Liebe ist nicht so einfach, dass man auf Anhieb weiß, dass es keine wahre liebe ist.
Doch, ist es. Man muss sich aber die Zeit nehmen, ehrlich zu sich selbst zu sein und sich selber kennen zu lernen. Das ist die Voraussetzung, die man erfüllen sollte, bevor man überhaupt eine Beziehung eingeht. Traurigerweise haben die meisten Menschen aber nicht die Geduld dafür und verwechseln dann jede kleine Regung gleich mit Liebe. Dazu dann auch noch der sexuelle Trieb, dem jeder nachgehen will und der zusätzlich eine Abhängigkeit schafft.
Beispiel: Die Frau sieht geil aus? Sie lächelt viel, worauf ich stehe, sie ist erfolgreich und hat eine tolle Ausstrahlung? Ich muss verliebt sein. Und wenn ich dann erst noch Sex mit ihr hatte, dann bin ich sicher, sie zu lieben. Dass sie vielleicht eine bipolare Persönlichkeit ist, die den Umgang kompliziert macht, das sieht man ihr nicht an. Dabei ist die Frage, die man sich stellen muss die, ob man sie trotz dieser Persönlichkeit lieben kann. Wenn die Antwort nein lautet, dann ist es keine Liebe. Warum auch immer: Entweder, weil man dazu nicht in der Lage ist, oder weil man es nicht will. Die Gründe sind letztendlich egal, denn es läuft ja auch dasselbe hinaus.
Jeder hat Fehler, Schwächen und Probleme im Leben und wenn tatsächlich ein Mensch behauptet einen anderen zu lieben, dann inklusive dieser Fehler und Schwächen. Nun frage ich euch: Wer von euch kennt seinen Partner so lange, dass er auch alle Fehler und Schwächen von ihm kennt und liebt? Diejenigen, die das entsprechend beantworten können (oder es eines Tages können werden; sowas ist ein Prozess, der sehr lange dauern kann), die können wirklich lieben.
Alles andere sind nur Illusionen, wenn nicht gar Lügen, die nur neues Leid verursachen werden.
Zumal liebe nie von Anfang an voll da ist. Sie entwickelt sich mit der Zeit und wird immer größer..woher soll man also von Anfang an wissen, dass es nichts wird, wenn sie sich vielleicht in die Richtung entwickelt?
Daran sehe ich, dass du zwar schon viel, aber noch nicht alles verstanden hast.
Man kann es nicht von Anfang an wissen, genau deshalb ist es wichtig, sich die Zeit zu nehmen, einander erst einmal kennen zu lernen, bevor man die Sinne durch so etwas, wie eine vermeintlich emotionale Abhängigkeit oder sexuelle Begierden trüben lässt. Faszination und Begierden von der Realität zu trennen ist das Schlüsselwort.
Ich kenne meine Partnerin jetzt zum Beispiel seit 6 Jahren. Zusammen sind wir aber erst seit 2 Jahren. Warum? Weil wir solange gebraucht haben um füreinander festzustellen, dass wir zusammen passen und dass wir auch mit den Fehlern des anderen leben können. Nun sind 4 Jahre Kennenlern-Phase vielleicht ein bisschen extrem, aber unterschiedlich komplizierte Menschen brauchen unterschiedlich viel Zeit, um sich kennen zu lernen. Wären wir direkt nach ein paar Wochen oder Monaten zusammengekommen, wäre das Irrsinn gewesen, denn keiner von uns hätte ahnen können, worauf er sich einlässt und wir wären dann mit der Zeit böse aus einem Alptraum erwacht und hätten uns getrennt. Noch heute gibt es viele Menschen, die nicht verstehen können, warum wir zwei immer noch zusammen sind, aus dem einfachen Grund, dass es immer noch Probleme gibt, die wir zwei nicht gelöst gekriegt haben oder an denen wir noch arbeiten müssen. Das Beispiel, was hier im Forum ja bekannt ist, ist meine sexuelle Blockade, die ich früher immer als Asexualität bezeichnet habe.
Tja, warum sind wir noch zusammen, während die meisten anderen Menschen sich schon getrennt hätten? Weil wir die Fehler des anderen annehmen und ihn trotzdem, oder gerade sogar dafür lieben. Weil wir einander genug Nähe geben, um gemeinsam zu wachsen und gleichzeitig genug Freiraum, um auch alleine an dem eigenen Leben zu arbeiten. Macht es das einfacher? Nein, im Gegenteil, unsere Beziehung ist mit Sicherheit die komplizierteste, die ich kenne und wir haben sicher schon viel mehr Probleme durchgemacht, als die meisten anderen Paare in der doppelten Zeit. Und ist es gefährlich? Mit Sicherheit, besonders dann, wenn man sich des uneingeschränkten Vertrauens vom Partner nicht sicher sein kann.
Ich kann die Menschen verstehen, die diese Mühe und das Risiko nicht eingehen wollen. Aber die leeren und inhaltslosen Beziehungen, die sie führen dann mit dem gleichzusetzen, was ich mit meiner Partnerin habe und lebe, dagegen wehre ich mich entschieden. Man soll das hier bitte nicht so verstehen, dass ich sage, wie es zu sein hat. Aber ich erzähle, was unser Konzept und unsere Stärke ist. Und das will im Kontrast zu dem stehen haben, was allgemein als "Liebe" bezeichnet wird, obwohl es gar keine echte Liebe ist.
Denn was uns beide festigt und unzertrennbar macht ist diese starke, bedingungslose Annahme und Akzeptanz, die alles andere unwichtig werden lässt. Die echte, wahre Liebe. Und damit sie auch bestehen bleibt, muss man immer wieder aneinander arbeiten und sich gemeinsam fort entwickeln. Man bleibt selbst dann zusammen, wenn es nach außen hin keinen Sinn mehr zu machen scheint. Deshalb kann ich zu deinem letzten Satz nur folgendes ergänzen:
Man sollte nur nich den Fehler begehen und etwas weiter führen, was keinen Sinn hat..und das fühlt man.
Liebe hat keinen Sinn. Sie ist einfach. Und solange sie ist, gibt die allem einen Sinn.
Zerbricht also etwas, weil es keinen Sinn mehr zu haben scheint, dann war die echte Liebe auch nicht da.