
Sie atmete tief ein bevor sie eintrat. Die Schenke war nun beinahe leer. Nur Jacina und Drako saßen still an einem Tisch. Drako starrte traurig in sein Whiskeyglas. Er schien gebrochen und eine Aura des Wehmuts und des Bedauerns schwebte über den beiden. Drako sah nur kurz auf als S'irtra sich zu ihnen setzte. Eine Weile saßen sie so schweigend beisammen als sich Drako pötzlich räusperte und zu erzählen begann: “Ich muss euch jetzt von meiner dunklen Vergangenheit erzählen. Besser ihr erfährt es jetzt und von mir.“ “Tja, zu spät.” stellte S'irtra bitter fest, sagte jedoch nichts. Sie wollte wissen welche Geschichte ihnen Drako nun erzählen würde. “Vor zirka 420 Jahren wütete auf der Welt ein Dämon der von den Elfen den Namen Nogtag Dagorath bekam was in der Elfen Sprache so viel bedeutet wie schmerzenbringender Schlächter. Diese Person war ich.“ “So weit so gut.” dachte sich S'irtra versuchte aber einen überraschten Eindruck zu machen. Tatsächlich erzählte Drako dieselbe Geschichte die ihr auch Elbereth erzählt hatte. Er ging sogar noch weiter und versuchte ihnen sein handeln zu erklären. „Ich bin nicht stolz auf diese Jahre und ich trage diese Last bis Heute auf meinen Rücken.“ schloss er „Ich weis nicht mehr wie ich normal wurde aber seit damals tue ich sehr viele gute Dinge um irgendwie abbitte zu leisten und der Welt wieder etwas zu geben.“ “Als ob das etwas ändern würde.” Er hob den Kopf und sah ihnen verzweifelt in die Augen. „Ich habe ein Dorf von einem Drachen Angriff gerettet, habe geholfen Dörfer wieder aufzubauen und ich habe der Konföderation und den Göttinnen in all den Jahren gefallen getan nur um meine Schuld zu mindern, aber aus meiner Sicht war das nie genug.“ “Natürlich ist es das auch nicht, du Narr! Du wirst diese Schuld niemals loswerden.” Allein schon der Gedanke auf sich geladene Schuld einfach begleichen zu können machte S'irtra machte sie gleichermaßen wütend wie traurig. Sie wusste das dies nur ein Versuch von Drako war seiner Schuld zu entfliehen dennoch wiederte allein der Gedanke sie an. Ihre Wut wich jedoch der Überraschung als sich Drako urplötzlich vor ihnen auf die Knie warf. “Es tut mir leit das ich es euch nicht schon früher gesagt habe aber ich könnte es nicht ertragen wen ihr mich hassen würden.“ erklärte er betrübt. „Und ihr müsst mir glauben das ich mich in den letzten 400 Jahren geändert habe und das aus tiefster Seele bedaure was ich damals getan habe.“ Bittend, ja Flehend sah er sie an „Ich hoffe ihr verzeiht mir.“
Als erstes antwortete ihm Jacina. “Du sagt es sei 400 Jahre her als das passierte. Demnach verbüßst du seit dieser Zeit deine Vergehen und das freiwillig. Du stellst dich der Verantwortung und doch können die genommenen Leben nicht zurückgegeben werden. Auch ich gehöre dem Volk der Elfen an und kann genau wie Elbereth das Geschehene nicht unter den Tisch kehren. Das will ich auch gar nicht. Du bist ein Dämon und ein Höherer noch dazu. Das kann jederzeit wieder passieren. Die Zeit wird zeigen was du wirklich bist.” Drako sah immernoch nicht auf. “Ich brauche Zeit zum nachdenken. S'irta wir werden uns so schnell nicht wieder sehen denke ich. Da du eine Novizin bist und er hier eine Einberufung hat werdet ihr morgen Abend im Schloß erwartet. Ich werde derweil wieder auf Wanderschaft gehen da ich weder Soldat, Söldner oder Crusader bin.” S'irtra bedauerte diese Entscheidung. Sie mochte Jacina sehr. Aber sie wusste auch das Jacina vermutlich lange darüber nachgedacht hatte und ausreden wollte sie es ihr auch nicht. Schließlich ging Jacina und S'irtra blieb mit Drako in der Schenke zurück. Lange überlegte sie bis sie schließlich das Schweigen brach. “Drako,” begann sie sanft “Ich mag dich wirklich sehr aber was du getan hast ist unverzeihlich. Du wirst die Schuld nie sühnen können egal wie lange du auch leben magst.” Sie strich ihm sanft mit der Hand durchs Haar, sie wollte einfach nicht wahrhaben das dieser charmante Mann in Wahrheit eine grausame Bestie war die unzählige Unschuldige, auch Kinder, auf dem Gewissen hatte. Wehmütig nahm sie die Hand wieder von seinem Kopf. “Du musst deine Schuld akzeptieren Drako. Du musst mit ihr Leben sonst wird sie dich eines Tages verschlingen.” Sie stand auf. “Ich werde jetzt auch gehen. Auch ich habe einiges über das ich mir klar werden muss.”
Sie verließ die Schenke und streifte durch den nahen Wald auf der Suche nach An'ech. Statt An'ech fand sie aber die Lichtung die Drako ihnen am Vormittag gezeigt hatte. “Stimmt ja,” erinnerte sich S'irtra “Drako sagte das man sie auch finden kann wenn man schon mal dort war.” Sie ging an dem seltsamen Wächter vorbei, verzichtete dieses Mal jedoch auf allzu intensiven Augenkontakt. Sie suchte sich ein nettes Plätzchen und lies sich in der Nähe des Wasserfalls ins Gras sinken. Sie legte sich auf den Rücken und blickte in den Himmel während sie dem Rauschen des Wasserfalls lauschte. Es wurde bereits dunkel. Bald würde man die Sterne sehen können.