Im Waldkircher Ortsteil Buchholz ist in der Nacht auf den 22. Oktober eine Ziege sexuell missbraucht worden. Das Tier wurde bei der Schändung durch einen oder mehrere Täter schwer verletzt. Die Kriminalpolizei Emmendingen hat den Vorfall erst jetzt bekannt gegeben. Ortsvorsteherin Fränzi Kleeb fürchtet, dass Buchholz durch die Tat in ein schlechtes Licht gerückt werden könnte. Die Polizei ist weiter auf Täter-Suche.
„Sie lag auf dem Boden und hat permanent, über Tage hinweg, am ganzen Körper gezittert“, berichtet Barbara Wingrich über ihre Ziege, die vor rund einem Monat in einer Kleintieranlage vergewaltigt worden ist. Noch heute, vier Wochen später, habe sich ihr Verhalten nur annähernd normalisiert. Nur langsam befreie sich das 24 Jahre alte Tier aus dem Zustand, den Psychologen als Zentralisierung bezeichnen. Seit der Schändung reagiere es panisch auf Fremde. „Unübersehbar ist, dass sie dabei auf Männer heftiger reagiert“, so Barbara Wingrich. Doch nicht nur ist das Tier zu Schaden gekommen. Ein Tierarzt stellte fest, dass alle Sehnen am Hinterbein abgerissen waren. Die Ziege musste nur deshalb nicht eingeschläfert werden, weil ihre Knochen unverletzt blieben.
Was in der Nacht in der Kleintieranlage geschah, lässt sich nicht nur aufgrund der Verletzungen erahnen. Das Tier sei mit menschlichem Sperma verschmiert gewesen, außerdem seien im Stall auch ein benutztes Kondom und die dazugehörige Verpackung gefunden worden, berichtet Barbara Wingrich. Material, das von der Kriminalpolizei eingesammelt wurde und erkennungsdienstlich untersucht wird.
„Zu den Ergebnissen der Untersuchung kann ich aktuell noch nichts sagen“, sagt Thomas Rieger, der Sprecher der Polizeidirektion Emmendingen. Dass die Polizei rund einen Monat mit der Veröffentlichung des Vorfalls wartete, erklärt Rieger mit „kriminaltaktischen Erwägungen“. In Riegers Augen handelt es sich um einen Einzelfall. „Fakt ist, dass ich so etwas in meiner 13-jährigen Tätigkeit als Polizeipressesprecher noch nie hatte“, sagt er.
Reine Spekulation seien Vermutungen in bestimmte Richtungen: Es könne sich sowohl um die Tat eines entsprechend veranlagten Menschen handeln als auch um eine Tat nach Verlust der Selbstkontrolle, beispielsweise im Suff. „Wir haben großes Interesse daran, die Tat aufzuklären“, betont Thomas Rieger.
Aus juristischer Sicht liegt ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz vor. Der oder die Täter müssen mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe rechnen. Dieses Strafmaß sieht der Paragraph 17 für denjenigen vor, „der ein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund tötet oder einem Wirbeltier aus Rohheit erhebliche Schmerzen oder Leiden oder länger anhaltende oder sich wiederholende erhebliche Schmerzen oder Leiden zufügt“. Weil es sich im vorliegenden Fall um ein fremdes Tier handelt, kommen Verstöße wegen Hausfriedensbruchs und Sachbeschädigung
hinzu.
Die Strafbarkeit von sexuellen Handlungen mit Tieren wurde 1969 durch die große Strafrechtsreform aufgehoben. Lediglich strafbar ist weiterhin die Verbreitung pornografischer Schriften, die Sex zwischen Menschen und Tieren zum Gegenstand haben, sowie alles, was diesem Ziel dient, beispielsweise das zigfache Vervielfältigen. Der reine Besitz hingegen ist erlaubt.
„Es ist mitten unter uns, nicht mehr nur im Fernsehen“, zeigt sich Marco Wingrich genau wie seine Frau schockiert von dem Geschehen. Auch Ortsvorsteherin Fränzi Kleeb „dreht es den Magen um“, wenn sie an den Vorfall in dem idyllisch gelegenen Kleintiergehege denkt. Sie befürchtet, dass die Ortschaft insgesamt durch diese Tat in ein schlechtes Licht gerückt werden könnte.
Das „Blättli“ berichtete
Für genug Aufregung habe bereits gesorgt, dass in einem Artikel im „Buchholzer Blättli“ ein benachbartes Fest in Zusammenhang mit der Vergewaltigung der Ziege gebracht wurde. „Ich sehe keinen Zusammenhang“, erklärt Fränzi Kleeb dazu entschieden. Die Verfasser des Textes haben sich mittlerweile für die nicht beabsichtigte Verknüpfung im gleichen Blatt entschuldigt.
Nicht ausgeräumt ist dagegen die Befürchtung im Ort, dass, wer so eine Tat begeht, das nächste Mal noch andere Grenzen überschreiten könnte. „Heute sei es nur ein Tier, doch morgen vielleicht ein Mensch“, konkretisiert Marco Wingrich vom Volksmund geäußerte Ängste.
„Es ist sehr unwahrscheinlich, dass ein Mensch, der auf Tiere fixiert ist, um zur sexuellen Befriedigung zu kommen, gleiches bei Menschen sucht“, erklärt dagegen Chefarzt Frank-Stefan Müller am Zentrum für Psychiatrie Emmendingen. Sodomie sei insgesamt extrem selten und stehe, wenn es sich um eine bevorzugte sexuelle Praktik handelt, meist mit einer Kontakthemmung und einem isolierten Leben in Zusammenhang, vielfach auch mit einer Minderbegabung. Neben der bevorzugten Praktik gebe es auch sodomistische Gelegenheitshandlungen. „Am ehesten finden diese bei einer starken Alkoholisierung statt“, erklärt der Mediziner und Diplompsychologe. Nüchtern würden diese Menschen so etwas nie tun. Wegen seiner Seltenheit verböten sich Verallgemeinerungen zu sodomistischem Verhalten.