Das alles ging an Valen vorbei, da er sich schon wieder entfernt hatte. Er ging wieder ins Innere der Stadt, dort wo das Treiben etwas ruhiger war, nicht zuletzt weil fast alle Bürger daran beteiligt waren, die Stadt so sicher wie möglich zu machen für die bevorstehende Belagerung. Etwas ziellos streifte er umher, ohne ein wirkliches Ziel zu haben. Untypisch für den Söldner und wann er das letzte mal so in Gedanken war, wusste er selbst nicht mal mehr. Inzwischen kannte er die Stadt, konnte sich gut darin orientieren, insofern kümmerte es ihn wenige wohin ihn seine Beine gerade trugen, zurück würde er auf jeden Fall finden. Es wurde ruhiger, auch wenn noch immer viele Leute auf der Straße waren. Doch hier befanden sich vorwiegend Unterkünfte für die Flüchtlinge und dementsprechend sah es hier auch aus. Eselskarren mit dem letzten Hab und Gut drauf, Stofftücher waren hier und da gespannt, um den Leuten Schutz vor der Witterung zu geben. Die Häuser waren alle überfüllt und was besonders auffiel war, das hier hauptsächlich Frauen und Kinder waren. Sie mussten grad alle ihre Rationen bekommen haben, denn die meisten aßen etwas. Hieß also, das der Versorgungstrupp hier grad durchgekommen sein musste. Für einige Bereiche der Stadt hatte der Rat sowas in die Wegegeleitet, weil die eigentlichen Ausgabestellen sonst hoffnungslos überrannt werden würde.
Valen streifte durch die Gasse, ließ sich Zeit doch wirklich zu sehen gab es hier nicht. Das ein oder andere Kind was am Straßenrand spielte, Frauen die notdürftig das Essen unter ihren lieben aufteilten und Greise die es nicht mal mehr schafften, sich weiter als 5 Meter zu bewegen, ohne sich setzten zu müssen. Doch plötzlich wurde es laut. Noch konnte Valen es nicht identifizieren, außer eine Männerstimme die sich scheinbar lautstark gehör verschaffte. Doch schnell verstummte das auch wieder. Einige Leute blickten auf, murmelten etwas vor sich hin und einige verschwanden sogar in die Häuser oder in dunkle Ecken. Valen wunderte sich etwas, doch schnell bekam er seine Antwort. Einige Häuser weiterwurde eine Tür aufgeschlagen und zwei Männer traten heraus. Sie lachten und einer von ihnen stieß noch ein paar verächtliche Worte aus, in Richtung der Tür, aus der sie eben noch gepoltert waren. So ganz nüchtern schienen beide auch nicht mehr zu sein, wie Valen befand. Sie gingen in seine Richtung, machten sich über irgendjemanden lustig was er doch für ein Gesicht gemacht hatte, als sie ihm den Krückstock wegtraten. Valen hörte ihnen noch etwas zu, denn sie gingen ja in seine Richtung aber hatten ihn noch nicht bemerkt. Sie blickten mehr auf sich selbst und das was sie in ihren Händen hielten. Schnell war dem Söldner klar, was die beiden getan hatten. Sie bedienten sich hier nach Lust und Laune bei denen, die sich nicht wehren konnten. Valen richtete sich zu einem der Jungen, der sich dicht neben seine Mutter aufhielt, aber seine Neugier wohl kaum im Zaum halten konnte. "Kleiner... geh in Informiere die Stadtwache, sag das Valen dich schickt." Der Junge nickte nur doch wusste er nicht, wo er anfangen sollte welche zu suchen. Valen bemerkte dies. "Lauf die Gasse immer weiter entlang am Ende wirst du einen Brunnen sehen. Daneben ist ein kleines Wachhaus, dort solltest du fündig werden. Nun lauf." Der Junge nickte nur und rannte los.
Für Valen waren die beiden Halunken doch mal eine willkommende Abwechslung. Zwar war er nicht unbedingt ein Wohltäter, aber ab und zu eine Gute tat brach ihm auch kein Zacken aus der Krone. So ging er gemächlich auf die Beiden zu, hoffte das sie ihn erblicken würden und den Gefallen taten sie ihm auch.
"Hey John, guck mal da."
Der andere hob seinen Kopf und sah auf Valen nur um kurz daraufhin ein breites Grinsen zu verfallen. Seine Augen sprachen dabei Bände, das er alles andere als gutes im Schilde führte.
"Ein Neuankömmling, wie mir scheint... und auch noch so gut betucht?"
In der Tat, Valen war gemessen an dem Rest der Leute hier regelrecht gut angezogen und das obwohl seine Tracht doch sehr einfach gehalten war. Und bis auf sein Schwert hatte er an sich nichts wertvolles dabei. Doch schienen es die beiden genau darauf abgesehen zu haben. Valen entging nicht das auch die beiden bewaffnet waren. Doch woher sie diese Waffen hatten oder wie sie mit selbigen hier rein gekommen waren, war ihm ein Rätsel. Auch ihre Kleidung passte nicht zu dem Rest der hier Anwesenden. Hemd, Hose und Stiefel wirkte als wenn sie einer Miliz angehören würden, mitunter einer sehr kleinen und schlecht ausgebildeten denn gepflegt war das wenige nicht, was sie trugen.
Oder es waren Wegelagere, die sich unter den Flüchtlingen hier eingeschlichen hatten und hier leichtes Spiel hatten. Die Stadtwache war vollends damit beschäftigt sich auf das bevorstehende vorzubereiten, Wachen gab's es keine mehr, die am Tage durch die Gassen streiften, nur Nachts traf man sie an. Wie lange diese beiden hier schon ihr Unwesen trieben, war daher kaum zu sagen. Doch nun waren sie an den falschen geraten.
Sicherlich kam ihr überhebliche Art davon, das ihnen hier niemand etwas entgegen zu setzten hatten und sie sich bewusst nur da rumtrieben wo sie nicht auffallen würden.
"Hey... hey du!", rief einer der beiden in Valen seine Richtung, wobei sein schiefen Grinsen die gelben Zähne entblößte die ihre Prachtzeiten schon lange hinter sich hatten. "Ich rede mit dir, Antworte gefälligst, oder kannst du nicht sprechen?!" Valen sagte nichts. Beide lachten, als hätten sie gerade den Witz des Jahrzehnts gerissen. Sie schienen sich generell für sehr Unterhaltsam zu halten, denn alles was sie sagten wurde von einen herablassenden Lachen begleitet.
Nun standen sie nur noch drei Meter von Valen entfernt, aber kamen auch erstmal nicht näher. Wie Aasfresser beschnupperten sie erstmal ihre vermeidliche Beute. "Hast dich wohl verlaufen, was? Das hier ist unser Gebiet, als zieh Leine!"
Die Leute die sich drum herum befanden, suchten alle den größtmöglichen Abstand zu den beiden, um nicht in ihren Ungnaden zu verfallen. "Euer Gebiet? wusste gar nicht, das der Rat euch ein Teil der Stadt übergeben hat.", gab Valen zur Antwort, was die erhoffte Reaktion zur Folge hatten. Beide fühlten sich provoziert und das Lachen verschwand langsam aus ihren Gesichtern.
"Rat... hier gibt's keinen Rat, hier gibt's nur uns. Und wenn dir deine Zunge lieb ist, dann wirst du uns gehorchen, so wie alle anderen hier auch!".
"Aha..."
"Ja genau, uns beiden. Und nun lass doch mal sehen, was du da feines gefunden hast." Mit diesen Worten ging einer der beiden die letzten Schritte zu Valen und griff nach dem Schwert. Scheinbar verschwendete keiner der beiden auch nur einen Gedanken daran, das Valen es gehörte. Sie glaubte wohl das er es gefunden haben musste und nun mit sich rumschleppte. Darauf hatte Valen aber gewartet. Er packte den Arm, der ihn entgegen gestreckt wurde, verdrehte ihn in Windeseile so das der Mann aufschrie und nicht so recht wusste, wie er nun aus dem griff wieder frei kam. Doch Valen tat ihm den Gefallen von alleine und schubste ihn einfach von sich. "Behalt deine dreckigen Hände lieber bei dir, sonst sind sie ab.", gab Valen ihm grimmig zur Antwort.
"Du elender Bastard!", stieß der andere aus und stürmte auf Valen zu. Es war ein leichtes für den gut trainierten Valen, diesen Angriff auszuweichen und dafür seien Faust in der Magengrube des Angreifers zu versenken, der daraufhin erstmal schluckend zu Boden sank.
Nun wurde es aber dem anderen zu Bunt, denn er griff nach seinem Schwert und zog es. Valen hätten am liebsten aufgelacht, als er die Klinge sah. So schäbig die beiden aussahen, so minderwertig und schäbig waren auch ihre Waffen. Denn auch der andere rappelte sich wieder auf und zog seine Klinge. Die Schneide hatte schon einige Dellen bei beiden, Belang war zu sehen und so wie die Dinger aussahen, waren sie auch stumpf wie ein Löffel. "Na komm schon!", brüllte der eine ihn an. "Wir sind zwei, du nur einer, du hast jetzt schon verloren!"
"Na wenn du meinst." Nun zog Valen sein Schwert und das war kein Vergleich zu den anderen beiden. Es glänzte, war gepflegte und die Schneide rasiermesserscharf. Doch selbst diesen Unterschied nahmen die beiden nicht zum Anlass, von ihrem Vorhaben abzulassen.
"Ich habe euch ja gewarnt."
"AAAAAAAA!"
Mit lautem Gebrüll stürmte der erste auf den Söldner zu, das Schwert hoch über den Kopf am halten und zum Schlag bereit, ließ er es auch schon niedersausen doch Valen machte einfach einen Schritt zur Seite und ließ den Schlag ins Leere gehen, stand dann da und wartete auf den nächsten Angriff. Der folgte auch sofort. Der andere versuchte es damit, sein Schwert von rechts nach links sausen zu lassen, doch parierte Valen den Streich ohne große Mühe. Nun aber war es an ihm, und aus dem eben noch abgewehrten Schlag machten Valen seinen ersten Streich und trennte dem Mann mit einem Schlag die Hand mitsamt Schwert ab, drehte sich um seine eigene Achse um den anderen wieder gegenüber zu treten. Dieser hatte sich bereits von seinem ersten Misslungenen Schlag erholt, wollte von hinten attackieren doch hatte er wohl niemals mit einer so schnellen Reaktion gerechnet, denn noch bevor er ausholen konnte, hatte er die Spitze von Valens Schwert an seinem Hals. Das grimmige, entschlossene Gesicht der Söldners ließ kein Zweifel daran, das er tot wäre, noch bevor er auf dem Boden aufschlug.
"Fallen lassen."
Das stumpfe Schwertfiel klirrend zu Boden, nur noch übertönt von den qualvollen Schmerzensschreien des nun Handlosen Halunken. Mit der linken Hand hielt er sich knapp über dem Schnitt seinen Arm fest, auch wenn das seine Schmerzen in keinster Weise lindern würde. Doch was sollte er tun. Sein Kamerad allerdings, war das Lachen gehörig vergangen und er achtete nur auf Valen, der scheinbar noch nicht fertig mit ihm war. "Hör gut zu, wenn ich euch beide das nächste mal sehe, wie ihr Greise, Kinder und Frauen ihres wenigen Hab und Gutes beraubt, bin ich nicht so gnädig mit euch." Der Mann nickte nur, Schon hoffend das er so davon kommen würde, doch da hatte er sich gehörig getäuscht. Zwar nahm Valen das Schwert herunter, doch traf seine Faust dafür mit voller Wucht den Mann mitten ins Gesicht, besser gesagt genau auf den Mund. Zwei seiner Vorderzähne vielen dem Schlag zum Opfer, was auch ihn Schmerzvoll aufschreien ließ.
Nur wenige Sekunden später rannte der Junge wieder herbei, im Schlepptau vier Wachmänner und einen der Wachkommandanten. Der wollte natürlich umgehend wissen was los war und Valen schilderte ihm die Sachlage in knappen Worten. Dabei wischte er das Blut von seiner Klinge und steckte das Langschwert wieder zurück in seine Scheide. Der Kommandant ließ die beiden festnehmen und dabei fiel einem der Wachmänner etwas auf.
"Kommandant, ich kenne die beiden."
"So? woher?", fragte dieser interessiert nach.
"Vor einigen Tagen brauchten wir freiwillige um eins der alten Waffenlager leer zu räumen. Die Waffen sollten in die Schmieden gebracht werden und die zum Teil vermoderten Uniformen als brandmaterial verwendet werden. Die beiden Schwert hier sind aus dem Lager, die Sachen auch."
Damit war es für Valen auch erledigt, er hatte seine Antwort damit. Es waren wohl nichts weiter als zwei Taugenichtse, die nun meinten hier ungesehen ihr Unwesen treiben zu können. Er hörte noch wie der Wachkommandant anordnete sie in Ketten zu legen und dem Hauptmann vorzuführen. Valen hingegen setzte seinen Gang fort, doch nun mit dem Ziel, wieder zum Anwesen zu gehen.