Elbereth ging ihm nach, es reichte ihr. Sie wollte ihm mal gehörig die Meinung sagen. Sie vor allen so runterzuputzen, und dann noch das mit dem Zimmer, also wirklich, wofür hielt er sie?
„Warte gefälligst, wenn ich mit dir reden will!“ fauchte sie ihn an. Er blieb stehen und drehte sich um.
„Also, was ist?“ Er verschränkte die Arme, als er das sagte.
„Was macht dich eigentlich glauben, dass dein Kampf so viel anders war als unsere? Das deine Verletzung sowas besonderes gewesen sei? Wir haben alle Verletzungen davongetragen, und deine kenne ich zu gut, ich habe dich nämlich gepflegt, falls du das Vergessen hast!“ Pegasus wollte wohl etwas erwidern, aber sie war so sauer, sie ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen.
„Und seit wann glaubst du, mit mir rumkommandieren zu können? Ich bin nicht dein Hund! Und auf dein Zimmer geh schön alleine, ich bin doch kein billiges Flittchen, das man mal eben so benutzt und dann beiseite stellt! Oder besser, hol dir diese Isabell, so hieß sie doch, richtig? Der gefällt es sicher, vor aller Welt als Gespielin des großen Pegasus da zustehen.“
Pegasus wirkte nun ebenfalls sauer. Doch er antwortete nur ganz ruhig:
„Ja, du hast recht, das sollte ich vielleicht tun.“ Dann wurde er zorniger und lauter:
„Die darf man wenigstens ANFASSEN!“ mit einer abwinkenden Handbewegung drehte er sich um und ging weg.
„Du weißt ja, wo du mich findest!“
Elbereth blieb die Spucke weg. Mit großen Augen sah sie ihm hinterher.
„Der lässt mich einfach so stehen?“ Mit einem
„Aaarghh!“ ging sie in die Knie und schlug die Hände vors Gesicht.
„Was ist nur mit uns passiert?“
Nachdem sie eine Weile spazieren gegangen war, kam sie schließlich zu der Taverne, wo alle ihre Zimmer hatten. Nachdenklich setzte sie sich an den Tresen. Der Wirt kam auch gleich zu ihr.
„Was darf‘s denn sein, werte Dame?“ Er lächelte freundlich.
„Weiß auch nicht, welches Getränk empfehlt ihr mir?“ „Einer Dame wie euch würde eigentlich nur ein Getränk zu Gesicht stehen, doch leider hab ich so was Edles nicht in meinem bescheidenen Lokal. Daher kann ich euch nur meinen besten Wein anbieten.“ Antwortete er entschuldigend. Elbereth nickte nur, und der Mann kam kurz darauf mit einem Glas Wein zurück.
„Danke.“ Sie nippte an dem Glas.
„Oh Gott, sowas trinken die Menschen also, wenn sie Mut brauchen? Es ist ja schon Mut erforderlich, sowas zu trinken! Und S’irta trinkt das Zeugs ja wie Wasser. Vielleicht muss man mehr trinken, damit es einem schmeckt?“ Langsam trank sie aus und bestellte sich ein zweites Glas.
Sie war in Gedanken versunken, als sie bemerkte, dass Drako sich neben sie gesetzt hatte.
„Ich lade dich ein und dann kannst du mir erzählen was dich so bedrückt. Ich höre dir gerne zu und versuche dir dann so gut es geht zu helfen falls ich es kann.“ Elbereth verzog ihr Gesicht zu einem spöttischen Lächeln.
„Warum sollte ich mich ausgerechnet dir anvertrauen?“ Drako zeigte ein sanftes und beruhigendes Lächeln.
„Du weißt das ich sehr viel Lebenserfahrung habe und auch der älteste in der Gruppe bin. Ich kann dir helfen wenn du es mir erzählst. Du solltest langsam wissen dass ich nichts Böses will.“
Elbereth dachte kurz nach.
„Also gut,“ begann sie,
„ du siehst ja selbst, dass es zwischen Pegasus und mir nicht gut läuft.“ Sie machte eine kurze Pause.
„Will ich wirklich mit Ihm darüber reden?“ Sie fuhr fort:
„Sag mir, hat uns die Schlacht so sehr verändert? Habe ich mich so sehr verändert?“
Drako sah nun etwas ernster aber verlor dabei nicht seine Beruhigende Aura.
„Weißt du, eine Schlacht die man verliert verändert viele. Das ist nicht ungewöhnlich. Man setzt neue Prioritäten.“ Er nahm einen Schluck Wein bevor er weiter redete.
„Obwohl ich schon schlimmere Schlachten schlug hat es mich verändert. Denn ich verlor die Liebe meines Lebens.“ Er sah nun zu Elbereth’s Überraschung traurig in sein Glas. Denn traurig hatte ihn bis jetzt niemand gesehen.
„Ich weiß nicht was dir in der Schlacht wiederfuhr aber du Lächelst seit dem nicht mehr. Und eine schöne Dame die nicht Lächelt ist eine Verschwendung. Und was eure Beziehung angeht kann ich nur sagen dass sie immer mehr in die Brüche geht. Wenn er dich wirklich liebt sollte er sich etwas anstrengen, denn du scheinst dein bestes zu geben um die Beziehung zu retten.“
Elbereth umspielte mit ihrem Finger den Glasrand
„Tue ich das?“ Zögernd begann sie:
„Weißt du, da ist etwas, das er noch nicht weiß, ich wollte es ihm schon sagen, aber…“
Drako wartete etwas, denn er wollte Elbereth zu nichts drängen. Er drehte sein Glas in seiner Hand und sah mit nostalgischem Blick zur Decke.
„Weißt du, jeder hat irgendwelche Geheimnisse“ Er machte eine kurze Pause.
„Naja außer mir. Wenn mich wer was fragt antworte ich immer ehrlich.“ Fügte er mit einem leichten lachen wieder hinzu bevor er wieder ernster wurde und sie mit einem ruhigen und beruhigenden Blick ansah.
„Wenn es dir so schwer fällt ihm das zu sagen solltest du warten. Niemand drängt dich dazu es ihm zu erzählen. Es gibt eben Dinge die schwere auszusprechen sind als andere. Aber wenn es dir hilft kannst du es mir sagen. Ich werde es schon niemanden verraten.“ sagte er bevor er wieder einen Schluck Wein trank.
Elbereth zögerte noch immer.
„Soll ich mich wirklich ihm anvertrauen?“ Sie trank von ihrem Wein.
„Also gut, es ist…“ Sie hielt inne.
„Nein. Er muss es zuerst erfahren.“ Sie trank aus und stand auf. Momentan wurde ihr schwindlig.
„Oha, was ist das?“ Drako wollte ihr helfen, doch sie winkte ab.
„Danke, das schaff ich allein. Und danke für die Einladung.“ „Keine Ursache. Wenn du wieder mal reden willst, ich bin immer führ dich da.“ sagte er noch mit einem Lächeln zu ihr, bevor sie ging.
Sie ging die Treppe hinauf und folgte dem Gang bis zu Pegasus‘ Zimmer. Noch einmal atmete sie tief durch, fasste allen Mut zusammen und klopfte an. Kurz darauf hörte sie seine Stimme hinter der Tür:
„Wer ist da?“ „Ich bin‘s.“ Er öffnete die Tür.
„Was willst du?“ „Darf ich reinkommen?“