Es vergingen 10 qualvolle Sekunden bis sich endlich die vertraute und tiefe Stimme meldete. Jean war sich sicher, dass selbst ein erneuter Krieg diese Person nicht aus der Ruhe bekommen konnte. Stets einen kühlen Kopf bewahren, etwas was er schon immer beneidete.
"Jean, du hast mich warten lassen." "Komm schon Dad, ich konnte nicht weil hier gerade die Hölle abgeht. Ich habe gerade einen recht beunruhigenden Anruf bekommen, und meine Ankunft wird sich verzögern. Warum, weiß ich nicht, aber es gab ein gigantisches Beben. Irgendwas ist hier los, ich kann nur mit dem Finger nicht draufzeigen.. Ich habe ein ganz seltsames Gefühl in der Magengegend." Der alte Mann fing an laut zu lachen. Es war kein herabsetzendes Lachen, vielmehr ein respektvolles Lachen, wie man es nur selten von ihm hörte.
"Haha! Also hast du doch etwas Wartlow in dir. Du weißt nicht was los ist, und hoffst dass ich dir weiterhelfen kann.. eine clevere Entscheidung." Jean stutzte kurz.
"Etwas Wartlow? Ich bin kein Kind mehr verdammt.." "Nun, in der Tat. Ich wurde bereits über eure Verzögerung informiert, und habe da auch einen kleinen Gefallen den du mir tun könntest. Es gab eine Explosion eines der Haupttriebwerke des Transportschiffes, und eines der größeren Trümmerteile durchschlug das Sicherheitsglas, wobei großer Schaden angerichtet wurde. Das Schiff selbst wiederum hatte keine Chance mehr auszuweichen und explodierte als es vollkommen ungebremst in den Bereich 25-G bis 26-A stürzte." Jean versuchte, so viele Informationen wie möglich zu verarbeiten. Er unterbrach seinen Vater nur ungern wenn dieser um einen Gefallen bat.
"Transportschiff? Explosion? Aber wie ist das möglich? Die ganzen Sicherheitsvorkehrungen.." "Nun, ich kann mir vorstellen das gerade sehr viele Menschen panisch herumlaufen und nach Hilfe und Antworten suchen. Und hier kommst du ins Spiel." "So wie du das betonst, mag mir das einfach nicht gefallen." Eine einzelne Schweißperle ran an seiner rechten Wange hinab. Die Anspannung konnte man förmlich greifen.
"Jean. Ich möchte das du dir ein Bild von der Lage machst. Ich möchte, das du nach Bestem hilfst, die Trümmer zu beseitigen und den Normalzustand in der Station wiederherzustellen. Und ich möchte das du deinen Valkyrie Anzug anziehst. Jeder soll wissen, in wessen Namen du handelst." Jean fing an laut und gezwungen zu lachen.
"Das ist unmöglich. Du weißt doch, das ich auf dieser Station die Valkyrie nicht einfach so benutzen darf. Wie soll ich deiner Meinung nach die Trümmer beseitigen, mit einem Raumanzug und einer antiken Steinschleuder? Ich bin kein Soldat, Dad." "Nein, aber du kannst im Gegensatz zu anderen helfen. Und ich werde es nicht akzeptieren, dass das Blut der Wartlow's zusieht und sich in einer Ecke verkriecht. Etwas echte Arbeit würde dir gut tun. Lass den Rest einfach meine Sorge sein.. Ich melde mich später wieder, wenn ich Neuigkeiten habe. Bis dahin, möchte ich das du startbereit bist. Wir haben das schon tausendmal geübt, ein Versagen gibt es nicht, verstanden?" Sein Tonfall nahm den eines Chefs an, der seinen treuesten Mitarbeiter wichtige Anweisung gab. Jean wurde selten, wenn nicht sogar noch nie mit so einer Aufgabe betraut. Er war sich innerlich nicht ganz sicher was er fühlen sollte.
"O.. O.. Kay. Anzug, Warten, Startbereit. Das schaff ich." Jean bewegte sich wie in Trance zurück zu seiner Wohnung und legte währenddessen auf. Er suchte in dem Durcheinander was früher sein Schlafzimmer war, unter Bergen von Hosen und Shirts, nach einem blauen Anzug. Einen blauen, Hautengen, atmungsaktiven und flexiblen Anzug, welcher den Träger vor den meisten Verletzungen schützen sollte, mit verschiedenen eingebauten Dingen die das steuern einer Valkyrie einfacher machten. Und natürlich mit dem großen Symbol der Wartlow Familie auf dem Rücken, ein stolzer Adler welcher auf die Erde herab sah, als ob er diese verschlingen wollte. Die Koloniebewohner konnten diesen Adler mit Stolz vergleichen, während die Erdlinge diesen wohl als überheblich und unpassend abwerteten. Aber es war
seiner. Er hatte sich oft auf den Tag vorbereitet, an dem er diesen vor tausenden von Menschen tragen würde, und es schien, als ob dieser Tag etwas anderes mit ihm geplant hätte. Jean bemerkte wie sein Herz anfing zu rasen. War es Vorfreude? Angst? Es war ein Gefühl welches er selbst nicht kannte.
"Warten.. Ich weiß nicht ob ich das kann. Noch nie viel mir warten so schwer wie jetzt. Haah." Mit einem tiefen Seufzer schloss er beide Augen.