schnellte dann hinaus. Dem Tier gefiel das gar nicht und strampelte mit seinen Füßen gefährlich umher. Manchmal erwischte es ihn sogar hart am Kopf oder am Rücken, das ihn kurz darauf unweigerlich loslassen ließ, sodass er sich wieder im freien Fall befand. Seine Augen huschten verzweifelt in der Dunkelheit umher, aber er konnte einfach nichts durch diesen elendigen Zauber erkennen. Wütend holte er wieder mit seinem Schwert aus und warf es blind nach vorne. Dieses Mal erklang jedoch ein metallenes Geräusch und das Seil spannte sich sofort. Mit einem Ruck wurde er auch schon grob nach rechts ins Leere gezogen und die Spinne, die über ihn war krachte hörbar unter ihm auf den Boden. Er wusste nicht wie viele von denen großen Biestern noch übrig waren, aber vorhin konnte er noch sieben weitere erkennen. Davon hatte er nun zwei ausgeschaltet, aber eine kam immer noch von oben. Also waren es noch ungefähr sechs Stück, die ihn in dieser Dunkelheit verspeisen wollten.
Stumpf prallte seine linke Schulter gegen eine Wand, die glücklicherweise nicht von Spinnennetzen versehen waren. Anscheinend hatte sein Glückswurf eine der Fackeln erwischt und das Schwert hatte sich um die erloschene Lichtquelle gelegt, weshalb er seine Waffe nun nicht so einfach hinausziehen konnte. Also hieß es mal wieder klettern und es so schnell wie nur möglich losbekommen, denn seine Feinde schliefen auch nicht. Seine Hände waren schon ganz rau von dem ganzen Kämpfen und Klettern. Der vergiftete Fuß erfüllte zwar noch seinen Zweck, aber es war nur eine Frage der Zeit, wann dieser den Dienst komplett verweigerte. In den Tunnelgängen hatte er vereinzelte Aussetzer gehabt, die aber nach kurze Zeit wieder aufhörten. Trotz allem war es ein Anzeichen dafür, dass sich das Gift in seinem Körper ausbreitete. In welche Form er daran sterben würde, konnte er nicht erahnen, da er weder die Spinnenform noch das dazugehörige Gift kannte. Innerlich fluchend erreicht er die Fackel und befreite das Schwert mit Mühen. Mit der linken Hand hielt er sich an dem Leuchter und versuchte Geräusche wahrzunehmen, die den Gegner verraten könnten. Etwas entfernt konnte er erneut die Spinne wahrnehmen, die sich von oben abgeseilt hatte und wohl ausversehen mit ihren dicken Beinen zusammenschlug, das ein, für Nyubi hörbares Geräusch, abgab. Er zog sich sofort an der Fackel hinauf, sodass er gerade so mit beiden Beinen Halt fand. Anschließend holte er mit seinem rechten Arm aus, um seine Waffe so fest wie es ging in diese Richtung zu werfen. Der Wurf fand auch sein Ziel und das Seil spannte sich erneut. In diesem Falle aber sprang er aber nicht wie sonst vom Leuchter ab, sondern zog fest an dem dicken Faden, um den Gegner näher zu sich zu ziehen. Die Spinne war von dem Unterfangen ein wenig überrascht und wurde somit wie nach Plan zu ihm gezogen und mit einer Klingenfaust in den Kopf begrüßt. Der restliche Körper erschlaffte sofort und fiel in die Tiefe. Bei der ganzen Sache ist jedoch die beschädigte Klinge aus Damaszener Stahl abgebrochen, sodass er nur noch in der linken Hand drei mehr oder weniger funktionierende Klingen besaß. Ein wundervoller Tag … Noch bevor er in seinen Gedanken sich weiterhin zynisch über seine Situation aufregen konnte, wurde er von der Seite heftig in die Seite geschlagen, sodass er das Gleichgewicht verlor und ebenfalls in die Tiefe stürzte. Anstatt aber in einem Netz zu landen oder auf den harten Boden, landete er weicher auf den Bauch der toten Spinne, die er vor wenigen Augenblicken getötet hatte. Benommen tastete er sich auf der Oberfläche entlang und ergriff nach kurzer Zeit sein Schwert. Gerade rechtzeitig, denn die Klauen eines Gegners rammten sich von oben auf ihn herab, welche er nur knapp mit seiner anderen Waffe parieren konnte. Ein leichtes Klirren war in dem Raum zu vernehmen und zwei weitere Klingen waren durch den Aufprall abgebrochen. Wütend schlug er mit dem kürzlich erlangten Kurzschwert eines der Beine ab und schlitzte anschließend den Bauch des Feindes auf, das ihm einen Schauer an grünen Blut bescherte. Wenn das so weitergeht, habe ich bald mehr Blut an mir kleben, wie die Biester in sich tragen können. Geekelt wischte er sich mit der Hand über sein Gesicht hinweg, um die Plörre loszuwerden. Blieben nur noch vier weitere Gegner.
Nyubi rannte über den gepflasterten Boden so schnell es ging, um seine zwei Verfolger loszuwerden, aber sie holten mit ihren acht Beinen zu schnell ein, sodass er sich gezwungen sah weiterzukämpfen, obwohl seine Lungen brannten und ihn der Schweiß in Strömen hinablief. Ruckartig drehte er sich um und warf die Klinge in die Richtung der Verfolger. Die Waffe hatte sich um zwei Beine gewickelt, auf das die Spinne ruckartig umfiel und die andere ebenfalls von den Füßen riss. Nyubi nutze die Chance, sprintete flink zu den beiden Tieren, bevor sie sich erheben konnten und tötete sie jeweils beide. Bleiben nur noch zwei, was? Ein weiterer Gegner kam hörbar näher und schlug den Mann auf den Boden. Gierig versuchten die Cheliceren seinen Kopf abzureißen, wenn nicht noch die letzte Klinge in seinem Handschuh erbitterten Widerstand leisten würde. Es war aber nur eine Frage der Zeit bis diese auch ihren Geist aufgab. Ein hin und her entbrannte zwischen den beiden Kontrahenten, wohingegen keiner viel Raum für den jeweiligen gab. Nyubi versuchte die Klaue der Spinne so gut es ging von ihm wegzudrücken, aber seine Arme wurden immer schwerer und fingen schon an wegen dem anhaltenden Druck zu zittern. Der Katzenmensch sammelte seine letzten Kraftreserven und bäumte sich leicht auf, nur um seinen Oberkörper nach rechts beugen zu können, sodass er seine linke Hand wegziehen konnte und der Kopf der Spinne neben ihm knapp, stumpf auf den Boden schlug. Kreischend zuckte sie sofort zurück und wollte nachsetzen, wenn der Mann nicht schneller gewesen wäre und ihre die Vorderfüße abgetrennt hätte, damit sie mit ihrem Vorderkörper nach vorne fiel und somit vom Kurzschwert durchbohrt wurde. An das eklige Blut, das er jedes Mal empfing, wenn er einen Gegner bearbeitet hatte, konnte er sich einfach nicht gewöhnen. Wenn er jemals hier lebend rauskommen sollte, dann würde er gerne ein Bad nehmen, auch wenn es das Letzte war, was er in seinem Leben machen würde.
Benommen taumelte er irgendwo im Raum umher, die Ohren spitz lauschend nach dem letzten Feind ortend. Aber er vernahm außer sein wild pochendes Herz und seine eigenen Schritte keinen weiteren Laut. Nicht mal Virgillias krächzendes Gekicher konnte er wahrnehmen. Waren seine Sinne etwa nun so sehr abgestumpft, weil sein Körper an den menschlichen Grenzen angelangt war? Plötzlich war ein leises Klatschen zu hören und die Fackeln erklommen wieder eine nach der anderen mit grünen Licht. „Ich weiß nicht, ob ich fasziniert von deinen Kampfkünsten sein soll oder ob ich wütend auf dich sein sollte. Aber ich habe anscheinend die Myous unterschätzt.“, richtete Virgillia die ehrlichen Worte an ihn und leckte sich über ihre grünlich, triefende Hand. Neben ihr lag tot die letzte große Spinne, die Nyubi versucht hatte zu erledigen, aber anscheinend war die Königin glücklicherweise vor ihm gewesen und hatte sie schon beseitigt. „Ich habe mich an Eure Bedingungen gehalten. Wie sähe es denn nun mit einer Belohnung aus?“, versuchte er überzeugend zu erscheinen, was ihm aber durch den angeschlagenen Körper ziemlich schwer fiel. „In der Tat, du hast mich sehr gut unterhalten. In manchen Momenten hatte ich sogar um dein Leben gebangt. Nun also … dann komm zu mir und ich werde dich reichlich belohnen.“ Sie machte anzügliche gestalten und biss sich leicht auf ihren Zeigefinger. Der Katzenmensch wollte nur vorsichtig in ihre Nähe kommen, um sie niederzustrecken. Denn einen weiteren Kampf wollte er nun wirklich nicht. Also setzte er sich entkräftet wieder in Bewegung, den verzierten Knochenberg hinauf bis zum Thron, an dem Virgillia ihn mit offenen Armen empfing. Das Kurzschwert hatte Nyubi immer noch in seiner rechten Hand und war zu jeder Zeit bereit zuzustechen, wenn sie auch nur eine falsche Bewegung machte. Aber die erwartete Aggression fiel aus. Sie legte nämlich nur die Arme um ihn herum und schmiegte ihre Wange an seine. „Weißt du …“, fing sie an in sein Ohr zu flüstern, „ … warum es hier nur weibliche Spinnen gibt?“ Ehrlich gesagt wusste er noch nicht mal, ob die ganzen Viecher, die er erledigte alle Weibchen waren oder ob darunter auch Männchen waren. Aus den Tipp mit den Beinen wurde er nämlich nicht schlau, also verneinte er die gestellte Frage und spürte etwas Feuchtes an seinem Ohr, was wohl die Zunge von Virgillia war. „Die Weibchen betrachten die Männchen nämlich als Beute und vernaschen diese eben gerne.“, ein Lachen entglitt ihren Lippen, als sie merkte, wie sich Nyubi anspannte und das Kurzschwert durch ihren Bauch rammen wollte. Die Klinge zerbrach aber sofort nach dem Aufprall und nicht mal ein Kratzer konnte man an ihren schwärzlichen Bauch erkennen. „Was versuchst du denn da Nyubi? Doch nicht etwa das, was ich glaube, oder?“, gab sie hochamüsiert von sich und legte ihre Hände kräftig auf seine Schultern, die roten Augen herausfordern auf ihn gerichtet. „Nun ja, man sagt ja bekanntlich, dass Liebe durch den Magen geht.“, gab er mit einem schwachen Lächeln von sich, obwohl er wusste, dass es nicht klug war sie zu reizen. „Ich weiß nicht, ob du ein Komiker oder ob du einfach nur wahnsinnig bist.“, antworte sie nur kopfschüttelnd. „Wohl eher zweiteres, werte Dame.“ Die Frau lachte nur kurz herzlos auf und schubste ihn anschließend von sich. „Im Angesicht des Todes werden anscheinend alle ehrlich. Aber ich sage dir eins Nyubi. Im Bereich Lügen bin ICH, Virgillia, die Beste und lasse mir von einer halben Portion wie dir nicht an der Nase herumführen. Erfahre wahre Angst und Macht, die du in deinem Leben noch nie zuvor gesehen hast. Verkrieche dich in den Tunneln, verstecke dich unter den Knochen oder versteck dich unter meinen toten Kindern. Aber egal wo du dich befindest, ICH werde dich finden und ICH werde dir genüsslich eine Gliedmaße nach der anderen herausreisen und verspeisen, was meine Kinder nicht vermochten. Wütend schaute Virgillia ihn mit ihren flammenden Augen an, während ihre Beine und Arme immer größer wurden, bis sie eine Länge von 4 Metern erreicht hatten. Ihre Haut wurde immer schwärzer, dicker und breitete sich ebenfalls aus, bis ihr Körper die komplette Masse einer riesigen Spinne angenommen hatte. Zum Schluss folgten noch die restlichen Beine, die zuvor auf den Rücken von Virgillia zu sehen waren, bis sie in ihrer vollen Größe verwandelt waren. Auf dem Hinterleib der Spinne konnte man rote Verzierungen erkennen, dass wohl ihren Status als Spinnenkönigin nach außen hin präsentierte. „Die Spielchen sind vorbei Nyubi. Ich hatte meinen Spaß, aber nun ist er vorbei und ich werde meine Kinder rächen! Flink schlug sie mit einem ihrer Beine auf den Knochenberg, der unter der Wucht anfing zu beben und den Mann immer weiter nach unten drängte. Das sieht verdammt schlecht aus. Fasste er seine Situation gut zusammen und nahm seine Beine in die Hand. Kurzschwerter besaß er nun keine mehr, sein linker Klingenhandschuh war so gut wie hinüber und die Dolche würden ihr bestimmt nichts anhaben können. Fluchend über die Tatsache rutschte er auf dem Boden, der getränkt war von dem Blut ihrer Kinder, aus und schlitterte gegen eine Wand. Ein kurzes Lachen von der Spinne war zuhören, die sich rasant in seine Richtung begab. Bei jedem ihrer Schritte zerstörte sie einen Teil des Bodens. Oh verdammt, oh verdammt! Schnell rappelte sich Nyubi wieder auf, zog einen Wurfdolch aus seine Tasche und band dieses Mal dort das Seil dran, während er von der Spinnenkönigin weglief. Er spürte einen Luftzug über seinen Ohren, der ihn plötzlich von den Füßen holte. Anscheinend hatte Virgillia nach ihm geschlagen, aber verfehlt, was ihn zwar gerettet hatte, aber die Wucht, die in dem Schlag steckte, hatte das Leichtgewicht nicht auf den Füßen halten können. Zitternd erhob sich der Katzenmensch wieder und schaute nicht weiter nach hinten, er musste schnellstens hier weg. Seine Waffen würden bei ihr nichts ausrichten, es sei denn er wollte auch seine anderen Klingen in Einzelteile haben. Also blieb ihm vorerst nur die Flucht vor der Spinnenkönigin. Die anderen kleinen Spinnen, die er übersehen hatte, würden sich bestimmt nicht bei der Hetzjagd einmischen. Nyubi duckte sich dieses Mal tiefer, um einen weiteren Schlag der Spinne mit ihrem Bein auszuweichen, was dieses Mal besser glückte, da er nicht zu Boden geworfen wurde. Aber sein linker Fuß fing wieder an zu hinken, was fatal wäre in der Verfolgungsjagd. Der Myou holte also mit seinem Dolch aus und warf ihn in Richtung einer Fackel. Klirrend traf das Ziel und Nyubi sprang von einer Erhöhung ab, sodass er sich schneller in der Luft befand und somit eine bessere Chance hatte, gegen seinen Feind zu bestehen. Jedoch hatte er nicht das Feuer mit einberechnet, das sich an dem Seilknoten labte. Kurze Augenblicke später riss auch schon das Seil und der Mann flog nicht mehr elegant über den Boden hinweg, sondern stürzte die kleine Erhöhung ab und landete grob in einen der Spinnentunnel. Virgillia hatte ebenfalls nicht damit gerechnet, dass das Seil reisen würde und hatte sich eigentlich an der Wand so positioniert gehabt, dass sie ihn mit offenen Mund empfangen konnte. Ein unzufriedenes Zischen wär zu hören. „Du sagtest doch, dass Liebe durch den Magen ging. Also widersetze dich nicht deinem Schicksal und komm in meinen Magen!“ Wütend schlug sie mit ihren Füßen auf das Spinnennest ein. Manche Tunnel dabei fielen unter der Wucht sofort ein, manche aber wiederum hielten vorerst stand und in einer dieser lehnte sich gerade Nyubi gegen eine Wand. Eine ziemlich aufbrausende Frau …, scherzte er, während er versuchte sein vergiftetes Bein zu beruhigen. Inzwischen musste das Gift schon sein gesamtes linkes Bein infiziert haben, weshalb er es nur schwer unter Kontrolle bringen konnte. Wenn es hart auf hart kommt, würde er es sogar verlieren. Doch wie so immer hatte er keine Zeit sich über die Zukunft Gedanken zu machen. Er war nun in der Gegenwart und zu diesem Zeitpunkt steckte er in großen Schwierigkeiten. Der Tunnel würde bestimmt nicht mehr lange halten und die Spinnenkönigin wird solange weitermachen, bis er entweder unter dem Geröll tot begraben war oder sie ihn lebendig verspeiste. Mir bleibt wohl keine andere Wahl. Dachte er sich und erhob sich taumelnd. Langsam fand er wieder festen Boden unter sich und Nyubi fing an seine Ausrüstung und Kleidung abzulegen. Denn die bräuchte er erst später wieder, insofern der Tunnel die Attacken der Spinnenkönigin überleben würde. Nachdem er auch sein letztes Kleidungsstück ausgezogen hatte, humpelte er Richtung Ausgang, an dem vereinzelt kleine Steinbrocken hinunterfielen. „Nanu, bist du etwa ein Exhibitionist, Nyubi? Das hätte ich ja niemals von dir gedacht.“ , reagierte sie lachend auf sein plötzliches nacktes Erscheinen und hörte auf, den Spinnenbau weiter zu attackieren. „Siehst du endlich deinem Schicksal ins Auge, ja?“ , fragte sie ihn, während sie gierig ihre Beute umkreiste. „Nein, nicht ganz. Eher im Gegenteil. Ich widersetze mich dem Schicksal!“ Unvorstellbare Hitze, die das Fleisch von den Knochen brennen würde, breitete sich in dem Körper des Myous aus. Seine Arme und Beine fingen langsam an zu wachsen und beharrten sich zunehmend. Der Katzenschwanz wurde ebenfalls buschiger und vergrößerte sich Stück für Stück. Der Kopf deformierte sich leicht und ihm wuchsen Vibrissen an der Nase, die ebenfalls eine beachtliche Länge erreichten. Die Ohren ragten mehr in die Höhe und sein Kiefer wurde auseinander und länger gedrückt, um für das größere, schärfere Gebiss Platz zu machen. Für Nyubi waren es Höllenqualen, die er mit einem schallenden Schmerzensschrei versuchte zu lindern. Sehnen, Nerven, Fleisch und Knochen rissen oder wurden übermenschlich groß. Seine inneren Organe verwandelten sich ebenfalls, sodass sie die neuen Körperproportionen mit genügend Nährstoffen versorgen konnten. Die gesamte Verwandlung kostete ihm gefühlte fünf Minuten starke Schmerzen, bis er zu seiner vollen Katzengröße herangewachsen war. Seine menschlichen Pupillen hatten sich zu schlitzartigen Katzenaugen verwandelt, der Kiefer besaß nun mächtige Fangzähne und seine Körpergroße und Masse konnte sich mit der Spinne messen. Nyubi wusste aber, dass er diese Form nicht sehr lange aufrechterhalten konnte und rechtzeitig wieder in seine Menschengestalt zurückkehren musste, wenn er nicht sterben wollte. Denn er beherrschte diese Form nicht sonderlich. Bisher hatte er sich in seinem ganzen Leben nur drei Mal in solch eine Bestie verwandelt, um zu überleben und nun musste er erneut in dieser Gestalt kämpfen. Wird er es den jemals hinbekommen als normaler Myou zu leben, der so etwas mit Leichtigkeit beherrschen kann? Brüllend ließ er seinen Frust und Schmerzen freien Lauf, während die Spinne sich ein wenig zurückzog. „Du hattest also noch so etwas im Ärmel, hm?“ Sie machte noch ein paar Schritte zurück bis sie eine Wand an ihren Beinen spürte und nutzte anschließend diese als Sprungbrett. Nyubi hatte Schwierigkeiten dem auszuweichen, da er so einen großen Körper nicht gewohnt war und musste deshalb an seiner rechten Flanke eine tiefe Schnittwunde hinnehmen, die wohl von den stelzigen Beinen kommen mussten. Den selben Trick versuchte Virgillia erneut, nur dieses Mal von der anderen Seite, aber bevor sie ihn erreichen konnte, bewegte sich der Katzenschwanz von dem Myou ruckartig zur Seite, sodass der Sprung der Riesenspinne beeinträchtigt wurde und Nyubi sie mit einer kräftigen Tatze gegen eine Wand schlagen konnte, die bei dem Aufprall abbröckelte. Fauchend setzte er ihr nach, traf aber nur ins Leere. Virgillia hatte den Angriff nämlich kommen sehen und hatte sich schnell nach oben bewegt. Kurz darauf sprang sie auch schon in dieser Höhe hinab auf den Rücken der Katze, um dort ihre giftigen Klauen hinein zu rammen. Nyubi ließ einen lauten Schmerzensschrei aus seinen Lungen hinaus. Nicht nur weil, die Spinne schwer war, sondern weil sie auch noch ihre Klauen in sein Fell gerammt hatte und ihr Gift dadurch injizierte. Noch mehr von diesem Kram brauchte er nun wirklich nicht. „Ihr seid schlimmer wie eine Zecke!“, brüllte er und wälzte sich auf den Boden hin und her, um sie loszuwerden. Die Spinnenweben, die ihn in der Menschenform behindert hatten, spielten nun keine Rolle mehr. Knochen und Steine wurden durch die zwei kämpfenden Riesengestalten zermalmt und zerstört, aber die Spinne hielt sich dennoch wacker auf den Rücken der Katze, was sie ihrem dicken Rückenpanzer zu verdecken hatte. „Hihi, so einfach wirst du mich nicht los, Kätzchen.“, scherze sie freudig, als ob ihr der Ritt auf seinen Rücken gefallen würde. Wütend änderte er seine Taktik und schlug sein Kreuz gegen eine Wand. Das Lachen der Spinne hörte abrupt auf und Nyubi konnte ein leichtes Knacken und unzufriedene Laute von Virgillia wahrnehmen. Diese Prozedur wiederholte er mehrmals bis sie freiwillig losließ und erneute blitzschnell ihre Fäden nach oben sponn, um der Katze zu entfliehen. „Du bist in der Tat wahnsinnig! Zwei verdammte Beine hast du mir gebrochen und meinen Panzer geschändet!“, fluchte sie über ihn und krabbelte an der Decke hin und her, auf den richtigen Moment wartend. Nyubi merkte inzwischen die Auswirkung des Giftes und schwitze ungemein unter seinem Fell, als ihm der Einfall kam. Wollen wir mal sehen, ob du wirklich die beste im Lügen bist. Dachte er sich herausfordernd und knickte mit seinem Vordertatzen ein, um zu zeigen, dass das Gift allmählich Wirkung zeigte. Es war zwar nur eine halbe Lüge, da das Gift es wirklich in sich hatte, aber es war noch nicht so schlimm, dass er nicht mehr stehen konnte. Virgillia reagierte natürlich sofort auf den Köder und seilte sich blitzartig zu ihm ab, um ihm den Gnadensstoß zu verpassen, aber darauf hatte nur Nyubi gewartet. Ruckartig stemmte er seinen enormen Körper wieder auf und sprang ihr im selbigen Moment mit offenen Mund entgegen. Sekundenbruchteile vergingen bis der Kopf der Spinnenkönigin sich zwischen den kräftigen Fangzähnen befand, sodass er seinen Mund nur noch kräftig schloss und somit Virgillia enthauptete. Ihr Körper zappelte daraufhin nur noch kurz und ein Schwall grünes Blut ergoss sich in seinem Mund. Krachend landete er wieder sicher auf den Boden, dicht gefolgt von den Überresten Virgillias. Den Kopf der Spinne spuckte er sofort geekelt aus und tippte sicherheitshalber vorsichtig die Überreste mit seiner Tatze an, um zu sehen, ob noch eine Reaktion kommt oder ob sie wirklich tot war. Nachdem nichts mehr kam, atmete er erleichtert aus und verwandelte sich unter großen Schmerzen wieder zurück. Die Ohren nahmen wieder normale Größe an, die Sehnen, Nerven und die Haut verkleinerten sich wieder, das Fell verschwand wieder an den meisten Stellen und sein Gesicht nahm wieder menschliche Züge an. Die Fangzähne gingen ebenfalls zurück und sein buschiger Katzenschwanz war wieder so schmal wie zuvor. Nach der Verwandlung war sein ganzer Körper heiß und seine Atmung war unregelmäßig. Krampfhaft grub er seine Fingernägel in die linke Brust, um den Schmerz damit irgendwie lindern zu können und um das unregelmäßig schlagende Herz zu beruhigen. Beruhige dich, beruhige dich. Alles wird wieder gut. Du bist wieder normal. Alles wird gut. Ganz ruhig. Sprach er in Gedanken mit sich, als ob er gerade ein kreischendes Kind versuchte zu besänftigen. Seine Beine gaben nun auch unter der körperlichen Anspannung nach, sodass er auf seine Knie fiel und sich übergeben musste. Schmerzvoll schloss er die Augen und fing an zu röcheln. Sich zu übergeben, während man schon Schwierigkeiten mit dem Atmen hatte, war nicht sonderlich toll.
Minuten verstrichen in denen er weiterhin in der Position verblieb bis sich sein Körper ein wenig beruhigte und er sich schwankend erheben konnte. Zwar schlug sein Herz noch unregelmäßig und sein Körper war immer noch kochend heiß, aber er musste erstmal seine Sachen holen und dann schnellstens nach Hilfe suchen. Die Wunde an seinem Rücken war schließlich auch nicht zu unterschätzen und das Gift, das durch Virgillia injiziert wurde, war noch mal um einiges stärker wie das der kleinen Spinne gewesen, weshalb es sich auch rasanter in seinem Blutkreislauf verbreitete. Geschwächt erreichte er den Tunnel wo seine Kleidung und Ausrüstung unbeschadet lag. Auf den Weg dorthin hatte er sich an den Wanden abstützen müssen, sodass er ein wenig Kraft einsparen konnte und das Ziel sicher erreichte.
Es dauerte ein wenig länger bis er seine Kleidung und Ausrüstung wieder angezogen hatte, aber es klappte immerhin. Als erstes jedoch holte er aus einem seiner Lederbeutel ein kleines dunkles Behältnis raus auf dem Baldrian stand. Gierig nahm er eine schrumpelige Wurzel hinaus und steckte sie sich sofort in den Mund. Sie schmeckte anfangs ein wenig erdiger, dann aber ein wenig süßer und zu guter Letzt bitter. Der Wirkstoff der Pflanze sollte sich aber in naher Zukunft ausbreiten und seinen Körper und vor allem sein Herz ein wenig beruhigen. Er verschraubte wieder das Behältnis und steckte es mit zittrigen Händen wieder in den Lederbeutel. Nun heißt es nur noch einen Weg hier hinaus zu finden. Geschwächt stützte er sich wieder an der Tunnelwand ab und lief zurück zu den Kadaver der toten Spinnenkönigin, um irgendwo Anzeichen für einen Ausgang zu finden. Was für ein Erlebnis … Dachte er sich, während seine Augen über das Schlachtfeld streiften. Sein Blick blieb aber plötzlich auf dem Thron hängen, der einen roten funkelnden Rubin in der Mitte besaß. Wie fixiert auf den wertvollen Stein, erklomm Nyubi erneut den knochenverzierten Berg, den es durch den Kampf ein wenig mitgenommen hatte und verharrte anschließend vor dem Thron. Es wird ja wohl nun keine Falle sein oder? Mit zitternden Händen berührte er den Stein und übte leichten Druck aus, sodass der Stein weiter in seine Fassung gedrückt wurde. Gebannt wartete er auf eine Reaktion.