„Wie Ihr wünscht, Ifrit.“, antwortete der Myou dem Mann und drehte sich leicht zu der jungen Dame, die als Meriate Fear vorgestellt wurde. Dass er vorerst vorschont bleibt, hätte er nicht gedacht. Jedoch machte ihm Ifrit klar, dass, wenn er eine falsche Bewegung machen würde, ganz einfach mit seiner Magie ihn stoppen würde. Anfangs hielt Nyubi ihn für unbewaffnet, aber man sollte niemals in einer Welt voller Magie und unbekannten Sachen naiv handeln oder denken. Die schwarzen Hände fielen ihm erst relativ später auf, denen er jedoch nicht so viel Beachtungen zu schenken versuchte, denn aufgrund des Auftreten des Mannes, konnte er davon ausgehen, dass es sich hierbei nicht um totes Fleisch handelt. Seine empfindliche Nase bestätigte dies auch nicht. Vor ihm stand ein quicklebendiger, aber sichtlich genervter Mann, der ihm kurz zusammenfasste, dass man aus diesem Raum nicht so einfach herauskomme.
„Lästig.“, fasste sich Nyubi kurz. Ein Raum, in dem man reinkommt, aber nicht mehr raus.
Großartig!
Nun wandte er sich aber der etwas schmollenden Meriate zu, die sich über das Eingreifen von Ifrit anscheinend nicht sonderlich erfreute, sich dennoch aber nicht von ihm beirren ließ und weiterhin mit funkelnden Augen eines Kindes, dass die Welt noch nicht kannte, mit dem Nyou sprach.
„Hoho. Dieser komische Vogel kann also im Stehen Schlafen und man kann ihm dann prima irgendwelche Streiche spielen?“, versuchte er ein wenig mitzuscherzen, wurde aber von dem plötzlichen ernsten Blick der kleinen Frauen überrascht:
„Ich töten niemanden! Es wiederspricht meiner Prinzipien“, schrie sie ihn ohne wirklichen Grund an. Jedoch fragte sich der Myou nun, was sie hier unten tat, in einem eigentlichen Banditenversteck, voller Männer, die es kaum abwarten würden, ein verlaufendes kleines Mädchen zu fangen und wer weiß mit ihr anzustellen. Also wurde auch Nyubi ernst, ging leicht in die Hocke, um mit ihr in einer Augenhöhe zu sein, um ihr zu symbolisieren, dass das nachfolgende nicht herablassend wirken sollte.
„Ohoh. Es widerspricht also Euren Prinzipien junge Dame. Aber dennoch befindet Ihr euch in einem unbekannten Gewölbe, in dem jeder und alles nach Eurem Leben zu trachten scheint und Ihr wollt mir nun sagen, töten widerspreche Euren Prinzipien? Entweder …“ , sein Blick schweifte kurz zu Ifrit und dann wieder zurück,
„ … erledigen anderer diese Angelegenheit, um Euch zu schützen oder Ihr seid mit viel Raffinesse und ohne Widerstand in diesen Raum gelangt. Aber was mache ich Euch eigentlich vor, ich kenne Euch ja gar nicht und möchte nun sofort wieder jemanden belehren. Verzeiht mir junges Fräulein.“ , sagte er und strich ihr kurz durch das Haar, bevor er sich wieder zu seiner vollen Größe erhob, als er bemerkte, dass sie bereits erneut Gäste erhalten hatten … und das nicht zu wenige.
Wenn er richtig gezählt hat, waren 10 schwer bewaffnete Männer eingetreten, wobei einer durch seine ziemlich sorgenfreie Begrüßung erfragte, ob sie Hilfe bräuchten. War das einfach nur Selbstbewusst oder nur dumm? Aufgrund der Geste eines Ritters, der sich ein wenig durch seine Rüstung von anderen abhob, fiel sein Urteil vorerst auf Dummheit. Die weitere Frage, worum es sich bei der Person handelte, die sich von den anderen abhob, beantwortete Meriate bereits nebensächlich ohne auf ihre Wortwahl zu achten.
Ein Prinz und Bekanntschaft also. Ich bin wohl der einzigste Außenseiter hier. Zuerst wollte Nyubi die Kleine noch in Schutz nehmen, aber er beließ es dabei und zog sich etwas weiter von der Gruppe zurück. Solange er nichts anstellte, was der Gemeinschaft schaden könnte, und eine Klinge zum Töten mehr hatten, sollte er keine Probleme bekommen. Hunger auf Süßigkeiten hatte er nicht, aber für Ausruhen war er. Das Zeitgefühl hatte der Myou bereits hier unten verloren und wenn es so weiter geht, sterben ihm wohl bald noch andere Sinne ab.
Plötzlich vernahm Nyubi eine große Menge an Fußschritten, die sich immer schneller zu diesem Raum, in dem sie sich gerade befanden, zubewegten. Seine Ohren spitzen sich sichtlich unter dem Kapuzenmantel an, um eine genaue Position ausfindig zu machen, aber durch die ganzen Nebengeräusche, darunter auch Meriate, die von irgendwelchen Storys erzählt, fiel es ihm sehr schwer, bis es zu spät war und eine Gruppe von vier Frauen durch einer der vielen Türen hindurchgeschlüpft kamen. Sichtlich abgekämpft, erklärte eine junge Frau unter ihnen, dass sie von Banditen verfolgt wurden und nicht wüssten, ob sie sie abgeschüttelt hatten. Jedoch wies der Prinz mit seinem logischen Argument, dass sich dieser Raum immer noch um eine Falle handelte und die Banditen selbst wüssten, wo diese verborgen lagen, unnötig war einen Kampf hier anzuzetteln und somit nur ihr eigenes Grab geschaufelt hätten. Nur ein blinder Narr zerfressen von Wut, der seine wertvolle Beute von vier ansehnlichen Frauen verloren hat, würde hier reinstürmen.
Das eigentliche Problem für Nyubi war aber immer noch, dass es sich um die besagten Fremden nicht um Fremde handelte. Anscheinend kennen sie sich die neuen Mitglieder untereinander, was zum einen in der zuneigenden Geste von Ifrit besonders zum Vorschein kam und zum anderen waren sowohl der Prinz, als auch deren Anhänger gegenüber der Frauen nicht feindlich gesinnt.
„ Denn kein normaler Bandit beherrscht Nekromantie, um Skelette zu beherrschen.“, schlussfolgerte jedoch Ifrit, der immer noch eine der Ankömmlinge in den Armen hielt. Im Grunde stimmte ihn Nyubi zu, aber sein Wissen im Bereich Magie und vor allem Nekromantie ließ mehr als zu Wünschen übrig, also konnte er in diesem Bereich nicht mitreden. Allgemein hatte er in dieser Gruppe die schwächste Position und versuchte daher nicht zu sehr hinauszustehen. Seine Ohren hatten sich bereits wieder gelegt und lauschten dem „aufbauenden und amüsierenden Gespräch“ von dem Ritter, den er als nicht sonderlich helle einstufte. Dies drückte er auch mit einem nicht sonderlich freundlichen Blick aus. Der Myou wollte nämlich nur ungern wegen einer Dummheit eines Mannes sein Kopf verloren.
Aber eines musste er ihm lassen, der Ritter versuchte, trotz der aussichtslosen Lage die Moral der Leute durch schlechte Witze oben zu halten. Auch wenn es manche ihm nicht gutheißen würden, Nyubi tat es.
“Pure Gewalt!“, rief der junge Mann in den Raum, während der Prinz nach Vorschlägen suchte.
„Unmöglich. Ich habe zwar nicht sonderlich viele Erfahrungen in Magie, aber wenn Ifrit keine Tür gewaltsam öffnen konnte und Magie bekanntlich dafür bekannt ist, Manneskraft um Weiten zu übertreffen, halte ich diesen Vorschlag für reine Kraftverschwendung.“, erwiderte plötzlich Nyubi harsch. Eigentlich wollte er sich nicht wirklich einmischen, hatte es aber dennoch getan und somit den einen oder anderen Missblick ergattert.
„ Jedoch stimme ich dem Vorschlag mit einem versteckten Mechanismus zu.“ , gab er etwas versöhnlicher dem Vorschlag von Yuuto ein.
„Jedoch kann ich auch nicht die besagte Möglichkeit von Ifrit außer Acht lassen. Denn schaut Euch mal um, werte Damen und Herren.“ Nyubi machte eine etwas auffallendere Bewegung, in dem er die Arme offen ausbreitete und den Leuten damit sagen wollte, dass sie sich in dem Raum mal genau anschauen sollten.
Fällt Euch was auf? Falls nicht, dann seid ihr bessere Wege gegangen wie ich. Denn entdeckt ihr hier irgendwo Knochen, abgelegene Ausrüstung oder ähnliches?“ , richtete er die Frage an alle Zuhörenden.
„ Außerdem entnehme ich hier keinen bestialischen Gestank ... Was ich damit sagen möchte ist, dass dieser Raum regelmäßig sauber gehalten wird oder dass dieser Raum extra für Euch …“ , er schaute alle anderen in dem Raum an, da alle bis auf er eine Beziehung aufwiesen,
„ … geschaffen wurde, um euch vor irgendetwas abzuhalten. Wovon kann ich nicht sagen, da ich Eure Ziele nicht kenne.“
Nun hatte Nyubi doch mehr gesagt, als er eigentlich wollte, aber es war dennoch sehr merkwürdig, dass dieser Raum so sauber gehalten wird im Vergleich zu den Gängen und Räumen, in denen er durchgegangen ist.
Aber wenn dieser Raum doch so besonders sauber gehalten wird, dann aus welchem Grund? Ist dieses Aufeinandertreffen in diesem Raum vielleicht gewollt gelotst worden und das ganze Gewölbe wird durch einen mächtigen Zauberer beeinflusst? Aber selbst dann, wenn die Theorie stimmen sollte, wie kann er aus der Ferne sehen und somit seine nächsten Schritte planen? Auf meinen Wegen konnte ich nichts Ausgewöhnliches erkennen. Steckt vielleicht einer der hier besagten Leute mit ihm unter einer Decke und kommuniziert auf irgendeine Weise mit seinem Meister? Oder ist möglicherweise dieser außergewöhnliche Totenschädel der Beobachter und ist gewollt in die Hände von Meriat gefallen? Sein Blick schweifte kurz auf den leuchtenden Totenschädel auf den Hut der jungen Frau, bevor er leise ausseufzte. Dass war eine zu weit hergeholte Theorie, um sie den Leuten hier zu offenbaren. Außerdem wusste er auch nicht, ob so etwas mit Magie realsierbar ist, da er diesbezüglich zu unerfahren war.
Vermutlich handelte es sich einfach nur um Falle X und die anwesenden Personen inklusive mir sind hier hineingetappt.