Ich habe gerade erst wieder ein Buch abgeschlossen:
Titel: Sturz der Titanen
Autor: Ken Follett
Das Buch spielt von Januar 1914 bis Januar 1924 (der Prolog spielt am 22.06.1911 aber es ist nur eine kurze Einleitung). Dabei wird der erste Weltkrieg thematisiert. Und zwar aus sämtlichen Betrachtungsweisen. Die Story springt immer zwischen den verschiedenen Hauptpersonen hin und her und erzählt die Geschichte aus der jeweiligen Perspektive.
Die Hauptpersonen sind: Die Familie Williams aus Wales (insbesondere die Kinder Ethel und Billy) eine Bergarbeiterfamilie. Der Vater ist Gewerkschaftsführer, Billy arbeitet anfangs im Kohlbergwerk und später als Soldat, und Ethel ist anfangs als Haushälterin beim Earl Fitzherbert wird von diesem schwanger und zieht nach Wales wo sie zuerst als Näherin arbeitet, später bei einer Zeitung zur Unterstützung der Frauenrechte und zum Schluss als Gewerkschaftsführerin in der Kleidermachergewerkschaft.
Dann ist da die Familie Fitzherbert, also der Earl Fitzherbert mit seiner Frau Bea, einer russischen Fürstin, und seine Schwester Maud Fitzherbert. Der Earl ist sehr konservativ und tritt zu Beginn des Krieges auch für den Krieg ein, damit er als Offizier zu Ehre kommen kann. Seine Schwester hingegen ist eine Sufragette, die für die Rechte der Frauen kämpft und auch die Zeitung betreibt, bei der Ethel zwischenzeitig arbeitet. Sie heiratet zu Beginn des Krieges den Deutschen Walter von Ullrich, was diese aber vor allen geheimhalten und während des Krieges können sie auch so gut wie gar nicht kommunizieren (schließlich sind Deutschland und England Feinde im Krieg).
Dann kommt die Familie von Ullrich aus Deutschland/Österreich. Walter von Ullrich ist, trotz das er adelig ist, für die Demokratie und versucht vor dem Krieg den Krieg zu verhindern. Er arbeitet anfangs in der deutschen Botschaft in London und ist mit dem Earl Fitzherbert mehr oder weniger befreundet. Von der Hochzeit mit dessen Schwester erzählt er ihm aber trotzdem nichts. Von Ullrichs Vater, Otto, ist das komplette Gegenteil, sehr konservativ für die Monarchie und auch für den ersten Weltkrieg. Sein Cousin Robert von Ullrich ist Österreicher und arbeitet anfangs in der österreichischen Botschaft in London. Dieser ist von seinen Einstellungen ähnlich wie Otto von Ullrich, also sehr konservativ und das obwohl er schwul ist.
Aus Russland sind da die Brüder Lew und Grigori Peschkow. Diese hoffen in einer besseren Welt leben können und vor allem der vernünftige Grigori spart seit langen für eine Fahrt nach Amerika. Am Tag seiner Abreise kommt es jedoch anders, da sein Bruder wegen Mordes gesucht wird, lässt er diesen fahren. Erst danach erfährt er, dass das Bauernmädchen Katharina, welches die Brüder aufgenommen haben, von Lew schwanger ist. Als der Weltkrieg beginnt und er als Soldat eingezogen wird, heiratet er Katharina noch kurzfristig, damit sie Unterstützung vom Staat erhält. Im Laufe des Krieges bekommt er deutlich die Unfähigkeit und Korruption der Offiziere zu spüren. Er wird schon bald als Sergeant eingesetzt und versucht seine Truppe hauptsächlich aus den Kämpfen fernzuhalten, was ihn den Respekt seiner Kameraden einbringt. Im Laufe der Zeit tritt er dann für die Bolschewiken ein und ist einer der Anführer der russischen Revolution. Wobei er zum Ende her immer mehr Zweifel am neuen System hat. Sein Bruder kommt währenddessen über einen Umweg über Wales nach Amerika. Dort arbeitet er für die Vyalovs als Stallknecht. Doch schon bald wird er der persönliche Chauffeur von Joseph Vyalov. Als er dann die Tochter seines Chefs schwängert muss er diese heiraten, da Vyalov streng religiös ist (obwohl er ein Schwerkrimineller ist). Doch durch seine ständigen Affären zieht er immer wieder den Unmut seines Schwiegervaters und dieser sorgt auch letzlich dazu dass er in die Army eingezogen wird.
Und zum Schluss ist da noch der Amerikaner Gus Dewar der Sohn eines Senators der als Berater des amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson arbeitet, welchen er sehr verehrt.
Ich find das Buch sehr faszinierend, wie es immer wieder zwischen den verschiedenen Personen hin und herspringt und dafür sorgt, die Geschichte aus anderen Blickwinkeln zu betrachten. Es sind sämtliche wichtige Nationen vertreten und sowohl Adelige als auch Arbeiter. Und wie alle Bücher von Ken Follett entspricht vieles in den Buch der Wahrheit. Insbesondere wenn historische Personen (wie Woodrow Wilson) auftreten, achtet Follett sehr darauf, dass dies entweder tatsächlich passiert ist oder es zumindest passiert sein könnte (wenn sie an einem fiktiven Ort ankommen). Und auch die fiktiven Personen könnte es so tatsächlich gegeben hat.
Das Buch sorgt vor allem für eine ganz neue Perspektive auf den ersten Weltkrieg. Es macht deutlich, dass Deutschland nicht die alleinige Schuld am Krieg trifft, der deutsche Kaiser hatte sogar noch versucht ihn zu verhindern. Und den ersten Schlag haben die Österreicher und nicht die Deutschen gemacht. Als die Russen ihre Armee mobilisierten, blieb den Deutschen nicht viel übrig als gleiches zu tun und Frankreich anzugreifen, da diese mit Russland verbündet waren. Auch macht es deutlich, dass der Versailler Vertrag entscheidend zu der Machtübernahme der NSDAP und somit zum 2. Weltkrieg geführt hat. Dieser Vertrag war kein Friedensvertrag sondern ein Rachevertrag der alliierten Mächte. Interessanterweise ist der Autor ein Brite.