[Diskussion] Zensus 2011 (Volkszählung)

Lilliandil

Zerschmetterling
Otaku Veteran
Wer sagt denn, daß ihr korrekt antworten müßt? Sollte da ne Frage kommen, die mir echt nicht paßt, beantworte ich sie halt falsch, und mach nicht gleich ein riesen Faß auf mit Widerspruch, Verweigerung und Verklagen.
Das Zensus Gesetz legt in §18 Zensus G, eine Pflicht zur Auskunft fest. In Verbindung mit §23 Bundesstatistikgesetz drohen demjenigen dann 5000 Euro Bußgeld, der eine Auskunft nicht, nicht richtig, nicht vollständig oder nicht rechtzeitig erteilt.
Damit wäre einem auch nicht geholfen wie du siehst.
und dann sind es noch nicht mal Fragen allein über mich, sondern über weitere Leute..
 

Terry_Gorga

Der Eine, der Viele ist
Otaku Veteran
Ich muss ehrlich sagen, ich bin auch kein Freund von diesem Zensus, da ich jedoch als Arbeitsloser sowieso nichts zu verlieren habe, ist es mir schlicht egal. Wieder so ein Stuss von der EU, den niemand braucht und der nur dazu dient, das Volk noch mehr zu unterdrücken.
 

Terry_Gorga

Der Eine, der Viele ist
Otaku Veteran
?????Also wie das Volk mittels Zensus UNTERDRÜCKT werden soll, das mußt du mir jetzt echt erklären?????
Wissen ist Macht und habe ich Wissen über andere Menschen, habe ich damit gleichzeitig Macht über sie, die ich nutzen kann, um sie gefügig zu machen, unter Druck zu setzen, oder Gesetze zu erlassen, die ihre Freiheit einschränken. Der Zensus selbst ist kein Mittel der Unterdrückung. Aber er ermöglicht Unterdrückung und macht sie einfacher. Ein Krokodil kann man schließlich auch viel einfacher verletzen, wenn man weiß, wo seine weichen Hautstellen liegen.
 

Andrakson

Glücksritter
Das solche Themen natürlich die Gewerkschaft der Trolle, mal wieder auf dem Plan ruft, war ja klar, aber das sie gleich von dieser Sorte sind?

Also die "Bleib Geschmeidig"-Einstellung, kannst du dir ins eigene Rektum schieben. Wenn du selber einer bist, der immer locker bleibt: Schön für dich. Aber spiel hier nicht den erhabenen Fruchtzwerg.

Finde es nur schade für die Threaderstellerin, dass sich teilweise so verhalten wird, aber damit hätte man ja auch rechnen können. Auch in einem Forum, wo die Zügel straff gehalten werden von Admins und Mod.

Wenn ihr euch nur den Mund fusselig reden wollt, um eure Postzahlen/Ego was auch immer aufzubessern, könnt ihr das auch via Privatnachricht machen.

@Doktorfaustus: Ganz böser Junge! So eine feindliche Haltung, hätte ich dir weniger zugetraut, zumal du selber verständnis und Ruhe für ein Thema erwartest, aber hintenrum hier irgendwie etwas austeilst, dass nichts bringt.

Fakt ist, dass hier einige Leute, scheinbar ganz versessen darauf sind, Lilliandils Ansicht und Meinung, auf Biegen und Brechen zu ändern. Erwartet eine bestimmte Verständnisbereitschaft, dass teilweise mit Argumenten (das ist schon okay) und dann auch teilweise mit "Bleib-Locker" und "Was regt ihr euch auf?" oder "Alle sind Paranoid die so denken"..."Verschwörungstheorien" blabla bla... Also wirklich... Da könnte ich gerne mal die Köpfe einiger, wie eine Kokosnuss spalten. :twitching:

Zurück zum Thema Zensus: Jeder fasst seine Privatssphäre anders auf, jeder bewertet anders. Aber wenn der Club der Trolle glaubt, dass sie jeden wie die Borg in ihr Kollektiv assymilieren müssen, dann hört der "Spaß" aber auf.

Gruß:
Andrakson.
 
@Doktorfaustus: Ganz böser Junge! So eine feindliche Haltung, hätte ich dir weniger zugetraut, zumal du selber verständnis und Ruhe für ein Thema erwartest, aber hintenrum hier irgendwie etwas austeilst, dass nichts bringt.
Was denn? Ich hab doch garnichts gesagt.... Blos das ich auch keine Ahnung habe und dann habe ich ne Theroie aufgestellt.
 

MangaEngel

archeolügenialkohöllisches Chaosvieh
VIP
Ohne angreifen zu wollen, Andrakson, aber wieso genau regst du dich grad so auf? ôo
Das Thema geht über Zensus.

Lillandil hat zwei Dinge gefragt:
Was kann sie machen, um dem aus dem Weg zu gehen?
Antwort: 5000€ Euro zahlen, denn alles andere wimmeln die ab, von Urlaub über "Abwesenheit", etc

Was haltet ihr vom Zensus?
Hat auch jeder beantwortet.
UND es ist halt so, dass Menschen unterschiedliche Meinungen haben.
Die einen halten es für ne Riesenverschwörung, andere mögen es schlicht nicht, wieder anderen ist es egal, dann gibts die, die es ok finden und die, die sogar in einer Facebook-Fangruppe dazu sind.
Hier streiten de fakto auch eigentlich nur ca. 4 Leute.
Lillandil, Noxiel, School (relativ harmlos, er bezieht sich nur direkt auf Kritik) und du.
Der Rest diskutiert, heißt, man beantwortet Fragen anderer, wenn jemand was spekuliert, wird eingeschätzt, wie sehr das stimmt, etc.

Deshalb, evtl. sollten vier Leute einfach tief durchatmen und die Themen weniger als Direktangriff werten.
Wenn jemand gern die Fragen beantworten will, dann lasst ihn das doch rausposaunen. Und wenn jemand den Bogen verbrennen will, dann lasst ihn, ihr müsst ihm ja nicht das Feuerzeug dafür geben.
Auch Äußerungen wie "Weiß gar nicht, was du dich so anstellst" gehören noch zur freien Meinungsäußerung ohne beleidigend zu sein.
Sowas kann man schließlich auch dann sagen, wenn jemand Krautsalat isst und der Andere es nicht mag. Beleidigend ist da deutlich anders. Deshalb wohl auch noch kein Eingriff von oben.

Also kommt mal langsam wieder aus den Gewitterwolken runter und diskutiert entweder entspannt (denkt dran, wenn es anfängt, euch zu nerven, dann loggt euch aus oder schaut erstmal in den anderen Themen nach dem Rechten) oder meidet den Thread.
Ist nämlich echt traurig, wie sogar etwas banales wie Umfragen in Flamewar endet.
 

Andrakson

Glücksritter
Ich kann durchaus nachvollziehen was du meinst. Auch räume ich ein, ein wenig extrem reagiert zu haben. Hätte ich mein Anliegen auch etwas ruhiger und gesitteter formulieren können.

Aber du kannst ja sicherlich nachvollziehen wie das manchmal ist, dass einem die eigenen Zügel hin und wieder entgleiten. Das ich mich Aufrege über etwas hat seinen Grund. Aber es ist doch etwas zu viel Aufregung gewesen, als eigentlich hätte sein müssen.

Ich hoffe dass du und andere Verständnis dafür haben, dass es nicht immer glatt laufen soll. Auch soll es nicht in einem Flamewar enden. Aber manchmal schießt man eben mit Kanonen auf Spatzen, ehe man sich erst viel später bewusst wird, dass man einen kleinen Fehler gemacht hat. Zumal ich zugegeben muss, dass ich auch andernorts angekratzt wurde, was hier aber nicht von belang ist.

Daher schaue ich, dass ich es so mache, wie ich es eigentlich von mir selber wünsche: Erst abwarten, lesen und beobachten, ehe ich überlegt handel und nicht spontan und überstürzt.

In diesem Fall hat das leider nicht geklappt...

Aber das Grundgerüst meines Einwandes, gebe ich deswegen so nicht ohne weiteres auf. Auch wenn ich die Überspitzung etwas übertrieben habe. Hätte ich es etwas lockerer formulieren können.

Liebe Grüße:
:wakuwaku:
Andrakson
 

Ironhide

Na hast du Angst Kleiner?
VIP
Und nun haben sich wieder alle beruhigt, oder müssen wir tatsächlich noch durchgreifen?
@Noxiel:
Muss Lillandil recht geben, was deine Art des Argumentierens angeht und so ganz okay ist das nunmal auch nicht.
Aus eben fast den gleichen Punkte wie sie, bin ich auch kein Fan von der ganzen Sache.

@Terry:
Irgendwie siehst du auch in allem n Verschwörung, kann das sein? ^^
Bin net so der Fan von sowas, frag mal unseren guten Swordspirit, der weiß wie ich zu solchen, dauerhaften Äußerungen stehe ;)

Und nun zurück zum eigentlichen Thema, sonst bewahrheiten sich noch MangaEngels befürchtungen ;)
 

Noxiel

Otaku Elite
Otaku Veteran
@Noxiel:
Muss Lillandil recht geben, was deine Art des Argumentierens angeht und so ganz okay ist das nunmal auch nicht.
Aus eben fast den gleichen Punkte wie sie, bin ich auch kein Fan von der ganzen Sache.
Aber welche Punkte, denn bitteschön? Lilliandils hat folgendes wortwörtlich gesagt:
ich will erst gar nicht wissen welchen Sinn offiziell der Zensus haben soll. wenn ihn jemand trotzdem erwähnen und gutheißen möchtest dann ist das sein gutes Recht, nur wird diese Info speziell von mir kaum beachtet, weil egal wie Sinnvoll es sein soll, ich keine Lust habe unter Zwang Infos über mich und andere preis geben zu müssen.
Und da kann ich mir nur die Haare raufen. Ich bin den Thread nochmal von ganz vorne durchgegangen und ihre komplette Argumentationsbasis beruht darauf, dass sie halt nicht will, dass der Staat den Zensus durchführt und sie eine derjenigen ist, die dafür befragt werden.

Möchte man ihr die Gründe für den Zensus nahelegen, kommt als Antwort wie oben ersichtlich bloß der Hinweis: "Interessiert mich nicht, lese ich nicht".
Ich kenne diese Reaktion, aber meist wird das von einem wütenden Fußaufstampfen und dem vergießen von bitteren Tränchen am Süßwarenstand begleitet. Ich ziehe diesen Vergleich völlig wertfrei und unterstelle nicht, dass Lilliandil ein Kleinkind ist, dafür ist sie grammatikalisch doch zu sicher. ;)
Aber einfach jedes Argument vom Tisch zu wischen, weil es der eigenen Meinung zuwider läuft, stellt doch keine Basis dar um auf Augenhöhe zu diskutieren.

Auch die Aussage: "Geht den Staat nichts an" ist doch in keinster Weise begründet. Habe ich denn plötzlich Recht wenn ich sage: "Geht den Staat sehr wohl was an"? Ja was denn nun? Verstehst du worauf ich hinaus möchte Ironhide.

Ich zitiere einfach ein paar Informationen aus der Zensus 2011 FAQ.

Demografische Daten über die Bevölkerung
Dazu zählen Informationen zu Geschlecht, Alter, Familienstand, Staatsangehörigkeit und Stellung innerhalb des Haushalts oder der Familie. So lässt sich zum Beispiel eine Aussage darüber machen, wo in den kommenden Jahren wie viele Kinder eingeschult werden oder wo aufgrund der Altersstruktur Alten- und Pflegeeinrichtungen gebraucht werden.

Sozioökonomische Daten
Dazu gehören Daten zur sozialen und wirtschaftlichen Situation der Bevölkerung. Damit lassen sich Fragen nach der Ausbildung und der Erwerbstätigkeit der Menschen beantworten.

Daten zur Wohn- und Wohnungssituation
Die einzelnen Erhebungsteile des Zensus ergeben jeweils für sich entsprechende Informationen zur Demografie oder zum Wohnungsbestand. Häufig interessieren jedoch besonders solche Fragestellungen, für deren Beantwortung Angaben aus den verschiedenen Quellen kombiniert werden müssen: Wie wohnen Haushalte mit mehr als drei Kindern im Vergleich zu Haushalten mit nur einem Kind? Wie viele Menschen einer Altersgruppe leben in den eigenen vier Wänden? Solche Ergebnisse lassen sich erst nach dem Zusammenführen der Daten und der daran anschließenden statistischen Auswertung auf Haushaltsebene liefern.
Zum Datenschutz gibt es auch noch eine FAQ, gerade das Thema Rückspielverbot dürfte für einige interessant sein, aber die ist zu lang um sie hier zu posten. Mein Punkt ist einfach der, es gibt soviele Erklärungen zum Wieso und Weshalb, dass mir Lilliandils schlichtes "Ich will einfach nicht. Gründe für den Zensus sind mir egal", einfach unvernünftig vorkommt. Und ich bin da nicht der Einzige. Wie man ja gesehen hat, hat das weite Kreise gezogen.

Ich will Lilliandils Standpunkt überhaupt nicht ändern, interessiert mich im Grunde doch garnicht. Es geht mir nur schlicht nicht in den Kopf, wie jemand mit soviel zur Schau gestelltem Unwissen - und ja das klingt hart, aber sie hat sich doch nach eigener Aussage Null mit dem Thema beschäftigt - eine so felsenfeste Meinung bilden kann, die dann auch keinen Widerspruch duldet.

Ich will nur, dass man sich bevor man lauthals von Schnüffelstaat spricht, erstmal mit dem Warum beschäftigt. Ist das zuviel verlangt? Es ist hier zwar nur ein Forum und es braucht mich nicht tangieren, ob oder wie sich jemand - völlig losgelöst von Lilliandil und diesem Thema - zum Affen macht, aber ich versuche mich ja schließlich in meinen Mitmenschen hinein zu versetzen, seine Argumentation zu verstehen und nachzuvollziehen um meine eigenen Ansichten damit abzugleichen und möglicherweise auch zu ändern.


Ein Flamewar ist das letzte was ich will. Vernünftig und gleichberechtigt auf Augenhöhe diskutieren, das will ich. Aber dazu gehört nunmal auch, dass man die Argumente des Gegenübers genau durchleuchtet und eigene Aussagen trifft.
 

Lilliandil

Zerschmetterling
Otaku Veteran
Allgemeine Kritik zum Zensus 2011

Betrachtet man die von Seiten der Regierung publizierten Informationen zum Zensus 2011, klingen die geplanten Maßnahmen im ersten Augenblick nachvollziehbar, sinnvoll und allgemein vorteilhaft. Liest man jedoch bei verschiedenen Formulierungen zwischen den Zeilen, stellen sich bisweilen elementare Fragen, gerade in Bezug auf Datensicherheit und Anonymität.

Auffällig ist zunächst die stark emotional geladene Formulierung einiger Zensusziele. Reizworte wie der Nutzen für "Schulen", "Krankenhäuser" und "ältere Menschen" zielen auf die "schwächeren Glieder" der Gesellschaft und lassen eine eventuelle Kritik am Zensus als moralisch verwerflich erscheinen. So wird die Kritik zur symbolischen Behinderung des Sozialstaates.
In offiziellen Verlautbarungen ist zu lesen: "Der Zensus nutzt uns allen." Im Umkehrschluss heißt das jedoch: Kritik am Zensus schadet uns allen. Es macht gerade zu den Anschein, als seien die verantwortlichen Staatsorgane erpicht darauf, den Zensus als zweifelsfrei moralisch und datenschutzrechlich korrekt darzustellen.

Allein diese emotionale Behaftung der Thematik, die schon bei der Internetzensur-Debatte zur Sperrung von Internetseiten zu beobachten war, macht es Kritikern schwer, sich öffentlich gegen das Thema auszusprechen, da sie Gefahr laufen, als unethisch und unsozial angestempelt zu werden.

Doch sollte eine Unterscheidung zwischen reinen Fakten, Emotionen und schlechten Erinnerungen an historische Ereignisse stattfinden, weshalb sich die folgende Betrachtung mit allen drei Faktoren auseinandersetzt.

Auf der Sachebene stellten sich immer wieder Fragen, die mangels verfügbarer Informationen nicht oder nur unzureichend beantwortbar waren und die hier kurz erläutert werden sollen.

Unklarheiten
Unklarheit 1: Gesetzliche Sicherheit des Datenschutzes

Offizielle Stellen verweisen in ihren Publikationen zum Zensus 2011 vermehrt auf das Statistikgeheimnis und den geltenden Datenschutz. So stellte sich aber die Frage nach dem Umfang der jeweiligen Gesetze und der entsprechenden rechtlichen Abdeckung. So ist zu klären, ob sich Statistikgeheimnis und Datenschutz nicht möglicherweise rechtlich behindern, aushöhlen, aufheben oder schlicht einige Bereiche offen lassen.

Anlass zu dieser Vermutung gaben schwammige Formulierung wie "Hilfsmerkmale müssen so früh wie möglich gelöscht werden.".

Weiterhin bietet insbesondere §16 BStatG Möglichkeiten zur alternativen Verwendung erhobener Daten und beschränkt allenfalls das Anlegen von Verwaltungsakten auf Basis dieser Daten. Speziell §16 IV BStatG weist bei näherer Betrachtung diverse Lücken auf:
„Für die Verwendung gegenüber den gesetzgebenden Körperschaften und für Zwecke der Planung, jedoch nicht für die Regelung von Einzelfällen, dürfen den obersten Bundes- oder Landesbehörden vom Statistischen Bundesamt und den statistischen Ämtern der Länder Tabellen mit statistischen Ergebnissen übermittelt werden, auch soweit Tabellenfelder nur einen einzigen Fall ausweisen. Die Übermittlung nach Satz 1 ist nur zulässig, soweit in den eine Bundesstatistik anordnenden Rechtsvorschriften die Übermittlung von Einzelangaben an oberste Bundes- oder Landesbehörden zugelassen ist.

Unklarheit 2: Datenschutz auf Europaebene
Im Rahmen der Recherchen zu diesen Ausführungen waren kaum Informationen zur Handhabung der erhobenen Daten auf Europaebene zu finden. Weder wurde eindeutig klar, wer diese Daten in letzter Instanz erhält, wozu sie genutzt werden, wie sie übertragen und geschützt werden, noch wann sie endgültig gelöscht werden.

Da das deutsche Datenschutzrecht verglichen mit anderen europäischen Staaten relativ restriktiv ist, besteht Anlass zu der Sorge, dass auf Europaebene nicht streng genug mit diesen Daten umgegangen wird. So wurde die Weitergabe der nationalen Daten an die EU in der verhaltenen öffentlichen Diskussion als "inakzeptabel" bezeichnet, da die Sicherheit auf Europaebene nicht gewährleistet sei.

Unklarheit 3: Unklare Befugnisse
Eine weitere Frage, die sich ergab, bezieht sich auf die konkreten Befugnisse, auf die Zensusdaten zugreifen zu dürfen. Konkrete Antworten auf Fragen wie "Wer darf die Daten sehen und verarbeiten?" werden nicht gegeben.

Zur Veranschaulichung sei hier ein Textabschnitt über die Geheimhaltung von Einzelangaben erwähnt:
"So gilt auch für die im Rahmen des Zensusvorbereitungsgesetzes 2011 an die Statistik gelieferten Daten die Geheimhaltung für alle Einzelangaben über persönliche und sachliche Verhältnisse (§ 11) und auch bei den Datenlieferungen ist sichergestellt, dass Daten nicht unbefugt gelesen, kopiert, verändert oder entfernt werden können (§ 13)."

Offensichtlich fehlende Information: Was genau heißt "unbefugt"? Oder anders gesprochen:
Wer ist befugt was mit den Daten der Bundesbürger zu tun?

Unklarheit 4: Salami-Taktik
"Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten.", verkündete Walter Ulbrecht 1961. Der Rest ist Geschichte.

Geradezu symbolisch beschreibt dieses Zitat jene Beruhigungsversuche von Politikern gegenüber den Bürgern, deren Schreckensszenarien beliebiger Couleur letzten Ende aber doch Realität wurden.

Und so findet sich auch zum Zensus 2011 eine passende Textstelle, geäußert von der Leiterin der Abteilung "Bevölkerung, Bildung, Staat" im Statistischen Bundesamt, Dr. Sabine Bechtold:
"Es muss niemand befürchten, dass ihm durch wahrheitsgemäßes Ausfüllen eines Fragebogens ein Nachteil entsteht."

Aufgrund der Tatsachen, dass
a) sich Geschichte immer wiederholt,
b) Menschen aus früheren Leiden selten etwas lernen,
c) es zweifelhafte Macht-Begehrlichkeiten gab, gibt und geben wird,
ist diese Aussage mit Vorsicht zu genießen. Nicht zuletzt die Vorratsdatenspeicherung weckte aufgrund des vorliegenden Datenbestandes Begehrlichkeiten, mit denen "vorher niemand gerechnet hatte". Von Seiten der Verantwortlichen werden also unangenehme Informationen zurückgehalten und bei unabdingbarem Bedarf preisgegeben.

Vergleicht man die durch den Zensus 2011 geforderten Daten mit denen der Volkszählungen im Dritten Reich, so sind heutige Bürger um ein Vielfaches transparenter und verfolgbarer als zu damaliger Zeit, was ausgesprochen kritisch zu bewerten ist. Von diesem Standpunkt aus ist derart umfangreichen Datenansammlungen stets Misstrauen entgegen zu bringen.

Weitere Kritikpunkte
Problem 1: Datenmissbrauch

Die jüngste Vergangenheit hat in mehreren Ländern (allen voran Großbritannien) gezeigt, dass einmal erhobene Daten nicht sicher sind. So gingen dort mehrfach DVD's mit personenbezogenen, sensiblen Daten verloren. In Deutschland wurden Laptops von Regierungsmitgliedern samt Daten gestohlen.
Generell ist davon auszugehen, dass das Risiko des Datenmissbrauchs mit steigender Verbreitung der Daten größer wird, da die Anzahl der involvierten (und potenziell kompromittierbaren) Personen wächst.

Weiterhin zeigte sich bei der kürzlich diskutierten Sperrung von Internetseiten, dass binnen kürzester Zeit weitere Begehrlichkeiten von verschiedenen Seiten für den Zugriff auf diese Daten entstanden (Sperrung von rechtsradikalen Inhalten; Sperrung urheberrechtlich geschütztem Material inklusive Strafverfolgung anhand von IP-Adressen, etc.).
So ist auch bei einem Zensus davon auszugehen, dass Dritte Ansprüche gegenüber diesen Daten erheben werden.
So bieten die im Erhebungskatalog genannten Daten eine optimale Datenbasis zur Marktsegmentierung und eignet sich somit für die Verwendung im Marketing und angrenzenden Bereichen.

Weiteres Beispiel: Im hypothetischen Falle eines Anschlags in Deutschland nach dem Zensus 2011, ist binnen kürzester Zeit mit Begehrlichkeiten zu rechnen, die die Nutzung dieser Daten zur Strafverfolgung auf personalisierter Ebene fordern und damit das Recht auf informationelle Selbstbestimmung vollständig aushebeln.

Problem 2: Opportunistische Datennutzung
Angrenzend zum Datenmissbrauch besteht die Gefahr der Verfälschung von Zensusdaten. Was im ersten Moment nach einem Schnitt ins eigene Fleisch der Erhebenden anhört, kann aus Gründen der Staatsräson durchaus sinnvoll sein.
So können bei mangelnder Verifizierung der erhobenen Daten z.B. gewisse Teile der Bevölkerung nicht vollständig erfasst oder andere Bereiche künstlich vergrößert werden.
Eine solche Manipulation macht zum Beispiel Sinn, wenn Parlamentssitze oder Fördermitteln anhand bestimmter Bevölkerungskennzahlen vergeben werden.

Problem 3: Einordnung in den Überwachungskontext
Bereits im Zuge der Volkszählung 1983 und dem damit verbundenen Urteil des BVG (1 BvR 209/83) bestand Grund zur Befürchtung des „Gläsernen Bürgers“.
Hintergrund war damals die Ausführlichkeit der Fragen, die Rückschlüsse auf einzelne Personen zuließen und somit gegen den Datenschutz verstieß.
Interessant ist die Analogie zu heutigen Diskussionen, denn schon damals fürchtete man die Volkszählung als Schritt Richtung Überwachungsstaat.
Damals wie heute forderten Bürgerrechtler den gläsernen Staat anstatt des gläsernen Bürgers, zu Gunsten von mehr Transparenz.

Vier Jahre später richteten Kritiker ihr Augenmerk verstärkt auf die Gefahren einer schleichenden Einschränkung von Bürgerrechten. Auch hier wird die Ähnlichkeit zu heute deutlich, schaut man sich beispielsweise die Vorratsdatenspeicherung oder den biometrischen Reisepass an.

Allgemein gesprochen ist durch den Zensus 2011 mit einer Steigerung des „Überwachungsfaktors“ zu rechnen, der jeden Bundesbürger nachweisbarer dokumentiert.

Problem 4: Leistungsanspruch
Das Statistische Bundesamt stellt in eigenen Veröffentlichungen einige Kennzahlen vor, die anhand der zu ermittelnden Zensusdaten errechnet werden sollen. Beispielhaft sei hier eine Kennzahl angeführt, dessen Brisanz vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte und wachsenden Begehrlichkeiten nach Daten klar wird:

Kennzahl: Wertschöpfung je Erwerbstätiger

Im Klartext: Wie effektiv arbeitet jeder einzelne?

Zwar ist davon auszugehen, dass derlei Daten statistisch gemittelt werden, dennoch ist nach der Zusammenführung aller Daten ein Rückschluss auf jeden Einzelnen (Stichwort „Hilfsmerkmale“) denkbar oder sogar definitiv möglich.
Durch Segmentierung von Bevölkerungsteilen lassen sich in der Folge effektive und ineffektive Gruppen herausfiltern und benennen - für gewinnorientierte Organisationen hochgradig interessante Daten.

Rückblick ins Dritte Reich verbunden mit der Frage:
Was wäre mit ineffektiven Bevölkerungsgruppen damals passiert?

Fazit
Aus staatlicher Sicht ist die Durchführung des Zensus 2011 durchaus zu begrüßen, hängen doch elementare Planungen und Verteilungsmodelle an verschiedenen Kennzahlen, die vermutlich auch den finanziellen Aufwand durch den Steuerzahler rechtfertigen können.

Aus Sicht des Einzelnen ist der Zensus jedoch in dieser Form nicht akzeptabel und macht den Anschein eines Datensammelwunschkonzerts für jeden denkbaren Bedarf.
Zu viele Fragen, insbesondere auf Europaebene, sind nicht klar kommuniziert und auch die Löschfristen für erhobene Daten sind entweder unklar oder sehr weit gefasst, so dass über Monate oder sogar Jahre Rückschlüsse auf Einzelpersonen möglich sind.
Fraglich sind weiterhin die Sicherungsmechanismen, mit denen die erhobenen Daten bei der Übermittlung zwischen „befugten Personen“, dessen Definition auch nicht vollständig klar wird, geschützt werden und was im Falle eines Datendiebstahls geschieht.

Wie in jüngster Vergangenheit ist auch bei dieser Datenerhebung trotz gesetzlicher Sperren die nachträgliche Erweiterung des Nutzungsrahmens zu befürchten, dessen Folgen aus heutiger Sicht nur schwer abschätzbar sind. Die möglichen Szenarien reichen von der Unterstützung der Strafverfolgungsbehörden über den „Verkauf“ der Daten an Privatunternehmen bis hin zu – zugegebenermaßen derzeit wenig wahrscheinlichen – Schreckensszenarien von Deportationen von so genannten „Gefährdern“ oder „Arbeitsunwilligen“.

Da auch dieser Zensus das Konstrukt des Überwachungsstaats, in diesem Fall sogar des Überwachungskontinents, weiter untermauert, jedoch aus staatlicher Sicht durchaus in gewissen Grenzen nachvollziehbar ist, ist es im Sinne jedes Bürgers, den Umfang der erhobenen Daten deutlich zu senken und auf ein Mindestmaß zu beschränken. Weiterhin sollte die Anonymität von vornherein gewährleistet sein, so dass Hilfsmerkmale erst gar nicht zur Anwendung kommen.

Eine breite öffentliche Diskussion und Medienpräsenz ist unabdingbar, um die Risiken und Chancen in einem ausgewogenen Verhältnis zu den erhobenen Daten zu stellen. Anzustreben sind minimalste, zweckgebundene und dezentral zu haltende Datensätze, deren Zusammenführung lediglich vollständig anonymisiert durchzuführen ist. Die Löschfristen sind im Sinne des Datenschutzes zu verkürzen und streng einzuhalten. In Bezug auf den Schutz von Datenträgern oder sonstigen Übermittlungsmedien sind höchste Sicherheitsmaßnahmen zu treffen, um Datendiebstahl und unberechtigten Zugriff zu unterbinden.

Quelle
 
Zuletzt bearbeitet:

Aeon525

He who doesn't care
Otaku Veteran
Betrachtet man die von Seiten der Regierung publizierten Informationen zum Zensus 2011, klingen die geplanten Maßnahmen im ersten Augenblick nachvollziehbar, sinnvoll und allgemein vorteilhaft. Liest man jedoch bei verschiedenen Formulierungen zwischen den Zeilen, stellen sich bisweilen elementare Fragen, gerade in Bezug auf Datensicherheit und Anonymität.
Allein diese emotionale Behaftung der Thematik, die schon bei der Internetzensur-Debatte zur Sperrung von Internetseiten zu beobachten war, macht es Kritikern schwer, sich öffentlich gegen das Thema auszusprechen, da sie Gefahr laufen, als unethisch und unsozial angestempelt zu werden.
OMG einfach nur OMG, sicher formuliert man das eigene immer möglichst positiv! Was denkst du den? Aber das ganze ist für mich Verfolgungswahn... Hast du bei deinem Bewerbungsgespräch nicht gesagt: " Ich bin sozial engangiert etc." und hat dir dann dein Arbeitgeber geantwortet: "Jaaaa neeee das sagen sie nur damit es unrechtmäßig aussieht wenn sie den Job nicht bekommen." Es ist traurig dass du bei einer so harmlosen Umfrage überall Verrat zu wittern meinst.

Die Quelle erscheint mir übrigens alles andere als seriös und ich traue mich wetten dass der Autor Anhänger der Linken ist.



PS: ALLES hat Nachteile und Gefahren. Auch Essen. Du könntest ersticken! Denk mal darüber nach...
 

nihilizt

Otakuholic
Otaku Veteran
herrje wir leben im land der unbegrenzten zwänge. das ist ne scheisse die man fressen muss (mit ein paar bösen flunkereien) oder man begeht republik flucht, was anderes bleibt einen nicht übrig.
mit letzteren meinte ich im übrigen nicht: wemms nicht passt kann sich verpissen... sondern damit war eher der logische schritt im konstruktiven sinne gemeint.
 
Zuletzt bearbeitet:

Ikki Tousen

Otakuholic
Otaku Veteran
gegen ne volkszählung hab ich nix aber die sstrafe ist doch etwas übertrieben
5000 euro ist echt viel
 

Ironhide

Na hast du Angst Kleiner?
VIP
@Noxiel:
Muss Lillandil recht geben, was deine Art des Argumentierens angeht und so ganz okay ist das nunmal auch nicht.
Aus eben fast den gleichen Punkte wie sie, bin ich auch kein Fan von der ganzen Sache.
Aber welche Punkte, denn bitteschön?
Die, die sie bisher so aufgeführt hat, die für dich aber scheinbar keine sind^^
Und der erste teil des Zitat's bezieht sich eigentlich eher auf etwas anderes, was aber hier nun nicht hergehört ;)
 

acid100

Exarch
Ach ja bin auch kein Fan von Datenfreigabe.
Was ich da nicht verstehe warum die Sachen fragen wie "Haben sie in den letzten 4 Tagen gearbeitet" oder können sie in den nächsten 2 wochen arbeiten" etc

Was damit erreicht soll ist mir nicht ganz verständlich.

Aber ansonsten 95% der Daten die da erfragt werden sind sowieso bei mind 30 Behörden gespeichert, sprich der ganze mist ist dazu da um die Daten zu korregiern (2011 bei 10% der bevölkerung, 2012 bei einer andern Gruppe von 10%) vonwegen Stichprobe und Zufallsprinzip nicht in Bürokratiedeutschland.

Das was mich aufregt ist der Zwang (5000€) aber daran sieht man das den die Daten wichtig sind, den würden sie die nicht haben wollen würde die Strafe nur 50€ betragen und wäre ein gute Einnahmequelle.


Ansonsten kann man nur abwarten auf Nachrichten wie "Großer Datenskandal beim Zensus 2011" oder "Außenminister nimmt Laptop vom Familienminster inklusive Daten vom Zensus mit und vergiest sie in den USA"

(Ach ja spätestens in 4 Jahren wo jeder den neuen tollen Ausweis und Reispass hat ist sowieso unötig weiter Erhebungen zu machen.)
 
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