„Dies habe ich auch nicht vor!“ Rebecca stand nun ein überlegender Gegner gegenüber. Nur dessen rechten Arm war verletzt. Mit ihren Rapier konnte sie die Panzerung nicht durchdringen. Also musste sie etwas anderes einfallen lassen. Etwas vollkommen Außergewöhnliches. Doch zuerst galt es den Angriffen des Gegners auszuweichen. Dies tat sie wie damals bei einem anderen Banditen in Brekshar. Dort tanzte sie mehr als zu kämpfen. Dies war ihr Kampfstil. So hoffte die Prinzessin, dass dies auch bei diesen Gegner funktioniert. So begann sie schon beinah tänzerisch den Schwerthieben auszuweichen. Dort einen Schritt zur Seite. Eine halbe Drehung nach link, dabei mit dem Rapier den Angriff gezielt und ohne große Kraftanstrengung von sich hinweg zu leiten. Streng achtend, dass sie ihrem Gegner nicht zu nahm kam. Der Ritter erreichte nun den Zustand der Erschöpfung. Seine Bewegungen wurden langsamer und träger. Rebecca hingegen kam nicht einmal ins Schwitzen.
Sie erkannte, dass er nun Müde war. Kein Wunder, wenn man wie ein wilder eine halbe Stunde ohne Verstand sein Schwert schwang.
„Ihr sieht müde aus, Ritter. Habt ihr euch so verausgabt? Wie wollt ihr so eine unerfahrene Kämpferin wie ich es bin besiegen?“ Dies ließ der Ritter nicht auf sich sitzen. Wütend griff er erneut an. Mit dem gleichen Resultat. Er ist am Ende seiner Kräfte.
„Eure Rüstung möge stark sein, aber euer Herz ist das nicht. Deswegen werde ich euer Leben hier ein Ende bereiten.“ Jetzt war Rebecca am Zug. Mit ihren Degen attackierte sie die linke Hand des Ritters an. Dabei ließ er sein Schwert fallen. Rebecca hob es rasch auf. Mit zwei Händen musste sie dieses Ungetüm von Waffe halten. Ihr Ziel war der Kopf. Genau gesagt die kleine Sehschlitze des Ritters. Zwar war diese auch leicht gepanzert, aber nicht so stark wie der Rest. So stürmte sie auf ihren Feind zu. Die Klinge auf dessen Augen gerichtet. Vor Erschöpfung konnte er sich kaum bewegen. Er schrie als die Klinge auf ihn zukam. Mit aller Kraft, rammte Rebecca das Schwert durch dessen Sehschlitze. Die Klinge durchbohrte den Kopf des Mannes. Krachend und scheppernd fiel er zu Boden.
Schwer atmend, gönnte sich nun die Prinzessin eine kleine Pause. Zwar war der ganze Kampf kein allzu großer Kraftakt gewesen, aber es zerrte ganz schön an der Ausdauer.
„Da soll mir mein Vater sagen, dass die vielen Tanzstunden umsonst gewesen sein sollen, wenn ich das Kämpfen erlernen wollte.“
Getrennt und allein. Suchend und gut gelaunt, schritt die Alchemistin durch die Korridore. Doch vor einer Tür blieb sie stehen. Oben über den Türrahmen war ihr ein sehr bekanntes Schild angebracht.
„~Labor~.“ Die Tür öffnete sich wie von Geisterhand. Ohne Furcht trat Meriate hinein. Es war wirklich ein Labor. In einem alten Stuhl saß ein Gerippe. Schon lange Tod der Mann. Meriate gruselte sich nicht. Nein im Gegenteil. Sie ging zu den Bücherregal und nahm einfach ein Buch hinaus. Den Staub blies sie einfach ab und dann begann sie zu lesen.
„Wahnsinn, ich wusste gar nicht, dass es auch solche Schätze gibt.“ Ein Schlaraffenland für Alchemisten. Das längst verlorene Wissen aus jener dunklen Zeit. Meriate wollte das Buch gerade einpacken als das Gerippe seinen Arm bewegte und auf ein bestimmtes Buch zeigte. Ohne groß zu überlegen griff Meriate zu. Treffer.
„Bomben der Natur.“ Ja so hieß das Buch. Meriates Augen wurden größer. Den Staub weggeblasen, wurde auch dieses Relikt schnell mal durchgeblättert. Ein wahrer Schatz für die Alchemistin.
„Ich kann unmöglich die Bücher hier lassen, aber wie bekomme ich sie alle weg?“ Die Frage war rasch beantwortet. Ein Wagen stand rum. Zugemüllt mit irgendwelchen Zeug. Meriate räumte alles ab, reinigte alles sorgfältig und reparierte die Räder. Dank Alchemie konnte sie rasch welche bauen. Damit war ihr Transportwagen wieder flott. Nun räumte Meriate alle Regale leer. Die Bücher wurden auf die untere und obere Ablagefläche sorgfältig gestapelt. Doch vorher wurde immer der Dreck hinunter geblasen. Als sie die Instrumente sah, konnte die Alchemistin nicht wiederstehen und versuchte sich mal einer dieser neuen Formeln auszuprobieren. Zwar hatte sie persönlich nichts dabei, doch dort lag genug rum. Also legte sie los. Zuerst stellte sie wieder ihre Formen her. Den Kürbis. Ihr Markenzeichen. Danach ging es selbst an die eigentliche Mixtur ran. Dies musste erhitzt werden. Die Rinde musste gerieben werden und später eingekocht werden. Dazu kamen Spinneneier hinein, gefolgt von der erhitzen Flüssigkeit. Alles brodelte und sah wirklich danach aus, dass gleich das ganze Labor in die Luft fliegen würde, aber dies traf nicht zu. Nun kam etwas Wasser, Honig und schwarze Steine. Kohle wohlgemerkt. Alles wurde gut vermengt und landete mehr oder weniger in einem Kessel. Um die Flüssigkeit zu lange verkochen zu lassen bis nur noch Brei übrig war.
Als dies nun der Fall war, musste nun alles zerkleinert werden. Solange bis daraus wie eine Art Gel wurde. Dabei achtete Meriate nicht ganz genau auf die Menge. Sie hatte das Kleingedruckte nicht gelesen. Es sollte für hundert Bomben reichen. Dies wurde ihr erst bewusst, als die Gute fertig war.
„Äh, soviel wollte ich nun auch nicht. Egal, da hab ich wenigstens auch für ein paar Streiche.“ So füllte soviel wie es ging in ihre Formen. Der Rest wurde nicht weggekippt. Nein. Sie nutzte die im Labor liegende Behältnisse und füllte sie ebenfalls auf. Dabei spielte es keine Rolle, ob es Kolben waren oder einfache Reagenzgläser. Alles wanderte in die Tasche oder wurde auf den Bücher abgelegt. Da Meriate nun fertig war ging sie weiter und folgte den Korridor. Kurz vor einer Tür, begegnete sie eine Handvoll Gerippe.
„Skelette. Ich hab schon ewig keine mehr gesehen.“ Eigentlich meinte sie eher die Modelskelette in der Schule. Doch diese hier, wollten Meriate ans Leder. Doch dazu kam es nicht. Sie warf den Knochenhaufen ihre neue Bombe zu. Was danach passierte überraschte selbst die Alchemistin. Die Explosion fegte alle Gerippe hinfort. Doch dies war nicht alles. Die Schockwelle an sich gab es nicht. Als wäre alle einfach umgefallen.
„Schwerkraft? Nein unmöglich. Man kann die Schwerkraft nicht beeinflussen.“ Darüber wird sich die Alchemistin später wohl den Kopf zerbrechen. Sie nahm den Wagen und schob ihn weiter zur Tür. Einer der Schädel leuchtete noch. Insbesondere die Augenhöhlen.
„Du bist ja lustig. Ich spreng dich auseinander du leuchtest weiterhin.“ Sie nahm den Schädel und setzte es auf ihren Hut auf. „Besser als eine Fackel!“ Wie eine Lampe erhellte der Schädel mit seinen Augen den Korridor auf. Jetzt konnte Meriate die Tür öffnen und trat in dem Großen raum hinein. Wie es sich gehört, schloss sie die Tür hinter sich. Erst als sie sich umsah, erblickte Meriate eine bekannte Gestalt. Ifrit. „
Oh, der komische Vogel ist ja auch hier.“ Sie schob den Wagen direkt vor seiner Nase.
„Tada. Ich hab einen Schatz gefunden. Ist das nicht großartig? Außerdem ab ich etwas Besseres als eine Fackel. Schau mal auf meinen Hut.“ Stolz präsentierte sie ihren Fund und den Schädel.