Die Banditen entpuppten sich schlussendlich als nicht ganz so dumm wie Shiva es ursprünglich erwartet hatte. Sie waren schlau genug um nicht direkt in ihr Versteck zurück zu kehren, doch nach ein paar Stunden Sinnlosem herumlaufen in der Stadt um mögliche Verfolger abzuschütteln, was ihnen natürlich nicht gelang, verschwanden sie schließlich im Untergrund. Jetzt hoffte die Alarianerin nur noch dass sie Glück hatte und sie in den selben Unterschlupf zurückgekehrt sind in welchem sich auch ihr Boss befindet.
Der erste Blick sah vielversprechend aus. Eine dicke gut gesicherte Tür mit zwei bulligen Wachen war keine große Herausforderung. Die Männer wussten gar nicht wie ihnen geschieht als ein Schwall komprimierter Luft von oben herabstürzte und ohne Widerstand sämtliche Knochen in ihrem Körper brach. (Fast) Lautlos, schnell und effektiv. Auch die Tür selbst war kein Hindernis für Shivas inzwischen ungebändigte Magie.
Einer der Männer überlebte es aber knapp, zumindest röchelte er schwach und bewegte panisch seine Augen, zu mehr war sein Körper nicht mehr imstande. Mit einem lächeln beugte sich Shiva über die Überreste des Mannes und legte ihre Hand auf seine Brust. „
Lass mich dir helfen.“ sprach sie mit ruhiger und sanfter Stimme, während sich die Energien aus seinem Körper auf Shiva übergingen, bis schließlich das zucken in seinen Augen erstarrte. Diese Aktion verwunderte die Alarianerin selbst etwas. Es war etwas was sie eben unbewusst getan hatte, eine Art Reflex... Was auch immer es war was sie getan hatte, der Mann war nun endgültig tot und sie fühlte sich einen Hauch stärker als vorhin...
Als nächstes machte sie sich auf den Weg ins innere des Verstecks. Es war ein langer Gang mit vielen Abzweigungen, doch musste sie nur den Wind folgen um den richtigen Weg zu finden. Wachgruppen wurden kurzerhand Niedergemetzelt, vereinzelte Exemplare hielt sie mit ihrer Magie fest und schaltete sie mit ihrer neu gefundenen Fähigkeit aus, bis sie schließlich in einem großen Raum, scheinbar eine Art Speisesaal ankam. Der Saal war randvoll mit Banditen und im hinteren Bereich konnte Shiva auch schon den Anführer erspähen wie er auf seinem Thron saß und scheinbar eine Geliebten oder Hure rum machte, während die entflohenen Banditen erklärten was passierte. Den Anführer selbst hatte sie sich völlig anders vorgestellt. Bullig, Muskelbepackt, erfahren und alt. Dieser Mann war Jung, sehr jung um eine solche Gruppe anführen zu können. Er ähnelte mehr einem schmächtigen Schwarzmagier (verstärkt durch den schwarzen Umhang) als einem Banditen, aber seine Männer schienen ihn zu respektieren.
Plötzlich wurde es windig im Raum, ehe eine Druckwelle eine breite Schneise durch die Menschenmasse zog und die Banditen nach links und rechts weg schleuderte. Nur um sicher zu gehen sperrte sie die ganzen Banditen von sich und ihrem Anführer mit einer Feuersäule ab sodass sie nun nur noch ihm gegenüber stand, und dem Flittchen welches sich an seinem Körper presste. „
Natani Keith! Endlich. Ich mache euch ein Angebot. Stellt euch mir ohne Widerstand und eure Männer werden verschont. Wenn nicht, und das würde mich freuen, ereilt sie das selbe Schicksal wie den anderen die mir in die Quere gekommen sind!“
Der Junge lächelte und fuhr mit seinen Händen durch das Haar des Mädchens auf seinem Schoß. „
Wie witzig. Aber ich mache dir ein Angebot. Leg deine Waffe nieder und ergib dich, und du wirst nicht als Lustobjekt für meine Männer enden, zumindest nicht für alle auf einmal.“ Sein Blick spiegelte Zuversicht wieder. Offenbar sah er in Shiva wohl keine große Gefahr, obwohl sie ohne weiteres in sein Versteck eindringen und seine Leute aufmischen konnte.
Shivas Blick wurde tot ernst. Dieser Mann war mit Sicherheit ein Magier, also achtete sie auf jede Magische Energie die von ihm ausging, was zu ihrem Überraschen bis jetzt nichts war. Sie sammelte ihre eigene Magie wie immer über ihren Degen und ging zum direkten Angriff über. Mit einem gezielten Stoß könne sie ihn ausschalten ohne das Mädchen auf seinem Schoß zu gefährden. Sie stand einen Meter vor ihn, immer noch keine Reaktion von dem Mann... „
Selbst schuld...“ dachte sie sich und stieß zu, doch ihr angriff wurde abgelenkt, nicht von dem Anführer sondern von dem Mädchen mit einer Lanze. Wo hatte sie so schnell die Lanze her?
Der Anführer blieb nach wie vor locker auf seinem Thron sitzen, währen sich das Mädchen von ihm herunter schwang und direkt in einen Angriff über ging den Shiva nur knapp parieren konnte... Dass eine solche Gefahr von dem Mädchen ausging, damit hatte sie überhaupt nicht gerechnet, und dieses Überraschungsmoment nutze das Mädchen um Shiva mit einer Reihe schweren Angriffen einzudecken, welche sie zwar mit Mühe abwehren konnte, aber um den halben Saal zurück warf.
Schließlich konnte sich Shiva wieder fangen und ihre Aufmerksamkeit auf die richtige Bedrohung richten. Jedoch die Art wie das Mädchen mit der Lanze umging, wie sie sich bewegte und allgemein Kämpfte kam ihr bekannt vor. Konnte es sein dass sie eine Walküre war? Warum würde sich eine Walküre, ein Volk das für ihre Rechtschaffenheit bekannt war, sich mit Banditen abgeben? Sie machte nicht den Eindruck als würde sie unter dem Einfluss dieses Mannes stehen. Doch um darüber nachzudenken blieb keine Zeit. Die Walküre ging wieder zum Angriff über und deckte die Alarianerin mit einer Serie aus Stichen und Hieben ein, denen sie aber nun schon etwas besser ausweichen und abwehren konnte. Jedoch kämpfte sie wie eine Furie. Shiva hatte nicht einmal die Chance in die Offensive über zu gehen... Mit ihrer Magie gegen sie vorzugehen ging auch schlecht, nicht ohne das Risiko einzugehen dass die Feuerwände verschwinden, mit welchen sie die restlichen Banditen im Schach hielt...
Aber auch die Walküre musste einsehen, dass sie mit ihren Angriffen nicht die Oberhand gewinnen konnte, solange es Shiva gelang ihr relativ leicht mit ihrer Schnelligkeit und Beweglichkeit auszuweichen. Schließlich griff sie auf ein Ass in ihrem Ärmel zurück. Während ihres nächsten Angriffes baute sich auf einmal neben Shiva eine große Eiswand auf, genau dort wohin sie eigentlich ausweichen wollte... Zwar konnte Shiva den Angriff abwehren, doch so einen Angriff der Lanze zu parieren kostete viel Kraft. Außerdem begann die Walküre nun systematisch das Kampffeld einzugrenzen.
„
So kann das nicht weitergehen. Im Nahkampf bin ich ihr unterlegen, also...“ Shiva nutze den Rückstoß den sie durch das Parieren des Angriffes erfuhr um etwas Distanz aufzubauen und entlud eine kurze Druckwelle um die Walküre selbst etwas zurück zu stoßen. Diese Welle aus komprimierter Luft fachte aber auch das Feuer der Feuerwände an, wodurch diese bis an die Decke schossen und diese Stellenweise entflammten...
Shiva musste nun einfach diese Distanz nutzen um die Walküre anzugreifen. Sie wollte gerade nach ihren Bogen greifen, als die Walküre einen weiteren Angriff startete, diesmal aber nicht mit der Lanze, sondern mit ihrer Magie. Mehrere mittelgroße spitze Eisscherben bildeten sich um das Mädchen und flogen mit hoher Geschwindigkeit auf die Alarianerin zu. Shiva wusste dass sie das auf normale Art nicht abwehren konnte, aus diesem Grund erschuf sie eine Art Schutzschild, einen starken Luftwirbel um sich selbst welcher jegliche Projektile ablenkte, allerdings hatte die Walküre damit gerechnet dass sich die Alarianerin wieder mit Windmagie schützen würde, und das sogar für sie Vorteilhafter als erwartet. Was Shiva nämlich nicht wusste dass sie noch mehr im Repertoire hatte. Noch während Shiva durch ihren Luftwirbel geschützt war, entfachte die Walküre einen gewaltigen Flammenstrahl. In Kombination mit mit Shivas Luftschild entwickelte sich das ganze in eine gewaltige Feuersäule welche sogar das Dach des Unterschlupfes durchschlug und so die halbe Stadt auf diesen Kampf aufmerksam machte, und inmitten dieser Feuersäule Shiva...
Als Shivas Magie versiegte, verschwand auch die Feuersäule. Sie selbst stand noch. Sie hatte Glück. Das Feuer wütete nur um sie herum und hatte sie zum größten Teil verschont, doch war es so kraftraubend dass sie sich nur mit Mühen auf den Beinen halten konnte. Dieses junge Mädchen... Wie konnte sie sie nur so unterschätzen... Shiva setzte zum letzten verzweifelten Versuch an es zu Ende zu bringen, sie zückte ihren Bogen, und zielte auf die Walküre und ließ den Pfeil von ihrer Sehne schnellen. Zwar konnte sie diesem Angriff ausweichen, doch wurde sie durch die Magie, mit welcher Shiva ihre Angriffe immer verstärkte, am Arm verletzt werden. Doch bevor sie auch nur einen zweiten Pfeil spannen konnte um es zu beenden, packte sie jemand von hinten und hielt ihr ein Tuch vor das Gesicht. In der Hitze des Gefechtes hatte sie nicht mitbekommen dass nicht nur die Magie für ihr Schild, sondern auch für die Feuerwände, mit welchen sie die anderen Banditen in Schach hielt, versiegte...Binnen Sekunden vertrübte sich die Wahrnehmung der Alarianerin, bis sie ohnmächtig zusammen brach.