So, dann möcht ich auch mal meine Gedanken und meine Meinung zu diesem brisanten Thema formulieren.
Zu Beginn möchte ich erwähnen, dass ich überzeugter Katholik bin und diesen Glauben auch im großen
und ganzen lebe bzw. mich mit dieser Glaubensrichtung aber auch anderen großen Religionen beschäftige
und versuche mich mit deren Glaubensgrundsätzen auseinanderzusetzen.
Grundsätzlich bin ich der Ansicht, dass es ein hohes Gut in unserer Gesellschaft ist, seinen Glauben frei
leben zu können und somit sein eigenes Seelenheil zu finden. Jede Große Glaubensrichtung hat viele Inhalte,
die sich positiv auf eine Gesellschaft auswirken können und ein harmonisches Miteinander ermöglichen.
Allerdings sollten Religionen, also auch die eigene gelebte, meines Erachtens auch kritisch hinterfragt werden.
Ob das nun heikle Themen wie z.B. das Zöllibat im Katholizismus, die Ablehnung von Heiratsschließungen
unter den Religionen für religiöse Führer oder aber eben das aktuell behandelte Thema Beschneidung von
Kindern. Viele dieser kontroversen Themen erfordern eine tiefergehende Betrachtung und eine kritische,
möglichst objektive, Diskussion.
Ich für meinen Punkt zum Beispiel bin trotz meiner Meinung zum freien Ausleben des Glaubens und meiner
eigenen Gläubigkeit gegen die Beschneidung von männlichen Babys. Meine Gründe hierfür hat der Autor
Christopher Hitchens recht gut formuliert. Es folgt ein Auszug aus seinen Gedankengängen und Theorien
warum er (und unter anderem eben auch ich) gegen die männliche Beschneidung sind.
"Im Bereich der unmoralischen Bräuche gibt es wohl kaum etwas so Bizarres wie die Genitalverstümmelung bei
Kindern. Sie lässt sich zudem besonders schwer mit dem teleologischen Gottesbeweis vereinbaren. Es ist doch
anzunehmen, dass ein gestaltender Gott den Fortpflanzungsorganen seiner Geschöpfe besondere Aufmerksamkeit
schenken würde, sind sie doch wesentlich für den Fortbestand der Spezies. Doch seit Beginn der Zeit wurden im
Zuge religiöser Rituale Kinder aus der Wiege gezerrt und im Schambereich mit scharfen Steinen oder Messern
traktiert. In einigen animistischen und muslimischen Gesellschaften ist das Leid der kleinen Mädchen am größten,
denn ihnen werden die Schamlippen und die Klitoris beschnitten. Manchmal wird dieser Brauch bis in die Pubertät
aufgeschoben und, wie bereits erwähnt, gleich einer Infibulation durchgeführt, oder die Vagina wird ganz zugenäht,
wobei nur eine kleine Öffnung für Blut und Urin bleibt. Das Ziel ist klar: Der Sexualinstint soll abgetötet oder
betäubt, die Versuchung mit einem anderen Mann zu experimentieren als dem erwählten, geschmälert werden; dem
Ehemann kommt dann das Privileg zu, die Nähte in der gefürchteten Hochzeitsnacht zu durchstoßen. Bis dahin wird
dem Mädchen beigebracht, dass die monatliche Heimsuchung durch die Blutung ein Fluch und ihr Körper unrein
ist. (Irgendwann hat noch jede Religion ihre Abscheu vor der Menstruation zum Ausdruck gebracht, und viele
Religionenverbieten bis heute Frauen in dieser Zeit den Besuch des Gottesdienstes.
Andere Kulturen, besonders die jüdisch-christlichen, betreiben beharrlich die Verstümmelung kleiner Jungen -
kleine Mädchen können, aus welchem Grund auch immer, ohne Veränderung ihrer Genitalien Jüdinnen sein: Nach
einer durchgängingen Linie sucht man vergebens in den Bündnissen, die die Menschen mit Gott geschlossen haben
wollen. Für die Beschneidung von Jungen gab es ursprünglich wohl zwei Motive. Das Blut, das bei der Beschneidungs-
zeremonie vergossen wird, ist sehr wahrscheinlich ein symbolisches Überbleibsel aus der Zeit der Tier- und Menschen-
opfer, die in der blutgetränkten Landschaft des Alten Testaments noch so eine große Rollen spielten. Indem sie an
diesem Brauch festhielten, konnten die Eltern einen Teil ihres Säuglings stellvertretend für das ganze Kind opfern.
Dem Einwand, dass Gott den menschlichen Penis doch sicher mit großer Sorgfalt geschaffen haben muss, stand
das erfundene Dogma gegenüber, nach dem Adam beschnitten und nach Gottes Bilde zur Welt kam. Einigen Rabbinern
zufolge war auch Mose bei der Geburt bereits beschnitten, eine Behauptung, die sich allein aus dem Umstand herleiten,
dass seine Beschneidung im Pentateuch nirgends erwähnt wird.
Das zweite Motiv entsprach dem für die Beschneidung von Mädchen: den Betroffenen möglichst weitgehend die Freude
am Geschlechtsverkehr zu nehmen. Maimonides formuliert das in seiner "Führer der Unschlüssigen" recht eindeutig. Er
weist darauf hin, dass die Beschneidung nicht etwas physisch Unzureichendes perfektionere, sondern diese Aufgabe
im moralischen Bereich übernehme, indem sie die Erregbarkeit und die Lust am Geschlechtsakt herabsetze.
Das Versprechen Gottes an Abraham im 1. Buch Mose, Kaptiel 17, die Beschneidung werde dazu führen, dass er auch
im Alter von neunundneunzig Jahren noch eine große Nachkommenschaft zeugen werde, machte auf Maimonides offenbar
keinen großen Eindruck. Abrahams Entscheidung, neben allen männlichen Haushaltsmitgliedern auch die Sklaven zu
beschneiden, war ein Randphänomen, vielleicht auch dem Enthusiasmus geschuldet, denn diese Nichtjuden waren nicht
Bestandteil des Bundes mit Gott. Jedenfalls beschnitt er seinen damals dreizhehnjährigen Sohn Ismael. Doch während
sich Ismael nur von seiner Vorhaut trennen musste, wurde sein jüngerer Bruder Isaak, der in Genesis 22 seltsammerweise
als Abrahams einziger Sohn bezeichnet wird, zwar im Alter von acht Tagen beschnitten, sollte später Gott aber trotzdem
vom Scheitel bis zur Sohle als Opfer dargeboten werden.
Maimonides zufolge diente die Beschneidung außerdem der Stärkung der Ethnischen Solidarität. Besonders wichtig war ihm,
dass die Operation am Säugling durchgeführt wurde nicht erst ein paar Jahre später. Ältere Kinder würden die Operation
vielleicht nicht mehr über sich ergehen lassen und hätten darüber hinaus größere Schmerzen als ein Säugling, so
Maimonides. Auch den Eltern falle es so kurz nach der Geburt leichter. Vor allem dem Vater, der ja für die Beschneidung
verantwortlich sei, entwickle in den ersten Lebensjahren eine immer engere Bindung zu seinem Sohn, die es ihm erschweren
würde, die Operation später noch durchführen zu lassen.
Seit einigen Jahren werden auch pseudosäkulare Argumente für die Beschneidung des Mannes ins Feld geführt. Der Eingriff
sei hygienischer für die Männer und somit gesünder für deren Frauen, die besspielsweise seltener an Gebärmutterhalskrebs
erkrankten. Die Medizin hat diese Behauptungen widerlegt beziehungsweise nachgeweisen, dass Probleme genauso gut durch
eine "Lockerung"der Vorhaut gelöst werden können. Die vollständige Beschneidung, die Gott ursprünglich als Blutpreis für das
versprochene Massaker an den KAnaanitern verlangte, steht heute als das da, was sie ist: die Verstümmelung eines wehr-
losen Kindes mit dem Ziel, ihm seine künftiges Sexualleben zu ruinieren. Die Kausalbeziehung zwischen religiöser Barbarei und
sexueller Repression kann deutlicher nicht sein. Wer wollte ermessen, wie viele Menschen auf diese Art ins Elend gestürtzt
wurden, zumal seit christliche Ärzte die alte jüdische Tradition in ihren Krankenhäusern übernommen haben? Wen lässt es
kalt, wenn er die langen Listen in den medizinischen Lehr- und Geschichtswerken liest, die anhand nüchterner Zahlen dar-
legen, wie viele männliche Säuglinge nach dem achten Tage an einer Infektion starben oder extreme und unerträgliche
Funktionsstörungen und Verunstaltungen davontrugen? Auch die Statistik syphilistischer und anderer Infektionen infolge
verfaulter Rabbinerzähne oder Unachtsamkeiten aufseiten der Rabbis sowie der Fälle in denen versehentlich in die Harnröhre
oder gar eine Vene eingeschnitten wurde, liest sich einfach furchtbar. Und es ist noch immer erlaubt, im New York des Jahres
2006! "
Christopher Hitchens - Der Herr ist kein Hirte
Ich weiß, der Autor ist ein Mensch, der mit Glauben so überhaupt nichts anfangen kann und dennoch erkenne ich als glaubendes
Individuum, in seinen Ausführungen Gedanken die mir zu diesem Thema ebenfalls durch den Kopf schießen.
Natürlich bin ich mir bewußt, dass es unmöglich sein wird diese Praxis vollständig durch die Kraft des Gesetzes zu unterbinden,
und gehe auch davon aus, dass die Bundesregierung versuchen wird, eine straffreie Möglichkeit der Beschneidung von männlichen
Babys zu schaffen. Begeistert bin ich davon bei weitem nicht. Wenn ich allerdings so verfolge wie hier der ein oder andere
diese theoretischen Verbote umgehen würde, bin ich doch irgendwie froh, dass es eine Möglichkeit geben könnte, dem Säugling
die bestmögliche medizinische Versorgung garantiert und Durchführung dieses Rituals zu ermöglichen, da bei uns in Deutschland
der medizinische Standard einfach ein anderer ist als z.B. in vielen Ländern des Ostblocks oder aber auch in der afrikanischen und
arabischen Welt
In diesem Sinne...vielen Dank fürs lesen, auf Wiedersehen
Skare