„Das mit den Handzeichen ist bei mir so eine Sache. Ich kenn mich damit nicht so gut aus, aber es wird doch nicht so schlimm sein, oder?“ "Muss es wohl." dachte sich Loki, beließ es aber bei einem kurzen Nicken. Er mussterte die beiden, die jetzt wohl oder übel seine Kameraden geworden waren, ein letztes Mal. Der Mann hatte sich ein Gewehr über den Rücken gehängt und trug vermutlich noch eine Handfeuerwaffe am Körper. Die Frau schien nur eine Handfeuerwaffe zu besitzen. Das konnte ja heiter werden.
Nachdem sich Loki ein letztes Mal von der Intaktheit seiner MP7 überzeugt hatte brachen sie auf.
Den Teil des Weges der im Gebiet der Erdenkinder lag gingen sie nur. Zumindest hier drohte ihnen keine Gefahr und sie wollten nicht sinnlos Energie verschwenden.
Schließlich erreichten sie die Grenze des Gebiets der Erdenkinder. Der Weg zum Eingang war nicht mehr besonders weit und normalerweise war in dieser Gegend kaum jemand unterwegs dennoch war es besser lieber ein wenig über-vorsichtig zu sein bevor sich Unachtsamkeit in Form einer Kugel rächte, die einem dann im Hinterkopf steckte.
Er bedeutete den anderen das sie von Ruine zu Ruine eilen würden um dort Deckung zu suchen.
Loki wollte gerade lossprinten als plötzlich der langgezogene Jagdruf der Streuner erklang.
Loki hiel inne. Der Jagdruf war aus der Nähe gekommen, wenn auch nicht aus unmittelbarer.
Er drehte sich nach dem Hund um. Das Fell des Hundes hatte sich gesträubt und er knurrte wütent.
Scheinbar hatte er seine Erfahrungen mit den Streunern gemacht. Sehr gut.
Er gab den anderen per Handzeichen zu verstehen das sie hier kurz warten würden.
Er stellte kurz seinen Rucksack ab, kramte die zweite Pistole daraus hervor und drückte sie Hel in die Hand. Sicher war Sicher.
Völlig emotionslos und mit gelernter Routine entsicherte diese die Waffe. Mit dem Zielvisier suchte Loki die Umgebung ab konnte jedoch keinen Streuner entdecken.
Vermutlich war das Opfer der Jagd in eine andere Richtung gelaufen und mit ihm die gesammten Streuner dieses Gebiets. Das kam mehr als gelegen.
Loki stürmte von Ruine zu Ruine, sorgsam darauf achtend das Hel mit ihm mithielt und dicht an seiner Seite blieb. Seine übergroße Verkleidung erwies sich mehr und mehr als Hindernis. Er würde sie vor betreten der Kanalisation ablegen müssen auch wenn ihm dieser Gedanke ganz und gar nicht behagte. Plötzlich, er war gerade hinter einem größeren Schuthaufen in Deckung gegangen, riss vor ihm die Erde auf und eine Feuersäule schoss empor. Aus ihr trat die Dämonen heraus, ein hämisches Grinsen auf den Lippen.
"Was ist los? Reiche ich dir nicht mehr aus? Bin ich dir etwa nicht mehr genug?" äzte sie.
"So ist das nicht. Es geht hier bloß um die Beute. Sie brauchen mich und ich brauche sie. Nicht mehr und nicht weniger." Selbst in Gedanken klang Loki ein wenig unsicher.
"Pah." höhnte die Dämonin,
"Du weißt was passiert wenn man anderen vertraut und sich auf sie verlässt." "Ja." Wie hatte er das vergessen könnnen. Sie hatte recht. Bittere Erinnerungen traten wieder and die Oberfläche.
"Das Vertrauen wird missbraucht, man wird verraten, man verliert was einem wichtig ist. Wer nichts hat kann auch nichts verlieren." "Richtig." rief sie, mit Triumph und Stolz in der Stimme.
"Das ist es! Das ist es! Du hast es erkannt." "Nur mit der Ruhe." erklang eine Stimme. Loki sah nach oben. Im Himmel schwebte ein riesiges Tor. Knarrend öffneten sich die gigantischen Türflügel und aus dem strahlendem Licht trat der Engel.
"Wir müssen ihnen ja nicht gleich unser komplettes Leben anvertrauen. Sich auf andere zu verlassen ist nichts schlechtes." Langsam schwebte sie zu Loki hinab bis sie direkt vor ihm stand.
"Genieße es." raunte sie ihm ins Ohr. Empört setzte die Dämonin zu einer wortreichen Entgegnung an doch der Engel unterbrach sie.
"Es ist schon wieder Zeit." Und beide riefen sie:
"Schreite voran Bruder. Wo auch immer dich dein Weg hinführen wird, ich werde bei dir sein."
Plötzlich standen nicht mehr Engel und Dämonin vor ihm sondern Ivis und Nobody. Ivis sah besorgt aus. Nobodys Blick vermochte er nicht durch die Maske zu deuten.
"Alles in Ordnung?" fragte Ivis. Loki nickte. Wie lange er wohl vollkommen teilnahmslos dagestanden hatte? Egal, er hatte keine Zeit um sich über solche Lapalien gedanken zu machen. Er verdrängte alle störenden Gedanken und eilte zur nächsten Deckung weiter.
Sie waren bereits fast am Ziel. Nur wenige Häuser trennten sie noch von dem Platz an dem auch der Eingang lag. Loki sprintete zur nächsten Ruine, stürmte ums Eck und stieß frontal mit einem Streuner zusammen. Bei dem Zusammenprall verlor er sein Nachtsichtgerät, das über den Boden schlitterte und in einigen Metern entfernung liegen blieb. Der Streuner, ein älterer Mann mit wilden, ergrauten Haaren und unnatürlich weit aufgerissenen Augen schien ebenso überrascht wie Loki als dieser ihn umstieß, über ihn fiel, sich aber im letzten Moment noch mit dem rechten Arm abfangen konnte. Seine animalischen Züge die keinen Funken menschliches mehr zu enthalten schienen waren vor Überraschung und wildem Verlangen zu einer schaurigen Maske geworden. Er riss sein Maul auf um zu schreien. In absoluter Panik und temporärer Verzweiflung schlug ihm Loki die linke Faust in den geöffneten Mund. Verfaulte Zähne gaben unter dem Druck nach und ein wiederlicher Geruch nach Eiter und Fäulniss lies Loki beinahe erbrechen. Stumm und in wilder Wut warf sich der Streuner herum und biss ihm kräftig, mit dem ihm verbliebenen Zähnen, ins Handgelenk. Hektisch suchte seine rechte Hand nach seinem Messer, fand es jedoch nicht. Loki wurde immer panischer bis er plötzlich den Griff des Messers zu fassen bekam, es zog und es dem Streuner in den Hals rammte. Dunkles Blut schoss ihm entgegen. Instinktiv schloss er die Augen. Ein warmer Regen spritze ihm ins Gesicht und besudelte seine Kleidung. Noch immer blind rollte er sich von dem toten Körper herunter, wischte sich kurz mit der Hand über die Augen bevor er sie öffnete. Vor ihm stand ein weiterer Streuner, den Speer bereits zum zustoßen erhoben. Plötzlich ein Knall. Auf dem Gesicht des Streuners breitete sich eine Fassungslosiglkeit aus die ihn für einen Moment menschlich wirken lies. Der Speer fiel ihm aus der Hand. Ungläubig wankte er einen Schritt auf ihn zu. Ein weiterer Schuss traf den Streuner. Loki drehte sich zum Schützen um.
Vor ihm stand Hel, die Waffe mit beiden Händen fest umschlossen. In ihrem Gesicht war, wie gewohnt, keine Regung zu erkennen. Ein weiteres Mal feuerte sie. Der Streuner verzog das Gesicht wieder zu einer Fratze bevor er stumm in sich zusammenfiel. Hinter Hel trat plötzlich ein weiterer Streuner aus dem teilweise eingestürztem Haus heraus. Bevor dieser sich jedoch auf Hel stürzen konnte sprang ihm Nobodys Hund an die Kehle und riss ihn von den Füßen. Hastig rappelte sich Loki auf. Wieder erklang ein Jagdruf der Streuner. Dieses Mal jedoch aus unmittelbarer Nähe. Er pakte Hel, fischte das Nachtsichtgerät vom Boden und sprintete am Haus vorbei auf den Platz. Am anderen Ende lag das Haus. Das Ergeschoss stand noch und auch die Tür war noch intakt. Dort konnten sie sich auch gleich verbarrikadieren. Er eilte ohne auf irgendetwas anderes zu achten auf das Haus zu. Drei weitere Streuner tauchten am anderen Ende des Platzes auf und kamen ihm entgegen. Bevor Loki jedoch zur Waffe gegriffen hatte peitschten mehrere Schüsse über den Platz und die Streuner gingen tot zu Boden. Ohne sich umzudrehen hielt Loki unvermittelt auf das Haus zu. Dort angekommen stieß er Hel unsanft hinein und fuhr sofort, mit der Waffe im Anschlag, herum um den anderen Deckung geben zu können.