[Beendet] Operation Exodus

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Waltikon

The Katsumi Otaku !
Otaku Veteran

Unaufhörlich prasselte das Wasser auf ihren Körper nieder. Die Massage durch die unzähligen feinen Wasserstrahlen genießend, drehte sie sich immer wieder, um jeden Quadratzentimeter ihre Haut an diesem Vergnügen teilhaben zu lassen. Nichts entspannte besser als eine warme Dusche, vermochte alles wegzuspülen, egal ob es die Anspannung und Erschöpfung nach einem Einsatz war oder einfach nur wie jetzt den Schweiß nach ihrem täglichen Lauftraining. Jeden Morgen lief sie ihre Runden in der Basis. Dabei konnte sie normalerweise herrlich abschalten.
Doch nicht diesmal. Nachdenklich senkte sie den Kopf. Grant war nach Decoris gekommen. Es war klar, dass er wegen dieser McNeal hier war. John hatte ihr noch ein flüchtiges „Willkommen daheim, Tatjana!“ zugeflüstert, ehe er NcNeal nach der Begrüßung mitnahm…

Kurz nach der Rückkehr nach Decoris hatte sie der Psychologe zu sich geholt, sie ausgefragt, wie es ihr im Einsatz ergangen war, wie sie sich im Team zurechtfand und all sowas. Was glaubte er, was er zu hören bekommen würde? Natürlich hatte sie sich ins Team integriert, doch Freundschaften würde sie nicht mehr schließen. Obwohl sie sich um Nero mehr Gedanken gemacht hatte, als sie eigentlich wollte. Wie Charly, so war auch er für den Kampf in engen Gängen nicht geschaffen, auch wenn er seine Unsicherheit besser zu verbergen vermochte, als es Charly je gekonnt hatte…

Und nun war Grant hier. Seufzend drehte sie das Wasser ab und stieg aus der Duschkabine. Seine Anwesenheit bedeutete vor allem eines: Einsatz für die ISK. Und somit auch Verluste für die ISK. Er setzte die Teams immer im großen Stil ein, um vor einem Angriff die feindliche Front zu infiltrieren. Dadurch hielt er zwar die Gesamtverluste gering, die der ISK waren dabei aber immer überdurchschnittlich hoch. Mochten ihn andere deswegen bewundern, für die ISK war er eher ein Todesbote, zumindest was sie betraf. Welche Aufgabe wohl ihrem Team zufallen würde?
Ihr Team? Nein ,nicht ihr Team. Nachdenklich legte sie den Föhn zur Seite und betrachtete ihre Narben im Gesicht. Die waren alles, was ihr von ihrem Team geblieben war. Sie waren ein gutes Team gewesen, Charly, Tommy, Bobby, Gillian und Annie. Und sie waren Freunde.

Und sie hatte sie in den Tod geführt.

Plötzlich, ganz unerwartet, überfielen sie die schemenhaften Erinnerungen an jene verhängnisvolle Mission. Der Lichtblitz, nach dem sie sich nicht mehr rühren konnte, sich ihr Körper aber so warm anfühlte. Wie ihr Körper gepackt und über den Boden geschliffen wurde. Die verschwommen Bilder, die sie sah, als sie versuchte, ihre Augen zu öffnen. Der Geruch von Feuer, Rauch und Blut. Und die Schreie. Und Tommys Augen, als er über ihr zusammenbrach, nachdem er sie in den Pelican gewuchtet hatte…

Das Geräusch der sich öffnenden Waschraumtür riss sie aus ihren Erinnerungen. Sie packte ihre Sachen und beeilte sich, auf ihr Zimmer zu kommen um sich umzuziehen.
 

J-Nought

4ever Jack
„Was zum...?“
Ungläubig hob Drayl den verstummten Schlauch und hob ihn vor sein Gesicht, wo er das Ende der Hochdruckreinigers misstrauisch begutachtete. In grelles, weißes Licht der oberen Lampen des Tanks getaucht, glitzerte das Wasser, welches von seinem hellgelben Gummianzug und den Scheiben in tausenden Perlen und Bächen herablief, durch die Spiegelung um ihn herum. Dampf stieg aus dem zylinderförmigen Tank und vermischte sich mit der kühlen Luft in der weiträumigen Halle. Nachdem Drayl alles mögliche überprüft hatte, was das Absterben des kraftvollen Strahles ausgelöst hätte, klemmte er die Düse unter seine Arme und kämpfte mit dem Öffnen seiner Kopfbedeckung. Schaufend schob er diese wie eine Kapuze von seinem schweissnassen Haar, um kurz darauf eine vertraute Stimme zu hören.
„Na endlich!“
Drayl wandte seinen Kopf in Richtung der gesprochenen Worte und starrte in das pockennarbige Gesicht seines Arbeitskollegen, der ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen anstarrte.
„Was ist los, Oban?“
„Was los ist?“, antwortete ihm Oban sichtlich empört über seine Bemerkung und begann damit eine Leiter runterzureichen, „Du reinigst den Tank schon zu lange, wir haben noch mehr zu tun als das!“
„Wieso hast du mir nicht Bescheid gesagt?“, sagte Drayl und fasste die Leiter, um diese dann schließlich vorsichtig hochzusteigen.
„Ein Anruf. Offenbar ist ein Wasserfilter in einem Tank ausgefallen. Wir sollen das prüfen.“
Verärgert grunzte Drayl auf und half seinem Kollegen beim Hochziehen der Leiter. Gurgelnd sog der Abfluss des Tanks das letzte verbliebene Wasser auf, während Drayl sich auf den Hochdruckreiniger setzte und sich mit einem Lappen das verschwitzte Gesicht abrieb. Er hasste diese Anzüge, die sie für Reinigungen erhielten. Zwar drang kein Wasser ein und man war geschützt vor dem kochend heißem Strahl, der Schmutz und Dreck von dem Glas wusch, aber er verhinderte auch, dass Feuchtigkeit nach außen drang. So endete jede Arbeit in diesem Anzug nass vom eigenen Schweiss zu sein und sich daraufhin mühevoll die am Leib klebende Kleidung von der Haut zu ziehen.
Immer noch auf dem Gerät sitzend, beobachtete Drayl seinen Partner, wie er den Schlauch aus dem Tank einholte. Oban war noch nicht sehr lange sein Partner. Mit seinen 53 Jahren auf dem Buckel hatte er früher einigen Terranern Löcher in den Leib geschossen, doch ein Plasmagewehrschuss beendete seine Karriere. Das mechanische Bein zischte regelmäßig gequält auf, als Oban mit dem Schlauch zu einer Rolle gebunden und die Düse in der anderen Hand wieder zurück zu Drayl stampfte.
„Zigarette?“, fragte Oban und reichte eine schäbige Packung, die merklich zu lange in einer engen Hosentasche verbracht hatte.
Dankend nahm Drayl eine der wenigen Stengel heraus und fing das Feuerzeug auf, was ihm der breite Mann mit dem deutlichen Bauchansatz zuwarf. Die Asche am Ende leuchtete rötlich in der riesigen, schwach beleuchteten Halle auf und blauer Dunst wurde aus den Nasenlöchern ausgeblasen. Die Arme auf seine Knie stützend, saß Drayl schweigsam auf dem Reiniger und starrte ins Leere bis er sich wieder Worte in seine Stimme verloren.
„Oban?“
„Hm“, kam es von der Seite, wo Oban damit beschäftigt war, die Anzeige auf einem gefüllten Algentank durchzugehen.
„Wie viele Zigaretten hast du noch?“
„Das war die vorletzte Schachtel.“
„So eine Scheisse...“, fauchte Drayl und zerdrückte die Zigarette in einem Aschenbecher, den Oban aus Alufolie gebastelt hatte, damit Drayl nicht Filter und Asche in der Halle hinterließ.
Mit dem Rücken einer Hand fuhr sich Drayl über seine Stirn und seufzte hörbar auf. Er hasste seine Arbeit und er hasste diesen verdammten Krieg. Wären diese Terraner nicht gekommen, so würde Drayl immer noch in New Darwin City leben, genug Zigaretten von den Kolonien haben und nicht in dieser Militärbasis inmitten der kältesten Einöde von Morningstar Prime herumsitzen. Was Oban anging, so wusste Drayl nichts über dessen Auffassung vom Krieg. Im Prinzip, wusste Drayl kaum was über diesen verschlossenen Mann, außer dass er ein Kriegsveteran war und ein Bein weniger hatte. Wenn er den Gerüchten glauben schenkte, so soll Oban nicht nur ein Bein, sondern auch den größten Teil seines Verstandes im Kampf verloren haben. Allerdings machte das für Drayl keinen Sinn. Das Einzige, was ihm an Oban merkwürdig schien, war die Begeisterung über den Inhalt der Tanks. Oban hatte ihm einmal anvertraut, dass Meerestiere für ihn faszinierend waren. In seiner Behausung stand sogar ein gefülltes, funktionierendes Aquarium. Ganz zum Leidwesen seiner Zimmerkollegen, die das Licht in der Nacht nicht ertragen wollten. Auch wenn sie diesen Zustand gerne ändern würden, so hielt sie Obans Rang als Kriegsveteran davon ab.
„Bist du fertig, Drayl?“
Drayl nickte und erhob sich von seinem Platz, um gemeinsam mit Oban die Gerätschaften ins Lager zu schleppen. Auf dem Weg dorthin, bemerkte Drayl wieder ein weiteres bekanntes Gesicht.
Eine Frau, die jeden Tag einmal in die Halle der Zuchttanks kam, um dort ein Buch zu lesen, Musik zu hören oder einfach nur gedankenverloren Löcher in die Wände zu starren. Bisher hatte noch keiner versucht sie anzusprechen, da jeder das silberne Schädelsymbol auf ihren Schulterklappen und der Brust kannte. Eine Infiltration Spezialkraft, kurz ISK. Seit mehr als zwei Wochen konnte man diese besonderen Menschen in den Gängen der Basis antreffen. Es war ein seltsames Gefühl den tödlichsten Einheiten ihrer Armee zu begegnen und man fürchtete sich beinahe davor mit ihnen zu sprechen. Zuvor hatte Drayl nicht die Möglichkeit gehabt, einen ISK'ler in Fleisch und Blut zu sehen, sondern hatte nur von Gerüchten über ihre Fähigkeiten und Siege gehört.
„Kommst du?“, rief Oban plötzlich.
Erst durch den Zwischenruf von Oban merkte Drayl, dass er stehen geblieben war und auf die attraktive Frau Ende Zwanzig gaffte. Oban, der schon einige Meter vor ihm war, hob die Augenbrauen und wartete auf eine Reaktion von seinem Kollegen.
Dieser wollte es versuchen und öffnete seinen Mund.
„Hey!“, sagte er deutlich hörbar und sah, wie die Frau sich zu ihm umdrehte, „Ja, genau du!“
Mit ausdrucksloser Miene begegnete ihre Augen denen von Drayl, der krampfhaft nach dem suchte, was er eigentlich sagen wollte.
„Was hältst du vom Krieg?“
Drayl hätte sich am liebsten geohrfeigt für diese Frage. Offenbar hatte ihm sein Denken über den Krieg im Tank diese Worte in den Mund gelegt. Diesmal war es nicht der Anzug, der ihm den Schweiss auf die Stirn trieb.
Die Frau hob überrascht eine Augenbraue.
„Was ich davon halte?“, sie deutete mit ihrem Kopf in Richtung von Oban, der wortlos das Treiben vor ihm mitverfolgte, „Warum fragst du nicht lieber deinen Freund danach? Der kann dir sicher einiges darüber erzählen.“
Die Diskussion war beendet, das konnte Drayl spüren. Diese Frau wollte ihre Ruhe haben und strahlte dies auch demonstrativ aus. Wie ein Hund, der mit eingezogenem Schwanz flüchtete, so stapfte Drayl seinem Kameraden hinterher in das Lager. Dort angekommen versorgten sie die Ausrüstung, während Drayl sich immer noch Vorwürfe über seine Frage machte. Oban, der die ganze Zeit über nichts gesagt hatte, fing Drayls Blick auf und sah ihm für einen Moment lang an.
„Das nächste Mal“, er atmete ein, „Behältst du deine Dummheit besser für dich.“

„Wie bitte?“
„Du hast mich schon richtig verstanden, Chambers. Kein Alkohol heute.“
Jill verdrehte die Augen und stützte sich mit den Ellenbogen auf der Theke ab. Im Hintergrund spielte irgendeine angenehme Lounge Musik.
„Nur weil der Major kommt?“
„DER Major. Solomon Grant ist eine der wichtigsten Persönlichkeiten in diesem Krieg. Das solltest du eigentlich wissen.“
„Ich will mich doch nicht betrinken, Baru!“
Der schmale, schwarze Mann schüttelte seufzend den Kopf und drehte sich wortlos um, nachdem ein anderer Gast nach ihm gerufen hatte. Unterdessen beugte sich Jill über den Thresen und klaute ein paar Orangenscheiben aus einer Schüssel mit denen sie zu dem kleinen, runden Tisch in einer Ecke der Bar zurückkehrte. An diesem saß Katherine, die gedankenverloren mit ihren schwarzen Haare spielte, während ihre Finger auf die Tischplatte im Rhythmus der Musik klopften.
„Und?“, fragte sie, als Jill neben ihr auf den Hocker Platz nahm.
„Jeglicher Alkoholgenuss ist heute strengstens verboten.“
„Hab ich dir doch gesagt...“
„Jaja“, sagte Jill, winkte ab und futterte das Fruchtfleisch.
Major Grant war die berühmteste Person von Morningstar Prime. Sogar General Warhurst stand in seinem Schatten, da dieser, so wird behauptet, sich mehr mit Politik herumschlagen würde als mit den Terranern auf dem Schlachtfeld selbst. Auch wenn die Siege von Grant auf seinem Heimatplaneten taktische Geniestreiche waren, so war für Jill immer noch ein Mensch. Sie hatte ihn studiert, hatte sich ins Archiv gehackt und sein Leben Schritt für Schritt beobachtet. Sie lächelte über den Gedanken, wie viele Informationen man mittlerweile über eine Person herausfinden konnte, ohne mit ihr überhaupt geredet, geschweige denn sie getroffen zu haben. Mit Sicherheit war die Art von Überwachung, die die NSA pflegte, noch lange nicht so eingehend wie die der Terraner, aber dennoch brachte sie Jill immer wieder zum Schmunzeln. Was sie über den Major erfuhr, war alles andere als erfreulich. Solomon Grants Vergangenheit war nicht so rosig, wie man immer behauptete. Zwar waren seine Siege auf Morningstar Prime schier unfassbar, doch auf fremden Terrain konnte der Major nichts ausrichten. Ein ganzes Bataillon wurde unter seiner Leitung in der entscheidenden Schlacht im Himmelsfeld, eine Wüstenlandschaft auf dem Planeten Merran, zerschlagen und Major Grant konnte mit den wenigen Überlebenden sich gerade noch zurückziehen. Es war sein letzter Kampf auf einem fremden Planeten.
Kat redete unterdessen voller Vorfreude über Major Grants Kommen und mittlerweile fragte sich Jill, ob es eine gute Idee gewesen war, dass sie es ihr möglich gemacht hatte, beim Empfang dabei zu sein. Der Empfang bestand nämlich aus kleinen Teilen der militärischen und zivilen Besatzung von Decoris. Unter anderem gehörten die Abteilung der medizinischen Versorgung, in welcher Kat war, und die der ISK, welche Jill mit ihrem Team sowie weiteren Soldaten vertreten würde, dazu.
„Na, Mädels, warum so ein langes Gesicht, Jill?“
Eine bekannte Stimme ließ die Hackerin aufmerken und erkannte das Gesicht einer alten Freundin, die mit einem breiten Grinsen, das eine Lücke zwischen den beiden Schneidezähnen entblößte, auf sie zuschritt. Noa Starkk, die ihr wildes feuerrotes Haar zu einem Zopf gebunden hatte, lehnte sich auf dem Tisch ab, wo sie mit demselben hyänischem Grinsen Jill und ihre Begleitung musternd auf eine Antwort wartete.
„Es gibt keinen Alkohol wegen Major Grants Kommen...“
„Und deswegen stopfst du dir Orangenscheiben in den Mund?“, sagte Noa und lachte hämisch auf.
Noa Starkk war, in den Augen von Jill, eine härtesten Frauen in der ISK. Mit ihr zusammen hatte Jill die Grundausbildung absolviert und seitdem verband die Beiden eine enge Freundschaft. Als eine von fünf weiblichen Reissern war sie die Einzige, die sich vor dem Militärgericht für ihre Taten verantworten musste. Niemand wusste, was genau Starkk angestellt hatte, da sie immer eine andere Geschichte erzählte. Selbst Jill weigerte sich in den Archiven danach zu suchen. Sie ahnte etwas, was ihre Auffassung von ihrer alten Freundin verändern oder irritieren würde.
„Wer ist denn deine hübsche Kameradin?“
„Tut mir Leid... Noa, das ist Katherine. Katherine, das ist Noa.“
Die zwei Frauen schüttelte sich lächelnd die Hände, allerdings tat Noa diese Geste deutlich maskuliner. Ihr Vorname wurde eigentlich für Männer gebraucht, was daher gründete, dass sich ihr Vater immer einen Sohn gewünscht hatte. So hatte er sie auch behandelt. Es wäre das Seltsamste von ganz Morningstar Prime, wenn Jill ihre Freundin jemals in einem Kleid sehen würde.
„Ich habe Sie vor kurzem behandelt“, begann sich Kat offenbar zu entsinnen.
„Ernsthaft?“
„Ich glaube, es war eine abgebrochene Klingenspitze in ihrem Oberschenkel.“
„Ach richtig, dank Ihrer Hilfe ist glücklicherweise die Wunde kaum zu erkennen“, sie zwinkerte Kat zu und kratzte sich am Kopf, „Doch zurück zu Major Grant: Seid ihr beide ebenfalls beim Empfang dabei?“
Kat und Jill bejahten und Noa schüttelte Kopf, während sie ihr Glas zu den Lippen führte und ein paar kleine Schlücke nahm.
„Ich muss zugeben, dass ich auf ihn gespannt bin. Jeder redet sich den Mund über ihn wund“, bei den Worten bemerkte Jill eine flüchtige, beschämende Röte in Kats Gesicht, „Dabei hat ihn kaum ein Schwein persönlich kennengelernt.“
„Wir werden schon sehen, wie er ist. Also ruhig Blut“, sagte Jill, aß das letzte Orangenstück und warf es zu den anderen in den Aschenbecher, die seit der mangelnden Versorgung durch Zigaretten aus den Kolonien nur noch selten ihren wahren Zweck erfüllten.
Die junge Sanitäterin verabschiedete sich, um sich für den Empfang fertig zu machen und verließ die Bar. In dem Moment, wo sie zur Tür hinausspazierte, tauchte bereits eine weitere bekanntes Gesicht auf. Mit ihren bläulich, schimmernden Haaren war sie leicht zu erkennen, wie sie mit ihren tiefblauen Augen den Raum nach jemanden absuchte. Ihre Blicke trafen sich und offenbar schien Jill die gesuchte Person zu sein. Noa folgte dem starren Blick von Jill.
„Eine weitere Freundin von dir? Und sogar ISK“, stellte Noa fest.
„Du bist ihr schon mal begegnet. Das ist Veivei Hunt.“

„Und?“
„Wahnsinn. Einfach Wahnsinn.“
Berry fuhr mit seinen kräftigen, breiten Händen über das kalte, glatte Stahl der Waffe, die vor ihm auf dem Tisch lag. Der Mann neben ihm rückte seine Brille zurecht.
„Die Befreier ist eine ganz außergewöhnliche Waffe. Sie ist aber nach wie vor in der Testphase.“
„Wurde noch niemand damit ausgerüstet?“
„Wieso sollten wir nicht?“, sagte der Mann mit einem Lächeln, als hätte ein Kind eine törichte Frage gestellt, „Ein paar Verbände haben schon die Befreier an Stelle der standardmäßigen Crocodile.“
„Was ist mit der ISK?“, fragte Berry neugierig.
„Das muss noch abgesprochen werden. Die Obrigkeit hat noch keine Entscheidung getroffen. Die lassen sich immer etwas Zeit, die wir natürlich in diesem Krieg auch haben“, kam es sarkastisch von dem hageren Mann gefolgt von einem Lächeln.
Berry stieß innerlich einen Fluch aus. Diese Waffe hatte er sofort ins Herz geschlossen. Sie war die Antwort auf die gefährlichen Plasmagewehre der Terraner und schien genauso viel Schaden auszuspeien. Er konnte es kaum erwarten mit dieser Waffe zu feuern. Unglücklicherweise war die Schießanlage gesperrt worden und alles richtete sich her, um den Major zu empfangen. Berry kam es beinahe so vor, als würde man die gesamte Basis polieren, so dass man sich sogar im Boden spiegeln konnte.
Webber, der wieder seine Brille auf seiner Nase hochschob, nahm das Gewehr vom Tisch und versorgte es wieder in der gepolsterten Kiste.
„Darf ich dir ein Glas Wasser anbieten, Berry?“, fragte er, nachdem er die Waffe sicher eingepackt hatte.
„Gerne.“
Mit etwas Abstand folgte Berry dem Aufseher des ersten Waffenlagers von Decoris zu einem Wasserspender hinter dem Schutzglas. Obwohl es eigentlich streng verboten war, dass Soldaten ohne Genehmigung durch die Tür zu den Waffen gehen konnten, so hatte Berry eine Sondererlaubnis. James Webber und der Oger hatten sich in den wenigen Wochen, wo die ISK ihren Stützpunkt ändern musste, angefreundet, nachdem sich Berry bei der Waffenrückgabe die falsche Stelle besucht hatte. In kurzer Zeit, saßen die beiden Männer im hinteren Teil des Lagers, tranken eine Tasse Tannentee und redeten einige Stunden wie alte Bekannte miteinander. Sie beide teilten die gleiche Auffassung von Sorgfalt, was Waffen und ihre Arbeit anging. Möglicherweise verband sie auch das höhere Alter und die Erfahrung auf dem Schlachtfeld, doch Berry vermutete mehr dahinter.
Einen gefüllten Wasserbecher aus weißem Plastik annehmend, bedankte sich Berry bei seinem älteren Gegenüber und leerte das Gefäß auf einen Schlag.
„Durstig?“, fragte Webbers schmunzelnd.
„Offensichtlich“, antwortete ihm Berry lachend und füllte seinen Becher erneut mit klarem, gekühltem Wasser, was den blaue Bottich ein weiteres Mal zum Aufblubbern brachte.
Eine Stille breitete sich plötzlich aus, in der die zwei Männer wortlos sich gegenüberstanden und ihr Kopf frei von Gedanken war. Es war die Art von Ruhe, die sich nicht unangenehm anfühlte, sondern einfach natürlich und die die Anwesenden in keinster Weise störte. Minuten vergingen in völliger Lautlosigkeit, bis Berry aufmerkte und einen Blick auf die Uhr an seinem Arm warf.
„Zeit zu gehen, Webbers“, seufzte Berry und beförderte den leeren Becher in den Mülleimer.
„Kein Problem, du gehörst ja zum Empfangskomitee.“
„So in etwa, alter Mann.“
„Aufgeregt?“
„Wir werden sehen“, sagte Berry mit einem schelmischem Zwinkern.
In einer freundschaftlichen Geste, die aus einer gesprochenen Verabschiedung und Händeschütteln bestand, trennten sich ihre Wege. Berry verließ die Waffenkammer durch die verstärkte Tür, um kurz darauf beinahe mit einer hochgewachsenen, blonden Frau zusammenzustoßen.
„Oh, Verzeihung...“
Erst jetzt erkannte Berry die Person, die vor ihm stand. Das Äußere der Frau schien wie aus einer Form gegossen zu sein. Die dunkle Uniform, die perfekt angezogen und gerichtet worden war, würde einer Illustration aus einem Armeebuch in nichts nachstehen, ja sie sogar übertreffen. Jeder Orden hing an seinem Platz und keine hässliche, unpassende Falte zeichnete sich auf dem Stoff ab. Die Haare, die sonst wie eine stolze Löwenmähne wirkten, waren sorgfältig zu einem Dutt zusammengebunden worden und wurden von einem schwarzen Haarband gehalten. Auf dem Kopf selbst thronte das Barret mit dem silbernen Sternsymbol der NSA. Die Stiefel glänzten poliert im Schein des Lichts, wie auch die metallenen Abzeichen, die ihre Ausbildung, ihren Rang und ihre Klasse beschrieben. Sogar Schminke war dezent aufgetragen worden und perfektionierte das Bild umso mehr.
Berrys Augen weiteten sich überrascht, um dann beeindruckt vom Anblick die Unterlippe kennerisch hochzuheben.
„Tatjana“, er räusperte sich, „Was kann ich für dich tun?“

„Los, los! Die Zwei schaffst du noch!“
Mit größter Anstrengung presste Nero das Eisen von seiner Brust in die Höhe, während sein Gesicht rot glühte und der Schweiss in dicken, salzigen Perlen aus seiner Haut drang. Bei dem letzten Hochdrücken musste ihm von Karl geholfen werden, was Nero zwar hasste, aber der Umstand erforderte es nun einmal. Die Haltestangen zitterten, als die schweren Gewichte darauf abgesetzt wurden. Nero richtete sich in der Bank auf und schnaufte, während er mit einem dankendem Nicken eine Wasserflasche, die ihm von Karl gereicht wurde, annahm. Ein paar Schlücke nehmend, erhob er sich schließlich von der Bank und rieb sein Gesicht mit einem Tuch ab.
„Herrlich, nicht wahr? Ich fühle mich jedesmal wie der König nach so einem Pumpen!“, sagte Karl und klopfte Nero auf den Rücken.
„Karl, habe ich dir schon gesagt, dass du ein Idiot bist?“, fragte ihn Nero schmunzelnd.
„Mehr als einmal!“
Bevor die beiden Männer zu den Duschen schritten, dehnten sie sich noch ein wenig. Nur wenige Soldaten waren im Fitnessstudio anwesend, da der Besuch von Major Grant bevorstand und nur die wenigsten Zeit oder Lust hatten, sich noch körperlich zu drillen. Die wenigen Männer und Frauen machten sich, wie auch Nero und Karl, bereits auf den Weg zu den Duschkabinen, die bei den geschlechtergetrennten Umkleiden waren. Dort angekommen, zog sich Nero aus und schritt nackt mit Duschgel in der Hand unter eine der vielen nebeneinander gebauten Brausen. Den Hahn aufdrehend, empfing er voller Genugtuung das warme Wasser, was seinen Körper vom Schweiss reinigte. Karl, der sich neben Nero gestellt hatte, redete derweil über irgendeine Frau, die er unbedingt flach legen wollte. Obwohl Karl wusste, dass Nero ihm dabei kaum zuhörte, so störte ihn das nicht im Geringsten. Er redete einfach weiter und ließ – wie so ziemlich jeden seiner Monologe über das Thema - auf keinen Fall seine unglaublichen Qualitäten im Beischlaf unerwähnt.
Nero schwieg einfach nur. Sein Kopf war völlig frei von Gedanken und entspannte sich bei der wohligen Wärme der Dusche. Mit ruhigem Gesichtsausdruck und geschlossenen Augen, spürte er wie er sich langsam von den Kraftübungen beruhigte. Zu guter Letzt, ließ er sich mit einem eiskalten Wasserstrahl abschrecken und drehte dann endgültig den Hahn zu. Sein Körper dampfte noch leicht, als er aus dem Duschraum in die Umkleide trat und in ein paar stahlgraue Augen blickte.
„Bruderherz, du hier?“, begrüßte Nero Matthew, der auf einer Bank gegenüber des Eingangs zur Dusche saß und scheinbar auf ihn gewartet hatte.
„Da bist du ja endlich, Nero“, sagte Matthew und löste die Verschränkung seiner Arme.
 
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Captain Hero

Puppetmaster
VIP
"Eine weitere Freundin von dir? Und sogar ISK"
"Du bist ihr schon mal begegnet. Das ist Veivei Hunt."
Veivei erkannte die große Frau mit den roten Haaren und den dunklen Augen sofort, als sie in die Bar eintrat. Noa, die bei der auf einem Hocker am Tresen sitzenden Jill stand, musterte sie hingegen einen Augenblick mit einem Ausdruck, als versuche sie den Neuankömmling irgendwo in ihren Erinnerungen einzuordnen.
"Lexi!" Brach es dann auf einmal aus ihr hervor. "Geil, du lebst noch?"
"Erzählt man sich zumindest..." Lachte Veivei, als die beiden aufeinander zugingen. Für einen Moment schien es, als wollten sie sich die Hand schütteln, doch stattdessen standen sie einfach nur schweigend da und lächelten sich an. Das Schweigen drohte bereits ins Unangenehme abzudriften, da meinte Veivei schnell, "Klasse dass du hier bist. Wir sollten uns unbedingt mal wieder zusammen setzen und quatschen."
"Unbedingt." Bestätigte Noa. "Aber besser nicht heute. Sitzen ist hier im Moment eh nicht so angesagt. Sind alle viel zu sehr damit beschäftigt die Basis für unseren hohen Besuch blank zu schrubben."
"Achja... deswegen bin ich hier. Jill, wird Zeit, dass wir uns in Schale werfen. Kommst du?", meinte Veivei zu Jill, die noch immer auf ihrem Hocker saß und mit bewundernswertem Interesse eine Fliege beobachtete.
"Ich bin sicher, wir haben noch genug Zeit dafür."
"Du kannst es offenbar kaum erwarten, dich mal hübsch herauszuputzen, nicht wahr?", kam es spöttisch von Noa.
"Haha... der ganze Laden übertreibt es etwas, meiner Meinung nach.", antwortete Jill begleitet mit einem tiefen Seufzer, der absolute Lustlosigkeit ausdrückte.
"Jeder übertreibt es, wenn es um Solomon Grant geht. Jeder.", erinnerte Veivei. "Wir werden sehen, ob er es wert ist. Allerdings nur, wenn wir rechtzeitig beim Empfang sind. Also los."
Gemeinsam verabschiedeten sich die beiden Frauen von Noa und machten sich auf den Weg zu ihrem Quartier.

"Also..." Begann Jill, als sie mit Veivei gerade am unteren Absatz einer Treppe ankamen, die sie zu den Unterkünften herunter geeilt waren. "Was war das gerade?"
"Was?"
"Na was wohl? Dieses gigantische fluffige, rosa Ding, das da zwischen dir und Noa im Raum stand."
"Keine Ahnung, was du meinst. Da war nichts.", wehrte Veivei ab. Offenbar einen Tick zu energisch, denn die kecke Hackerin harkte - nun von Veiveis Defensive angespornt - umso mehr nach. "Und wie da was war. Muss ich erst in deiner Akte nachschauen, um dahinter zu kommen? Und du weißt, dass werde ich."
"Mhmmm..." machte Veivei, während sie und Jill an die Wände des Ganges auswichen, um vier ihnen entgegen joggenden Soldaten auszuweichen, "Warte bis wir in unserem Quartier sind und hör auf zu nerven."
"Ich werd's versuchen", versprach Jill lachend.

Die Tür des kleinen Quartiers mit den vier Betten hinter sich und ihrer Teamkollegin schließend, seufzte Veivei, "Ich erzähls dir, aber ich sag dir eines Jill Chambers", Veivei hielt der schon wieder grinsenden Hackerin den rechten Zeigefinger vors Gesicht, "Ich halte nicht umsonst so sehr damit hinter n' Berg. Wenn ich dir das erzähle, dann bleibt das unter uns. Kein Wort zu unseren Teamkameraden oder sonst irgendwem. Vor allem nicht zu Noa! Verstanden?"
Jill, die ihre Grinserei mehr schlecht als recht unterdrückte, salutierte gespielt lächerlich und rief ein lautes „Verstanden, Sergeant“. Veivei schaffte es nicht, so ernst zu schauen, wie sie es gerne getan hätte, um Jill den Ernst der Angelegenheit klar zu machen. Dennoch schien der Hackerin durchaus bewusst zu sein, dass die Sache ein Stück weit ernster war, als sie ursprünglich angenommen hatte.
"Wie du ja aus meiner Zweit-Akte - die du dir illegaler Weise besorgt hast - weißt, war ich vor einer Weile mit Noa zusammen in einer vier Mann Einheit, die sich auf einer verdeckten Mission in unserem eigenen Hinterland befand. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Mission blieben wir noch eine Weile als Einheit zusammen und wurden in Bereitschaft für eine mögliche Folgemission gehalten. Wir haben uns in den zwei Monaten den Arsch ab gelangweilt und n' Menge Scheiße gebaut." Veivei schnitt bei dem Gedanken an diese Zeit eine Grimasse, während Jill, die sich zum Schuhe ausziehen auf ihr Bett gesetzt hatte und mit dem Blasen einer Kaugummiblase beschäftigt war, dies ausnahmsweise unkommentiert lies. "Ich meine... wohw, da waren echt ein paar dämliche Aktionen dabei, die du hier nicht bringen könntest. Selbst unser Sarge ist mitgezogen, wenn wir die Grelle Meile in Darwin Capital unsicher gemacht haben. Eines Nachts - wir waren von einem unserer Streifzüge zurück und alle ein klein wenig angetrunken - war ich auf meinem Quartier mit Noa am rummachen. - Grins nicht so dumm!"
Die Blase aus rosafarbenem Gummi war zerplatzt und auf Jills Gesicht, in dem ebenso Erstaunen wie Belustigung standen, breitete sich ein lüsternes Grinsen aus. "Ihr Luder!", sagte sie mit dem Kaugummi schmatzend, "Wie wars?"
"Weiß nicht. Sind nicht weit gekommen."
"Hä? Warum?"
"Weil sich unser Hacker im Zimmer nebenan ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt den Kopf weggeschossen hat."
"Is'n Scherz...", sagte Jill irritiert und vergaß für einen Moment sogar das Kaugummikauen.
"Nicht wirklich" Veivei drehte sich um, um sich am Schloss ihres Spinds zu schaffen zu machen. "Haben bis heute keine Ahnung, was falsch mit ihm war. Denke mal, er hatte einfach genug vom Krieg und die Sache für sich abgehakt. Ausgeloggt sozusagen."
Mit ihrer Galauniform in der Hand drehte Veivei sich wieder zu Jill um, die noch immer mit ihren Schuhen in der Hand baff auf dem Bett saß.
"Jedenfalls hats das für mich und Noa dann geknickt. Seitdem hatten wir auch nicht mehr wirklich miteinander zu tun." Schloss Veivei ihre kurze Erzählung, bevor sie ihre Galauniform sorgsam über einen Stuhl legte, sich ebenfalls ihrer Schuhe entledigte und sich dann daran machte die Hose loszuwerden.
 

Lichtbringer_2.0

Ordenspriester
Matthew stand von der Bank auf und schlenderte gemütlich in Richtung seines Bruders. „Endlich?“, fragte Nero während er sein Schließfach ansteuerte, „Wie lange hast du denn gewartet?“ „Ach, nicht wirklich lange. Ich bin nur hier um sicher zu gehen, dass du nicht zu spät kommst. Du erinnerst dich doch sicher…“, weiter kam Matt nicht, da unterbrach ihn sein Bruder schon. „Ich hab es nicht vergessen. Gib mir eine Minute zum umziehen, bin gleich soweit.“ „Klar.“
Karl, der ebenfalls schon dampfend aus dem Duschraum schritt, näherte sich Matt und reichte ihm die Hand. Dieser erwiderte die Begrüßung. „Karl, lange nicht gesehen, wie geht’s dir?“ „Kann nicht klagen. Aber sag mal, warum bist du denn nicht mit Nero zum Training gekommen? Ich meine sieh dich mal an, siehst aus wie ein Junge! Ich im Gegensatz bin natürlich in fantastischer Form, oder was sagst du?“ Karl spannte seine Muskeln an und unter der Haut, von der noch immer vereinzelte Wassertropfen kullerten, zeichneten sich die Muskelpakete deutlich ab. Mit einem eher desinteressierten Blick gab Matt zur Antwort nur, „Hat dir Nero schon mal gesagt, dass du ein Idiot bist?“ Plötzlich kam es von Nero, „Mehr als einmal!“ und Karl musste lauthals loslachen während Nero nur belustigt grinste. Matt verstand nicht was ihm gerade entgangen war, aber so wichtig konnte es ja nicht gewesen sein. „Ok Matt, gehen wir.“ Karl und Nero verabschiedeten sich kurz voneinander während er und Matt sich nur zunickten.

Nachdem die beiden Brüder auf den Gang traten um zu ihrem Quartier zu gehen ergriff der jüngere wieder das Wort. „Vater hat uns wieder eine Nachricht gesendet.“ Nero sah ihn von der Seite an, erwartete offensichtlich, dass er weiterredete. „Ich hab ihm schon geantwortet. Er sagte Zuhause ist alles in bester Ordnung, allen geht es gut und wie begeistert er doch ist, dass wir nun endlich in derselben Einheit untergebracht sind.“ Nero sah wieder nach vorne und nickte leicht. „Hast du ihm von unserer Mission erzählt?“ „Natürlich.“ „Wie üblich?“ „Wie immer.“
Die Beiden hatten es sich zur Gewohnheit gemacht, gewisse Details den Nachrichten für ihren Vater vorzuenthalten. Er musste ja nicht über jede Schramme, jeden getöteten Terraner und jedes Schlamassel genauestens Bescheid wissen. Oft konzentrierten sich die Nachrichten auf das wesentliche. Wie die Mission verlaufen war, ob es ernstzunehmende Verletzungen gab, solche Dinge. Da die drei Valymn Männer sich nur noch sehr selten sahen hatte man sich schnell damit abgefunden sich Nachrichten zu schreiben, und ihr Vater verpasste nie eine Gelegenheit zu schreiben. Über den Besuch von Major Grant hatte er nicht erwähnt. Immerhin blieb abzuwarten ob der Besuch erfreulich war oder nicht. Wie es Nero ging wusste er nicht, aber Matt hatte kein all zu gutes Gefühl. Wobei sich gleichzeitig die Aufregung breit machte, die Erwartung einer möglichen Mission ganz anderen Maßstabs.
 
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Aeon525

He who doesn't care
Otaku Veteran
Nero nickte nachdenklich während sie langsam den blankpolierten, strahlend weißen Hauptkorridor, der zu den Quartieren führte, folgten. "Meinst du ich sollte ihm auch schreiben?" Matt zuckte nur mit den Schultern. "Freuen würde es ihn sicherlich. Seid Mutter's Tod ist er etwas einsam geworden und auch sein Job als Ausbilder kann das nicht ganz ausgleichen." "Das ist wohl wahr. Denkst du dass Ariel noch bei ihm arbeitet?" Matthew legte für einen Moment seine Stirn in Falten, wie er es immer tat wenn er sich etwas ins Gedächtnis rief. "Seine Haushälterin? Ich denke schon, obwohl sie mittlerweile auch schon recht betagt sein dürfte." "Wir haben sie ja auch schon ewig nicht mehr gesehen." stellte Nero plötzlich fest. "Stimmt." nickte Matt "Der letzte Besuch auf Vaters Anwesen ist schon mindestens zwei Jahre her. Erstaunlich wie schnell die Zeit vergeht." Er grinste verschlagen. "Der Zahn der Zeit nagt eben auch an uns." Nero konnte nicht anders als ebenfalls grinsen. "Apropos Zahn der Zeit. Was meinst du hat der Besuch des alten Grant zu bedeuten?" "Na, was wohl?" lachte Matt "Arbeit natürlich."

Lachend schritten sie gerade um die Ecke als ein junger Mann direkt in Nero hineinlief. Er war von etwas kleinerer Statur als Nero selbst und hielt einen würfelförmigen Metallbehälter vor seiner Brust, den er bei dem Zusammenprall ungewollt, aber dennoch mit voller Wucht, in Neros Magengrube drückte sodass diesem für einen Moment der Atem wegblieb während er durch den heftigen Stoß nach hinten umgewofen wurde. Sofort war Matt an seiner Seite. "Alles in Ordnung?" fragte er mit einem Hauch von Überraschung und Besorgnis in der Stimme. "Halb so schlimm." winkte Nero keuchend ab. Das schien Matt als Antwort zu reichen denn er fuhr daraufhin sofort zu dem Übeltäter herum der ebenfalls gestürzt war. Der junge Mann, der vermutlich nicht älter als 20 war, machte einen elendigen Eindruck. Sein Gesicht war kreidebleich und er zitterte leicht. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen und auch alles andere an ihm deutete darauf hin dass er die letzten Nächte nicht sehr viel Schlaf gefunden hatte. Seine Uniform, die ihn als einfachen Infanteristen eines Reservetrupps auswies, war zerknittert und seine starren Augen waren auf den gestickten Totenkopf gerichtet der, von Matts Brust aus, höhnisch auf ihn herabzugrinsen schien. "Verzieh dich." schnauzte Matt ihn unwirsch an. Als der verängstigte Mann lies sich das nicht zweimal sagen. Unverständliche Entschuldigungen stammelnd sprang er auf die Füße und machte sich, den metallenen Behälter noch immer fest umklammert, aus dem Staub. Verächtlich schnaubend half Matt seinem Bruder auf die Beine. "So ein Vollpfosten." murrte Nero. "Das hat ordentlich wehgetan." Matt schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. "Hätte ich ihm eine reinschlagen sollen?" "Den Schlaf hätte er auf jeden Fall nötig gehabt." lachte Nero vergnügt während er sich seine Uniform glattstrich.

Sie erreichten die Tür zu ihrem Quartier und Nero benutze dieses Ereignis sogleich als Anlass um sich erst einmal ausgiebig zu strecken. "Dann wollen wir uns für den alten Mann mal hübsch machen."
 

Survivor

Master Chief

„Nichts Berry...aber danke für das Angebot.“ antwortete Rugerowa als sie in das Gesicht des Ogers blickte. Dann wanderten ihre Augen jedoch über seinen Anzug und weiter zu der Uhr an ihrem Handgelenk, wobei sie eine Augenbraue hochzog.
„Wenn ich es mir dann doch überlege, du könntest mir den Gefallen tun dich endlich mal für den Empfang vorzubereiten...du hast nämlich nicht mehr soviel Zeit."
„Ich weiß, ich war auch gerade auf den Weg zu den Unterkünften...möchtest du mich begleiten? Dann können wir gleich zusammen beim Empfang aufschlagen."
Die Sprengmeisterin nickte kurz und beide setzten sich in Bewegung. Sie gingen schon ein paar Minuten schweigend nebeneinander her, als Tatjana fragte
„Hast du deine Familie schon angerufen...?“
„Na klar, gleich nachdem unsere Ausrüstung wiederhergestellt und einsatzbereit war.
Sie würden es mir nie verzeihen wenn ich auch nur eine Gelegenheit dafür verstreichen ließe. Insbesondere meine beiden Kleinen wurden mir das nachtragen.“
„Und wie geht es ihnen?“
„Soweit ganz gut. Maria hat...“

Und so erzählte Berry der Sprengmeisterin von seinem letzten Telephon Gespräch, was den beiden auf ihren Weg zumindest etwas die Zeit vertrieb.
Als sie dann beider Unterkunft der Männer ankamen, entschuldigte sich der Oger kurz und bekam noch ein „Beile dich...“ mit hinterher.
Der Hüne wusste was das zu bedeuten hatte und gerade als er die Zimmertür hinter sich geschlossen hatte, sah er die beiden Valynm-Brüder sich ebenfalls gerade fertig machen.
„War das gerade Tatjana da draußen..“? formte Matthews mit seinen Lippen den Satz.
Berry nickte nur und musste sich bei dem Blickwechsel der beiden Brüder das grinsen verkneifen.
Er konnte sich schon denken warum die beiden Blicke tauschte ohne was zu sagen. Denn keiner von beiden wollte offenbar eine Anzugkontrolle von Rugerowa über sich ergehen lassen.

Berry kam um seiner jedoch nicht herum und so beeilte er sich aus seiner normalen Uniform heraus zu kommen und unter der Dusche zu verschwinden. Etwa 7 Minuten später war er wieder draußen, mit gewaschenem Körper, gestutzten Bart und etwas Rasierwasser.
„Mach hin...“ sprachen die beiden Brüder lautlos und hob beschwichtigend die Hände.
Er atmet einmal tief durch und ging dann vor seinen Spind. Er holte die Paradeuniform hervor und entnahm sie der Schutzverpackung.
2-3 Minuten später war der Oger fertig angekleidet und überprüfte noch einmal den korrekten Sitz seiner Kleidung.
Für ihn selber war alles dort wo es hin gehörte, die Orden, die Krawatte usw. Auch war keine Falte zusehen, da der Hüne beim anziehen auf die Reihenfolge der Sachen geachtet hatte. Und doch... war er sich ziemlich sicher das die Dame vor der Zimmertür gleich wieder an ihm rumzupfen würde wie an einem kleinen Jungen der aussah wie der letzte Russe...

Aber darauf war der Oger ja gefasst und so mit grüßte er die beiden Brüder noch schnell ehe er sich wieder hinaus auf den Flur wagte.
„So, können wir...oder soll ich lieber erst einmal stehen bleiben?“
Mit einem leichten Grinsen schaute er der Sprengmeisterin ins Gesicht.
 
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J-Nought

4ever Jack
Tatjana musterte Berry mit kritischem Blick.
„Nun?“, fragte der Hühne nach kurzer Zeit, „Stelle ich Sie zufrieden?“
Die Antwort ließ ein wenig auf sich warten, nicht das ausprechen wollte, was ihr eigentlich auf der Zunge lag.
„Was eure Leistung auf dem Schlachtfeld angeht, ja“, sagte sie, „Doch eine Paradeuniform anlegen, tja, das ist noch verbesserungswürdig, Herr Burton.“
„Verstehe. Würdet Ihr so freundlich sein und die Fehler beheben?“
„Das hatte ich auch ohne Bitte vorgehabt.“
Mit geschickten Händen strich Tatjana dort eine Falte glatt, steckte einen Orden da richtig an und entfernte hässliche Fussel. Wenige Augenblicke später besah sie sich stolz wie ein Künstler sein Werk die Uniform. Doch war Berry von dem Endergebnis beeindruckt.
„Alte Gewohnheiten kann mal wohl schwer ablegen, nicht wahr?“, bemerkte der Hühne und lächelte sie mit seinem bärtigen Gesicht an.
„Ich würde es nicht so bezeichnen, Burton“, sie warf einen Blick auf die Analoguhr an ihrem Arm, „Ich befolge einfach nur Regeln. So wie es ein Soldat auch tun müsste.“
Sie tippte mit ihrer behandschuhten Hand auf die Uhr, um Berry die Zeit, die sie noch hatten, zu verdeutlichen. Laut Cartwright, sollten sie sich ungefähr in einer guten Stunde im Besprechungsraum der ISK einfinden. Aus irgendeinem Grund wollte sie John Forge dort schon vor dem Eintreffen des Majors sprechen. Das mulmige Gefühl einer bevorstehenden, äußerst unangenehmen Mission benebelte schon seit der Bekanntmachung des Besuches ihre Laune und stimmte sie nachdenklich. Bisher hatte sie noch keine Gelegenheit dazu gehabt mit John darüber zu reden und ihre Vorahnung zu teilen. Gerade als sie Berry ihre Gedanken anvertrauen wollte, öffnete sich die Tür zu seiner Unterkunft.
Nero und Matthew betraten in vollster Paradeuniform den Gang und reagierten überrascht auf die Anwesenheit von Tatjana. Matthew pfiff beeindruckt über das Aussehen von der Sprengmeisterin.
„Sie sehen gut aus“, sagte er, noch damit beschäftigt seine Krawatte festzuziehen.
„Schmeichler.“
„Gern geschehen. Wollen sie uns nochmal überprüfen, bevor wir vor den Major treten?“, fragte Matthew schmunzelnd.
„So wie Sie aussehen? Ich glaube, dass ich das beim besten Willen nicht durchgehen lassen kann.“
Auch wenn die Brüder Einwände aussprachen, ignorierte Tatjana diese schlichtweg und korrigierte ihre Uniformen, wobei sie Matthews Krawatte mit einem Ruck etwas fester zog. Matthew japste kurz nach Luft, was Tatjana mit einem gespielt höflichem Lächeln zur Kenntnis nahm. Die beiden Brüder blickten hilfesuchend zu Berry, der jedoch ratlos mit den Achseln zuckte.
„Ich hab's auch versucht, Jungs. Haltet einfach durch“, antwortete er und zeigte ihnen aufmunternd einen hochgereckten Daumen.

Die pinkfarbene Blase wurde größer bis sie schließlich lautstark platzte und die Aufmerksamkeit von Veivei auf sich zog. Mit einem strengen Blick funkelte diese die unschuldig dreinschauende Jill, welche sich wie sie selbst an den Querstangen festhielt, an.
„Mensch... schmeiss das Kaugummi weg“, kam es beinahe empört von Veivei, die nach einem irgendeinem Papier in ihren Tasche suchte.
Jill bemerkte dies ohne ein Kommentar abzugeben. Seit sie einmal ein Kaugummi auf den Boden gespuckt hatte, sorgte offenbar jeder dafür ein Taschentuch oder etwas ähnliches mit sich zu führen, damit dies nicht mehr vorkam. Dabei hatte sie einfach nur den Mülleimer verfehlt, was ihr keiner zu glauben schien, besonders der Finder des Kaugummis selbst: John Forge. An die Standpauke erinnerte sie sich jetzt noch sehr detailiert sowie an das Schrubben des Ganges, wo das Kaugummi gelandet war.
„Mach dir keine Mühe, Lex. In diesem stickigem Ding gibt’s doch immer einen Müll...“, sagte Jill und suchte durch den vollgestopften Waggon nach einem Eimer, bis sie einen entdeckte, „Hey! Macht mal Platz, sonst spucke ich das Kaugummi einfach zwischen euch durch!“
Auf das schien keiner große Lust zu haben. Kurze Zeit später landete die feuchte, zähe Masse neben Plastik, Papier und anderem Unrat in einem metallischem Bottich.
„Wenn du das Zeug auf deine Paradeuniform bekommen hättest...“, begann Veivei ernst.
„Ich kann es mir vorstellen... Oh Mann, wenn noch mehr Personen einsteigen, platzt die Bahn. Können die nicht zu Fuß gehen?!“, stellte Jill genervt fest und versuchte sich mit den Ellenbogen etwas Freiraum zu verschaffen, was von den betroffenen Passagieren schweigend ertragen wurde.
Der ganze Tag ging Jill schon gegen den Strich. Den Aufwand, der in Decoris für den Besuch einer Person durchgeführt wurde, konnte sie einfach nicht begreifen. Zwar hatte sie ähnliches bereits schon erlebt, wie in Begleitung ihres Vaters auf Meetings, doch nicht in diesem Ausmaß und vor allem nicht in einer militärischen Basis. Jill war eine pragmatische Person. Wieso konnte der Tag nicht wie jeder ablaufen und der Person zeigen, wie es wirklich vorging, anstatt Perfektionismus vorzugaukeln? Über das Thema hatten Veivei und sie kurz diskutiert. Veivei gab es jedoch nach kurzer Zeit auf, sich mit der schlechten Laune ihrer Kollegin zu befassen und beendete kurzerhand die Diskussion. Danach waren die beiden Frauen sehr still geworden, was bis jetzt angehalten hatte. Jill presste eine Entschuldigung raus, die Veivei mit einem wortlosem Nicken zur Kenntnis nahm.
Quietschend kam die Bahn bei einer Haltestation zum Stillstand, wo ein paar Menschen ausstiegen und fast doppelt so viele versuchten ihren Platz einzunehmen. Dann setzte die Bahn ihren Weg ratternd fort. Zu der Zeit, in der Decoris noch Bergbau betrieben wurde, benutzte man schon diese Bahnen, damit die Minenarbeiter sich selbst und andere Dinge effizienter durch den Komplex transportieren konnten. Beim Umbau in eine Militärbasis erkannte man den Nutzen dieses Systems und gebrauchte es wieder. Die Bahn führte durch einige Bereiche von Decoris, wie zum Beispiel von den Unterkünften zu den Landeplattformen mit mehreren Zwischenstationen. Obwohl dieses Fahrgerät sich auch schon früher aus zwei bis drei Waggons zusammengesetzt hatte, so wurde außer einem die anderen nicht für Mineralien- oder Gesteintransporte verwendet. Stattdessen war in einem Waggon Platz für Sanitäter und ihre Patienten sowie für Lasten. Ebenso wurden die Bahnen nicht mehr durch einen Fahrer betrieben, sondern von einer Zentrale aus überwacht, wo ein Computersystem die meiste Arbeit machte. Menschen achteten nur darauf, dass es auch ordentlich ablief.
Schließlich erreichten die zwei Frauen ihr Ziel und quetschten sich durch die Passagiere, wobei Jill deutlich rabiater vorging als Veivei.
„Du glaubst gar nicht wie froh ich sein werde, wenn dieser Tag sein Ende findet!“, stieß Jill schnaufend aus und richtete ihre Uniform, die durch das Herauszwängen in Mitleidschaft gezogen worden war.
„Ich verstehe dich“, stimmte ihr Veivei zu, die ebenfalls ihre Kleidung in Ordnung bringen musste und dabei neben ihr den Gang entlangschritt, „Atme tief durch! Wir haben es bald hinter uns, da bin ich sicher.“
„Hoffentlich“, sagte die Hackerin zähneknirschend.

Sie erreichten als Letzte den leicht abgedunkelten Raum, wo ihr Team und zwei weitere vertreten waren. Cartwright lehnte mit verschränkten Armen an einer Wand und schien in Gedanken versunken zu sein, während der Rest von ihren Kollegen aufgeteilt hatten und sich mit anderen unterhielten. Die meisten anwesenden Gesichter kannte Jill bereits, doch es waren auch ein paar neue dabei. Gleichwohl diese nicht wie völlige Frischlinge aussahen.
Veivei trennte sich von Jill und schritt auf einen freien Platz zu. Unterdessen hatte Jill eine Freundin unter den Soldaten ausgemacht.
„Hey, Noa“, begrüßte sie ihre Freundin abgehackt und ließ sich neben ihr auf einen freien Stuhl fallen.
„Deine Laune hat sich ja richtig gebessert“, sagte sie und zeigte ihr markantes Grinsen, welches Jill jedes Mal an eine Hyäne erinnerte.
„Lass mich bloß in Frieden mit solchen Scherzen“, sie fuhr sich mit den Händen über das Gesicht, „Ich will den Tag einfach nur hinter mich bringen.“
„Kopf hoch, Süße. Immerhin pfeifen dir keine Plasmaschüsse um die Ohren.“
„Wohl wahr...“
Jill ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. Ihr Blick fiel auf den Holoprojektor, den John Forge bei ihrer letzten Missionsbesprechung benutzt hatte. Der große, massive Quader aus grauem, kalten Stahl spiegelte den Schein der langen Lampen auf seiner glatten, gläsernen Oberfläche, von der die Hologrammgrafiken dreidimensional hochgeladen und präsentiert werden konnten. Im Moment ruhte die Holofläche noch, aber Jill war sich ziemlich sicher, dass diese heute noch aktiviert werden würde.
Das Barret von ihrem Kopf ziehend, strich sich Jill geistesabwesend durch die Haare. Noa hatte sich abgewandt, da sie gemerkt hatte, wie schlecht die Laune ihrer Freundin war und eine Konversation dadurch eher einseitig verlaufen würde. Sie unterhielt sich mit einer Scharfschützin aus ihrem Team, Ellen Hawk, die eine heimliche Zuneigung zu Nero hegte. Früher hatte sie ihn gehasst, als er sie bei einem Wettschiessen knapp besiegen konnte. Doch in dem Fall zogen sich Gegensätze an und sie entdeckte irgendetwas in diesem arroganten Arschloch, was sie anzog. Laut Gerüchten war das nach einem Abend im Schießstand gewesen, wo sie Nero beim Üben ertappt hatte. Mehr Informationen konnte keiner aus ihr herauskitzeln, was an diesem besagten Abend zwischen den beiden Soldaten geschehen war, nur das Ellen sich in den Trottel verliebt hatte. Und mit Nero würde Jill nicht mal im Traum ein Gespräch starten, erst recht nicht wegen so einer für sie total uninteressanten Angelegenheit.
„Er sieht gut in der Paradeuniform aus, nicht wahr?“, hörte sie Ellen sagen und Jill spürte sofort den Drang sich zu übergeben. Offensichtlich spielte heute jeder verrückt.
Sie drehte sich zu dem weiblichen Raptor um.
„Ellen, warum sagst du es ihm nicht selbst?“, fragte sie mit einem vorgespielt freundlichem Lächeln, „Er steht doch gleich da hinten.“
„Ich... Wieso?“, fing Ellen an zu stottern.
Jill lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und setzte ihre Stiefel auf einem vor stehenden Sitz ab.
„Erstens muss ich deinen Schmalz nicht mehr ertragen und zweitens geht dem eingebildeten Kerl dann sicher einer ab“, sie grinste Ellen an, „Und das ist doch genau dein Wunsch, oder täusche ich mich?“
Die Scharfschützin verengte ihre Augen zu drohenden Schlitzen.
„Halt die Fresse, Jill.“
„Hey, Mädels“, ging Noa dazwischen, „Ganz sachte jetzt. John wird nicht sehr glücklich sein, wenn er sieht, wie ihr versucht euch gegenseitig die Rübe einzuschlagen.“
„Ich hab eh nicht angefangen“, schnaubte Jill und wollte gerade ihren Platz wechseln, da brüllte Cartwright schon durch den Saal.
„Aaaaachtung! Stillgestanden!“
Mit einem Schlag kehrte Ruhe ein. Jeder ISK'ler stellte sich mit seinen Teamkollegen zusammen und stand mit geradem Rücken aufrecht vor seinem Stuhl. In der Stille hörte man das Aufschlagen von Stiefelsohlen, die über den Linoleumboden stapften, bis eine große, stattliche Person vor den Soldaten zum Halt gekommen war. Ohne ein Wort zu sagen nahm John Forge jeden Anwesenden scheinbar genau unter die Lupe, dann begrüßte er die drei Teams.
„Willkommen, Soldaten. Ich hoffe, es geht euch gut?“
Es war eine Frage, die keine Antwort verlangte. Er war sicher, dass es allen gut ging. Mit einer Geste bedeutete er den versammelten Soldaten entspannt zu stehen.
„Wir haben heut einen besonderen Besucher zu Gast. Euch allen ist er bekannt, einige haben sogar das Glück gehabt ihn persönlich zu treffen. Heute bekommt ihr alle die Möglichkeit dazu“, er machte eine Pause, in der er einen Dokumentmappe auf den Holoprojektor ablegte, „Das ist jedoch nicht der Grund, warum ich euch um diese Zeit zu mir gerufen haben.“
„Jetzt wird’s spannend!“, flüsterte Noa Jill, die sich ein Grinsen verkneifen musste, zu.
„Team Sigma hat am 22. Dezember die Xenowissenschaftlerin Dr. Alice McNeal von dem Feind befreien können und brachte sie zu uns. Sie hat uns wichtige Informationen von ihrer Arbeit offenbart, die den Kampf gegen die Terraner in einem ganz neuen Licht erscheinen lassen. Laut ihrer Aussage, könnte es den Krieg verändern.“
Ein kurzes Raunen ging durch die Soldaten, endete aber schlagartig durch das Weiterreden von Forge.
„Major Grant ist nicht hier, um mal nach dem Rechten zu sehen, sondern genau wegen dieser Entdeckung von Dr. McNeal. Ihre Forschungsergebnisse wurden überprüft und bestätigt. Die Operation, die in Gang gesetzt wurde, verlangt drei ISK-Teams. Sigma, Omikron und Rho, ihr seid für diese Operation ausgewählt worden.“
Jill ließ sich nichts anmerken, aber ihre Augen spiegelten ihre Gedanken wider. Die Anforderung drei vollen Teams in eine Operation zu werfen, geschah zum ersten Mal in ihrer Dienstzeit. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, als sie über die möglichen Einsätze spekulierte, die man von drei Teams verlangen könnte. ISK Soldaten waren kostbar und jemand wollte definitiv sichergehen, dass diese Mission funktionierte.
„Ihr seid drei der wenigen Gruppen, die noch von sich behaupten können, dass sie viele Veteranen bei sich haben. Doch nicht nur das, sondern auch eure Fähigkeiten sprechen für euch. Diese Mission wird euch weitaus mehr fordern, als jede, die ihr bisher durchgeführt habt. Ich...“
Forge stoppte abrupt in seiner Rede, weil Cartwright von seinem Platz gewichen war und zu ihm marschierte. Im Flüsterton tauschten sich die beiden für einen Moment aus, was Jill nutzte, um Veivei einen ratlosen Blick zuzuwerfen. Mit einem Seufzer bedankte sich Forge und wendete sich wieder seinem Publikum zu.
„Ich will, dass ihr noch alle für einen Moment im Landungsbereich bleibt, nachdem die Begrüßung abgeschlossen wurde“, sein Blick richtete sich auf die Sergeants, die ihm zunickten, „Ich habe euch noch was zu sagen.“
Er nahm seine Unterlagen auf, reichte sie Cartwright und lächelte dann seine Soldaten flüchtig an.
„Und jetzt, machen wir uns auf den Weg einen planetaren Helden zu empfangen!“
Es klang beinahe sarkastisch.

Das Areal bei den Landeplattformen war neben den Lagerhallen für Terradyns und sonstige Fahrzeuge das weiträumigste in der ganzen Basis, da nicht nur kleine Jäger in Decoris stationiert worden waren, sondern auch große Transportflieger. In dieser Halle reihten sich hunderte Soldaten in sauberen Linien nebeneinander, während ihre Sergeants noch zwischen ihnen durchgingen, um das Äußere jedes Einzelnen nochmal genaustens zu überprüfen. Jill war eine von diesen Geprüften und beobachtete, wie Cartwright sie misstrauisch beäugte.
„Ich habe es mir schlimmer vorgestellt“, kam es schließlich von ihm.
„Dass ich nackt komme?“
„Dass Sie gar nicht kommen.“
„Ich war versucht.“
„Dessen bin ich mir sicher...“
Er wandte sich ab und schritt an der nächsten Person, Tatjana, ohne sie zu mustern vorbei. Ihr Ruf eilte Tatjana offensichtlich voraus. Mittlerweile hatte sich der Major um eine gute halbe Stunde verspätet, aber die Polarstürme bei Decoris waren dafür berüchtigt, dass kaum ein Pilot seinen Zeitplan exakt einhalten konnte. Daher schlug auch keiner Alarm, sondern blieb ruhig und wartete schlichtweg auf den Major.
Jill gähnte gelangweilt und blickte sich blinzelnd um.
Alle ISK'ler waren Zinnsoldaten gleich aufgestellt worden. Es war ein interessantes Bild mit vielen Facetten. Das Erste, was einem auffiel, waren die aufragenden Gestalten der Oger, die mit ihrer Größe und Masse viele merklich in den Schatten stellten. Danach kamen die ungeschlachtenen Reisser, von denen die Mehrheit die Narben in ihren Gesichtern scheinbar wie Trophäen präsentierte. Die Raptoren und besonders die Plünderer gingen fast unter, da sie öfter eher schlanker gebaut waren als ihre Kameraden.
Rechts von der ISK standen normale militärische Einheiten. Von ihnen waren nicht alle zugegen. Die dunkelblauen Uniformen, die sie angezogen hatten, schmückten sie aber schöner als das tiefe Schwarz, was die ISK trug. Ebenso prangte bei ihnen nicht der silberne Schädel auf den Schultern und der Brust, sondern die Zugehörigkeit innerhalb des Militärs, wie z.B. die Fliegerstaffel.
Insgesamt musste Jill zugeben, dass es ein beeindruckendes Bild abgeben würde, falls jemand auf die Idee kam, ein Foto zu schießen.
Die Stille, die in der Halle herrschte, wurde schlagartig durch die plärrenden Lautsprecher unterbrochen.
„Luke Sieben Bravo wird geöffnet! Luke Sieben Bravo wird geöffnet!“
Alle Blicke richteten sich auf die Luke, die sich schwerfällig bewegte, so als würde sie aus einem tiefen Schlummer erwachen. Es war für Jill jedes Mal ein Schauspiel, was ihr den beeindruckenden technischen Fortschritt, den die NSA ohne fremde Hilfe erreicht hatte, bewies. Schneeflocken wurden tobend in die Halle geschleudert und ein Hauch von beissender Kälte breitete sich aus. Der mächtige Wind, der von einem Sturm kündete, drang tief in den Raum ein und riss unachtsamen Soldaten die Kopfbedeckung ab. Die dadurch entstandenen Lücken in den perfekten Reihen schlossen sich jedoch bald unter den wütenden Rufen der Sergeants. Ein schwerer Pelikan gefolgt von zwei Jägern, die als Begleitschutz agierten, schwebte träge in das Innere der Basis. Vorsichtig tastete er sich vorwärts und setzte langsam auf der großen leuchtenden Plattform auf. Während die Luke sich wieder schlossen, begannen sich die Turbinen der Flieger zu beruhigen. John Forge und andere wichtige Persönlichkeiten von Decoris hatten sich entfernt, um zu dem Pelikan zu schreiten. Dieser zischte geräuschvoll auf und öffnete sein Hinterteil.
Die Idee brachte Jill zum Grinsen. Der Pelikan schiss sozusagen seine Insassen aus.
„Ein Heldenschiss“, dachte sich die Hackerin glucksend und hielt sich die Hand vor, um nicht in schallendes Gelächter auszubrechen.
Veivei musste Jill anzischen und in die Seite knuffen, damit die Plünderer zur Beherrschung kam. Jill schluckte ihr Lachen runter und rieb sich die Tränen aus den Augen. Den drohenden Blick von Tatjana, den sie auf ihr spürte, ignorierte Jill gekonnt und ihre Aufmerksamkeit richtete sich auf das Schauspiel vor ihr.
Zwei auffallende Personen flankiert von Soldaten verließen den Flieger und wurden sogleich salutierend empfangen. Auf die Entfernung konnte Jill nur schwerlich erkennen, wer Major Grant war, die andere Person war für sie unbekannt. Die kleine Gruppe schritt sich leise unterhaltend auf die Soldatenreihen zu. Erst als sie nähergekommen waren, konnte Jill die fremde Begleitperson erkennen.
Eine braunhaarige Frau, um die vierzig Jahre, marschierte in einen dicken, eindrucksvollen Pelzmantel gehüllt neben Major Grant. Der Mund mit seinen reizvollen Lippen zog an einer elektronischen Zigarette und hauchte zarte Wölkchen, die sogleich in der riesigen Halle verschwanden, aus. Der Mantel lag auf ihren Schultern und musste sicherlich ein stolzes Gewicht haben, was der Frau aber nicht im Geringsten anzumerken war. Darunter trug sie eine militärische Uniform, die ihre weiblichen Formen sogar betonte, anstatt sie zu verstecken. Ihr Äußeres war absolut fehlerfrei, allerdings in einem ordentlichen Tatjana-Stil, wie Jill für sich selbst anmerken musste. Sie strahlte eine ebenso stolze Autorität wie Major Grant aus, doch schien ihre eher distanzierter zu sein. Ihr Blick war stahlhart und hatte schon viele Schlachten mitangesehen. Kein Lächeln zuckte über ihr ehernes Gesicht, während sie Major Grant in einem kurzen Abstand folgte und kritisch ihre Umgebung registrierte. Ihr Interesse schien eindeutig mehr der Anlage zu gelten als den Menschen.
Die Gruppe erreichte die ISK und Major Grant erfüllte wahrhaftig seinen Ruf. Eine Rede wollte er nicht halten und darauf hatte man auch alle eingestellt. Stattdessen zog er etwas anderes vor. Er schritt jede Reihe durch und blickte in die Augen jedes Soldaten. Manchmal begann er ein kurzes Gespräch, was oft mit einem Lächeln oder Lachen von einem der Sprechenden beendet wurde. Das gleiche Ritual führte er auch bei der ISK durch. Bei Berry kam er ein weiteres Mal zum Stehen.
Er musste seinen Kopf heben – so wie eigentlich jeder ihres Teams – um dem Oger ins Gesicht sehen zu können.
„Wenn alle unsere Soldaten solche Riesen wären, dann würden sich die Terraner in die Hosen scheissen“, sagte Major Grant anerkennend und blickte sich lächelnd um, als würde er nachsehen, ob jeder den Witz begriffen hatte, „Wie heißen Sie, Soldat?“
„Berry Burton, Major“, antwortete der Oger.
„Burton...“, Grant suchte seine Erinnerungen durch, „Mir kommt ihr Name bekannt vor... Sie waren schon einmal in einem Team, welches ich angefordert hatte, richtig? Letztes Jahr, wenn ich mich nicht täusche? Artilleriezerstörung?“
Berry hob überrascht seine Augenbrauen.
„Das stimmt.“
„So einen Namen wie Ihren vergisst man nicht so schnell bei dem was sie da vollbracht haben! Ich hoffe, ich habe wieder das Vergnügen mit ihnen zu arbeiten, Burton.“
Er lächelte Berry warm an und ging weiter. Bis er schließlich bei Veivei und Jill angekommen war.
„Interessante Haarfarben“, bemerkte er und Jill konnte sehen, wie John Forge tief einatmen musste. Die unbekannte Frau zog weiter stumm an ihrer metallischen Zigarette.
„Wie heißen Sie beide?“
„Jill Chambers, Major.“
„Veivei Lex Hunt, Major.“
„Frische Gesichter, die einen Eindruck hinterlassen. Nicht nur wegen der Haarfarbe“, er zwinkerte, „Und sie...“
Major Grant schaute Jill an und diese konnte ein Lächeln nicht zurückhalten. Der Heldenschiss drang wieder in ihr Gedächtnis.
„Sie sehen nach Ärger aus“, er machte eine Pause und deutete mit dem Finger auf sie, „Ich mag sie jetzt schon.“
Jills Lächeln wurde zu einem Grinsen. Grants Blick fiel auf Tatjana.
„Und Sie müssen Tatjana Rugerowa sein. Ich muss gestehen, ich habe selten eine so tadellose Uniform gesehen. John hat nicht unrecht gehabt, was ihr Aussehen angeht. Eine schöne, gepflegte Frau in einer schönen, gepflegten Uniform. Ich bin mehr als beeindruckt! Ich bin fasziniert, Frau Rugerowa!“
„Vielen Dank, Major.“
Nachdem er den letzten Soldaten kameradschaftlich auf die Schulter geklopft hatte, hatte die Vorstellung zumindest für den größten Teil der Militärs ein Ende gefunden. Major Grant und die Unbekannte verließen die Halle mit den Führungspositionen der Basis. Nur John Forge blieb zurück und entließ die ISK bis auf die vorher genannten drei Teams. Es dauerten einen Moment bis sie alleine waren.
„Soldaten“, fing er an, als nur noch sie übrig waren, „Ich will mich kurz fassen, da man mich vermutlich gleich wieder weiter scheuchen wird. Die Operation, die auf sie zukommt, wird hässlich. Und mit hässlich meine ich hässlich. Ich bezweifle nicht im Geringsten, dass ihr Erfolg haben werdet, doch bis dahin wartet eine Menge harte, schmutzige Arbeit auf euch. Das Ziel dürfte euch allen wohl bekannt sein und kaum Freude bereiten. Diesmal geht es nicht darum defensiv zu spielen. Wir werden angreifen.“
„Wo?“, schnitt jemand hinter Jill dazwischen.
„Harakon.“
 
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Captain Hero

Puppetmaster
VIP
Na scheiße, Harakon, dachte sich Veivei, als sie sich zusammen mit den anderen ISK'lern auf die gepolsterten Sitze im Einsatzbesprechungsraum sinken ließ.
Nachdem Forge die Bombe hatte platzen lassen, hatten sich die drei ausgewählten Teams der ISK in den Haupt-Einsatzbesprechungsraum der ISK begeben. Dieser war mit ehemals angenehmen, mittlerweile jedoch durchgesessenen Polstersitzen ausgestattet, die sich ähnlich einem Theater- oder Kinosaal nach hinten auf leicht erhöhten Ebenen befanden. Jeder Sitz war in der rechten Lehne mit einem kleinen ausklappbarem Tisch für Notizzettel und einem Minidisplay versehen, das im Laufe der Besprechung Zusatzinformationen sowie später eine Zusammenfassung zur Verfügung stellte, die nach Eingabe des persönlichen Zugangsschlüssels eines Teammitglieds eingesehen und heruntergeladen werden konnten. Der vordere Bereich des Raumes war mit einem hochwertigem Holoprojektor ausgestattet, der von einer Karte der bekannten Galaxie bis hin zum Innenleben einer Spinne alle möglichen Informationen darstellen konnte, die sich in der NSA Wissensdatenbank befanden und zusätzlich noch mit Updates von mitgebrachten Speichermedien gefüttert werden konnte. Im Moment zeigte der Projektor jedoch lediglich das langsam rotierende Logo der ISK, das über den Köpfen von Major Grant, John Forge und der unbekannten Frau in ihrem Pelzmantel, die sich an dem Rauchverbot des Besprechungsraumes offenbar nicht störte, schwebte. Die beiden Offiziere unterhielten sich leise miteinander, wobei John Forge aus dem Augenwinkel beobachtete, wie die ISK'ler in den Raum strömten und sich auf die Plätze verteilten.
Dabei ging es nur leidlich geordnet zu, denn es gab keinen festen Sitzplan, wodurch sich Veivei ein wenig an ihre Schulzeit erinnert fühlte. Jeder, der den Raum betrat hielt sich erstmal an bekannte Gesichter, bei der Sitzplatzauswahl. Veivei hatte den Raum dabei mit Rugerowa mit als erstes betreten, direkt nach Grant und Forge. Die beiden Frauen von Team Sigma hatten sich intuitiv je einen Platz in der ersten Reihe gesucht, während die meisten anderen ISK'ler sich eher weiter nach hinten orientierten. Lediglich Nero und ein grimmig dreinschauender Raptor von Team Rho, dessen Namen sie nicht kannte, setzten sich noch in die erste Reihe.
Noa mit ihren roten Haaren betrat den Raum dicht gefolgt von Jill, die sich an ihre Freundin hielt und mit ihr den Mittelgang, der zwischen den Sitzen nach hinten führte, anstrebte. Jill war dabei bereits wieder fleißig am Kaugummi kauen. Woher auch immer sie dieses hatte, da Veivei sich sicher war, ihrer Kameradin zuvor jedweden Vorrat abgenommen zu haben. Als Jill an Veivei vorbei ging, griff Veivei einem Impuls folgend nach dem Handgelenk der Hackerin und zog sie auf den Platz neben sich. Diese sah sie etwas verblüfft an und blickte dann Noa hinterher, die von der ganzen Sache erst etwas mitbekam, als sie sich bereits weiter hinten neben ihren Kameraden niederließ und feststellte, dass Jill nicht mehr hinter ihr war.
"Was war denn das jetzt?", fragte Jill in einem Tonfall, aus dem Veivei nicht ganz schließen konnte, ob Jill nun verwirrt oder verärgert war. Veivei wusste selbst keine gute Antwort auf die Frage und meinte einfach nur, "Kaugummi raus", wobei sie eine Ecke von ihrem Notizzettel abriss und sie Jill hinhielt.
Bevor Jill noch etwas dazu sagen konnte, war auch der letzte ISK'ler eingetroffen und hatte sich seinen Platz gesucht. Nur Cartwright, der als letzter eintraf und McNeal in ihrem Rollstuhl vor sich herschob, saß noch nicht. Offenbar hatte er auch vor, darauf zu verzichten, denn er begab sich mit McNeal neben die Projektionsfläche und blieb dort.
Die Gespräche der Soldaten, die größtenteils aus kameradschaftlichen Spötteleien sowie zugerufenen Verabredungen zu Poker-, Party- und Trainingsrunden bestanden, verebbten, als John Forge nach vorne trat und sich räusperte, während zugleich das Licht gedämmt wurde.
"Nun gut Mädels", begann er, "Jetzt zählt es. Diese Mission kann über Sieg und Niederlage der NSA hier auf Morningstar Prime entscheiden, also sperrt dir Ohren auf. Keine Fehler dieses mal. Major Grant wird sie jetzt über die Operation informieren. Danach folgen spezifische Information über ihre Einsatzbefehle von mir und abschließend Fachinformationen von Doktor McNeal hier, die so freundlich ist, uns bei dieser Besprechung beizuwohnen."
Forge trat zurück und machte Major Grant platz, der nun seinerseits nach vorne trat und ohne Umschweife zu sprechen begann.
"Harakon ist, wie sie alle wissen, eine unserer größten Städte hier auf Morningstar Prime. Zur Zeit befindet sie sich überwiegend in den Händen der Terraner. Wir planen dies zu ändern.", hinter Major Grant flammte eine dreidimensionale Darstellung Harakons und des Umlands auf. Veivei konnte auf ihr ebenso einzelne Gebäude, wie auch den Verlauf der Küstenlinie und die zerbombte Oberfläche der weiten Ebenen vor Harakon ausmachen.
"Wir haben jeden Terradyn von hier bis ans Lakat Meer zusammengekratzt und in eine übergreifende Terradynarmee mit dem Kommandonamen Russ gestopft. Armee Russ wird, unterstützt von seinen motorisierten Panzergrenadieren, die Operation eröffnen und Harakon massiv von Land aus über die Harakon Ebenen angreifen und die Aufmerksamkeit auf sich ziehen."
Das Hologramm über dem Major zeigte die Symbole schwerer Panzerverbände, die sich über die Ebene auf Harakon zubewegten.
"Zeitgleich wird ein schwerer koordinierter Nuklearschlag von unseren verbliebenen Flottenelementen sowie unseren planetaren Raketensilos auf die terranische Flotte im All über Harakon ausgeführt, um Sensoren und Kommunikation der terranischen Flottenverbände zeitweise zu stören. Sobald die Terraner Zeit hatten, sich entgegen des Terradyn-Angriffs zu formieren, werden Luftlandeverbände die 9te und 13te Armee der Infanterie in Harakon absetzen."
Auch dieser Schritt wurde von dem Hologramm dargestellt, indem unzählige kleine Symbole aus mehreren Richtungen wie ein Heuschreckenschwarm über Harakon herfielen und sich dort in weitere Symbole aufteilten. Das ganze wurde durch diverse holographische Pfeile unterlegt, die Vorstoßrouten anzeigten.
"Ihre Teams befinden sich zu diesem Zeitpunkt bereits in Harakon, wo sie ihre beiden Primärziele verfolgen. Die Aktivierung des städtischen Schildgenerators, um einen terranischen Orbitalschlag zu verhindern, sowie die Bergung wissenschaftlicher Informationen aus Doktor McNeals Archiv. Prime Sergeant Forge wird sie nun mit ihren Befehlen versorgen." Damit zog sich Major Grant in eine Ecke zurück, wo er leise mit der unbekannten Frau sprach, während Sergeant Forge in den Vordergrund trat.
"Wie vom Major bereits angeschnitten, wird es ihre Aufgabe sein, erst die Schildgeneratoren der Stadt zu erobern und zu aktivieren, um die Stadt und unsere Truppen vor einem feindlichen Orbitalschlag zu schützen und sich dann zu Doktor McNeals Xenoarchiv zu begeben und dieses zu sichern."
John Forge zeigte mit der linken Hand auf einen Punkt an Harakons Küste, woraufhin das Hologramm sogleich an die Position heranzoomte.
"Ihre Teams werden vom Meer aus in die Kanalisation tauchen - hier, hier und hier - und sich so bis zu diesen drei Punkten begeben." Forges Hand deutete auf weitere Stellen weiter innerhalb Harakons. "Von dort aus werden sie sich möglichst unauffällig zu den drei Schildgeneratoren der Stadt begeben und tun, was immer nötig ist, um diese unter ihre Kontrolle zu bringen. Sobald sie dann das Signal erhalten schalten sie die Generatoren ein. Kurz darauf werden Luftlandetruppen zu ihnen vorstoßen, um die Verteidigung der Generatoren zu übernehmen, damit sie ihrer zweiten Primärmission folgen können. Ja, Hardinger?"
Ein paar Reihen hinter Veivei hatte offenbar jemand die Hand gehoben, um eine Frage einzuwerfen. Der Plünderer mit dem Namen Hardinger räusperte sich etwas nervös und fragte dann, "Was, wenn die Generatoren nicht funktionsfähig sind?"
"Das wäre weniger gut für uns alle.", meinte Forge einfach nur knapp und fuhr dann fort, "Die zweite Primärmission besteht - wie ihnen nun mittlerweile bekannt sein sollte - daraus das Archiv und die darin befindlichen Daten von Doktor McNeal zu sichern oder im Notfall sogar zu bergen. Der verborgene Zugang zum Archiv befindet sich unter dem Gründerdenkmal." Wie auf Kommando zoomte die holographische Karte an den großen Platz heran, in dessen Zentrum das monumentale Gründerdenkmal der NSA stand. Man konnte deutlich die auf einem massiven Steinsockel stehenden Menschen - einfache Männer und Frauen - erkennen, die, an ihren Füßen von gesprengten Ketten umgeben, die Flagge der NSA empor reckten. "Wir gehen nicht davon aus, dass die Terraner ins Archiv gelangt sind oder es überhaupt gefunden haben. Allerdings berichten unsere Quellen über Suchtrupps der Terraner, die nach dem Archiv suchen und dazu auch Bewohner der Stadt befragen. Sollten sich also wider erwarten dennoch feindliche Kräfte im Archiv befinden, löschen sie sie restlos aus."
John Forge hielt inne und ließ seine Worte wirken, bevor er abschließend sagte, "McNeal wird ihnen gleich Einzelheiten zum Archiv zur Verfügung stellen. Vorher möchte ich aber noch kurz über den Punkt Zivilisten reden." Erneut schwieg Forge für einen Moment, als wolle er sichergehen, dass man ihm ausnahmslos zuhörte, was eigentlich unnötig war, da er sowieso bereits die volle Aufmerksamkeit der Anwesenden genoss. "Sie werden in Harakon unter Umständen auf Zivilisten treffen. Weichen sie ihnen aus. Die Unterstützung der Zivilisten ist nicht ihre Aufgabe und wird von den anderen Armee Elementen übernommen. Außerdem seien sie vor irregulären Widerständlern gewarnt. Wir haben Berichte über Bürger erhalten, die sich bewaffnet haben, um den Terranern ganz nach der Philosophie der NSA Widerstand zu leisten. Leider sind diese nicht-ausgebildeten Kämpfer teils etwas schnell am Abzug."
John Forge trat zurück und meinte mit Blick auf McNeal, "Sie sind an der Reihe McNeal."
 

J-Nought

4ever Jack
Mit offenem Mund, in dem ihre Zunge hin und her spielte, beobachtete Jill desinteressiert, wie die Wissenschaftlerin sich mehr in die Mitte bewegte. Das Licht der Projektion erhellte ihre Gesichtszüge, während ihre Finger über die Konsole huschten und den Eingang zum Archiv offenbarten. Viel Schlaf hatte sie in den letzten Tagen nicht bekommen. Ihre Haut war blass und Ringe zogen sich um ihre Augen. Sie setzte sich sogar eine Brille auf, da ihre Sehkraft vermutlich schon Schaden genommen hatte. Das glaubte zumindest Jill. Nicht einmal war sie dieser Frau in Decoris über den Weg gelaufen. Offenbar stimmte die Gerüchte, dass sie ein hoffnungsloses Arbeitstier war.
„Vielen Dank, Prime Sergeant“, sie räusperte sich, „Ich will ganz von vorne anfangen, damit sie, meine Damen und Herren, alles auch wirklich problemlos nachvollziehen können. Vor gut einem Monat machten Geologen eine faszinierende Entdeckung, als sie auf der Suche nach weiteren erschließbaren Adern in einen Berg gebohrt hatten. Sie kontaktierten die Forschungsstation Helix und ich als leitender Wissenschaftler reagierte sofort auf diese Neuigkeit. Unverzüglich flog ich mit meinem Team zu dem kleinen Außenposten. Es war erstaunlich... Besser als ich mir anfangs gedacht habe! Ihre Bohrungen hatten eine beeindruckende Kammer mit alten Xenoschriften offenbart. Eine völlig unberührte Qu'ten-Kammer! Das, was ich dort entziffern konnte, verändert unsere Theorien über die Qu'ten größtenteils. Diese Rasse war weitaus fortgeschrittener als wir vermutet haben!“
Ihre Augen glänzten aufgeregt voller Euphorie. Jill hoffte nur, dass sie endlich zum Punkt kam.
„Doch wie ich schon sagte: Ich konnte nur einen Teil entziffern.“
Sie zückte einen Datenchip hervor und steckte diesen in den Projektor. Nach wenigem Drücken auf der Konsole verschwand das Zentrum von Harakon, um in eine detailierte Ansicht eines runden Raumes überzuwechseln. Die schier unglaubliche Größe der Kammer erweckte nicht nur Jill aus ihrer trägen Langeweile. Ihr entglitt sogar ein verblüfftes „Wow“. Mit einem siegessicherem Lächeln fuhr McNeal in ihrer Erklärung fort.
„Hier sehen Sie die sagenhafte Kammer der Qu'ten. Laut unserer Forschung soll es ein heiliges Zentrum gewesen sein. Ein Ort, der eine Verbindung zu den Göttern ermöglichte. Doch nicht wie wir Menschen es früher durch rituelle Opfer taten, pflegten die Qu'ten nur durch Gebete mit ihren Göttern zu kommunizieren. Mehr noch scheint es bewiesen zu sein, dass...“
McNeal stoppte abrupt, als die Worte von John Forge in ihre Erzählung schnitten.
„Hunt, haben Sie eine Frage?“
Jill drehte ihren Kopf zur Seite und sah, wie Veivei ihre Hand hochgestreckt hatte.
„Ja, Sir.“
„Raus damit“, sagte Forge, sichtlich froh darüber, dass jemand die Xenoforscherin davon abhielt weiter abzuschweifen.
„Ich unterbreche Sie nur ungern, Dr. McNeal, aber nach was genau sollen wir im Archiv Ausschau halten?“
„Nach einem Schlüssel“, sagte McNeal deutlich.
„Für was?“, fragte Veivei mit unverhohlenem Interesse.
Die Wissenschaftlerin antwortete nicht sofort, sondern zoomte in die Mitte der Kammer. Dort stand ein säulenförmiger Körper, dessen Oberfläche mit fremdartigen Symbolen geschmückt war. McNeal deutete mit dem Finger darauf.
„Es mag für sie nur wie ein verzierter Stein wirken, doch dieser trägt mehr Leben in sich als sie glauben. Nicht organisches, sondern technisches Innenleben. Bisher konnte keiner unserer Dechiffrierer diese Codes knacken und ich bin sicher, dass nicht einmal ihre besten Plünderer dieser Geniestreich gelingen würde.“
Jill schnaufte empört auf und fing an, sich einen störenden Popel aus der Nase zu fischen.
„Der Schlüssel, der im Archiv aufbewahrt wird, offenbart uns das Geheimnis, das in dieser Kammer ruht. Allerdings“, die nächsten Worte waren für McNeal eher unangenehm, „Ist es nicht absolut sicher, dass es funktionieren wird. Der Schlüssel wurde nämlich in einer ähnlichen Kammer gefunden, die entweder das Original oder die Kopie jenes Unberührten ist. Ich habe alles durchgeprüft und mit Kollegen in Helix verglichen. Es sollte funktionieren. Das Risiko ist es, auf alle Fälle, wert.“
Mehrere misstrauische Blicke wurden zwischen einzelnen der versammelten ISK-Soldaten gewechselt, so auch zwischen Veivei und Jill, die ihren Popel mittlerweile unbemerkt weggeschnippst hatte. Wieder reckte Veivei ihre Hand nach oben. Diesmal reagierte McNeal darauf. Offensichtlich hatte sie mit Fragen gerechnet.
„Und woraus schließen sie nun, dass dieses darin verborgene Wissen so wichtig für uns ist?“, fragte Veivei skeptisch, „So wie ich das sehe, könnten da auch ein Gesetzbuch, ein Kunstwerk oder ein Kochrezept drin sein.“
McNeal schürzte ihre Lippen, als sie das Wort „Kochrezept“ vernommen hatte. Mit einem verärgertem, herausforderndem Blick fixierte sie Veivei scharf.
„Uns sind drei Kammern bekannt, die das selbe Schema aufweisen konnten und zusammen einen kleinen Teil von einem Netzwerk bilden. Hier auf Morningstar Prime, Lamarno, wo wir den Schlüssel durch einen Händler erhalten haben, und Krig-7B.“
„Krig-7B?“, drang es überraschend aus den hinteren Reihen hervor.
„Ich merke, dass sich nicht alle nur auf das Töten verstehen. Es gibt also noch Hoffnung“, sagte sie mit gespielter Erleichterung und lächelte Veivei mitleidig an, „Krig-7B war eine der größten Xenofaktansammlungen, die die Crayven Corporation entdeckt hatte. Wenn nicht sogar DIE Größte! Das blieb selbstverständlich nicht lange unbemerkt. Der Orden der Neuen Dämmerung wollte auch seinen Teil vom Kuchen und rang erbittert mit der Crayven Corporation um Krig. Eine gewisse Major Sarah Parker fasste dann den Entschluss, die Xenofakte restlos zu zerstören. Zurückblieben uns nur die Aufzeichnungen der Räumlichkeiten. Diese Aufzeichnungen haben wir aus einer Datenbank der Crayven Corporation bergen können und genau diese geben uns die nötige Sicherheit, dass es leider kein Kochrezept ist, Mrs. Hunt.“
„Sondern?“, kam es sichtlich genervt von Veivei.
„Es ist die genaue Beschreibung zur Herstellung einer gewaltigen Waffe. Sobald wir den Schlüssel haben, können wir den Code knacken und haben Zugriff auf eine zerstörische Xenowaffe gegen unseren bisher übermächtigen Feind.“

Soooo...

Es ist späte Nacht und ab ins Bett mit euren Charakteren. Lasst sie die neuen Informationen verdauen. In 22 Stunden geht es dann für euch los. Lasst eure Charaktere miteinander odermit NPCs quatschen oder haut euch einfach nur schnell ins Bett. Den nächsten Tag leite ich dann ein inkl. eines kleinen Zeitsprunges.
 
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Aeon525

He who doesn't care
Otaku Veteran
Der abgestandene Rauch unzähliger Zigaretten hing schwer in der Luft. Die traurigen Klänge einer längst vergessenen Melodie ertönten leise aus den abgenutzten Boxen, unterstrichen die melancholische Stimmung die in der kleinen Bar herschte, und untermalten die leisen Gespräche ihrer wenigen Besucher. Die Schankstube lag etwas abseits und richtete sich vor allem an die einfachen Techniker und Soldaten wie sich an der rein zweckmäßigen Ausstattung unschwer erkennen lies.

Schweigend stellte Nero sein Glas auf dem kühlen Stahl des Tisches ab.
Sein Blick ruhte geduldig auf der Person die ihm gegenüber saß und die gerade, wüst fluchend, mit dem Verschluss des Whiskeyflakons kämpfte. "Was denkst du, Alex?" fragte Nero seinen Kameraden so unvermittelt dass dieser für einen Moment in der Bewegung innehielt um ihm einen vielsagenden Blick zuzuwerfen bevor er mit einem Ruck den Stöpsel aus der kunstvoll verarbeiteten Glaskaraffe herauszog und die goldene Flüssigkeit in sein Glas laufen lies. Ein schwaches Lächeln zeichnete sich auf dem vernarbten Gesicht des alten Scharfschützen ab als sich der süßliche Duft der Spirituose langsam ausbreitete und den beißenden Geruch verbrannten Tabaks ersetzte. Genussvoll nahm der Raptor der Einheit Rho einen leichten Schluck bevor er sich schließlich wieder Nero zuwandte.
"Um ehrlich zu sein," begann er mit gedämpfter Stimme "halte ich nicht viel von der Idee drei der besten ISK Teams für die Wunschvorstellung einer uralten, allmächtigen Alienwaffe zu riskieren." Er nahm einen weiteren, diesmal großzügigeren, Schluck und kratzte sich nervös am Nacken ehe er fortfuhr: "Ich meine, selbst wenn diese Waffe existieren sollte weiß niemand ob dieser Schlüssel überhaupt passt, und selbst wenn er passen würde weiß niemand ob er sich überhaupt noch in Dr. McNeal's Archiv befindet, und selbst wenn er sich noch dort befindet weiß niemand ob wir die, für den Erfolg der Mission unverzichtbaren, Generatoren zu laufen bekommen. Das sind ziemlich viele "wenn's" um den Einsatz von gleich drei Teams sowie einem halben Dutzend Terrydins zu rechtfertigen." Nero nickte verständnisvoll während er sich ein weiteres Bier bringen lies. Er kannte den alten Veteran, der bereits mit seinem Vater gedient hatte, nun schon eine ganze Weile und schätzte seine Meinung, auch wenn er sie, wie etwa in diesem Fall, nicht ganz teilte. "Ich weiß was du meinst," begann Nero langsam und mit gesenkter Stimme. "Allerdings wissen wir doch Beide dass die NSA ein Spiel auf Zeit unweigerlich verlieren würde. Selbst wenn die Erfolgschance dieser Mission nur 10 Prozent beträgt ist sie immernoch die aussichtsreichste, wenn nicht sogar einzige, Möglichkeit diesen Krieg langfristig zu unseren Gunsten zu drehen." Alex Perrus bedachte diesen Einwand und für einen kurzen Moment herschte absolutes Schweigen am Tisch. Er wollte gerade zur Antwort ansetzen als etwas hinter Nero seine Aufmerksamkeit erregte. Die Überraschung zeigte sich, in Form von hochgezogenen Augenbrauen, so deutlich auf seinem Gesicht dass Nero bereits im Begriff war sich umzudrehen als plötzlich die vertraute Stimme einer jungen Frau hinter ihm ertönte. "Ähhm... guten Abend." Nero kannte diese Stimme nur zu gut. Sie gehörte niemand anderem als der Raptorin der Einheit Omikron, Ellen Hawk.

Unwillkürlich versteifte sich sein Körper. Sofort durchfluteten ihn Erinnerungen an jenen Abend am Schießstand. Wütend biss er sich auf die Unterlippe und versuchte die in ihm aufsteigenden Bilder beiseite zu schieben. Ohne Erfolg. Er hörte an dem Klacken, das ihre Stiefel auf dem steinernen Boden verursachten, wie sie langsam zu ihnen an den Tisch schritt und schließlich genau neben Nero zum Stehen kam. Er wagte es nicht sie anzusehen. Glücklicherweise brach Alex Perrus, dem das seltsame Verhalten der Beiden nicht aufzufallen schien, die sich ausbreitende Stille bevor sie allzu unangenehm werden konnte. "Miss Hawk," begrüßte er sie überschwänglich, "welch Freude sie hier zu sehen. Setzten sie sich doch zu uns." Aus den Augenwinkeln konnte Nero sehen wie das höfliche Lächeln auf dem Gesicht der jungen Frau einfror. Er selbst begnügte sich damit stumm in sich hineinzufluchen. "Ist das auch in Ordnung für sie, Mr Valymn?" fragte sie tonlos während sie seinen Blick suchte. Der Augenkontakt hielt nur für den Bruchteil einer Sekunde doch das reichte um die widersprüchlichsten Gefühle in Nero hervorzurufen. Hastig wandte er den Blick ab. "Selbstverständlich dürfen sie sich setzten." Neros Hände kramten nervös nach der rot-weißen Zigarettenschachtel in der Manteltasche. Mit leicht zittrigen Fingern steckte er sich eine der Glimmstengel an und sog gierig den giftigen Rauch in die Tiefen seiner Lunge. Indes hatte sich Ellen Hawk neben ihm auf die lederbespannte Polsterung der Sitzbank sinken lassen und zog ebenfalls ein rot-weißes Behältnis aus einer ihrer Taschen. Nero seufzte leise. Das würde ein langer Abend werden.
 

Waltikon

The Katsumi Otaku !
Otaku Veteran

Der Besprechungsraum hatte sich geleert, nur John war, auf ein kaum merkliches Zeichen von ihr, unter einem Vorwand noch zurückgeblieben. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass die Tür geschlossen war, ging sie zu ihm.

„Was kann ich für dich tun, Tatjana?“ John lächelte sie an und wollte sie in die Arme nehmen, doch sie blockte mit abwehrend gehobenen Händen seinen Versuch ab.
„Das ist doch nicht euer ernst, oder?“ Noch immer konnte sie das soeben gehörte nicht fassen. Sie war wie alle anderen ruhig dagesessen und hatte sich den Vortrag der Offiziere und des Doktors angehört, und einige Male war sie versucht, aufzuspringen und den Phantastereien da vorne entgegenzutreten.
„Was meinst du genau?“ John war zurückgewichen. Sein Lächeln war verschwunden, und einer ernsten Miene gewichen.

„Harakon, das mein ich.“ Sie versuchte, so ruhig wie möglich zu klingen, doch es misslang. „Wir gehen in die Offensive Tatjana, endlich!“ Johns gespielte Euphorie durchschaute sie sofort. „Das ist keine Offensive, das ist Irrsinn!“ Beinahe hätte sie es hinausgeschrien, sie konnte ihren Ärger nicht länger zurückhalten. „ Du kennst die Berichte der Aufklärer über die terranischen Stellungen in und um Harakon. Wie viele unserer Soldaten glaubst du werden überhaupt den Stadtrand erreichen?“
„Tatjana,…“ er suchte nach Worten, doch Tatjana ließ ihn nicht, sie war in Fahrt. „Eure Operation hat so viele „Wenns“ drinnen, wenn nur eines davon schiefläuft, sind wir alle tot, das weißt du! So ein hohes Risiko, und wofür? Nicht für die Menschen in Harakon, nein für irgend so eine ominöse Alien-Superwaffe!“
„Tatjana, wir verlieren den Krieg! Wir können uns nicht mehr allzu lange zur Wehr setzen, diese Waffe ist unsere Chance, das Blatt zu unseren Gunsten zu wenden!“ John versuchte, seine Worte überzeugend klingen zu lassen, doch seine Augen hielten ihrem Blick nicht stand, sondern wichen ihm aus. Es war deutlich, dass er selbst nicht wirklich daran glauben konnte.

„Sind wir wirklich schon am Ende?“ Tatjanas Stimme war sanfter geworden. Vor ihr stand ein müder, alter Mann. Wo war der starke, optimistische John geblieben, wo war der Mann, den sie kennen und lieben gelernt hatte? „Sind wir schon so verzweifelt, dass wir für ein Hirngespinst bereit sind, tausende Leben zu opfern?“ Sie versuchte ihm ins Gesicht zu sehen.
John straffte sich und schaute ihr wieder in die Augen. „Unsere einzige Hoffnung auf den Sieg und somit auf Frieden liegt in dieser Waffe, Tatjana. So sagen es die Oberen jedenfalls.“ John hatte ein paar Schritte in den Raum gemacht. So standen sie da, die Rücken zueinander gewandt, nur wenige Meter voneinander entfernt und doch so weit.

„Ein Frieden, den ich mit dir genießen möchte, Tatjana.“

„Dann…“

„Dann lass uns doch fliehen! Lass uns fortgehen und irgendwo neu anfangen, wo uns niemand kennt! Und wenn es im terranischen Imperium ist, was soll‘s? Niemand würde von unserer Vergangenheit erfahren, wir könnten ein normales Leben führen und all diesen Wahnsinn vergessen!“

Diese Worte schossen ihr durch den Kopf, doch sie sprach sie nicht aus. Niemals würde er desertieren, und sie auch nicht. Sie musste schmunzeln, als sie sich selbst als Hausmütterchen vorstellte. Dabei war sie das doch schon mal, zuhause, auf der Farm. Es kam ihr vor, als wäre das vor ewigen Zeiten gewesen. Der Friede war nur noch eine verschwommene Erinnerung, etwas Unwirkliches…

„Dann werde ich jetzt gehen.“

„Jana...“
Sie drehte sich zu Forge um. Was er sagen würde wusste sie bereits, ehe er es ausgesprochen hatte.
„Ich will, dass du noch bei mir bleibst.“

Der Drang, ihm um den Hals zu fallen, stieg ihn ihr hoch. Eine kurze Pause zwischen den beiden Menschen entstand, die in den Augen ihres Gegenübers nach etwas suchten, das lange Zeit selbstverständlich gewesen war…
Tatjana schloss langsam ihre Lider, um sie bald wieder seufzend zu öffnen.
„Ich kann nicht.“

Ohne sich umzudrehen, verließ Tatjana den Raum und hoffte, dass John ihr nachgehen und sie aufhalten würde.

Er tat es nicht.
 

Survivor

Master Chief

Himmelfahrtskommando. Das war das erste Wort das Berry in den Sinn kam als er den Ausführungen der Wissenschaftlerin und den höheren Militärs lauschte. Die ganze Sache stand auf so wackeligen Beinen wie die eines Neugeborenen, noch dazu war der Untergrund für ihre ersten Schritte aus Sand. Der ganze Einsatz würde unzählige Menschenleben fordern, allein bei den Panzerverbänden rechnete Berry damit das es etwa die Hälfte, wenn nicht sogar noch mehr, treffen und vernichten würde. Dann die Kämpfe in den Straßen der Stadt und im Untergrund. Feindliche Verluste waren zu begrüßend, doch die der Zivilisten würden man später einfach nur als...Kollateralschaden...bezeichnen. Und das wo der Militärische Vorteil die Verluste in den eigenen Reihen keines Wegs rechtfertigte. Zumindest nicht wenn er so vage und unabsehbar war.
Eine Xenonwaffe? Und wer sagt das die bisher erhaltenen Informationen auch korrekt waren? Es könnten sich auch ganz andere Sachen in dieser Kammer befinden. Schlimmstenfalls nur Skelette der Xenon. Dann wüsste man zwar wie diese Typen früher einmal ausgesehen haben, aber man hätte gegen die Terraner immer noch nix in der Hand. Schlimmer noch, man hätte dann Verluste an Mensch und Material in Kauf genommen ohne einen entsprechende Belohnung dafür zu erhalten.
Doch solche Gedanken brachten den Oger nicht weiter. Er liebte das Militär, fast so sehr wie seine Familie und wahrscheinlich sah er das ganze zu eng.
Wenn sie Pech hatten dann hatten sie für ein paar Tage eine ihrer Hauptstädte wieder zurück die vom Feind in den darauffolgenden Tagen eh wieder überrannt werden würde. Was dann eine beispiellose Niederlage darstellen würde. Sollten sie jedoch entgegen seiner eigenen Meinung gänzlich Erfolg haben, dann würden auf Terranischer Seite sicher nicht nur auf Ebene der Soldaten Köpfe rollen und durch siebt werden.
Doch so oder so, der Befehl stand und sie würden ihn wie auch jeden anderen ausführen und wie immer ihr bestes geben, wenn nicht sogar noch mehr.
Denn immer hin waren sie die ISK, und die war dafür bekannt das unmögliche Möglich zu machen.
Also erhob Berry sich wie alle anderen auch und verließ den Raum.
Er begab sich dann auf ihr Quartier, den ein nochmaliges überprüfen der Ausrüstung würde nichts bringen und machte ihn wahrscheinlich nur noch verrückter.
Bei ihrer Unterkunft angekommen, baute der Hüne auch gleich die Verbindung für ein Telefonat zu seiner Familie auf und schaute keine Sekunde später schon in das Gesicht seiner überraschten Frau.
„Berry? Was ist los, du rufst doch sonst nicht außerhalb dein Zeiten an.“
„Naja, wie soll ich sagen...“
und so versuchte der Oger seiner Frau zu erklären was sie vielleicht in den nächsten Tagen zu erwarten hatte.
 

Lichtbringer_2.0

Ordenspriester
„Harakon.“
Wie ein Donnergrollen rollte dieses eine Wort durch die Reihen der Soldaten. Einem Kannonenschlag gleich traf es fast jeden Anwesenden und führte unvermeidlich zu der selben, offenkundigen Reaktion. Eine Mischung aus Überraschung, Nervosität, Schock. Eine Erklärung war nicht nötig um den Einsatzkräften zu vermitteln was dies bedeutete. Und so blieb im Matthews Kopf lange Zeit nur dieses eine Wort zurück. "Harakon." Nachdem es verkündet wurde hatte er die Augen zugeschlagen, er hatte so etwas erwartet, jeder hatte so etwas erwartet. Die vor Beigeisterung erfasste Dr. McNeal konnte das auch nicht schönreden. Hoffnung. Hoffnung war es was sie den Soldaten vermitteln wollte, die Hoffnung auf eine eventuelle Superwaffe die all das hier ein für alle mal beenden könnte. Es war nicht schwer zu erkennen wie viel von dieser Mission erwartet wurde. Ob Sieg oder Niederlage, diese Schlacht würde höchstwahrscheinlich eine Entscheidung bringen. Niederlage, und man hatte unzählige Opfer gebracht ohne einen Gewinn. Sieg, und man hätte dem übermächtigen Gegner endlich etwas entgegen zu setzen. Und doch blieb da noch die andere, die Dritte, Möglichkeit. Sieg UND Niederlage. Es war das Szenario, dass gerade vermutlich die meisten im Kopf hatten. Was, wenn es nicht funktioniert? Was wenn trotz all der Bemühungen der Schlüssel nicht passt? Oder erst garnicht gefunden wird? Wenn sie die Stadt nehmen wird sie ihnen sogleich wieder entrissen werden. Der Erfolg dieser Mission... so viel stand auf dem Spiel.

Der Rest der Besprechung zog an Matthew recht unbemerkt vorbei. Er schnappte hier und da einen Wortfetzen auf und versank sogleich wieder in Gedanken. Er war sich selbst nicht ganz sicher was er davon halten sollte. Die Soldaten um ihn herum wussten das allerdings sehr genau. Wütendes Geflüster füllte den Raum sowie sie entlassen wurden. Kaum aus der Tür hielten sich dann auch nurnoch die wenigsten zurück. Wilde Spekulation und Gespräche wurden breit und Matthew fühlte sich so unwohl wie schon lange nicht mehr. Kleine Grüppchen verteilten sich in alle Richtungen oder blieben stehen und diskutierten. Einzelne Soldaten blieben jedoch schweigsam und verschwanden als Erste. Einer davon war Matt. Erstmal einen kühlen Kopf bewahren. Er sah wie VeiVei ziemlich genervt davon schritt und dachte einen Moment darüber nach ihr nachzugehen. Stattdessen machte er sich auf den Weg zu seinem Quartier. In seinem Kopf sprang er von aufgebrachten Befürchtungen zu absurd begeisterter Hoffnung. Wir werden alle sterben. Mit der Superwaffe werden wir den Krieg zu unseren Gunsten entscheiden. Die Opfer sind zu groß. Wir haben doch keine andere Wahl. Eine Wahl, die hatte er am allerwenigsten. Er würde sich auf diese Mission begeben. So wie jeder andere auch. Und hoffen und beten und wünschen dass er und seine Kameraden lebend zurückkommen.

An der Tür angekommen griff er schon nach der Klinke als er die Stimme bemerkte. Eine tiefe, sorgenvolle Stimme kam aus dem Zimmer und ihm war klar, dass das nur der Bär von einem Mann Berry Burton sein konnte. Er versucht es wohl gerade seiner Frau zu erklären. Nichts wofür Matt ihn beneidete. Er nahm die Hand von der Türklinke und trat einen Schritt zurück. Soll er es ihr in Ruhe erklären. An die gegenüberliegende Wand gelehnt grübelte er weiter. Wurde unruhig und ging auf und ab. Desto mehr er nachdachte desto weniger konnte er sich still halten. Er tappte mit dem Fuß so wie er nicht still stand oder säuberte seine Fingernägel. Er hatte gerade kein Gefühl für Zeit und hatte es schließlich satt zu warten. Er öffnete die Tür, ruckartiger als er es wollte, und schritt an Berry vorbei zu seinem Bett während der große Mann ihm einen Blick zuwarf. Jedoch schenckte er seine Aufmerksamkeit sogleich wieder seiner Frau. Matthew konnte nicht so recht sagen ob sie wütend oder verzweifelt war. Vermutlich Beides. Berry´s Stimme hingegen war ruhig, oder wollte es zumindest sein. Genervt über seine eigene Unentschlossenheit warf Matthew sich aufs Bett, setzte die Kopfhörer auf und lag nur da. Die Augen geschlossen und am Nachdenken. Er stellte sich gerade vor, wie sie an einem Schildgenerator verzweifelten ...
 
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Captain Hero

Puppetmaster
VIP
"Jill?"
"Hm?"
Veivei beobachtete, wie sich die Hackerin zu ihr drehte und dabei ihre unbedeckten Brüste präsentierte. Anfangs hatte sie noch verwundert auf Jill gestarrt, wenn sie sich so entblößte, doch irgendwann gewöhnte man sich an das nicht existente Schamgefühl des abgedrehten Punks. Sogar Tatjana schien sich nicht mehr daran zu stören, aber diese hatte offenbar, wie so viele andere bereits zuvor, die Hoffnung auf Besserung ihres Verhaltens verloren.
Fast im Rhythmus zu der ruhigen Jazzmusik, die aus der gemeinsamen Musikanlage ihres Quartiers dudelte, kaute Jill das Kaugummi und warf Veivei einen neugierigen Blick zu.
"Hast du eine Frage? Oder wolltest du einfach nur meinen Namen sagen?"
"Ich..."
Tatsächlich bemerkte Veivei, dass sie gedankenverloren Jill und deren Brüste betrachtet hatte, ohne ihr eine Frage zu stellen, während sie leicht zurück gelehnt auf der Kante ihres Bettes saß, sich mit der linken Hand auf der Matratze abstützend.
"Wie stehst du zu der Sache in Harakon?"
"Wie stehst du denn dazu?"
"Ich hab zuerst gefragt!", antwortete Veivei empört.
"Na und?", sagte Jill schulterzuckend und zog sich ihr langes, weißes T-Shirt mit der Aufschrift 'Darwin Punk' über, das sie immer zusammen mit ihren farbenfreudigen Unterhosen – diesmal mit lila-schwarzen Querstreifen – trug.
"Hmpf", gab Veivei von sich und richtete sich in ihrem Bett auf, "Ich mache mir Sorgen. Ernsthafte Sorgen. Mir ist bewusst, dass wir mit dem Rücken zur Wand stehen und nach allem möglichen Ausschau halten, um wieder Boden gut zu machen, bevor wir vollends den Halt verlieren. Aber ein Alienartefakt?"
"Vergiss nicht, Lex, so unnütz war die Alientech bisher nicht. Unsere Stadtschilde beruhen auf gefundenen Relikten."
"Das weiß ich auch, doch dies ist was ganz anderes. Wir erobern eine besetzte Stadt zurück. Zwar begrüße ich diese Machtdemonstration und die Rettung der Menschen dort... Aber wie lange wird es dauern bis die Terraner sich das zurückholen wollen?"
"Ich vertraue unseren Leuten", sagte Jill und ging ins Bad, aus dem sie mit einer Zahnbürste im Mund zurückkehrte.
"Glaubst du etwa, ich nicht? Ich wäre schon lange nicht mehr hier, wenn ich der NSA nicht vertrauen würde."
Jill rollte mit den Augen und sagte durch den vollen Mund kaum verständlich, dass sie es nicht so gemeint hatte.
"Ich habe Xeno-Artefakte bereits mit eigenen Augen gesehen. Mein Vater hat sogar eines in seinem Büro stehen. Soweit ich weiß, war es eine gebrochene Klinge, die man nicht mehr reparieren konnte, weil das Material sich selbst unter großer Hitze nicht zusammenfügen wollte. Er fand das wohl irgendwie ansprechend. Hat manchmal stundenlang auf das Teil gestarrt, als könne es ihm Antworten auf all seine Fragen geben. Wer weiß, ob es sich mit dieser Superwaffe, über die sich unsere liebreizende McNeal nicht weiter äußern wollte, nicht ähnlich wie mit der Klinge verhalten wird. Am Ende stehen wir mit verpulverten Ressourcen und einem Artefakt dar, mit dem wir nichts anzufangen wissen."
Unterdessen war Jill mit ihrer Zahnpflege fertig geworden und wieder zu Veivei gekommen.
"Na immerhin haben wir dann dieses Kochrezept!", sagte Jill und grinste sie an.
Veivei streckte der Hackerin die Zunge raus, wurde dann jedoch wieder ernster, als sie die nächsten Worte Jills hörte.
"Ich bin darauf gespannt. Kein Scherz. Ich bin wirklich darauf gespannt, wie diese Superwaffe aussieht und besonders auf die Codes, die McNeals Leute nicht knacken konnten. Das macht mich neugierig. Das Problem ist es jedoch nicht für mich. Mir geht es eher darum, dass einige unserer Soldaten draufgehen werden. Ich weiß nicht, wie du dazu stehst, Lex, aber ich bin patriotisch. Morningstar Prime ist meine Heimat, die ich verteidigen werde. Wir haben das alles ohne Hilfe wiederaufgebaut und dann will man es uns einfach nehmen. Das lasse ich mir doch nicht von ein paar dahergelaufenen Terranern nehmen! Ansonsten würde ich in den Fabriken meines Vaters weiter Terradynsoftware programmieren. Nein, lieber gehe ich drauf, als dass die NSA fällt!"
So hatte Veivei Jill noch nie reden gehört. Wortlos starrten sich die beiden Frauen einen Moment an, bis sich Jill bäuchlings auf ihr Bett warf.
"Ich muss zugeben...", die Hackerin seufzte auf, "Ich hab Schiss vor dem Einsatz. Eine besetzte Stadt infiltrieren. Das ist das erste Mal für mich."
"Wird schon schief gehen, Jill. Immerhin passen wir gegenseitig auf unsere Ärsche auf."
"Das auf jeden Fall."
 

J-Nought

4ever Jack
Sie fühlte sich wie in einem Sarg. Die Gewissheit hunderte Meter unter Wasser zu sein, beunruhigte nicht nur Jill. Der Rest sah nicht begeisterter als sie selbst aus. Jeder schien sich unwohl in diesem U-Boot zu fühlen. Die Stimmung verbesserte sich auch nicht, als ihnen die länglichen Kapseln vorgestellt wurden, die sie in die Kanäle von Harakon bringen sollten. Torpedoförmige Titankörper, die automatisch ihr Ziel finden würden, auf das man sie vor dem Abschuss eingestellt hatte. Es bestand sogar die Möglichkeit, diese bei Ausfall der Automatik selbst zu steuern, aber darauf konnte Jill getrost verzichten. Sie kaute jetzt schon unruhig auf ihrem Kaugummi herum und wartete nur darauf, dass sie es endlich hinter sich bringen würden.
Den PDA aus ihrer Oberschenkeltasche hervorziehend, prüfte sie noch einmal ihren Ankunftsort. Jedes Team würde an einer anderen Stelle rauskommen und sich von dort zu den Generatoren schleichen. Dabei hatte es ihr Team noch am Einfachsten von allen, da ihr Ziel näher lag als das der anderen. Außerdem würden sie beinahe die gesamte Strecke durch die Kanäle gehen, um den Generator zu erreichen und die Sache zu erledigen. Die Pläne waren dank Berichten des Widerstandes in der Stadt einigermaßen aktualisiert worden. Jill hoffte, dass sie sich nicht nur auf die Pläne, sondern auch auf die Rebellen verlassen konnte. Die Wahrscheinlichkeit auf welche zu treffen, war nicht gering. Leider hatte die ISK nicht den gleichen Bekanntheitsgrad wie Major Grant etwa und angespannte Nerven waren dafür berüchtigt, dass der Finger zu schnell den Abzug drücken würde, wenn man etwas nicht erkannten. Obwohl man ihnen mitgeteilt hatte, dass die Widerständler über ihr Kommen Bescheid wussten, konnte man, nach Jills Ansicht, nie sicher genug sein.
Man hätte Jill gewaltsam in dieses U-Boot zerren müssen, hätte John Forge sie nicht erfreulicherweise mit neuer Ausrüstung für jedes Teammitglied überrascht. Den ganzen Tag durften sie mit der neusten Technologie aus der militärischen Entwicklungschmiede der NSA üben oder, in Jills Fall, damit spielen. Sie hatte eine Roboterdrohne erhalten, die dank Ergebnissen aus der Xenoforschung schweben konnte und noch andere außergewöhnliche Eigenschaften besaß. Jimmy, wie sie die Drohne nach kurzem Testen liebevoll getauft und dabei seine eigentliche Kennzeichnung „SmartEye Aufklärungs- und Adapterdrohne“ außer Acht gelassen hatte, diente als verlängerter Arm für die Plünderer. Mit ihm war es möglich einige leicht gesicherte Systeme zu hacken und manipulieren. Per PDA konnte man Jimmy lenken, aber, wie auch die Kapseln, brauchte er nicht manuelle Befehle, um sich zu regen. Bei Nachforschungen im Intranet von Nächste Generation Arsenal Projekt, kurz NGAP, stellte Jill fasziniert fest, dass man sogar daran arbeitete die Sonde zu bewaffnen. Leider war die einzige „Bewaffnung“ die Jimmy hatte, ein Micro-Plasmaschneider und einen Selbstzerstörungsmechanismus. Trotzdem hatte sie sich in den faustgroßen Jimmy verliebt.
Der Kapitän des U-Bootes, ein streng dreinschauender, schwarzhaariger Mann tauchte im kleinen Versammlungsraum auf und richtete sich mit ernster Stimme an die drei Teams.
„Team Omikron, Sigma und Rho, machen Sie sich bereit. Es geht in dreißig Minuten los.“
Ohne ein Wort zu erwidern, rafften sich die 21 ISK-Soldaten auf und folgten Cartwright, der die Spitze bildete, zu den Kapseln. Sie erreichten den Raum, wo sie beim Betreten in das U-Boot zum ersten Mal die Bekanntschaft mit ihren Tickets nach Harakon gemacht hatten. Als sie wieder vor den grauen, kalten Zylindern standen, verengten sich Jills Augenbrauen misstrauisch. Sie würde den Dingern erst vertrauen, wenn sie alle sicher in Harakon angekommen wären.
Cartwright positionierte sich sichtbar für alle vor ihnen.
„In Ordnung, das Einsteigen in die Kapseln haben wir ja bereits zu Genüge geübt. Es können immer nur drei aufeinmal abgefeuert werden, also werden wir nicht alle zeitgleich ankommen“, er machte eine Pause, „Jeder hat eine eigene Kapsel zugeteilt bekommen, wo seine Ausrüstung verstaut worden ist. Ich rufe nun die ersten Drei auf.“
Eine Person trat je aus einem der Teams vor: Tatjana Rugerowa, Noa Starkk und Sergeant Leif Molander, der blonde, blauäugige Hühne von Team Rho. Alle Drei legten sich bäuchlings in die Kapseln hinein, dann wurde die Verriegelung sowie die der Rohre, die sie abfeuern würden, über ihnen zugezogen. Ein Mann, mitte Dreißig, zählte den Countdown zum Abschuss ab. Rauschen von Wasser, das die Abschusskammer der Kapseln flutete und ein anschließendes Blubern war alles, was für Jill und die anderen Anwesenden vom Start ihrer Teamkollegen zeugte. Die Rohre wurden nachgeladen und Cartwright rief die nächsten Personen auf. Darunter auch Jill.
„Schöne Scheisse...“

Krachend wurde die obere Klappe der Kapseln weggesprengt, als Jill den Hebel dafür betätigte. Fast wäre sie dank der pechschwarzen Dunkelheit in das schmutzig aussehende Wasser der Kanalisation gefallen, hätte Tatjana sie nicht rechtzeitig an der Hand gepackt und auf den Steg gezogen. Die Sprengmeisterin hatte bereits ihre Kapsel von ihrer Ausrüstung befreit und stand in voller Montur vor Jill. Diese warf einen argwöhnischen Blick auf das stählerne Ding, das vor ihr im Wasser hin und her schwappte.
„Auf was wartest du?“, fragte Tatjana, da die Hackerin sich nicht rührte.
„Das weiß ich selber gerade nicht...“, sagte Jill monoton.
Tatjana seufzte auf.
„Lass mich dir helfen.“
Es dauerte nicht lange bis Jill mit der Unterstützung von Tatjana ihre gesamte Ausrüstung sicher entfernen konnte. Zur Sicherheit checkte Jill nochmal alles ab und war zufrieden, als alles einwandfrei funktionierte. Wenige Minuten später tauchte bereits die nächste Kapsel, in welcher sich Matthew befand, auf. Auch ihm wurde geholfen. So ging es weiter bis die gesamte Truppe vereint in der finsteren Kanalisation stand.
Nachdem jeder seine Helm- oder Schulterlampe eingeschaltet hatte, musterte Cartwright eingehend sein Team. Eduard hinkte noch ein wenig, da er beim Ausstieg das Gleichgewicht verloren hatte und mit dem Bein unangenehm auf den betonierten Steg gestürzt war. Doch es war nichts gebrochen und er würde es überleben, nach Jills medizinischer Auffassung.
„In Ordnung, Leute. Eure PDAs zeigen euch den Weg. Wir haben noch ein guten Marschweg vor uns durch diese Kanalisation. Falls wir dennoch gezwungen werden, dass wir noch vor dem Generator an die Oberfläche müssen, will ich keine Dummheiten sehen. Ich kann es nicht genug sagen: Passt auf euch und eure Kameraden auf. Noch Fragen?“
Es gab keine.
„Dann los.“


Der Spaß geht los. Wir sind alle in der Kanalisation auf dem Weg zu dem Generator, der uns zugeteilt wurde. Jeder von uns hat ein neues Spielzeug bekommen, was ich euch vorher per PN zuschicke und dann im Glossar unter einem neuen Post veröffentlichen werde. Falls ihr darauf verzichtet und eure Standardbewaffnung haben wollt → bitte im DisThread melden!

Unterwegs können euch terranische Patrouille begegnen. Ob welche auftauchen werden oder nicht und ob ihr sie umgeht oder ausschaltet bleibt euch überlassen.
 
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