Dies ist mal wieder eine merkwürdige Frage, jedoch kann ich mich hier wieder ein wenig auslassen.
Vorrest muss hier erwähnt werden das Zeichentrick und Gewalt sich nach der Vorstellung der Mehrheit kongruent verhalten. Eine Erklärung dafür mag die heutige verhaftete (Wahn) Vorstellung sein das Zeichentrick und somit auch Trickfilm bestimmte Grenzen nicht überschreiten darf.
Betrachten wir hier mal die Anfänge der Erfolgsgeschichte von Walt Disney bis hin zum heutigen Mainstream-Trickfilm gebrandet von Pixa und Disney. In den frühen Mickey-Mouse-Trickfilmen der 30er wurde gespuckt, geprügelt, geraubt, entführt und geschossen. Alles was heute laut der Mehrheit für Trickfilm insb. für Zeichentrick nicht üblich oder undenkbar ist. Hier muss jedoch klar sein das die Medien an sich immer ein Spiegel der gesellschaftlichen Situation, mit ihren moralischen und ethischen Vorstellungen, ihren Trend und Etikette in der Sie sich befinden, sind.
Gewalt ist und bleibt immer ein zentrales Thema. Um so interessanter ist es das wir jedoch auch Inseln der Gewaltlosigkeit erschaffen. Märchen sind hier die erste Form von diesen Ruhezonen. Und spätestens mit den Verfilmungen dieser Märchengeschichten in denen alle zum Schluss glücklich sind wurde später Zeichentrick zu einem der führenden Medium dieser Botschaft.
Nicht umsonst wurde Gewalt durch die Medien relativiert. Gewalt hat einen Unterhaltungswert. Trickserien wie Tom und Jerry oder Bugs Bunny folgen diesem mühsam erarbeiteten Trend der durch die Dauerberieselung aus Übersee vorangetrieben wurde und deren heute Ableger täglich auf uns niederprasselt. Ein anderes Beispiel ist die Serie A-Team, in der die Akteure mit automatischen Waffen aufeinander schießen, ohne das jemand verletzt wird. Gewalt wird hier nicht verherrlicht sondern verharmlost, verniedlicht. Schlimmstenfalls ist Sie nonexistent, weil aus Ihr keine Konsequenz gezogen wird. Schön gepostet by the way:
Gewalt finde ich ok, solange die Konsequenzen nicht entdramatisiert werden.
Trickfilm oder Zeichentrick kann mehr sein. Anime ist schon mehr, jedoch auch Trickfilm. Und hier ist das eigentliche Dilemma. Im Gegensatz hierzu steht der Erfolg von Ghost in the Shell. Trickfilm für Erwachsene, … Wow ganz was neues! Diese Reaktion ist ein gutes Beispiel wie verhaftet die Vorstellung von Trickfilm insb. Zeichentrick laut Meinung der Mehrheit ist. Trickfilm und Zeichentrick sind Medien. Sie sind kein Genre und somit ist das Welches gezeigt wird eigentlich keiner Einschränkung unterlegen.
Einen Schritt weiter geht hier die Trickserie Happy Tree Friend. Hier finden wir uns mit einer überzogenen Darstellung von Gewalt konfrontiert. Diese war zwar schon oft Gegenstand der Medien, jedoch noch nie so eindeutig und spielerisch im Umgang mit der heilen Welt die Trickfilm in der Vorstellung der Mehrheit verkörpert. Hier prallen überzogene Gewaltszenarien nur so auf Diese ein. Die absolute Verherrlichung von Gewalt als zentrales Thema einer Trickserie. Ein perverser Spiegel der Gesellschaft. Jedoch entwickelt sich eine Gesellschaft durch Tabubrüche. Um so abstruser ist hier der Erfolg dieser Serie zu betrachten. Hier wird satirisch-lustig Gewalt zu gleich im höchsten Maße gewaltverherrlichend, überästhetisiert und realitätsüberzogen zu einem Gegenstand von Unterhaltung. Eigentlich ein Wiederspruch in sich, und dies abgesehen vom Medium zusätzlich in einem Genre welches die Verherrlichung der heilen Welt suggerieren sollte, der absolute Tabubruch schlecht hin.
Im Film Barfuss durch Hiroshima von ca. 1983 müssen wir zusehen wie Körper durch die Hitze der Atomexplosion wie Kerzenwachs dahinschmelzen. Die verbrannten Leichen sehen wie moderne Plastikskulpturen aus. Hier wird auch Gewalt überästhetisiert, jedoch hat der japanische Zeichners Keiji Nakazawain bewusst diese Ästhetisierung, vor dem geschichtlichen Hintergrund und seinem Eigenerlebnis, gewählt um diesen Moment der Entsetzlichkeit dem Publikum überhaupt zugänglich zu machen. Hier wird Gewalt relativiert weil die Realität zu schrecklich ist. Diese Szene wird nicht zu einem Bestandteil der Unterhaltung, sondern Sie tut das was Gewalt in erster Linie soll; schockieren.
Gewaltdarstellung in Anime ist gerade wegen der vor behafteten Vorstellung von Trickfilm und im Kontext der Relativierung der Realität, die das Medium Zeichentrick mit sich bringt, schwer in einen Kontext zu bringen in denen Sie so ernst genommen werden kann wie in Realverfilmung. Der Akzepstanzgrad ist hier leider zu niedrig. Deshalb spielt wohl Gewalt in Anime meist die bloße Schiene den Unterhaltungswert zu steigern, obwohl Animes ohne großen Aufwand weitaus wenigere Grenzen der Darstellung dieser Szenen gesetzt sind als Realfilm.
Meiner Meinung nach sollte Gewalt jedoch nicht in Übermaßen zu Entertainmentzwecken missbraucht werden, so wie es heute leider der gängige Fall ist. Sie sollte, wenn Sie vorkommt, nicht als Nebensächlichkeit abgetan werden. Sie sollte als das gezeigt werden was Sie ist; unfair, schockierend, brutal, zerstörerisch und in einigen Situationen unumgänglich.