Kaoru nieste lautstark und fuhr sich mit seinem Unterarm über die tropfende Nase.
Ach verdammt.. Ich bin auch gar nichts mehr gewöhnt. Am Ende werde ich noch krank! Kurzum beschloss er sich doch lieber ein wärmeres Nachtlager zu suchen und hievte ächzend seinen müden Körper hoch. Schnell hatte er sich seinen Mantel umgeworfen und war froh, dass er diesen jeden Tag mit einer speziellen Paste imprägnierte. Die Wassertropfen perlten von dem gelben Stoff ab, doch durch den Wind wurde ihm das kalte Nass direkt ins Gesicht geschleudert.
Was für ein Sauwetter.. Zwar perfekt um sich sich auf die Lauer zu legen und schnell zu verschwinden aber für einen nächtlichen Sparziergang mehr als unvorteilhaft. Mit einem kleinen Sprung überquerte er eine Wasserpfütze, die die sämtliche Breite der Straße ausfüllte und wäre beinahe mit einem betrunkenen Mann zusammengestoßen.
Entschuldigung.. Ha! Eine Katze die Sprechen kann!... ich glaub ich hab wirklich genug für heute.. Der Betrunkene torkelte in eine kleine Seitengasse und war verschwunden. Das derbe Trinklied, welches er schmetterte, konnte Kaoru jedoch noch einige Zeit hören.
Menschen.. Kopfschüttelnd ging der Myou weiter, während er darauf achtete dass kein Regenwasser in das Rohr seines Gewehrs kam. Man wusste schließlich nie, wann man eine Waffe benötigte. Vor allem um diese Uhrzeit. Umso mehr verwunderte es ihn, dass vor ihm gerade eine junge Frau vorbeilief. Ohne Waffe oder Geleit. Überrascht zog Kaoru seine linke Augenbraue hoch und beobachtete die Person noch ein wenig. Irgendwie kam sie ihm bekannt vor, doch er wusste nicht genau woher.
Lautlos sprang er auf eine Kiste, katapultierte sich mit aller Kraft auf das Dach vom Haus vor ihm und spazierte auf allen Vieren über den Dachfirms. Dabei ließ er die junge Frau keinesfalls aus den Augen. Als sie sich schließlich an einen Baum setzte und dass auch noch mitten ins kalte Wasser war der Myou mehr als verwirrt. Wer ließ sich schon freiwillig gerne bis auf die Knochen durchnässen? Er schaute der Situation eine Zeit lang zu und endlich wusste er auch, woher er die Person kannte. Hier im granodischen Imperium gab es genug Bilder von ihr. Kaoru sprang vom Dach, landete sanft auf seinen Pfoten und verzog angewidert das Gesicht als er bemerkte, dass er mitten in eine Pfütze gelandet war.
So nen Dreck! Er versuchte das meiste Wasser abzuschütteln während er auf die junge Frau unterm Baum zuging. Dort angekommen lehnte er sein Gewehr an den Stamm und räusperte sich leise.
Rebecca von Willenstein, Prinzessin von Koronia? Die meist gesuchteste Flüchtige im granodischen Imperium? Ich weiß nicht ob es wirklich klug ist hier allein im Regen zu sitzen. Vor allem wenn man sich im Feindland befindet. Als Rebeccas erschrockener Blick auf Kaorus Gewehr richtete, lachte der Myou kurz auf.
Keine Sorge. Der Weg des Kopfgeldjägers kam für mich nie in Frage. Ich frage mich nur weshalb die Tochter des Mannes, welcher die Myou bei ihrem Bestreben nach Freiheit unterstützt hatte, hier draußen sitzt und sich scheinbar nicht der Gefahr bewusst ist.