Der Schneider war voller, als Traja gedacht hatte - und sie eindeutig zu groß um aufrecht im Eingangsbereich stehen zu können. So musste sie sich die ersten Meter tief vornüber beugen um nicht gegen die Decke - oder den Deckenleuchter zu knallen. Das Haus war eindeutig nicht für eine solche wie sie gebaut worden und sie konnte den Menschen das Ganze auch nicht verdenken, war sie doch eine der wenigen ihrer Art, die überhaupt weit außerhalb ihrer eigentlichen Heimat unterwegs war - und sich in eine Stadt voller Zweibeiner traute.
Eine der Kabinen war belegt und die andere hatte grade ein Kind verlassen, das wohl auf seine Mutter in der anderen Kabine wartete. Gott waren die Fohlen der Menschen putzige Gestalten dachte Traja so bei sich, als ihr auffiel, das die Kleine sich weit aus erwachsener verhielt, als sie aussah - was aber auch nur Einbildung sein konnte. Dennoch war nun eins der Ohren auf die Alchemistin gerichtet, währen Traja sich weiter im Laden um sah, der Geschäftiger war, als man es von außen hatte sehen können. Es war noch eine weitere Frau anwesend an der Traja einfach vorbei gegangen war, ohne sie zu bemerken - oder bemerken zu wollen, den sie war grade den Raum an sich am Begutachten. Doch bevor sie sich weiter darüber Wundern konnte, das heute so viele Menschen anscheinend diesen Schneider für neue Kleidung auf gesucht hatten, hörte sie den Schneider persönlich aus seiner Nähstube kommen.
„Also welcher Tölpel hat sein Pferd nun in den Laden gebracht?!?“ , polterte er los, als er um die Ecke bog und weiter sprechen wollte, doch sein nächster Fluch blieb ihm im Halse stecken, als er sah, was dieses Pferd war. Er führte erst die Hand an seine Stirn und wischte sich den Schweiß ab, der sich dort gebildet hatte, dann machte selbige Hand eine Bewegung zu seinem Arm, den er mit ihr nicht nur Zwickte, sondern richtig Kniff - wohl um sicher zu gehen das er wirklich nicht Träumte oder Halluzination hatte.
„Ein Fabelwesen… ein Fabelwesen in meinem Laden“, murmelte er und schien bereits auf ganz andere Art und Weise an Traja heran zu gehen.
Diese war nicht erfreut über die Anrede als Pferd. Auch wenn sie zur Hälfte gesehen biologisch einem gleich kam, so war sie keines der Lastentiere, die die Menschen vor ihre Karren und Kutschen spannten. Entsprechend kühl war nun ihr Blick, mit dem sie dem Schneider begegnete.
„Ich würde es doch vorziehen, nicht als Pferd bezeichnet zu werden, Maestro“, schnaubte sie ohne auf seine beschwichtigend gehobenen Arme ein zu gehen,
„Aber ich würde dennoch gerne etwas Kleidung kaufen, falls ihr etwas für Frauen habt.“, sie deutete dabei auf ihren menschlichen Teil, warf ihre Haare zurück und fixierte den Mann mit bohrendem Blick, als wenn er grade als Zielscheibe herhalten musste, für den ganzen Frust, den sie heute aufgebaut hatte.
„A… Aber natürlich doch, Gnädigste“, stammelte ihr Gesprächspartner und schien vergessen haben, warum er eigentlich nach vorne gekommen war - eine sich in Rage redende Zentaurin war nicht nach seinem Geschmack. Doch Traja war weder in Rage, noch würde sie da schnell hinkommen. Ihr missfiel einfach nur, das ein jeder hier sie entweder sofort auf Magie ansprach, oder gänzlich am Rad zu drehen schien. Sie wusste von sich aus, das ihre Art selten unter den Menschen war, aber das hieß noch lange nicht das sie es nicht taten. Unschlüssig ob sie dem Mann jetzt folgen sollte, blieb sie stehen wo sie war.
Noch bevor der Schneidermeister wieder heraus gekommen war, hatte die Blonde bei einer der Angestellten etwas in Auftrag gegeben und Ayame und Tanâ waren herein gekommen - bei ersteren war es Traja klar gewesen, dass diese den Laden wieder betreten würde, doch Zweiterer war verwunderlich - war er nicht der Wachposten für die Adlige, die hier irgendwo im Laden herum rennen musste? Sie zuckte kurz mit den Schultern, da sie nicht verstand wie das ganze nun miteinander zusammen hing. Ayame schien sie schlichtweg zu ignorieren, den sie lief einfach an ihr vorbei, als wenn die Umkleide, in der immer noch jemand stand, weitaus interessanter war, als wenigstens einen kurzen Blick auf die Zentaurin zu werfen. Aber diese hatte eh schon geschlossen, dass die Walküre nicht zu den freundlichsten Geschöpfen gehörte, mit denen sie heute zu tun gehabt hatte.