Kurz nachdem Victor die kleine Gruppe wieder verlassen hatte, hörte er schritte in seiner Nähe.
Dem Geruch nach war es ein Mensch, doch da er auf den ersten Blick niemanden sah und auch nichts weiter hören konnte, ging er dem Geruch nicht weiter nach und ging wieder in das höhlenartige Gewölbe zurück.
Dort fand er zufällig das Gewehr von “Dornröschen” und überlegte ob er es nicht lieber mitnehmen sollte.
Zwar war er nicht geübt ihm Umgang mit Gewehren, sollte es aber zu einem Kampf kommen könnte Victor, ähnlich wie es Paul bei ihm gemacht hatte, den Lauf der Waffe einfach auf das Gesicht seines Gegners richten. Also hob der Vampir das Gewehr auf und machte sich weiter auf den Weg.
Er fand in dem Gewölbe noch einen weiteren Weg welcher offensichtlich natürlichen Ursprungs war und der noch etliche Meter weiter unter der Erde endlang führte.
Mit gewaltigen Sprüngen und kurzen Sprints durchquerte Victor den Tunnel, bis er schließlich an eine Stelle ankam an welcher er einem bekannten Geruch wahrnahm.
Es roch nach Verwesung und totem Fleisch, der Gestank war noch nicht so stark das es dem lamia die Sinne raubte, aber da er die Schmatzgeräusche und brechenden Knochen nun lauter hörte, wusste Victor das er seinem Ziel schon deutlich näher war.
Tatsächlich vergingen keine 2 Minuten, bis er am Rand einer weiteren riesigen Höhle ankam in dessen Mitte eine ganze Horde seltsam aussehender Kreaturen hockte.
Der Verwesungsgeruch war nun so stark das Victor zweifelsfrei wusste wem er zuzuordnen war und woher er ihn auch kannte. Denn die Wesen die in der Mitte der Höhle hockten, sahen genauso aus wie jene die ihn kurz nach seiner Landung auf dem Festland verfolgt hatten.
Damals hatten ihm seine Instinkte dazu geraten vor diesen Viechern davon zu laufen. Nun aber siegte die Neugierde des Lamia und er schlich sich näher an das Geschehen heran, auch wenn das seinen Geruchsinn nur weiter malträtieren würde.
Nachdem er einen, für Victors Maßstäbe, sicheren Platz gefunden hatte, schaute sich der Russe das Geschehen voller Faszination an. Um die Namenlosen herum lagen mehrere Leichen verstreut.
Menschliche, wie auch Neandrus…scheinbar waren die Namenlosen von einem Gefecht zwischen den beiden anderen Gruppen angezogen worden und hatte dann mit den Überlebenden kurzen Prozess gemacht.
Wie die Tiere fraßen die Namenlosen an den toten Körpern herum, einige rissen mit ihren Zähnen und Klauen große Fleischbrocken aus Armen und Beinen der Menschen. Andere wiederum hatten ihren Kopf im Bauch eines Neandrus vergraben und “schlürften” sich den Geräuschen nach durch deren Eingeweide. Keines dieser Wesen schien den Lamia in irgendeiner Weise wahr zunehmen, was aber daran lag dass die Namenlosen in einem Fressrausch waren und sich somit auf nichts anderes mehr konzentrierten. Als einer der Namenlosen seinen Kopf aus dem Bauch heraus zog, hing ihm noch der Dünndarm seines Opfers aus dem Maul und wie eine Spagetti wurde das Organ aufgesaugt und spritzte seinen Flüssigkeit über das Gesicht das Monsters. Danach versenkte das Wesen seinen Kopf zwischen den Beinen des Neandrus…und Victor wollte nun nicht genau wissen welche Nudel es als nächstes fraß. Bei einem anderen sah Victor wie dieser mit seiner verrottenden Zunge sich an dem Kopf eines Kindes zu schaffen machte. Wie eine Schlange wickelte sich die Zunge um den Augapfel und zog ihn mit einem nicht hörbaren “Plopp” heraus, bevor er spritzend zwischen den Zähnen des Namenlosen zerbissen würde. Das wohl für diese Verhältnisse “normalste” Fressverhalten zeigte ein Namenloser der gerade den Brustkorb eines Neandrus aufgebrochen hatte und sich nun an deren “Rippchen” gütig tat.
Er riss sämtliche Rippenbögen als Packet aus dem Körper und rupfte sich dann Rippe für Rippe einzeln ab, um diese dann mit samt Knochen zwischen seinen Kiefern zu zermalmen.
Nach einer Weile schaute Victor zu einem anderen Namenlosen hinüber und bemerkte dass dieser neben dem Fressen offensichtlich noch etwas anderes mit seiner Leichen tat.
Das Wesen hatte den Torso einer Frau in den Händen, an der sowohl die Arme als auch der Kopf und die Beine fehlten, und stieß in diesen immer wieder mit seinem Gemächt hinein, wobei es scheinbar zufriedene Grunzgeräusche von sich gab.
Das ganze beobachtet Victor auch bei anderen Namenlosen in der Gruppe sah wie zum einen der Kopf eines Mannes als auch der Unterleib eines Kindes dafür herhalten musste.
Scheinbar hatte es hier zwei Familien erwischt, denn die Leichen der Menschen überwogen die der Neandrus.
Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis die Gruppe der Namenlosen alle Leichen verspeist hatte und dann in Richtung eines Ausganges davon zogen um sich ihre nächsten Opfer zu suchen.
Draußen wie auch in der Höhle war es mittlerweile stockduster und nur der Mond schien im Ödland für Licht zu sorgen.
Victor wartete noch eine ganze Weile still an seinem Platz und bewegte keinen Muskel.
Als er sich sicher war das die Namenlosen weg waren, wollte der Russe gerade wieder zu den anderen aufbrechen, als er ein seltsames Geräusch hörte.
Es war das schleifen eines Beines, welches mühsam über den Boden nach gezogen wurde.
Voller Neugier wer diesem Massaker entgangen war, untersuchte der Vampir den Ort des Geschehens genauer. Gerade als er hinter einem Felsen hervor kommen wollte, sah er ein Kind über den blutigen Platz schlurfen.
Es konnte höchstens 16 Jahre hinter sich haben und schien sowohl am Bein als auch am Arm verletzt zu sein.
Das Bein sah an einer Stelle dick und geschwollen aus, doch am schlimmsten war der Arm. Denn den zierte eine ekelhafte Bisswunde die scheinbar von einem dieser Wesen sein musste. Warum dieses Kind nicht wie alle anderen tot war blieb Victor ein Rätsel, genauso wie oder wo es sich versteckt haben konnte ohne das diese Dinger sie gefunden hatten.
Sich lautlos bewegend beobachtete Victor das Mädchen und sah zu wie dieses in den Trümmern der zerstörten Habseligkeiten ihrer Eltern herum stöberte.
Nach den Leichen ihrer Eltern zu suchen brachte eh nichts, da die Namenlosen alles restlos vertilgt hatten. Was eine neue Frage für Victor aufwarf “Wo haben die das alles gelassen, kein Tier oder Mensch hat einen solchen Magen das es dermaßen große Mengen an Fleisch verdrücken kann?”
Doch da das Mädchen nun scheinbar fündig geworden war, richtete der Vampir wieder seine Aufmerksamkeit auf den Menschen.
Das Kind kniete sich in Mitten des Schlachtplatzes auf den Boden und stellte ein kleines Kreutz in den blutgetränkten Staub der Höhle. Offensichtlich war die Familie die hier zuflucht gesucht hatte eine von der religiösen Sorte gewesen.
Danach hörte Victor wie sie im Dunkeln anfing zubeten und irgendwelche Zeilen aus dem Kopf zurezitieren. Da war für den Vampir zuviel und er entschied sich hinter dem Felsen hervor zutreten.
Langsam ging er hinter das kleine Mädchen und brachte seinen Kopf neben ihr Ohr.
“Glaubst du wirklich der Herr da oben im Himmel wird dir helfen?”
Wie von glühenden Zangen gezwickt zuckte das Mädchen zusammen, blieb aber an Ort und Stelle. “Wer bist du? fragte die Kleine ängstlich und mit zitternder Stimme.
“Was wenn ich ein Teufel wäre der deine Seele fressen will und dich in die Hölle mit nimmt?”
“Mir wäre zwar der Engel den ich mir gewünscht habe lieber, aber wenn ich so sterben soll, so ist mir auch das recht…”
Mit solch einer Antwort hatte Victor nun nicht gerechnet und so hackte er flüsternd nach
“Und warum willst du sterben? Etwas wegen deines Armes?”
“Ja, denn ich will nicht zu einem von diesen Dingern werden die meinen Papa und meine Mama umgebracht haben. Ich will nicht als Monster durch die Welt wandeln und andere Menschen fressen.
Lieber sterbe ich jetzt und fahre zur Hölle als das ich zulasse dass so etwas aus mir wird.”
Wieder war Victor überrascht, die Stimme des Mädchens lies keinen Zweifel daran das sie meinte was sie sagte. Auch wenn sie am ganzen Körper zitterte und der Lamia nicht wusste ob es wegen den zurück liegenden Erlebnissen oder wegen des im Dunkeln stehenden Russen war. Sie hatte sich aber offenbar schon damit abgefunden zu sterben…und so wie es den Anschein hatte wollte sie dass als Mensch tun, egal was sie dann im Jenseits erwartete, Himmel oder Hölle.
“Ganz wie du willst meine Kleine…” flüsterte ihr der Vampir ins Ohr.
“Ich nehme dich jetzt mit und lasse dich als Mensch sterben…aber ob du jemals deine Familie wieder sehen wirst, das liegt allein bei Gott…”
“Ja ich weiß, er allein wird dann über mich richten…danke…”
“Dafür nicht meine Kleine, dafür nicht…”
Ein Scharren über den Boden war zu hören und kurz darauf zerriss ein lauter Knall die Stille der blut getränkten Höhle. Der Schuss aus Pauls Gewehr durchschlug den Schädel des Mädchens und lies diese vorn über kippen.
Ohne große Emotionen ging Victor an ihrem Körper vorbei und machte sich auf den Rückweg.
Dieser kleine Ausflug hatte ihm mal wieder gezeigt, was für verrückte Dinge es alles auf der Welt gab.
Leichen schändende Monster die ihr “Spielzeug” dann auch noch auffraßen, und Kinder die es fertig brachten sogar die Hölle dem Leben als Monster vor zu ziehen.
“Oh man… in was für einer beschissenen Welt wir doch leben. Na wenigstens hat “Dornröschen” jetzt ihr Schießeisen wieder und kann es dann wieder an die Schläfe halten.”